Publicatu: 30.11.2019
29.11.2019
Gestern Abend waren wir noch Abendessen aber haben dieses Mal ein anderes Restaurant ausgewählt. Um 19 Uhr waren wir fertig und wollten noch kurz Snacks für den nächsten Tag holen aber zu unserer Überraschung hatten die Läden fast alle bereits geschlossen!! :O Der Markt hatte komplett zu und nur vereinzelt war noch ein Minimart geöffnet. So gönnten wir uns immerhin eine neue Packung Cookies und hatten dann noch 10.000 Kip (also 1€) als „Puffer“, um uns am nächsten Morgen Baguettes zu kaufen.
Mein Wecker hätte um 6:00 Uhr geklingelt aber wie immer an Weiterreisetagen war ich schon vorher wach ;-) Gegen 6:30 Uhr gingen wir dann die 5 Minuten zur geplanten Abfahrtstelle des Busses und fanden auch einen Bus da, der in der Auslage „Dien Bien“ stehen hatte – der Ort in Vietnam, der hinter der Grenze liegt.
Wir waren uns noch immer nicht ganz sicher, ob wir hier richtig sind, denn eigentlich soll der Bus gegenüber einer bestimmten Bank abfahren. Diese Filiale haben wir aber nirgends gefunden. Vielleicht gibt es sie einfach nicht mehr :D
Nach ein paar Minuten sah ich einen Laoten aus einer Garage kommen und als wir ihn fragten, stellte sich heraus, dass wir tatsächlich richtig sind. Yay! Er öffnete uns das Gepäckfach des Busses und wir verstauten unsere Rucksäcke. Um 6:45 Uhr kamen die ersten anderen Passagiere. Wir hatten schon fast geglaubt, die Strecke sei nicht soo stark befahren aber natürlich war das nicht der Fall^^
Neben einem Pärchen (sie Schweizerin, er Italiener), das Französisch sprach, gab es noch ein Ehepaar aus Malaysia und dann waren da noch drei Mädels im Studentenalter – zwei Belgierinnen und eine Niederländerin, die die beiden anderen am Vortag auf dem Boot von Nong Khiaw kennen gelernt hat ;-) Jaa, der Weg ist klassisch/ähnlich^^
Wir unterhielten uns dann ein bisschen mit den drei Mädels über unsere vergangenen und bevorstehenden Reiseziele und Jonas war so nett, Baguettes vom Markt zu holen, der schon sehr früh geöffnet hatte (was vielleicht den frühen Ladenschluss erklärt ;-) ). Normalerweise kostet ein Baguette 2.000, also erwarteten wir für unser Restgeld 5 Stück aber tatsächlich wurden es dann 7 Baguettes, worüber wir uns nicht beschwerten :p
Die beiden Belgierinnen hatten übrigens eine Geschichte von einer vergangenen Reise zu erzählen, die ganz interessant war. Sie waren vor einer Weile in Aserbaidschan aber niemand hatte sie darüber informiert (und auf der Internetseite des Auswärtigen Amts war es nicht vermerkt), dass man sich dort innerhalb von 10 Tagen an einem Amt in Aserbaidschan melden muss.
