Argitaratu: 16.01.2018
15.01.
media dia en lima... - zur mittagszeit sei der lkw mit der vepse in lima.
das muss noch lange nicht heissen, dass damit der standort der spedition aragon gemeint ist. lima ist soooo groß...
ist der westliche luftraum südamerikas etwa vollständig gesperrt, weil die papa-maschine auf dem weg nach chile ist???
uns bleibt im amazonasgebiet die antwort bis auf weiteres verborgen. es betrifft nicht nur meinen flieger, sondern auch die der anderen passagiere, die nach cusco oder mit einer anderen fluggesellschaft nach lima wollen.
wir drehen noch eine schleife über dem pazifik bevor der pilot zur landung ansetzt.
so erreiche ich ohne weitere verzögerungen lima um 17:00 uhr. zweieinhalb stunden später.
damit wird das mir selbst gesetzte timing recht eng. nic - mein werkstattmann, hat sein whatsapp-account scheinbar nicht aktiviert. auch ein anruf bleibt ohne beantwortung.
als ich bei dem spediteur aragon ankomme, scheint er schon geschlossen zu haben. bei seinem nachbarn ist noch ein kommen und gehen. ich werde aber wieder zurückgeschickt. in dem moment verlässt ein aragon-mitarbeiter das heruntergelassene tor durch eine eingelassene tür. ich sprinte auf ihn zu und frage ihn, ob das büro schon geschlossen habe. no.
als mir dann aber die mitarbeiterin sagt, dass der lkw erst morgen komme, erlebt sie - wahrscheinlich das erste mal in ihrer berufstätigkeit - einen nicht enden wollenden schwall deutscher worte. von der tonlage so gewählt, dass sie sich schon denken kann, dass diese nicht vor freude überschäumen.
der lkw sei in lima. der freundliche herr, der mir den weg ins büro gezeigt hat, will sich wohl den gringo nicht entgehen lassen und steht erst einmal als unbeteiliger zuschauer dabei. dann aber ergreift er partei für seine kollegin und sagt, der lkw sei ja in lima - so wie von der spedition auch zugesagt...
in der zwischenzeit telefoniert die kollegin mit den lkw fahrern und teilt mir mit, dass der lkw morgen früh um 09:00 uhr da sei. sie versteht meine zeitknappheit und nickt überzeugt mit dem kopf als ich sie frage punto? pünktlich um 09:00 uhr?
mein taxi hat gewartet. wir fahren jetzt nach miraflores zu meinem hostel. unterwegs versuche ich erneut nic zu erreichen und spreche ihm auf seine mailbox.
sollte der lkw morgen um 09:00 uhr da sein,
sollte ich nic tatsächlich erreichen und
sollte tatsächlich der transporter, der die vepse huckepack nimmt und zur werkstatt bringt, sofort zur verfügung stehen,
haben wir vielleicht die chance, dass die vepse morgen mittag in der werkstatt steht.
nach der siesta könnte dann die fehlersuche beginnen, sofern nic zur stelle ist...
geduld ist gefragt, gute nerven und gelassenheit.
16.01.
ein rundum erfolgreicher tag - gemessen an meinen vorsichtig formulierten zielen.
erinnerungen an meine tour...
der blick aus meinem fenster und zugleich praktischer sichtschutz
vor dem hintergrund unserer gestrigen fahrt nach miraflores veranschlagt der taxifahrer anderthalb stunden und steht heute morgen um halb 8 vor der tür. en punto!
sein fahrstil ist peruanisch, offensiv und mit einem guten reaktionsvermögen ausgestattet.
ich sitze hinten rechts und vermeide den blick auf die fahrbahn. statt anderhalb stunden benötigt er nur eine halbe.
noch ein schnelles frühstück bevor der bus kommt
ich mache einen spaziergang um die vier ecken und bin erstaunt, dass ich nicht in einem drögen gewerbegebiet bin.
gleich eine straße weiter befinde ich mich in einem etwas besseren wohnviertel. ich will es nicht glauben, aber aus einem der geöffneten fenster, die die noch frische morgenluft in das zimmer lassen, höre ich jemanden klarvier üben. ungewohnte töne für peru und balsam für meine ohren.
es ist kaum verkehr.
der schwabe hätte seine besondere freude, denn es wird die straße gefegt. das fällt mir auch immer wieder in puerto maldonado auf. es wird gefegt und mit wasser die gehwege geschrubbt. jeden morgen aufs neue!
eine mutter mit zwei töchtern - die eine ist vielleicht 6, die andere 3 oder vier, kommt des weges und ist schon fast kilometerweit zu hören. das jüngere gör hat einen ausgeprägten willen und eine kräftige stimme. sie will nicht so, wie die beiden anderen wollen, stampft mit den füßen, bleibt stehen, fällt hin oder lässt sich fallen und zieht auch sonst alle register, um ihren willen durchzusetzen. aber die mutter und die ältere schwester lassen sich nicht beeindrucken. sie gehen langsam weiter - das gör wütend und schreiend hinter her. es ist noch in dem alter, dass sich keine alternativen aufzeigen und realisieren lassen. diese tatsache macht es wahrscheinlich noch wütender.
ich grinse vor mich hin und sehe nora und tillmann vor mir, die in dem alter und auch später ähnliche eskapaden auf lager hatten - ein auge immer auf ihre umgebung gerichtet. kam von dort die entsprechende und gewünschte resonanz wurde noch ein zahn zugelegt.
es gibt einen bäcker, aber ich halte mich zurück. so gut es auch nach frisch gebackenem duftet.
der traum für campingurlauber
um halb 10 bin ich wieder zurück. ich muss nicht lange warten und tatsächlich hält ein lkw mit anhänger vor dem gelände. es dauert zwar noch eine zeit, bis ich die vepse sehen kann, aber dann ist es soweit.
die lkw sind nicht mit einer hebebühne ausgestattet. das heisst richtige knochenarbeit für die lagerarbeiter. es gibt zwar einen gabelstapler, der erst dann seinen einsatz hat, wenn die auf der erde liegende palette mit schweren säcken beladen ist. vielleicht liegt es daran, dass der große lkw für puerto maldonado geladen werden muss und nur ein gabelstapler zur verfügung steht.
dann aber wird es spannend. für eine palette ist die vepse viel zu groß. das vorderrad hängt über dem palettenrand, die vepse liegt auf ihrem rahmen, bis sie den rettenden asphalt erreicht. fünf männer sind im einsatz. es scheint, das ist ihr erstes mal.
eine in meinen augen sehr gewagte aktion zumal die palette schon die ersten alterserscheinungen hat und droht, nach vorne hin wegzubrechen. aber alles geht gut.
eine handvoll männer bringt sie auf den sicheren asphalt
der lack des vorderen schutzbleches hat während der fahrt schwer gelitten. ich weise darauf hin und behalte mir ein runterhandeln des speditionspreises für die rückfahrt vor.
nic ist immer noch nicht zu erreichen. meine sprachnachrichten hat er nicht abgerufen....
so frage ich den lagerchef nach einem transporter. er telefoniert, hat erfolg und wenig später erscheint ein sehr in die jahre gekommener pickup auf dem gelände.
natürlich ohne hebebühne.
der lagerchef sagte vorher noch zu mir, es sei kein problem, die vepse zu stemmen. man müsse sie nur an drei punkten anheben..
für einen moment liegt das gewicht nicht auf den rädern, sondern wieder auf dem rahmen, ein unschönes und kratzendes geräusch muss ich ertragen bis sie endlich auf der ladefläche steht.
una rampa ist mein stichwort. ein träges kopfschütteln der mecancicos. wie soll das gehen? wie wollen wir die vepse von der ladefläche bewegen? ich frage nocheinmal etwas energischer no hay una rampa acar? es setzt sich ein anderer mecanico in bewegung und findet in einem sprinter das begehrte teil. kein holzbrett, sondern eine für motorräder gedachte rampe!
