Udgivet: 14.10.2016
Ich muss zugeben, dass ich nun das erste Mal meinen Plan, einmal pro Woche hier einen Blog zu verfassen, absolut gar nicht eingehalten habe, doch ich denke, dass mir das verziehen wird, wenn ich das zumindest hiermit nachhole ;)
Also zu allererst muss ich ja gleich mal sagen, dass ich vorletzte Woche meinem Namen der Blogseite alle Ehre gemacht habe, denn einer von unseren letzten Ausflügen im Rahmen des Sprachkurses hat uns zu einer Alpaka-Farm geführt (es gab auch Lamas und Vikuñas und Guanakos, aber den Unterschied zwischen den vier Arten dürft ihr gerne googlen - ist vielleicht zuverlässiger als meine Tierkenntnis :D). Unglaublich süße Tiere kann ich sagen - zumindest bis sie spucken :P Doch mit Fressen lassen sie sich grundsätzlich immer anlocken - wer mich kennt, der weiß, wie sympathisch ich das finde ;)
Zugegebenermaßen sind vorletzte Woche nicht allzu viele Dinge passiert, doch es war vor allem ein Ereignis, das hier einiges über den Haufen geworfen hat. Wie geplant sind wir vorletzten Freitag in die kleine Stadt Calca, welche im Heiligen Tal liegt und ungefähr eine Stunde von Cusco entfernt ist, umgezogen. Doch schon am Abend gab es eine Nachricht von unserem Koordinator. Inzwischen wissen wir, dass unsere Organisation in einem Monat hier in Calca nicht mehr existieren wird. Aus verschiedenen Gründen wurde einiges innerhalb der Organisation verändert und neue Projekte in Cusco gesucht und gefunden. Das bedeutet für uns, dass wir zwar planmäßig unsere Projekte in Calca starten, jedoch bereits in drei Wochen wieder zurück nach Cusco ziehen werden, um dort weiterzuarbeiten. Während mich die Nachricht zunächst ziemlich geschockt und in gewisser Weise auch traurig gestimmt hat, sehe ich jetzt auch sehr viele Vorteile, die Cusco für uns zu bieten hat und so blicke ich zuversichtlich und voller Erwartung und Vorfreude auf meine Zeit in den Projekten sowohl in Calca als auch in Cusco!
Doch letzte Woche stand zunächst noch ein absolutes Highlight an! Ich weiß, ich rede hier oft von Highlights, aber das liegt daran, dass es einfach einige gibt :D Weniger toll daran war jedoch, dass wir (wieder einmal^^) mitten in der Nacht um kurz nach drei aufstehen mussten - eine absolut unmenschliche Zeit, um in den Tag zu starten wie ich finde :D Doch das alles wurde definitiv dadurch wettgemacht, dass ein ganz besonderer Ausflug anstand: eine fünftägige Trekkingtour!
Tag 1:
Die Anreise hat eigentlich gleich schon mit einem lustigen Ereignis begonnen, denn während wir auf dem Hauptplatz Cuscos darauf warteten, abgeholt zu werden, gab es doch auch sonst noch ein paar vereinzelte Herumstreunende. Und da man auch nachts als Weißer einfach auffällt, kamen zwei Peruaner zu uns her, wollten wissen, wo wir herkommen und der eine hatte plötzlich so Mitleid mit uns, weil wir nachts alleine in der Kälte saßen, dass er uns doch tatsächlich einen Schein hingehalten hat und meinte, dass wir uns damit wenigstens ein Hostelzimmer leisten könnten. Also man kann ja auch nicht verallgemeinernd sagen, dass alle Peruaner arm sind, aber in diesem Moment hatte ich schon ein bisschen das Gefühl der verkehrten Welt :D Wir haben in jedem Fall dankend abgelehnt :D
Und so saßen wir nachts (bzw eigentlich schon morgens, weil es in Peru immer mindestens zwei Stunden dauert bis alle eingesammelt sind :D) in einem unbequemen Bus auf dem Weg zu unserem Startpunkt von unserem Salkantay Trek, haben dort unsere großen Gepäckstücke den Mauleseln überlassen und haben uns im Regen und Nebel auf den Weg zu unserem ersten Camp gemacht. Doch während das Wetter morgens und am frühen Nachmittag wirklich zu wünschen übrig gelassen hatte, kam die Sonne wie bestellt hervor, als wir nachmittags oben am Fuß von wunderschönen, schneebedeckten Bergen an einem Bergsee standen. Doch das wirklich schönste Erlebnis an diesem Tag war für mich das Zähneputzen unter freiem Himmel - bei gefühlten -20 Grad, doch unter einem Sternenhimmel wie ich ihn schon sehr lange nicht mehr gesehen habe, abseits von jeglicher Zivilisation.