Als sie dann ausreisen wollten, wurden sie am Flughafen „festgehalten“ und mussten 200€ pro Person Strafe zahlen. So viel Bargeld hatten sie natürlich nicht dabei und mussten daher zu einem Automaten gehen, das Geld abheben und dann anschließend die Scheine in einen anderen Automaten zur Bezahlung reinschieben. Sehr interessante Handhabung :D
Wenn wir irgendwann einmal abenteuerlich genug sind oder Russisch sprechen/verstehen können, reizen mich (und Jonas auch ein bisschen glaube ich :p ) die „-stans“ schon ein bisschen aber mal schauen. Auf dieser reise stehen sie erst einmal nicht an :)
Gegen 7:30 Uhr (geplante Abfahrt war ja eigentlich laut Ausschreibung 7:00 Uhr aber der Fahrer und Kassierer mussten erst noch Frühstücken, Zähne putzen und sich waschen und hatten von vornherein 7:30 Uhr angekündigt, als wir ankamen) stiegen dann alle in den Bus ein, aber Abfahrt war dann erst 20 Minuten später^^
Wieder einmal hatte dieser von innen einen anderen Aufbau der Sitze als gewohnt. Es gibt auf einer Seite zwei Sitze, auf der anderen nur einen. Bei Bedarf kann man dann noch einen vierten Sitz je Reihe ausklappen, was aber bei Abfahrt noch nicht nötig war. Außerdem gibt es im hinteren Bereich eine Art „Liegewiese“ mit vier Sitzlehnen, also für vier Personen ursprünglich. Vorne neben dem Fahrer kann auch ein Passagier sitzen und dahinter ist eine weitere kleine Liegewiese und zwei normale Sitze auf jeder Seite.
An den Fenstern hängen Gardinen mit Perlenverzierung und joah, das ganze sieht ganz niedlich aus^^ (Warum ich mir die Zeit genommen habe, das Layout zu beschreiben, erklärt sich später :p).
Wir schafften es keinen Kilometer weit, bis der Bus das erste Mal anhielt. Eine Laotin hatte ein paar Plastiktüten mit rohem Fleisch in der Hand und diese wurden dann im Bus verstaut. Kein Problem :) Im Laufe der Fahrt hielten wir immer wieder an, um an irgendwelchen unscheinbaren Garagen-Läden Waren einzusammeln – von einer handgroßen Packung bis zum großen Sack Reis – die Möglichkeiten waren vielfältig^^
An ein paar Bushaltestellen wurde gehupt, um eventuelle Fahrgäste einzusammeln aber bei einer davon hielt unser Busfahrer gar nicht an, sondern bremste nur leicht, hupte und fuhr weiter. Ein paar Sekunden später klingelte sein Handy und wir mussten auf der schmalen Spur wenden, um den Vergessenen einzusammeln :D : D
Die Strecke war übrigens total kurvig und ging durch die Berge vorbei an den Hill Tribes, wo die Frauen spezielle Falthüte und viel Schmuck tragen – die Bilder von ihnen kennt man, sobald man es bei Google eingibt ;-) In Muang Mai, dem letzten großen Dorf vor der Grenze, sammelten wir eine Familie von ihnen ein und wie befürchtet war es nichts für die Mägen der Einheimischen, in den Kurven hin- und herzurutschen. Die ärmsten :( Einer schaffte es nicht ganz bis zur Grenze ohne Plastiktüte bzw. Kopf aus dem Fenster…
An der laotischen Grenze angekommen, stiegen wir alle aus und mussten uns an einem Fenster anstellen, um unsere Departure Card und den Reisepass vorzuzeigen. Die Dorfbewohner hatten anscheinend keinen Pass oder andere „fehlerhafte“ Dokumente, denn sie mussten in einen separatem Raum zum Foto antreten :)
Das Verhältnis im Bus war durch die Aufsammlerei 50:50 Touristen und Einheimische gewesen. Die Touris und das Paar aus Malaysia gingen als erstes durch die Kontrolle aber wir sieben Europäer waren die letzten in der Schlange (was nicht zuletzt daran lag, dass der Bus keine Toilettenpause eingelegt hatte und wir alle erst einmal austreten mussten :p ).
Die drei Flämen waren von uns Europäern als erstes dran aber da kam von hinten eine laotische „Motorradcrew“ :D :D Es waren zwei Pärchen mittleren Alters, die mit (wahrscheinlich) Lebensmittel bepackten Motorrädern über die Grenze wollten. Mit Schal und Hand durch das Visier geschoben, um den Helm zu tragen, gesellten sie sich zu uns in die Schlange und der erste von ihnen lief unverblümt an uns vorbei und drängelte sich vor.