an dem empfang erkenne ich, dass keiner von meinem kommen weiss. zwar frage ich etwas erstaunt/verärgert, ob nic sie nicht informiert habe? no.
ich nehme das hin und freue mich, dass hier einige vespen stehen. also bin ich hier richtig. was ich aber dabei nicht bedacht habe ist, dass die alle noch vor mir dran sind. es gibt nur einen mecanico, der für die vespen zuständig ist, die anderen sind selbständig und arbeiten an autos.
ok. keine besonders gute ausgangsbasis. der mecanico zeigt mir einen platz in der werkstatt, wo ich an der vepse arbeiten kann.
so mache ich mich daran, zu allererst, den ansaugstutzen abzunehmen und die öffnungen oben und unten mit panzerband abzudichten. aber dann erschallt der ruf siesta und almuerzo - mittagspause.
erst in anderthalb stunden würde weitergearbeitet. die zwangspause tut mir gut. das frühstück heute morgen musste aufallen.
auch hier finden sich in unmittelbarer nähe bürohäuser und damit zahlreiche restaurants mit günstigen mittagstischen. ich verzichte auf das menue und bestelle nur eine leckere ceviche und ein dunkelrotes und gekühltes maisgetränk. den namen habe ich schon wieder vergessen. ein paar blocks weiter finde ich ein cafe, das leckere cremefraiche-torten in seiner kühlung hat.
meine kräfte kehren wieder.
ich bin sogar ganz froh, dass ich erst einmal alleine an der vepse arbeiten kann. trotzdem muss es einen plan b geben.
zwar hat sich nic mittlerweile für morgen angekündigt - temprano, das heisst um 10:00 uhr... - aber wenn die fehlersuche nicht zum erfolg führt, muss die zweite werkstatt ran.
alles wäre leichter, wenn ich deren adresse wüsste... im internet gibt es viele firmen mit der bezeichnung autobody - am nachmittag aber weiss ich, dass es sich genau um meine wunschwerkstatt handelt.
von karin kommt der tipp, einfach sebastian nach der adresse zu fragen.
wieder in der werkstatt arbeite ich die punkte auf meiner liste so weit ich das kann ab, aber keine von ihnen ist der verursacher der vepsensymptomatik.
während ich schraube, kommt ein pickup, der eine vespa abholen muss. ich habe nicht zeit darüber nachzudenken, warum die reparierte vespa nicht selbst fahren kann. ich bin abgelenkt von der mechanik, die der fahrer des pickup ausfährt. die ladefläche hebt sich und landet sachte auf dem boden der werkstatt. die vespa wird draufgeschoben, festgezurrt und per knopfdruck auf das fahrgestellt des pickup zurückgehieft. ich lasse mir gleich die karte geben.
den mecanico kann ich nicht für die vepse gewinnen, er hat klare vorgaben und auch keine große lust. morgen sei nic da, der könne helfen.
ich kann hier nichts mehr werden, verabschiede mich mit einem hasta luego und stoppe ein taxi, das mich zur anderen - plan b-werkstatt - bringen soll.
die adresse habe ich nicht. also muss mir erst ZU AUTO, der chevrolethändler, helfen. er hat die adresse im zugriff, sofern er nicht wie vor zwei wochen sein denkvermögen dem smartie überlassen hat.
aber es kommt anders. der zufall will, dass ich auf meinem smartie sebastians antwort mit vollständiger adresse vorfinde.
der taxista ist erst etwas ungehalten, macht dann aber auf der vierspurigen und verkehrsreichen straße eine etwas gewagte 180°- drehung und setzt mich später vor der werkstatt ab.
der security-mann hat ein gutes gedächtnis, grüßt mich erkennend und lässt mich auf das gelände.
in der werkstatt treffe ich den werkstattchef renzo an. auch er erkennt mich wieder. er war derjenige, der mir gezeigt hat wo die cdi sitzt. ich spiele mit offenen karten und kündige mein kommen für donnerstag/freitag an, sollte die jetzige werkstatt den fehler nicht finden. er weiss auch, dass mein zeitfenster sehr klein ist und die vepse gleich am montag nächster woche wieder zurück nach puerto maldonado muss.
die spedition fährt die strecke lima puerto maldonado täglich.
ich müsse am abend vorher die fracht ankündigen. am nächsten tag würde ab 09:00 uhr geladen. spätestens dann müsse sie auf dem hof stehen. samstag würden sie auch arbeiten.
die ziele sind abgearbeitet. zwar unter völlig anderen vorzeichen, aber das spielt für heute keine rolle.
bis spätestens donnerstagmittag muss der fehler gefunden und beseitigt sein. wenn nicht, muss ich den transport so organisieren, dass die vepse bis 17:30 uhr in der anderen werkstatt ist... dann bleibt nur noch der freitag und ggf. der samstag für die reparatur.
die letzte option: den flug verfallen lassen und bis spätestens 29.01. in puerto maldonado sein, damit ich dort mein visum verlängern kann.
ein versuch hier in lima schlug damals fehl.
dem risiko will ich mich nicht erneut aussetzen.
die etwas lädierte emaillestelle in der badewanne sorgt nach wie vor für festen und sicheren halt.
17.01.
mich empfängt ein frostiges klima in der werkstatt.
nic sieht keinen grund, sich zu erklären. er ist mit zwei rennmaschinen beschäftigt.
ich übe mich in geduld...
ich habe ihn über die dringlichkeit in meiner sprachnachricht nicht informiert.
vielleicht hätte er sich dann mit dem abarbeiten der aufträge den nötigen freiraum für mich geschaffen und auf die zwei freien tage verzichtet?
als er einen moment zeit hat, will ich ihm die symptome der vepse "vorspielen", doch sie weigert sich standhaft. vielleicht weiss sie schon mehr als ich und zieht es vor, sich hier nicht behandeln zu lassen.
sie springt einfach nicht mehr an.
nic hat keine zeit und erklärt mir, er müsse erst die 5 motorräder, die hier noch stünden, in ordnung bringen. erst dann könne er sich um die vepse kümmern.
endlich höre ich auf meine innere stimme, die mir schon seit gestern morgen sagt, dass nics werkstatt die falsche adresse ist.
während ich noch überlege, wie ich weiter verfahren soll, beobachte ich das treiben.
michelle, der mecanico hat eher einen gemächlichen arbeitsstil.
dank der guten sitzbankpolsterung, über die die vespen verfügen, findet er eine bequeme position, sich mit einem anderen mecanico ausführlich zu unterhalten. der ist gerade dabei, eine alte lambretta auf hochglanz zu polieren. seine rechte hand, die ein stück lappen hält, dreht sich schon seit einigen minuten auf derselben stelle, während er michelle interessiert zuhört.
nic, einige meter weiter, scheint das zu tolerieren.
ich ergreife die flucht. mich macht das hier alles ziemlich nervös.
die zeit sitzt mir im nacken. so oder so.
auch wenn ich das visum für peru verlängere, bleiben noch einige tausend kilometer, die gefahren werden wollen. ausserdem habe ich kein interesse, einen neuen rekord für die strecke puerto maldonado - montevideo aufzustellen. ich möchte die zweite hälfte der reise genießen und genügend raum für positive wie für negative überraschungen im köcher haben.
ein cappuchino und eine media luna, sowie die ruhe in dem cafe bringen mich langsam wieder runter.
ich mache gedanklich eine auszeit und eine markenstudie der vorbeifahrenden suv-autos. ich versuche herauszufinden, welcher mein "baustellenfahrzeug" im kommenden jahr am besten ersetzen kann.
