Udgivet: 07.04.2020
Als ich am 1.3. aufwachte, fühlte ich ein aufgeregtes Kribbeln im ganzen Körper: es würde ein schöner und ereignisreicher Monat werden, mit Elisas Besuch der in wenigen Tagen beginnen würde und Mamas nur kurze Zeit später. Außerdem war heute mein Jahrestag, am 1.3.2019 war ich zusammen mit Matze von Indonesien nach Perth Perth geflogen. Die Zeit verging im Fluge. Darauf anstoßend besuchten wir die lokale Brauerei auf ein nettes Weizenbock. Am 3. machten wir eine Wanderung durch das bergige Hinterland von Cairns, es gab einen schönen Aussichtspunkt und eine sehr erfrischende Abkühlung an einem Wasserfall. Zum ersten Mal seit langer Zeit verfransten wir uns und folgten einem falschen Weg, dadurch waren wir später am Flughafen als geplant. Als ich Elisa umarmte kamen viele Erinnerungen in mir auf und auch wenn sie erst 12 war als ich sie kennengelernt habe und sich in vielerlei Hinsicht weiterentwickelt hat, ist wie für mich immernoch die "kleine Elli". Wir stoppten am Supermarkt, gaben ihr einen Überblick über das Warenangebot australischer Supermärkte, wählten eine Simcard aus und fuhren dann zum Hostel, in dem wir ebenfalls noch 2 weitere Nächte wohnten. Um uns noch etwas Freiraum zu gehen, verkrümelte sich Matze ins Zimmer, wir gönnten uns ein paar nette Ladiesdrinks und spielten "Killerpool", das vom Hostel aus organisiert wurde. Aus Gründen, die mir bis heute nicht ganz klar sind, gewann ich und bekam damit einen Schnorcheltrip für 2 Personen im Wert von 400$. Nicht schlecht ^^ Am nächsten Morgen fuhren wir zu 3. in den Granite Gorge, damit Elisa auch mal ein paar handzahme wilde Wallabies sehen und anfassen konnte. Extra zum Zwecke der Nahbarkeit gab es am Eingang des kleinen Nationalparks Pellets zu kaufen. Die kleinen Hüpfer ließen nicht lange auch sich warten. Abgesehen von den Tieren bot der Nationalpark beeindruckende Felsformationen und es gab erfrischendes Flusswasser (krokodilfrei). Teilweise war das Laufen auf den Felsen eine nicht ganz schwindelfreie Angelegenheir und es musste etwas Überzeugungsarbeit geleistet werden. Das was von dem Wallabyfutter noch da war, bekamen aber dann einige Langhalsschildkröten, die wir in einem See endeckten. Später hielten wir noch an den Emerald Creek Falls, wo wir das kalte Nass und den Anblick der golden glänzenden Felsen genossen. Am kommenden Tag zogen Matze und ich in unser neues Arbeiten-für-Wohnen Domizil nur 5 Autominuten vom Hostel entfernt. Der Besitzer/Vermieter war bereits auf Reisen, wir sollten von einem gewissen Rudi (ebenfalls Deutscher) in die Aufgaben eingewiesen werden. Gewisser Rudi lag noch in den Federn, als wir kurz nach 9 mithilfe einer Zahlenkombi das Haus betreten hatten. Wie sich herausstellte, musste Rudi das Zimmer wechseln, wir sollten das Zimmer mit der Klimaanlage haben. Ein Doppelbett gab es leider nicht, also nahmen wir mit 2 Matratzen auf dem Boden vorlieb. Mit Rudi stimmte die Chemie von Anfang an, er redete genauso viel wie Matze. Nach dem sich-häuslich-einnisten traf ich mich mit Elisa am Botanischen Garten, wo es zahlreiche blühende Tropenpflanzen, ein Schmetterlingshaus und Massen von fiesen Mücken gab. Ich verfluchte mich und schwor mir, von nun an immer Mückenspray an mir zu haben. Später entspannten wir an der Lagune, dem freien öffentlichen