Etwas empört, lächelten wir und die Laoten lachten auch. Dass sich Vordrängeln „nicht gehört“ schien ihnen komplett unbekannt zu sein, was Jonas und mich direkt an Indien erinnerte^^ Sie meinen es nicht einmal böse. Sie sind da halt sehr… energisch :D
Wir versperrten den anderen aus der „Crew“ dann gekonnt den Weg, damit sie sich nicht auch noch vordrängeln können und zack, da warf die eine Frau von hinten ihren Pass einfach nach vorne, damit ihr Vordermann diesen mit abgeben konnte.
Das war dann der Zeitpunkt, zu dem sich unser Kassierer/Busfahrer-Begleiter einmischte. Er hatte keine Lust, dass wegen dieser Aktion die anderen Buspassagiere noch länger auf uns Europäer warten mussten^^
Zum Glück sah es der laotische Grenzbeamte ähnlich. Er packte die Pässe der Drängler an die Seite und bearbeitete unsere zuerst. Ha! :D :D :D
Nachdem wir also Laos offiziell verlassen hatten, ging es für ca. 4 km zurück in den Bus bis zur vietnamesischen Grenze als Einreise. Dort angekommen gingen wir ins Grenzhaus, wo es fast genauso langsam zuging wie zuvor bei der laotischen Ausreise.
Im Internet hatten wir ein paar Reviews zu diesem Grenzübergang gelesen und dass es dort häufig zu willkürlichen Zusatzgebühren kommt. 5 USD, weil genau DEIN Herkunftsland einen Extrabeitrag zahlen muss. 1 USD, weil es Wochenende ist. Oder, 1 USD zusätzlich, damit er dir den Stempel reinsetzt… Wenn man bedenkt, dass man für das Visum selbst ca. 50-80 € zahlt (je nachdem, welches man haben will^^), sind das Peanuts aber trotzdem. Es geht ums Prinzip :p
Bei den Reviews wurde auch ein bestimmter vietnamesischer Grenzbeamter erwähnt und genau der saß auch heute hinter der Glasscheibe. Tja! Bevor wir Europäer (wieder als letzte aus dem Bus) dran waren, tauchte die Motorradcrew erneut auf und drängelte sich wieder vor. Auch hier protestierte unser Kassierer und auch der Beamte wies die Drängler an, sich hinten anzustellen.
Nun waren die Schweizerin und der Italiener an der Reihe. Der Beamte begutachtete ihr Visum und behauptete dann, dass sie noch jeweils 5 USD pro Person zahlen müssten. Und so passierte es tatsächlich, dass willkürlich Beträge verlangt werden :O Der Italiener war aber darauf vorbereitet und sagte direkt „nein, wir haben bezahlt für das Visum. Es gibt keine weiteren Gebühren.“ Der Beamte behauptete, dass die Gebühr für das E-Visum anfalle (wir anderen hatten einen Sticker im Pass und die beiden „nur“ ein ausgedrucktes Papier), was allerdings Quatsch ist.
Darauf sagte der Italiener trocken „ich habe mit meiner Botschaft gesprochen. Ich kann sie gerne anrufen. Es sind keine Gebühren erforderlich.“ Er hatte sogar bereits sein Handy in der Hand. Ob er bluffte oder nicht, weiß ich nicht, aber es funktionierte! Der Beamte wühlte ein bisschen durch seine Dokumente. „Schweiz…Italien...“ Er tat ganz nachdenklich, als würde er die Länderbestimmungen erneut überprüfen und dann, ja dann holte er plötzlich seinen Stempel raus und stempelte den Pass ohne jegliche Zusatzgebühr….