die internetausbeute in sachen markenabgleich und preisfindung ist eher spärlich. ich bin aber auch nicht richtig bei der sache.
bevor ich zurück zur werkstatt gehe bekomme ich noch von sebastian die antwort, dass er mit meiner neuen werkstatt autobody zwar keine erfahrung habe, sie aber für ihre mecanicos, ihre ausrüstung und zuverlässigkeit bekannt sei. sie sei aber auch teuer...
ich bezahle. es ist 12:00 uhr. wenn ich pech habe, ist jetzt siesta.
auf dem weg zur werkstatt ist meine entscheidung endlich getroffen. edwardo, der für die administration und das öffnen der türe zuständig ist, grüßt kurz. eine weitere bestätigung, dass meine getroffene entscheidung die richtige ist.
ich informiere nic über meine entscheidung. er will zeit gewinnen und versteht nicht...
ich frage ihn dann, ob er autobody kenne. ein kopfschütteln.
wers glaubt... er muss doch seine konkurrenz kennen.
er scheint über meinen entschluss erleichtert. auf meine frage, ob er für mich den transporter anrufen könne, reagiert er sofort und bittet edwardo um den erforderlichen anruf.
jetzt geht alles sehr schnell. der transporter ist eine halbe stunde später da. er nimmt die vepse huckepack. kurze verabschiedung meinerseits - mucha suerte - und eine stunde später steht die vepse bei autobody auf dem parkplatz. umgerechnet 23 € für den transport.
wie auf einem treppenlift...
die werkstatt ist nicht weit von hier. in taxiwährung sind es 6 soles. das entspricht 1,50 €.
fahrzeit ca. 20 bis 30 minuten.
der taxista, der mich gestern von der werkstattt hierher gefahren hat, wollte sage und schreibe 20 soles! mehr als das dreifache des regulären preises.
und warum? weil ich wie ein anfänger in die falle getappt bin, die er mir mit seiner frage de donde eres? - wo kommen sie her? gestellt hat.
kurz vor dem aussteigen erzähle ich ihm aber noch mein erlebnis mit dem schuhputzer in cusco. dieser habe auch nach bekanntwerden meiner nationalität den preis merklich angehoben. energisches kopfschütteln des taxistas.
bestätigt wurde die inflationäre preisanhebung seinerzeit durch meine "freundin", die gerade neben mir saß und den preis mitbekommen hatte.
ein verlegenes oder vielleicht sogar ein anerkennendes grinsen für den schuhputzer?
die benzinpreise seien sooo gestiegen...
18.01.
um 15:00 uhr empfängt michrenzo mit der guten nachricht: sie springt wieder an.
aber sonst ist alles unverändert.
er prüft den neuen vergaser, er tauscht die cdi, ebenso die zündspule - der zündfunke ist da. esta bien.
renzo ist ein profi, hat das richtige werkzeug und nach nur einer viertel stunde liegt das herz der vepsa auf dem op-tisch.
er untersucht das ventilspiel und kümmert sich dann um die kolbenringe und stellt fest, dass einer nicht dicht abschließe und luft durchlasse. die anderen beiden seien in ordnung. auf meine frage, ob es ersatz gäbe, ernte ich erst einmal ein kopfschütteln. die müssten importiert werden - mit 30 tagen müsse ich rechnen.
ich frage noch einmal mit blick auf die anderen vespen. ja - es gäbe einen importeur, den könne er morgen fragen. jetzt habe dieser schon feierabend.
die standfestigkeit des weberknechts bleibt unverändert:
liegt es daran, dass ein freund von rolf am 30.01. nach mendoza oder santiago de chile kommt und ich das angebot habe, dass henning - so heisst er - die ersatzteile mitbringen kann?
oder spare ich mir den import aus deutschland und kaufe hier in lima einen kolben mit den passenden kolbenringen, der in den 125iger zylinder passt ?
hier fahren genug motorräder mit 125 ccm, so dass es die ersatzteile hier in der landeshauptstadt (!) geben müsste.
oder liegt es an rolfs beruhigender sprachnachricht?
er sei schon mit kolbenringen gefahren, die in 10 teile zerbrochen gewesen seien. es habe zwar aus dem auspuff geraucht, aber sein motorrad sei gelaufen.
er schließt die kolbenringe mit ziemlicher sicherheit aus.
und eine nachricht später: kauf dir nur die ringe. wenn die zu groß sind, könnt ihr die auch passend schleifen.
unabhängig davon legt renzo auch die ankerplatte frei und stellt fest, dass der abstand des pickups zum pohlrad nicht wie vorgeschrieben 50, sondern 95 hat. er stellt auch fest, dass henricos verkabelung fehlerhaft ist.
das gibt mir wieder hoffnung. es ist plausibel, dass der motor fehlzündungen hat, wenn die stromzufuhr unsauber ist.
eines aber beruhigt mich. wir sind heute ein großes stück weiter als noch in maldonado. vieles ist ausgeschlossen.
drei mögliche ursachen haben wir im blick und die chance ist groß, dass wir uns am hiesigen markt mit den erforderlichen teilen versorgen können.
angesichts der neuen erkenntnisse werde ich morgen nicht erst um 15:00 uhr, sondern um 10:00 uhr in der werkstatt sein und mich um kolben und kolbenringe kümmern.
19.01.
da habe ich die rechnung ohne piaggio gemacht.
an der der ccm- zahl lässt sich nicht rütteln.
es gibt aber darüber hinaus noch viele gestaltungsvarianten, die es erforderlich machen, der marke treu zu bleiben und einen vespa-kolben kaufen zu müssen.
ich bin um 10:00 uhr in der werkstatt. renzo ist noch im aufwachmodus und gähnt ohne ende. das radio läuft auf hochtouren. der sender ist schlecht eingestellt und liefert neben der krächzenden musik auch noch parallelgeräusche von anderen frequenzen.
das ist nichts für meine nerven.
auf renzos aufwachphase kann ich keine rücksicht nehmen und falle mit der tür ins haus. es gäbe doch in lima bestimmt 125iger zylinder mit den passenden kolbenringen. aber irgendwie reden wir aneinander vorbei und er spricht immer wieder von importado.
meine geduld ist im höchsten maße gefordert.
dann erfahre ich, dass auch die kolbenringe nicht für jeden kolben gleichermaßen passen. sie könnten in ihrer bemaßung stärker sein und so nicht in die führung des vespa-kolbens passen.
gut. also muss ich mich von dem gedanken verabschieden und doch auf den transfer aus deutschland setzen?
es schwirren in meinem kopf die guten kompressionswerte herum und auch wilfrieds sprachnachricht, die genau wie rolf, die kolbenring-theorie in abrede stellt.
wir müssen weitersuchen. renzo darf sich jetzt nicht auf seine kolbenttheorie einschwören, schießt es mir durch den kopf. sonst ist hier gleich feierabend für mich!
ein kollege oder vorgesetzter in schneeweissem poloshirt platzt in unser gespräch und will von renzo details wissen.
die beiden fachsimpeln. ich verstehe kein wort und bitte dann etwas entnervt, das radio abzustellen.
jetzt habe ich auch gelegenheit, meine fragen zu stellen und darauf hinzuweisen, dass sich der umfang der kolbenringe durch die betriebstemperatur ändert und damit ihr spiel geringer würde...
und auf einmal sagt renzo: probamos. versuchen wir es.
der kolbendeckel, dessen oberfläche bei anderen herstellern unterschiedlich ist und deswegen nicht überall passt.
was war der auslöser für diesen neuanfang? das sind andere töne, als gestern.
seine müdigkeit ist verflogen, der kollege oder chef wieder draussen und der zusammenbau beginnt.
enzo arbeitet sicher und genau. er kennt seine handgriffe, prüft und verbessert. als wir zur ankerplatte kommen, von der henrico gesagt hatte, dass die kabel werkseitig falsch angeschlossen gewesen seien, frage ich renzo, ob er gemessen habe und alles ok sei. esta bien.
mit dem pickup - dem stromabnehmer - ist er ganz genau. er achtet darauf, dass der abstand mit 50 erreicht und nicht überschritten wird. er stellt die ventile sorgsam ein, und es gelingt ihm nach drei versuchen, den zylinder mit vorsicht auf den kolben zu schieben.
der rest geht dann sehr schnell, so dass zur siesta-zeit der motor wieder eingebaut ist.
jetzt muss ich mich noch eine stunde gedulden. erst nach dem mittagessen kommt die stunde der wahrheit.