Tag 2:
Ich will eigentlich gar nicht an das Laufpensum dieses Tages zurückdenken, denn neun Stunden am einem Tag bin ich in meinem Leben definitiv noch nicht gewandert (okay, bisher auch keine fünf Tage hintereinander und so alt bin ich dann auch doch noch nicht, aber trotzdem...;)) Doch so ging es erstmal drei Stunden nur nach oben, immer im Weitblick auf Salkantay, einem der höchsten Berge Perus, dessen höchsten Punkt (4630m) wir noch erklimmen sollten. Es war zwar definitiv ein anstrengender Weg nach oben, doch das Schlimmste an allem war eigentlich, dass man oben angekommen wetterbedingt nicht nur keinen guten, sondern einfach gar keinen Ausblick hatte ^^ Man stellt sich auf so einer Höhe auf jeden Fall Schöneres vor als Regen, Kälte und Nebel.^^
Doch so anstrengend auch der Aufstieg gewesen sein mag, ich hätte davor nie gedacht, wie anstrengend fünf bis sechs Stunden Abstieg sein können :D So schön die Landschaft (wenn man mal doch etwas sehen konnte^^) und der Weg auch waren: Wir waren alle froh, als wir abends völlig erschöpft in unserem Camp ankamen.
Doch nach so einem Tag kann man definitiv stolz auf sich sein, denn schließlich haben wir alle überlebt ;) Und durch den Abstieg ist es wenigstens um ein paar Grade wärmer geworden - zumindest eine kleine Belohnung :D
Tag 3:
Nach dem anstrengenden Tag zuvor sollte man denken, dass jede Wanderung, die kürzer als neun Stunden ist, ganz angenehm sein sollte, doch ich kann euch nun eines Besseren belehren: Jeder noch so kleine Aufstieg ist eine Qual nach solch einem Tag :D Doch Tag 3 hatte auf jedem Fall den schönsten Weg für uns bereit. Entlang eines reißenden Flusses und inmitten von sattem Grün machten wir uns nicht nur auf den Weg zu unserem nächsten und letzten Camp der Trekkingtour, sondern ganz besonders zu den Hot Springs. Während ich noch Anfang der Woche darüber geklagt hatte, dass mir eine Therme hier fehlt, kam ich in den heißen Quellen inmitten der Berge mit wundervollen Ausblick voll auf meine Kosten. Und auch wenn eindeutig zu viele Menschen (immer diese Touristen^^) dort waren, so war mir vor allem mein Körper sehr dankbar für das warme Wasser auf meiner Haut ;) Doch das Genialste waren eigentlich nicht die Quellen selbst, sondern der Weg dorthin. In einem Van für ungefähr vierzehn Personen ging es über Steine, Schlaglöcher, Holzbrücken, die mir nicht wirklich stabil erschienen und über einfach alles, was sonst noch so im Weg lag - auch ein Bach kann einem peruanischen Fahrer definitiv nichts, denn da fährt man einfach durch: Peruvian Style - wieder einmal :D
Tag 4:
Während für einige klar war, dass das absolut nichts für sie ist, war für mich an diesem Morgen eines ganz sicher: Ich würde an diesem Tag nicht nur wandern gehen, sondern ein weiteres Highlight erleben: Ziplining! Auch wenn ich bereits im Juli in Deutschland die Luft unsicher gemacht habe, hatte das hier dann doch noch ein bisschen eine andere Dimension ;) Auf maximal dreihundert Meter über dem Boden konnten wir so ziemlich alle möglichen Flugpositionen einnehmen. Während wir während der ersten zwei Bahnen noch ganz langweilig in unserem Gurt hingen, änderte sich das doch schnell auf kopfüber und in den sogenannten "Flying Condor" - eine Position, in der man mit dem ganzen Körper auf die Bauchseite gedreht die Landschaft unter einem bestaunen kann.
