Foilsithe: 08.12.2017
Heute war Nationalparkzeit :). Ich glaube, dass ich zum ersten Mal während meiner Reise ganz alleine in einem Nationalpark war. Und haltet mich für verrückt, aber das war toll, hat der Seele gut getan, viele Gedanken und Gefühle zugelassen und mich genauso viel unternehmen lassen, wie ich wollte. Mein Kopf könnte auf keine andere Art so frei werden, wie alleine in der Natur. Und da im Park schon Schnee lag und es ein Wochentag war, war es auch nicht allzu voll, sodass ich die Natur stellenweise ganz für mich genießen konnte. Klar, ein bisschen merkwürdig ist es schon ganz alleine in so einem riesen Nationalpark. Alleine einem Bären, Panther, oder einer Schlange zu begegnen, ist nochmal ein ganz anderes Gefühl als gemeinsam mit einem anderen Menschen. Auch alleine auf Wanderwegen zu gehen, den Weg immer alleine finden zu müssen und sich zu überlegen, welche der tausend Wege man denn nun geht und welche der vielen Ausblickspunkte man wählt,ist nochmal eine andere Hausnummer als in der Gruppe. Der heutige Nationalpark war so riesig, dass ich alleine auf dem Rückweg zwei Stunden im Dunklen durch den Waldpark gefahren bin, auch das ist alleine nochmal ein Stück gruseliger. Aber gerade all diese Ängste und Unsicherheiten zu überwinden, machen mich gefühlt viel stärker, was einen nicht fordert, ändert einen nur selten. All das alleine zu meistern und seine eigenen Gefühle und Grenzen kennenzulernen, ist super spannend. Ich bin mir sicher, aus solchen Erlebnissen werde ich selbstbewusster und weniger ängstlich zurückkehren.
Außerdem war ich heute eigentlich nie wirklich alleine. Sooo viele Amerikaner haben mal wieder unglaublich freundlich mit mir gequatscht und sich zutiefst begeistert über meine deutsche Herkunft gezeigt. Gerade bei älteren Paaren scheine ich einen Muttikomplex auszulösen :D. Ständig laden sie mich ein, oder wollen mich mit zu sich nehmen. Toll, mal so umsorgt zu werden :). Dadurch enthält man wirklich viele Insidertipps, auch wenn es mich andererseits natürlich vom Wandern abhält ;)
Im Park gab es einige schöne Aussichtspunkte und Wanderungen, auch wenn ein Teil der Wege leider wegen des winterlichen Wetters schon gesperrt war. Ich muss schon sagen, nachdem ich gestern noch bei Sonne am Strand war, waren heute Schnee und Eis schon etwas verwirrend. Aber die Hauptsache war, die Sonne hat geschienen, was meine Laune schon immer extrem positiv beeinflusst. Ich muss trotzdem gestehen, dass ich die Wanderungen nicht gaaaanz so atemberaubend fand, wie in den meisten anderen Nationalparks. Der Grund liegt wahrscheinlich darin, dass die meisten Wanderungen Waldwege waren. Und nichts gegen Wald, er hat etwas ganz Besonderes, Mystisches, Entspannendes. Trotzdem habe ich mich an manchen Stellen einfach gefühlt, als gehe ich in Saarbrücken durch den Wald. Wahrscheinlich konnten die Wanderungen mich nicht so flashen, da es für mich kein völlig neues Landschaftsbild war. Verrückt, oder? Oft habe ich das Gefühl, ich suche gerade auf Reisen nach den Dingen, die ich so von Zuhause noch nicht kenne. Das, was man Zuhause direkt vor der Tür hat, schätzt man oft weniger, als das neue, unbekannte Abenteuer und die fremden Landschaften. Wahrscheinlich bin ich von den USA alleine deshalb schon so begeistert, weil es so weit weg ist von Deutschland und damit gleich gefühlt ein viel größeres Abenteuer als z.B. die Alpen. Eigentlich unsinnig, aber so tickt der Mensch wohl manchmal.
Nach meinem Tagesausflug bin ich erschöpft in mein Airbnb in Fresno zurückgekehrt. Ich bin hier bei einem sehr liebevollen, süßen Rentnerpaar untergebracht. Die beiden versorgen mich ständig mit Essen und Kaffe, versuchen mir jeden Wunsch von den Lippen abzulesen und sind unheimlich interessiert an mir. Manchmal anstrengend, wenn man nach einem langen Tag "Heim" kehrt, andererseits aber auch ein schönes Gefühl. Umso schockierter war ich, als der Herr des Hauses beim Abendessen heute seine politischen Ansichten unterbreitete. Er erklärte mir, was für schlechte Präsidenten Eisenhower und Obama doch waren und wie gut und aktiv für das Land Trump nun sei. Neben uns am Tisch saß seine Frau, die aus den Philippinen stammt. Wie kann man denn mit Trump übereinstimmen, wenn man selbst eine Frau aus einem anderen Land hat? Er redete abfällig über alle Schwarzen und erklärte mir dann noch, dass er die Nazizeit vollkommen nachvollziehen könne. Die Juden seien ja schließlich böse Leute gewesen...Bei solchen Gesprächen bleibt mir einfach der Mund offen stehen, es ist schwer, irgendwie darauf zu reagieren. Kontrovers ist, wie freundlich, hilfsbereit und gastfreundlich dieser Mann gleichzeitig ist. Hier das Haus ist überhangen mit christlicher Dekoration und gleichzeitig solche Aussagen? Unfassbar! Aber leider auch solche Menschen sind wohl ein Teil der Realität in den USA. Ich will sie nicht verurteilen, sicherlich hat jeder seinen Grund, warum er so denkt und redet, wie er es tut. Trotzdem hoffe ich einfach, dass so hassvolle, rassistische Einstellungen in der Welt abnehmen, bevor der nächste Krieg passiert.