KEINE VERÄNDERUNG!
ich beobachte aus dem augenwinkel, wie eines der 8 beine des weberknechts seinen halt verliert...
wird renzo gleich seine kolbentheorie neu aufleben lassen? das wäre für mich ein killerargument, dem ich nichts - ausser der guten kompression - entgegenzusetzen hätte.
aber er hält sich nicht mit konjunktiven auf, sondern will es wissen. teile einer anderen vespa, die auf importware wartet, werden zuhilfe genommen, adaptiert und in meine eingebaut. keine veränderung. und so geht es den ganzen nachmittag weiter, er probiert alle möglichkeiten durch und scheint sich auch noch rat von einem whatsapp-partner zu holen. er recherchiert darüber hinaus in den foren und beweist eine engelsgeduld. keine unflätigen worte, sondern ruhige und zielsichere handgriffe.
ich werfe nochmals das thema ankerplatte und hencriocs verkabelungskünste in den raum. renzo nickt mir zustimmend zu. ja, die alte ankerplatte sei ja in ordnung, die würden wir morgen früh einbauen.
continuamos manana. und damit ist der feierabend eingeläutet.
morgen steht uns nur ein halber arbeitstag zur verfügung.
es kann nichts mehr schief gehen.
20.01.
schief gegangen ist nichts - im gegenteil!
renzo ist in seinen rechnervertieft. er schaut keine videos oder verteibt sich die zeit mit computerspielen, sondern recherchiert in sachen vepse..
er macht heute morgen einen wachen eindruck. abgesehen von einer erträglich lauten musik, die von draussen kommt, ist es hier herrlich ruhig.
dort befindet sich ein großer hof, in dem autos gewaschen und verunfallte wieder instandgesetzt werden. daneben gibt es noch eine werkstatt und eine lackiererei.
auch hier herrscht konzentrierte arbeitsatmosphäre. die chefs - zu erkennen in ihren weissen poloshirts - gucken hier und da und sorgen wohl allein durch ihr überraschendes auftauchen für arbeitsdisziplin.
renzo ist wieder alleine - beste voraussetzungen für einen erfolgreichen werkstatt-tag.
er gibt wieder alles: geduld, fachliches können, improvisationsvermögen und geschicklichkeit. und nicht zuletzt phantasie, ehrgeiz und hartnäckigkeit. er schaut sich die getane arbeit dreimal an, bevor er zum nächsten schritt übergeht.
die ankerplatte ist eingebaut und neu verkabelt, der stromaufnehmer - pickup - sitzt in seiner richtigen position, und auch die cdi ist angeschlossen.
das ergebnis: wir haben einen wesentlich besseren zündfunken.
renzo setzt aber die andere cdi probehalber noch einmal ein.
dieses mal gibt es keinen zündfunken.
der verdacht liegt also nahe, dass sie ihren geist in puerto maldonado aufgegeben hat.
und nun der spannende moment: als letztes schraubt er noch die zündkerze rein, kerzenstecker drauf, startet, gibt etwas gas -
KEINE VERÄNDERUNG.
der weberknecht hat keine gewalt mehr über das zweite seiner 8 beine und rutscht weg. auch dieses kann sich jetzt nicht mehr in der sicherheit der lädierten emaillestelle wiegen.
renzo hält durch. er lässt sich nicht unterkriegen. er kämpft mit allen waffen, doch die drehzahlen wollen nicht steigen. sie stottern vor sich hin.
es ist fast so, als ob die vepse ruft: ihr habt es gleich! befreit mich von den fesseln der gedrosselten drehzahlen. ich will zum atlantik!
heute ist samstag. der arbeitstag ist vorbei.
renzo hat noch zwei tips auf lager - nur daran könne es noch liegen:
das steuergerät, das wir in puerto maldonaddo neu eingebaut haben und die antenne der wegfahrsperre - das können nur noch die verursacher sein. alles andere hat er überprüft und repariert.
wo aber ist das andere steuergerät? nicht in meinem helmfach, nicht in der werkzeugtasche und auch nicht in den beuteln mit kleinmaterial.
es kann nur in henricos werkstatt liegen.
renzo aber will es damit probieren.
die antenne für die wegfahrsperre, die über einen kontakt mit dem zündschloss verbunden ist, kann er vorübergehend von der anderen vespa abbauen - aber erst am montag.
ich nehme am montag den ersten flieger nach puerto maldonado und werde um halb 10:00 uhr da sein.
drei dinge stehen dort auf dem programm: visaverlängerung, versicherung für die vepse erneuern und henrico in der werkstatt besuchen.
der rücklfug nach lima ist für den nächsten tag gebucht. wenn es keine verspätung gibt, kann ich am dienstag um 16:00 uhr wieder in der werkstatt sein.
der rest des heutigen tages trägt dazu bei, dass das zweite bein des weberknechts wieder zur lädierten emallestelle zurückfindet.
die spannende frage, die mich in die siesta entlässt:
die wegfahrsperre sitzt in der cdi.
wenn sie - die wegfahrsperre - jetzt aus irgendeinem grund dauerhaft arbeitet - sorgt sie für die drehzahlbegrenzung?
und wenn die antenne der wegfahrsperre beim wechseln des zündschlosskontaktes anfang oktober in cajamarca beschädigt worden wäre und sich diese erst durch sanftes ruckeln und später durch die jetzigen symptome bemerkbar gemacht hat bzw. macht?
wäre es dann nicht das "einfachste" sie jetzt zu deaktivieren?
ich rufe wilfried an und erreiche ihn. er vermutet aber, dass die wegfahrsperre entweder die stromzufuhr blockiert - aber der zündfunke ist ja da - oder die benzinpumpe unterbricht. aber auch sie arbeitet.
er macht sich bis montag schlau.
ich hoffe sehr, dass die funktionierende wegfahrsperre die drehzahlen drosselt.
am späteren nachmittag gönne ich mir in einem nahegelegenden cafe einen cappuchino mit einem sehr lecker aussehenden cremefraiche kuchen.
danach mache ich einen spaziergang durch die nebenstraßen miraflores und habe völlig überraschend eine halbe stunde einen freien blick auf den paziflik und eine sich im dunst verabschiedende abendsonne.
sehr beeindruckend!
auf dem weg dort hin komme ich an einem kleinen studiotheater vorbei, das heute abend vorstellung hat und dessen kasse sogar besetzt ist.
der titel des stücks:
la piedra oscura - der dunkle stein oder frei übersetzt die dunkle zelle.
der autor ist der erst 40 jahre alte alberto conejero.
schauplatz ist spanien vermutlich in zeiten des bürgerkrieges.
es ist ein zweipersonenstück und spielt in einer gefängniszelle.
erst später wird deutlich, dass es die todeszelle ist.
während zu beginn die rollen klar verteilt sind - der zum tode verurteilte wird von einem soldaten mit einem gewehr im anschlag bewacht - nähern sich die beiden einander an und erzählen sich ihr leben. der bewacher ist noch sehr jung und mit seiner aufgabe überfordert. er steht noch unter dem eindruck seiner kriegserlebnisse und ist hin und hergerissen: soldatsein oder menschsein.