Wir alle hatten auf jeden Fall jede Menge Spaß! Und haben uns zudem zwei Stunden Wanderung gespart - also positiv in allerlei Hinsicht :D
Tag 5:
Genau genommen dürfte man den letzten Tag eigentlich nicht als Wandertag ansehen, doch wenn ich ehrlich bin, war das vermutlich sogar noch einen Ticken anstrengender als der zweite Tag - Und das muss wirklich was heißen :D Und wenn ich jetzt erzähle, dass wir eines der sieben neuen Weltwunder besucht haben, bin ich nicht nur gespannt, ob alle wissen, dass damit Machu Picchu gemeint ist, sondern ich sehe schon die ganzen Gesichter vor mir, die mich fragend anschauen, wie das denn so anstrengend sein konnte^^ Also erstmal: Wenn der Wecker schon zum zweiten Mal innerhalb von fünf Tagen um drei Uhr nachts geht, ist das wirklich kein Spaß :D Doch das Schlimmste sollte noch kommen. Ungefähr 1700 Tausend Stufen zum Machu Picchu hoch sollten uns erwarten - Eine Stunde reines Treppensteigen mit vier vergangenen Wandertagen in den Beinen sind verdammt anstrengend :D Doch der Aufstieg hat sich mehr als gelohnt! Obwohl wir schon wirklich viele Ruinen der Inkas gesehen haben, kann man das doch mit nichts davon vergleichen und auch wenn es eines der sieben neuen Weltwunder ist, so bin ich ohne Erwartungen gekommen, denn ich weiß, wie enttäuschend das sonst sein kann^^ Ich war wirklich überwältigt von der Größe der Stätte und ganz besonders davon, wie gut auch heute noch alles erhalten ist. Es war eben ein Ort, den die Spanier bei der Eroberung Perus nicht gefunden haben und das ist hier leider wirklich selten. Hätten sie ihn entdeckt, hätte Machu Picchu auch vermutlich keinen Sonnentempel mehr, sondern eine Kirche ^^
Aber weil es noch nicht anstrengend genug war, haben wir uns noch auf den Weg zum Gipfel des Berges Machu Picchu gemacht. Noch einmal knapp 2585 Stufen, die meine Beine absolut nicht mehr laufen wollten und konnte und ich weiß bis jetzt nicht, wie ich das überhaupt noch hoch geschafft habe. Doch ich habe es geschafft und das ist ja in Nachhinein schließlich alles, was zählt ;) Das Schöne bei der Ankunft unten war jedoch vor allem, dass Machu Picchu wie leer gefegt erschien. Während sich morgens noch an einigen Orten Touristen durch die Gegend geschoben hatten (von denen es täglich je nach Saison vier- bis zehntausend gibt^^), kam es mir am Nachmittag fast vor, als wäre es doch nicht so ein Touristenmagnet wie gedacht :D Es war einfach schön, nochmal alles in Ruhe anschauen zu können und die Atmosphäre auf sich wirklich zu lassen bevor der Abstieg der Stufen auch das Ende der Trekkingtour (und das absolute Ende meiner Kräfte^^) bedeutete. Im Zug nach Hause habe ich jedenfalls so gut wie gefühlt noch nie in einem Zug geschlafen :D