Swimmingpool am Meer. Am nächsten Tag stürzte ich mich in den Unkrautkampf, Matze und Rudi kärcherten mit einem Hochdruckreiniger den überdachten Sitzbereich im Garten und den Parkplatz. Neben Massen an Unkraut gab es Papayas, Kräuter, Ingwer und Massen an Zitronen und Limetten. Ich glaube, ich habe noch nie so viele davon in so kurzer Zeit konsumiert. Mein Körper hat vermutlich einen Vitamin C Schock erlitten. Am 6.3. aßen wir abends mit Elisa im Hostel, es gab fette Burger und Bier. Danach fuhren wir zur Bowlingbahn und bowlten was das Zeug hielt. Sowohl ich als auch Elisa stellten sich gar nicht schlecht an, am Ende zogen jedoch beide Male die Jungs an und vorbei. Es war schön, mal wieder eine Frau zu haben, um über "Mädchenthemen" zu quatschen und Matze hatte Rudi. Elisa und ich gingen auch mal zusammen ins Gilligans, das Hostel direkt neben dem Jacks, es gab dort immer recht viele Freigetränke, Spiele und "Wet T-Shirt" Wettbewerbe. Leider konnte ich keinen meiner Mitmenschen überzeugen, daran teilzunehmen (es gab immerhin 200$ für den Gewinner) aber geguckt haben wir natürlich gern. Am 13.3. machten wir frei und starteten schon zeitig zu einen Ausflug mit Elisa zum Echam See, einem See im Atherton Hochland, wo es immer so um die 6-8 Grad kühler ist als in Cairns. Die wunderschön grüne Farbe des
Wasser hob sich besonders von dem grauen Himmel ab und weil mit Sonnen eh gerade nicht viel war, hüpften Matze und ich erstmal ins Wasser. Das Schild, das auf ein irgendwo unter der Oberfläche hausendes Süßwasserkrokodil hinwies, hatten wir zur Kenntnis genommen. Solange man es nicht pisackte, waren die im Schnitt nur 1,5m langen Tiere friedfertig. Das Wasser hatte eine sehr angenehme Temperatur und war extrem klar. Nach einer anschließenden Unopartie (Elisa hatte so viel gefallen daran gefunden, dass sie sich inzwischen auch eins gekauft hatte), fuhren wir weiter nach Yungaburra, wo wir im "Mad Hatterz" Cafe, das eine Hommage an Alice im Wunderland war, Smoothies schlürften. Danach spazierten wir am Fluss entlang, ich hoffe, Elisa ein paar australische Tiere zeigen zu können, vielleicht sogar ein Schnabeltier. Die tauchten leider nicht auf, jedoch begegnet uns ein paar Orb Spiders und eine sehr entspannte Python, an der Matze und Elisa total arglos vorbeigingen. Am nächsten Sonntag, Elisas vorletztem Tag, guckten wir uns das Regenwalddorf Kuranda und den Sonntagsmarkt an. Wir frühstückten zusammen an den internationalen Straßenständen, bestaunten das liebevoll bunt bemalte Ladenlabyrinth und Elisa kaufte sich eine total süße Känguruhfelltasche. Ich glaube, noch vor 1 Jahr hätte ich den Stand mit den ganzen Tierfellen als sehr makaber empfunden, nachdem ich aber gesehen hatte, wie viele dieser Tiere es in Australien gab, hatte sich meine Sicht etwas geändert. Solange es keine Jagdtrophäen an der Wand sind, sondern Dinge mit praktischem Nutzen…