sein "delinquent" ist ingenieur und war in intelektuellen kreisen beheimatet.
kurz bevor der zum tode verurteilte abgeführt wird, schenkt er seinem bewacher seinen talismann. ein kreuz an einer silbernen kette.
das theater ist nahezu ausverkauft. konzentrierte ruhe im publikum, stehende ovationen.
seine todeszelle
21.01.
ohne es geplant zu haben erlebe ich den papa-konvoi richtung flughafen.
in miraflores gibt es im riesensupermarkt plaza vea keinen sonntag. für mich günstig, weil das salatbuffet sehr reichhaltig ist.
das plaza vea liegt genau an der straße, die der konvoi nehmen wird. das alles weiss ich nicht. ich wundere mich nur über die unruhe in der supermarkt-kantine. ein kommen und gehen, ein rasches aufstehen und zum fenster laufen, ich sehe menschen mit plastikstühlen und plastikhockern zum ausgang streben.
es könnte mit dem papst zu tun haben, aber er wird doch wohl mit dem hubschrauber zum flughafen gebracht und sich nicht durch die stadt fahren lassen, vermute ich.
so genieße ich in aller ruhe zwei riesenportionen frischen und knackigen salat und begebe mich dann in aller ruhe nach draussen.
junge gefreite halten die menschen in schach, sind aber selbst kaum zu bändigen (rechts im bild)
überall polizei, absperrbänder, motorradstreifen, die mit rotlicht die strecke abfahren und aufgeregte menschen, die die straße säumen.
ich wundere mich nur, warum die linke seite kaum bevölkert ist, auf der rechten seite die leute aber in viererreihen stehen und warten.
ich entdecke per zufall papa-wimpel und habe damit eine antwort auf meine frage.
außer rand und band: papa kommt!
ich beobachte eine familie, die einen guten parkplatz ergattert hat. auf dem auto sind die kinder verteilt und haben eine supersicht.
außer rand und band vor aufregung. sie tanzen auf dem dach und der kofferaumhaube herum. das geschundene karrosserieblech beult ein, um sich im nächsten moment mit einem lauten plopp wieder in den originalzustand zu bringen. die mutter ist auch kaum zu bändigen, den vater vermute ich noch im auto.
und dann wird es tatsächlich ernst. einige streifenwagen bilden die vorhut, ein pickup mit kameraausrüstung, zahlreiche schwarze hyundaibusse mit vip-kennzeichnung und dann ganz plötzlich erscheint ein kleiner schwarzer unscheinbarer chrysler.
die fenster auf fahrer- und beifahrerseite geöffnet und die menschen winken und rufen: papa, papa!
alles geht sehr schnell. der konvoi bremst nicht ab, sondern fährt mit recht hoher geschwindigkeit an den jubelnden menschen vorbel
und warum die rechte fahrbahnseite beliebter war, als die linke habe ich dann auch verstanden.
im nachhinein wundere ich mich über die recht moderaten sicherheitsvorkehrungen. keine kontrollen, kein gepanzertes fahrzeug, keine kugelsicheren scheiben.
sehr schnell löst sich die menschenmenge auf.
mich zieht es zur strandpromenade.
22.01.
das war heute mein teuersten frühstück überhaupt!
um 06:45 uhr setzt mich mein taxifahrer vor der abflughalle ab.
zwar gibt es eine sehr lange schlange zu den gates, aber die abfertigung geht sehr zügig. ich habe noch zeit. es riecht verlockend nach getoasteten sandwiches und kaffee. das will ich mir nicht entgehen lassen, muss aber etwas warten.
ich bin gut in der zeit - denke ich.
doch dann werde ich schon etwas unruhig und begebe mich auf schnellstem wege zum gate. das frühstück konnte ich trotzdem noch genießen.
ich komme zum ausgang 34.
keine schlange, nur zwei einsame flugbegleiterinnen warten auf ihren flug - aber nicht auf meinen. ich ahne noch nichts böses. der counter ist noch besetzt, der bus wartet draussen.
doch dann informiert mich die star peru mitarbeiterin, dass ich zu spät sei. der flug sei um 07:15 uhr zum einsteigen freigegeben worden. ich versuche noch zu insistieren, aber ohne erfolg.
ein ähnliches erlebnis hatte ich auf einem inlandsflug in deutschland, doch dort gab es einen golf, der mich noch schnell zum flieger gebracht hat. da war auch der flughafen kleiner.
ich versuche hier ähnliches, aber sie verweist auf die flughafenbestimmungen und erklärt mir noch den weg zum star-peru servicepoint, wo ich meinen flug umbuchen könne.
in der regel wurde die einsteigzeit nie eingehalten. sie war so immer großzügig bemessen, dass der flieger immer pünktlich abheben konnte. ich war heute vielleicht 15 bis 20 minuten später beim gate - und das war zu spät.
ich fluche auf meinem weg zum servicepoint laut und vernehmlich.
ich falle nicht weiter auf, weil keiner der mir entgegenkommenden reisenden an wunderliche selbstgespräche denkt, sondern ein kabeloses telefonat vermutet.
große augen, als ich wieder im hostel auftauche. ich muss kleinlaut zugeben, dass ich den flieger verpasst habe, schiebe aber gleich hinterher, dass es die fluggesellschaft sehr genau mit ihrem boarding gemeint habe.
ich kann wieder mein altes zimmer beziehen und erhole mich von dem schreck.
ich denke noch an den ablfug in puerto maldonado vor einer woche. da wurde das boarding einfach mal um anderhalb stunden überzogen. wo bleibt die ausgleichende gerechtigkeit?
am nachmittag schaue ich nach der vepse und hoffe, dass renzo über das wochenende eine erleuchtung hatte. leider nein. allles ist unverändert. er schraubt an einer anderen vepse.
er begrüßt mich freundlich, aber nicht überrascht. ich erzähle im von dem verpassten flug. sein kommentar: muy caro no? - sehr teuer?
etwas später hat er zeit. ich schlage vor, dass wir den ansaugstutzen noch einmal genau untersuchen.
er hält renzos prüfung stand, aber sicherheitshalber sorgt er dafür, dass die auflagestelle mit einer zusätzlich dichtenden paste behandelt wird.
dann baut er den neuen vergaser noch einmal aus und bittet mich, ihm auch den alten zu geben. er vergleicht sie miteinander, legt die schwimmerkammern frei und entdeckt, dass die düse in dem neuen vergaser viel zu weit in seinem gewinde sitzt...
ist das der grund für die nicht in gang kommenden drehzahlen???
leider ist schon feierabend. er lässt das werkzeug fallen, schaltet das radio aus und beginnt zusammenzupacken. manana, vertröstet er mich.
ich kündige mein kommen für mittwoch, 16:00 uhr an.
er wolle morgen alles wieder einbauen.
das ergebnis werde ich dann erst mittwoch erfahren...
geduld und gelassenheit sind die positiven tugenden, die ich hier lerne. südamerikanische gelassenheit gehört leider nicht immer dazu...
über das hostel bestelle ich das taxi für morgen früh 06:15 uhr. doch später klopft der rezeptionist an meine tür und schlägt vor, den abholtermin auf 06:00 uhr vorzuverlegen. jose, der hostelowner, der mich wieder zum flughafen bringen wird, bat um die uhrzeitänderung.
23.01.
punkt 06:00 uhr sitze ich im taxi.
gestern sei wegen des papa-besuches ein feiertag gewesen - heute aber müsse einfach mehr zeit eingeplant werden, sagt jose, der hostelowner.
als wir am flughafen ankommen verkündet er stolz die uhrzeit: 06:25 Uhr.
die anden aus der vogelperspektive
um 07:00 uhr sitze ich bereits am gate, lese die neuesten trump-stories auf meinem smartie und bin mit meinem timing sehr zufrieden.um 07:16 uhr wird das gate geöffnet, um 07:50 uhr, statt um 08:05 uhr hebt der flieger ab. eine zwischenlandung in cusco erfolgt nicht, so dass wir um 09:20 uhr in puerto maldonado landen.
hier empfängt mich wieder das mir schon wohlbekannte tropenklima. um 10:00 uhr sitze bei meinem sachbearbeiter im oficina de migracion. auf meine frage: me conoce? kennen Sie mich noch? nickt er freundlich, kann mir aber leider nicht den ersehnten stempel geben.
entweder ich überzöge die frist und würde bei meiner ausreise mit einer strafgebühr belastet, oder ich müsse ausreisen und wieder einreisen. dann hätte ich maximal weitere 90 tage, die ich in peru bleiben könne. wegen der vespa müsse ich zum zollamt.
hier ist großer andrang. man muss sich zuerst bei einem counter anmelden und seinen wunsch vortragen.
hier ist es schön kühl - das gebäude ist erst vor wenigen jahren fertiggestellt worden. wie kann es anders sein? damit der besucher sich nicht langweilt (und nicht eigene gedanken entwickelt), lenkt ihn ein TV-gerät ab. zum glück aber nicht mit soaps oder nervenden talkshows, sondern mit schönen aufnahmen über peru.
nach 5 minuten ist diese untermalung dann nicht mehr so schön, weil sie sich ständig wiederholt...
mein sachbearbeiter ist noch in der ausbildung und holt recht schnell seinen chef dazu. er versucht es in englisch, aber schnell sind wir wieder im spanischen. ich müsse einen formlosen antrag stellen, den er dann an das zollamt schicken würde, über das ich in peru eingereist sei.
er ist sehr engagiert und gibt mir in stichworten den text für meinen antrag vor.
mein nächster termin ist bei der versicherung. eine versicherung müsse ich jetzt noch nicht abschließen, da die vepse noch bis einschließlich 05.02. versichert sei. ich müsse ja nicht 13 tage verschenken. sie sei ohnehin teuer genug, erklärt mir die versicherungsagentin.
ich hoffe sehr, dass ich am 05.02. schon lange peru hinter mir gelassen habe...
bei meinen zwei portionen obstsalat in meinem stammrestaurant überlege ich, wie ich weiter verfahren werde.
plötzlich wird mir klar, dass heute in einer woche mein visum abgelaufen ist.
da ich morgen schon wieder in lima sein will bleibt mir nichts anderes übrig, die prozedur des aus- und einreisens heute hinter mich zu bringen.
es ist mittlerweile nach 12 uhr. der grenzort nach brasilien ist 250 km entfernt von hier.
es gibt bestimmt busse, die aber in jedem ort halten und bestimmt mehr als 3 stunden benötigen werden. wann aberfährt der letzte bus wieder zurück nach puerto maldonado?
einen busterminal gäbe es hier nicht, sagt mir der mototaxifahrer . die kleinen toyota-busse werden einfach angehalten. der fahrer sagt sein ziel und der fahrgast steigt ein.
auf meinem weg zum hostel entscheide ich, dass ich die kosten für ein taxi erfragen werde und setze mir eine obergrenze.
nach meinem einchecken erkläre ich der senorita meinen wunsch. dann geht alles sehr schnell. sie spricht mit dem txista, nennt mir den preis, ich nicke und sie bestellt das taxi. schon nach wenigen minuten steht ein weinroter hyundai i20 activa vor der tür.
der fahrer heisst andres. wir reden nicht viel. nur ab und zu zeigt er auf papaya-plantagen, auf die castania-bäume, auf denen die paranüsse wachsen, auf eine art goldregen, den es auch in organge gebe und an weihnachten erinnere, er ärgert sich über die buckel wie ich auch - es grenzt schon fast an schikane. unterwegs kommen kräftige und erbarmungslose regengüsse vom himmel. und wieder sehe ich keine bushäuschen.
ich bin also immer noch darauf eingestellt, dass ich diese strecke in wenigen tagen oder wochen mit der vepse fahren werde...
irgendwann nicke ich ein und gegen halb 15:00 uhr sind wir an der grenze. der himmel hat sich bezogen, am horizont schießen blitze über das etwas hügelige, saftig grüne land.
was bisher für andres noch routinegeschäft war, entwickelt sich für ihn nun zu einem kleinen abenteuer:
er zeigt mir noch das migrationshäuschen und geht stillschweigend davon aus, dass ich gleich wieder beim taxi bin. weit gefehlt!
die ausreiseprozedur geht schnell von statten. ich bin der einzige in dem recht einfachen büro.
zwei mädels sitzen dort, haben nichts zu tun und sind mit ihren smarties beschäftigt. ich erkläre meinen wunsch, und erzähle meine vepsen-story, um diesen bürokratischen akt etwas persönlicher zu gestalten und bürokratische hemmnisse von vornherein aus dem weg zu räumen.
dann kommt noch ein youngster dazu, der wohl der vorgesetzte der beiden ist und sich entsprechend benimmt. aber ich bekomme meinen stempel.
von den anderen grenzübergängen in chile, argentinien und ecuador weiß ich, dass es nur wenige schritte zu dem einreiseland sind.
erst später wird mir klar, dass das hier anders ist.
5km liegen dazwischen. 5 km niemandsland? das kommt mir komisch vor, aber da kein gebäude in sicht ist, laufe ich weiter, frage und werde immer weitergeschickt. es fängt an zu nieseln. die feuchte hitze ist unerträglich. meine garderobe ist noch an die klimaverhältnisse in lima angepasst.
mich umgibt irgendwie trostlosigkeit.
die fast überhaupt nicht befahrene straße, tote bäume, die sich wie menschliche skelette in den himmel recken, grünflächen, teilweise zugemüllt, baracken und zerfallene häuser, wenig menschen.
ich gehe auf eine brücke zu, die einen breiten, mit lehmbraunem wasser durchströmenden fluß überspannt.
etwas tristesse und viele kilometer, die noch vor mir liegen
auf der grünen anzeigetafel schaueich mir die städte mit den kilomerangaben an und bin im ersten moment schon etwas beeindruckt.
aber dann relativieren sich diese angaben. hier gibt es keine pässe und damit wird meine durchschnittsgeschwindigkeit und meine tägliche kilometerleistung wesentlich höher sein - wenn denn die straßenqualität gut ist. mein taxista ist da optmistisch. sie seien nur nicht so breit wie in peru.
ca. 100 meter vor mir sehe ich einige autos stehen und stelle beim näherkommen fest, dass es sich um taxis handelt. hier?
als ich nach dem grenzübergang frage deuten sie in eine für mich ungewisse entfernung. die verständigung ist schwer. ich weiss einfach nicht wo ich hier bin. bin ich jetzt schon in brasilien? es scheint so, denn sie reden untereinander portugiesisch und machen den eindruck auf mich, dass sie einfach keine lust haben, mich dort hin zu bringen. ihre autos sind aber in peru zugelassen.
ich verstehe von dem was sie sagen, kein wort. keine ähnlichkeit mit dem spanischen.
spätestens im mai werde ich mich über mein unvermögen amüsieren...
schließlich muss der jüngste ran. nach wenigen kilometern kommen wir unter einer großen überdachung an. die straßenverhältnisse sind hier so schlecht, dass er die linke spur benutzen muss. wir müssen eine weitere brücke überfahren, die schon recht weit abgesackt ist. nur eine großräumige umfahrung verhindert das aufsetzen seines taxis.