Am folgenden Morgen trafen sich Clara und Elisa an der Lagune und gingen danach in die Art Gallery. Rudi und ich folgten später und wir gönnten uns ein Abschiedsessen bei "Jimmy's Burgers", anschließend war es auch schon Zeit für Elli, zum Flughafen zu kommen. Wir brachten sie hin, verabschiedeten uns und sahen, dass der Flug nach Elisas über Singapur bereits gekänzelt war. Kurze Zeit später, wir waren wieder in der Stadt und hatten Clara bei der Meditation abgesetzt, kam die schlechte Nacht des Tages: Alle Flüge nach oder über Singapur waren für Leute aus Deutschland (und ein paar anderen Ländern) gesperrt worden. So auch der Flug von Yvonne, Claras Mama. Clara war verständlicherweise am Boden zerstört, hatte sie sich doch schon so lange auf den Besuch ihrer Mama gefreut. Um den Kopf freizubekommen beschlossen wir, in den Daintree National Park nördlich von Cairns zu fahren. Montag den 16. gings los, erster Stopp Mossman Gorge. Ein wunderschöner Fluss schlängelte sich den Regenwald nach unten hin zur Küste, klares, eiskaltes Wasser. Abends campten wir an der Küste auf einem kleinen Campingplatz. Morgens ging es dann früh los zur Fähre über den Daintree River und rein in den Nationalpark. Wir besuchten einen kleinen Aussichtspunkt, machten eine Wanderung, noch einen Spaziergang und kamen schließlich in Cape Tribulation, dem Herz des Nationalparks an. Wir bauten das Zelt auf, Clara ging kurz Einkaufen und dann machten wir es uns im Gemeinschaftspartyzelt/-Küche gemütlich, denn es war durchgängig nur am regnen. Wir lernten 3 andere Backpacker kennen mit denen wir den Abend mit Kartenspielen verbrachten und ein wenig die Corona-Thematik vergessen konnten. Am folgenden Morgen war alles nass. Wir packten zusammen, als es gerade mal nicht regnete, verabschiedeten uns von den anderen, begruben unsere Wanderpläne auf den Mount Sorrow und fuhren nach Cooktown. Auf der Strecke mussten wir über eine Schotterstraße und durch zig verschiedene Flussbetten fahren, 4x4 only stand am Beginn der Strecke. Das Wetter wurde immer besser, je weiter wir kamen. Wir hielten bei einem tollen Wasserfall in Wujal Wujal, einer Aboriginal Community auf dem Weg, aßen zu Mittag in Ayton und machten eine Wanderung zu den einsamen "Homerule Falls". Dort gab es auch keine Krokos und wir konnten baden gehen und den Wasserfall erklettern. Zurück beim Auto beeilen wir uns, nach Cooktown zu kommen, um das immer noch nasse Zelt noch vor der Dämmerung wieder aufbauen und ein bisschen trocknen lassen zu können. Das Wetter war endlich wieder schön und auch trocken. Ausgeschlafen gingen wir Cooktown erkunden. Wir hatten den Campingplatz für 2 Nächte gebucht, um alles ordentlich trocknen zu lassen und die Kühlschrankbatterie über unser großes Solarpanel wieder aufladen zu können und hatten daher jede Menge Zeit. Wir lernten einiges über die Geschichte Cooktowns, hatten einen wunderschönen Ausblick von einem Berg am Rande der Stadt und waren im Botanischen Garten. Nur das Museum war leider aus Coronagründen geschlossen. Mittags am nächsten Tag machten wir uns dann wider auf den Rückweg in den Daintree, wo wir bei schönem Wetter nun doch die Wanderung auf den Mount Sorrow wagten. Gut anstrengend steil bergauf ging es durch den dicht bewachsenen Dschungel auf einem engen Pfad. Der anschließende Ausblick entschädigte und allerdings mehr als ausreichend für die Mühe. Nur die Blutegel waren extrem nervig. Vor allem auf dem Weg zurück bei einsetzendem Regen sammelten sich mehr und mehr auf unseren Füßen. Ich konnte fast alle schnell genug wieder entfernen, aber Clara hatte irgendwann die Schnauze voll und ließ sie einfach saugen. Es wurde immer dunkler, regnete immer stärker und als wir endlich unten ankamen war es