auch hier sieht alles sehr trostlos aus. ich bitte den taxifahrer zu warten und frage ihn nach dem büro. er zeigt in eine richtung. ich erkenne nicht, dass sich dort die einreisestelle befindet.
ich wirke wohl etwas orientierungslos. er kommt und führtmich an eine schon in die jahre gekommene holztüre. hier sei das büro.
zwei polizisten schieben hier ihren dienst.
der eine ist mit seinem smartie beschäftigt, der andere muss sich um den gringo kümmern. zum glück spricht er spanisch.
ich bitte um einen ein- und ausreisestempel und hoffe insgeheim, dass das hier nichts ungewöhnliches ist.
wäre ich der polizist, wäre ich vielleicht an die grenzen meines patriotischen verständnisses gekommen. da benutzt einer mein land, um in das nachbarland wieder einreisen zu können?
deswegen erscheint es mir geboten, auch hier über den zustand der vepse zu berichten. sein patriotisches verständnis aber ist ein anderes. er fragt nicht nach, sondern zeigt, dass er effizientes arbeiten gewöhnt ist.
er nimmt den einreisestempel und stellt ihn auf die leere seite meines reisepasses, er nimmt den ausreisestempel und plaziert ihn wenige millimenter daneben.
mit seiner handfläche gelingt es ihm, den stempelvorgang mit nur einer bewegung zum abschluss zu bringen. das ergebnis ist nicht überzeugend. der stempel ist kaum zu lesen, die seite, auf die normalerweise vier stempel passen, ist nicht mehr zu gebrauchen.
wir fahren wieder zurück richtung peruanische grenze.die klimanlage seines golf-kombi leistet erfrischende dienste, sein fahrstil ist abenteuerlich, schon allein deswegen, weil er in rasantem tempo die schlaglöcher und weitere unebenheiten umfahren muss.
aus dem augenwinkel sehe ich ein rotes fahrzeug entgegenkommen und wundere mich jetzt, dass mein taxista mitten auf der straße stoppt und rückwärts fährt. ich mache mir keine weiteren gedanken. er wird schon seine gründe haben.
als wir auf höhe des anderen autos sind erkenne ich meinen taxista aus puerto maldonado wieder.
er hat eine aufregende stunde hinter sich. wo ist bloß der gringo geblieben? warum kommt er denn nicht zurück? so lange kann doch seine ausreise nicht dauern?
er fragt die damen im büro. sie können ihm keine erschöpfende antwort geben.
er macht sich auf die suche bis er jemanden trifft, der den gringo hat in richtung assisi - dem brasilianischen grenzort - laufen sehen.
so fährt er die straße entlang und trifft schließlich auf den schlangelinien fahrenden kollegen.
ich wechsele die autos und werde mit einem schwall schnellen spanischs begrüßt.
wir lachen beide über diese obskure situation. wenn ich auf der einen seite die peruaner für ihre wenigen straßenschilder bewundere, so habe ich heute einfach hinweisschilder vermisst. ich erkläre ihm das und auch meine vermutung, dass er dieses niemandsland nicht so ohneweiteres befahren dürfe. dieser eindruck wurde auch noch dadurch bestärkt, dass sperren die durchfahrt verhindern sollten. nein, das sei hier nicht so. der kleine grenzverkehr sei hier sehr unbürokratisch.
jetzt muss nur noch die einreise nach peru gestempelt werden. auch das geht schnell. ich vermisse aber den weissen zettel, ohne den hier gar nichts geht. der dürfe nicht verloren gehen und müsse bei der ausreise vorgelegt werden., wurde mir meiner ersten einreise in tacna eingeschärft.
ich frage danach, doch die mädels winken ab. den bräuchte ich jetzt nicht mehr. die begründung habe ich nicht verstanden.
andres, mein taxista hat sechs jahre hier gelebt und zeigt mir noch inapari und die andere grenzstadt assisi. beides sind sehr trostlose örtlichkeiten.
ich will nur wissen, ob es hier ein hostel gibt und eine möglichkeit, das smartie aufzuladen. er fährt mit mir einige schleifen, zeigt mir das hostel und die tienda wo ich dann mein smartie auf brasilianische verhältnisse umrüsten kann, er grüßt hier und da einige bekannte aus alter zeit und wäre am liebsten noch hier geblieben.
aber ich will zurück.
unterweg, als es schon dunkel ist, machen wir noch einen stopp bei seinem schwager.
nur wenig funzlige straßenlaternen erhellen die szenerie, grillen machen in den naheliegenden büschen ein mordsgetöse, nur wenige autos fahren vorbei - hier wollte ich nicht leben.
sein schwager hat eine castania-plantage und war heute mit der ernte der paranüsse vollauf beschäftigt. er kommt uns mit freiem oberkörper entgegen, nachdem andres einige male laut hallo gerufen hat. zwar bellt ein wachhund, der aber eingeschlossen ist.
diese nüsse wachsen in einer art kokusnuss, die mit einer machete aufgespalten werden muss. die ernte sei nur mit einem helm möglich, da mit dem pflücken der "kokusnüsse" gleich andere mit vom baum fielen.
in dem ca. 40 m2 großen raum, der nur von zwei energiesparlampen beleuchtet ist und der gleichzeitig auch zum wohnen und essen dient, der nur über einen festgetretenen lehmboden verfügt und dessen fenster nicht mit fenstern versehen sind, stehen große säcke, bis oben hin gefüllt mit den paranüssen.
400 soles - 100 € - gäbe es für einen sack.
weiterhin stehen dort große bastkörbe, die für die ernte auf den rücken geschnallt werden.
da müssen die träger ganz schöne gewichte schleppen.
die nüsse gingen in den export.
ich erinnere mich, wie die männer in lima die schweren säcke aus dem speditions - lkw über ihre schultern auf die palette gelegt haben.
über das eu-einfuhrverbot indes schweige ich mich lieber aus.
vor dem weiterfahren schenkt andres mir noch eine plastiktüte gefüllt mit nüssen und einer noch geschlossenen "kokusnuss".
so sind sie die peruaner: gastfreundlich und großzügig!
wir fahren weiter.
ich mache mir sorgen über andres. ich kenne das von mir. wenn beim autofahren die augen zufallen wollen, werden sie gerieben und für die nächsten kilometer wieder fit gemacht. das beobachte ich bei ihm auch. in der nächsten ortschaft schlage ich ihm vor, einen kaffe trinken zu gehen. nein, das müsse er nicht und zeigt auf eine dose mit einem energiegetränk. er nimmt einen kräftigen schluck und weiter gehts. auf die wirkung des drinks muss ich nicht lange warten. er wird sehr redselig und er erzählt mir von sich und seiner familie, dass er in cusco aufgewachsen sei, dass er für cater pilar mit einem kollegen 15 jahre auf montage unterwegs war, über seine 92 jährige mutter, die nur deshalb so alt wäre, weil sie jeden tag cola tränke und so weiter.
aber eines beschäftigt ihn doch noch: wie alt ich denn sei? er ist überrascht. er sei in seiner schätzung bei 55 angekommen.
dann stellt er mir die gegenfrage. ich untertreibe bewusst und sage anfang 50? das fassungsvermögen des fettnäpfchens ist ausgereizt. sogar mehr als das. 39 sei er und er gibt zu, dass er gerne und oft äße, dass es ihm an disziplin fehle, sich einzuschränken. es würde aber immer gemeinsam gegessen.
es ist 20:00 uhr, als wir wieder in puerto maldonado sind.
was mache ich mit dem sack voller paranüsse und der "kokusnuss"?
ich schlage andres vor, dass ich eine handvoll nüsse mitnähme. er habe eine große familie, die sich bestimmt über den gruß seines schwagers freuen würde.
schließlich stimmt er zu, ohne beleidigt zu sein.
bevor ich feierabend mache, will ich noch den formlosen antrag schreiben, ausdrucken und die erforderlichen kopien machen.
morgen ist der vormittag nur kurz. um 12:30 uhr ist boarding.
es ist mitternacht, als mir die augen zufallen.
24.01.
an schlafen ist nicht mehr zu denken. wann öffnet das zollamt? hoffentlich nicht erst um 10:00 uhr.
vorher gibt es noch die obstsalate und den obligatorischen cappuchino.
es ist noch sehr früh und kaum publikumsverkehr.
ich kenne mich aus und gehe auf meinen sachbearbeiter zu. ich zeige ihm die unterlagen, er schaut mich an, blickt wieder auf den formlosen antrag und fragt mich dann, ob ich das geschrieben hätte? si si, sage ich - in der erwartung, dass ich ein bürokratisches erfordernis übersehen habe. er nickt mir anerkennend zu.
jetzt müsse ich noch jeweils eine kopie machen und dann ins sekretariat gehen. ob ich das nicht hier kopieren könne? no, aber gegenüber gäbe es einen copyshop.
meine geduld ist heute nicht sehr strapazierfähig. schon bei diesem kleinen einwurf merke ich das. im sekretariat wird der vorgang registriert und mit einem stempel versehen.
zurück bei meinem sachbearbeiter fragt er nach dem weissen zettel, der immer mit dem pass vorgezeigt werden muss.
ich erkläre ihm, was die mädels in inapari zu mir gesagt haben. unverständnis.
wo ist der weisse zettel?
ich erkläre ihm erneut, was die mädels in inapari gesagt haben. momentito, sagt er und kommt wenig später mit seinem mir schon bekannten vorgesetzten zurück.
wo denn der weisse zettel sei?
ich beantworte die frage ein drittes mal und schlage etwas energischer vor, einfach in inapari anzurufen. unverständnis.
ich versuche es noch einmal und erzähle die ganze geschichte.
als die beiden von dem brasilianischen ein- und ausreisestempel hören und ich ihnen diese in meinem pass zeige, entspannen sich ihre mienen: esta bien!!! alles gut. ich bekäme per email nachricht.
ich bin sehr erleichtert - immer noch rolfs geschichte im hinterkopf, dass schon autos an der grenze konfisziert worden seien, weil termine versäumt wurden.
ich bin gut in der zeit.
ich checke aus, darf wieder mein übriges gespäck in einem extraraum im hotel unterbringen und besuche henrico.
seine mitarbeiter grinsen schon, als sie mich sehen. sie haben mitbekommen, dass ich mit einem mototaxi gekommen bin und nicht mit der vepse. feixen? die in lima kriegen das auch nicht hin?
ich frage nach dem steuergerät - verständnislose mienen.
zum glück war ich bei renzo vorgestern geistesgegenwärtig genug und habe ein foto davon gemacht. die sucherei beginnt. der möglichkeiten gibt es in einer werkstatt viele. es gibt schubladen, vollbeladene werkbänke und viele kartons, die mit werkzeug- und karrosserieteilen vollgestopft sind.
henrico hat keine lust mehr zu suchen und telefoniert.
aber einer der mecanicos bleibt dran. ich durchsuche mit ihm zusammen die schubladen, und dann macht er sich an einen großen karton.
und tatsächlich: in der hintersten ecke unter einem plastikteil liegt das "objekt der begierde".
stolz wie oskar tanzt er fast damit durch die werkstatt.
ich vergleiche es mit meinem foto - das ist das steuerungsgerät.
so pünktlich wie heute war ich noch nie beim flughafen.
aber das hilft nicht viel. es spielt sich dasselbe szenario ab, wie beim letzten mal. der flieger hinge in cusco fest ist die antwort.
zweieinhalb stunden später heben wir ab.
wie eisberge und eisschollen
eine schlechtwetterfront ist im anmarsch. die wolkenformationen sind beeindruckend. als die turbulenzen etwas stärker sind, kommen die flugbegleiterinnen mit ihrem servierwagen den gang hinunter.
die lehmbraunen lebensadern des dschungels
wolkenbilder aus 8.000 m höhe: zwei ungetüme im ernsten gespräch.
ich bringe mein smartie in sicherheit, denn so wie auf dem hinflug soll sich der kaffee nicht über meine oberschenkel ergießen.
ich sitze wieder auf 3A und sehe noch die überreste von gestern morgen.
neben mir sitzt ein dicker mann, der sich mit einer selbstverständlichkeit breit macht und aufgrund seiner körperfülle immer wieder hautkontakt mit mir aufnimmt.
ungewollte berührungen sind unangenehm. nackte, schwitzende haut aber ist die krönung!
schließlich schaue ich ihn an und bedeute ihm, ein teil der armlehne freizumachen.
das geht natürlich aus anatomischen gründen nicht. der bauch ist zu dick. wohin denn mit seinen händen und armen?
er schaut mich nur lethargisch an.
und immer wieder während der anderhalb stunden diese hautkontakte. ein entweichen meinerseits ist nicht mehr möglich.
alle zwischenräume zum fenster sind ausgeschöpft.
endlich beginnt der landeanflug!
meine geduld in sachen vepse wird noch bis morgen gefordert sein.
bis halb sechs werde ich es bei diesem verkehr nicht zur werkstatt schaffen.
werden wir es morgen schaffen, die vepse wieder zum laufen zu bringen?
25.01.
10 tage schon bin ich hier - 8 tage befindet sich die vepse auf dem tisch...
auch heute ist keine besserung in sicht. ihr organismus ingnoriert alle hilfsmaßnahmen und antwortet immer noch mit husten, schnupfen, heiserkeit.
um halb elf bin ich in der werkstatt.
zwei weitere vespen stehen bereits in der warteschleife. aber renzo will einfach nur wissen, woran sie vepse krankt. die anderen müssen warten.
vielleicht hat die suche ein ende, wenn er erst das steuergerät aus puerto maldonado angeschlossen hat?
der motor springt sofort an, renzo gibt gas, die drehzahlen schaffen es immer noch nicht. husten, schnupfen, heiserkeit.
mittlerweile kann ich nicht mehr beurteilen, ob renzo noch ein system hat und dieses nacheinander abarbeitet.
er baut den vergaser wieder aus, vergleicht ihn mit dem alten vergaser, stellt unterschiede in der länge der nebendüse fest, setzt eine andere ein, baut wieder die originalbenzinpumpe ein, wechselt den benzinhahn aus - er hat noch einen in einem karton - das alles lässt die symptomatik unbeeindruckt.
wir kommen einfach nicht weiter.
aber renzo wäre nicht renzo, wenn er nicht seine grenzen kennen würde.
er kündigt mir an, dass heute abend um halb 7 ein freund von ihm in der werkstatt vorbeikäme. er kenne sich mit der elektrik aus und wolle nachher an die ursache ran.
ich überlege, noch zu bleiben, aber dann merke ich, dass es renzo lieber ist, wenn der kunde / gringo nicht mehr in der werkstatt ist.
was wird der tag morgen bringen?
ob ich das nun will oder nicht: die kilometerangaben, die ich gestern im niemandsland gesehen habe, haben sich in mein gedächtnis eingebrannt.
wie eine defekte neonröhre flackern sie immer wieder auf und wollen ernstgenommen werden, verlangen konsequentes handeln.
bald habe ich in meinem hostel alle zimmer bewohnt, weil ich aufgrund meiner überschaubaren übernachtungsbuchungen und den nachfolgenden verlängerungen immer wieder das zimmer wechseln muss.
es fällt mir schwer, der vepse und mir ein ultimatum zu setzen.