bereits stockduster; wir waren froh, den Weg überhaupt gefunden zu haben. Die Blutegel lösten sich langsam von Claras Füßen und hinterließen blutende Stellen. Es sah aus wie auf nem Schlachtfeld. Wieder im Camp in Cape Tribulation gönnten wir uns erst einmal eine warme Dusche und lecker Abendbrot. Clara bandagierte ihre Füße, denn das Blut wollte gar nicht aufhören zu laufen. Morgens war das Zelt wieder nass, aber zum Glück schien die Sonne, sodass wir das Auto aus dem Schatten rausfahren und alles trocknen lassen konnten. Damit fertig fuhren wir zurück Richtung Süden, Tagesziel Port Douglas. Wir aßen noch ein lecker Eis bevor es auf die Fähre ging und versuchten dann etwas zum Essen gehen zu finden. Gar nicht so einfach in der Nebensaison und der Coronabedrohung. Nach einem lecker Burger im Daintree Village begaben wir uns auf eine Krokodiltour im Daintree River. Das Boot war fast leer und der Tourguide war richtig cool drauf. Wir sahen unsere ersten Krokos, der größte, Scarface, war 4,5m lang, eine Red Belly Black Snake und eine Baumpython. Gegen 17 Uhr waren wir schließlich in Port Douglas, wo wir kurz einkaufen waren und nach einem kurzen Coronagespräch und einigen Fragen zu unserer Reisehistorie auf dem Campingplatz eincheckten. Dann war der Trip auch schon zu Ende. Wir packten Sonntagmorgen unser schon wieder nasses Zelt zusammen und fuhren nach einem kleinen Spaziergang durch Port Douglas zurück nach Cairns, wo uns Rudi schon erwartete, zusammen mit einer Freundin aus Deutschland. Lena aus Schwerin war kurz nachdem wir abgehauen waren gekommen und hatte mit Rudi die Woche verbracht. Die beiden wollten im Anschluss gemeinsam nach Hause fliegen und hatten noch jede Menge Probleme überhaupt einen Flug zu finden. Der Plan war, mit Rudi noch seinen Geburtstag am 25. zu feiern, aber nachdem wieder ein Flug gekänzelt wurde, mussten die beiden schon zwei Tage eher los. Am Tag ihrer Abreise machten wir noch eine Wanderung zu einem der atemberaubendsten Wasserfälle, die ich bisher gesehen habe, den Windin Falls. Der Weg kam oben an der Kante des Falls heraus und unter einem fiel das Wasser gute 50-60 Meter herab. Wir kletterten herum, machten Fotos, Rudi ließ noch ein bisschen seine Drohne steigen und dann mussten wir schon wieder zurück, die beiden zum Flughafen bringen. Die kommenden Tage waren ein wenig melancholisch. Wir fühlten uns allein und ungewollt, all die schlechten Nachrichten überall, keine Unterstützung für Backpacker, eingeschränkte gesellschaftliche Tätigkeiten und kein Job in Sicht. Letzte Chance Tomatenfarm. Warum auch nicht. Es war schön an der Sunshine Coast, wir kennen Leute da und besser als gar keine Arbeit. Ich rief morgens an und hatte gleich Tom, unseren ehemaligen Chef an der Strippe. Nach kurzer Erklärung der Situation meinte er, dass wir sehr gerne wiederkommen können, wir wissen ja schon wie es läuft und er hält uns einen Platz frei. Wir waren überglücklich. Und am 27. März ließen wir dann Cairns hinter uns und fuhren über die Atherton Tablelands mit noch einer leisen Hoffnung auf einen Job in der Gegend (leider umsonst) und einigen Stopps an Stellen, die wir auf dem Weg hoch verpasst hatten zurück Richtung Sunny Coast. Da wo man uns kennt, gern hat und wir arme ausgestoßene Backpacker uns letztendlich doch gewollt fühlen können.