Im Nachhinein war ich froh, dass die beiden uns anderen Europäern für den Moment den Weg frei gemacht hatten :D Ich weiß nicht, ob wir uns getraut hätten, das selber zu tun, wenn Gebühren verlangt worden wären. Man ist halt unsicher, in einem fremden Land, wo einen auch niemand versteht^^
Naja. Als Jonas und ich dann dran waren, kam die Motorradcrew erneut vor. Sie reichten ihre Pässe durch ein zweites Fenster und als sich darin ein Geldschein befand, wurden die Pässe von Jonas und mir erst einmal zur Seite gelegt. Wow :p Wir hatten davon gelesen und es vielleicht sogar erwartet aber es war das erste Mal, dass ich Korruption und ihre Selbstverständlichkeit live miterlebte! Klar, es war nur eine kleine Geste aber ja. Mit Geld kommt man schneller weiter… ;-)
Beim Verlassen des Häuschens begutachtete ein weiterer uniformierter Beamte unsere Pässe. Bei mir ging das recht schnell aber bei Jonas ließ er sich viel Zeit, das Foto im Pass und sein tatsächliches Aussehen zu vergleichen, offensichtlich um ihn einzuschüchtern, denn es war relativ sinnlos…
Nach der Grenze war es nicht mehr weit bis Dien Bien Phu, der Endstation des Busses. Der Weg führte dann den Berg/Hügel hinab, vorbei an Reisfeldern und ich versuchte zu entscheiden, ob sich das Bild von Laos unterscheidet. Es ist schon sehr ähnlich aber ein paar Unterschiede konnte man trotzdem erkennen.
Zum einen waren die Reisfelder größer und sahen in ihrer Anlage „professioneller“ aus? Ich kann das gar nicht so genau erklären aber jaa. Die Kinder hatten als Schuluniform weiße Hemden mit roten Krawatten und einige Kinder trugen rote T-Shirts mit einem gelben Stern, also dem Symbol der vietnamesischen Flagge. Patriotismus war ein bisschen erkennbar ;-)
Außerdem war die Stadt irgendwie moderner. Es gab viel mehr Elektronikläden, vor der Stadt eine Art Industriegebiet (Industrie hatten wir in Laos absolut gar nicht gesehen) und sogar ein bisschen Leuchtreklame. Oh! Und es gab mehr Verkehrsschilder^^
Bei der Ankunft am Busbahnhof in Dien Bien Phu strömten direkt wortwörtlich Taxifahrer in den Bus oder steckten von außen den Kopf durchs Fenster, um uns anzuwerben :D :D Das war schon sehr...forsch :p
Einer von ihnen rief auf „Sapa, Sapa“ - dies ist unser erstes Ziel in Vietnam. Die Schweizerin und der Italiener wollten ebenfalls dorthin und wir hatten von einem Sleeper-Bus gehört, den wir eigentlich nehmen wollten.
Der Sapa-Anwerber hatte aber ein Angebot, jetzt direkt schon einen Bus zu nehmen. Ich war etwas skeptisch, weil ich dachte, er könnte und ein überteuertes Privatangebot machen. Außerdem würde die Fahrt 6-10 Stunden dauern und es war bereits 12:00 Uhr, sodass wir erst im Dunkeln in Sapa ankommen würden. Außerdem hatten wir unsere Unterkunft erst für morgen gebucht, weil wir diese Nacht eigentlich im Sleeper Bus geschlafen hätten.
Bei einem Blick auf die Tafel (zusammen mit dem Anwerber, der an unserer Seite blieb, bis er den drei Flämen nach Hanoi helfen konnte) fanden wir die gleichen Info, die es eine Minute später am Ticketschalter gab. Das andere Pärchen entschied sich für den Sleeper-Bus aber Jonas überredete mich, den jetzigen Bus zu nehmen und dann abends vor Ort in Sapa eine Unterkunft zu suchen. Da der Preis fast gleich war, gab ich schließlich nach^^
Wir hatten allerdings noch kein Bargeld, aber der Anwerber versicherte uns, wir würden bei einem ATM halten und außerdem versprach er sogar eine Lunch Break (wir hatten für den Tag sieben Baguettebrötchen, drei Äpfel, drei Orangen und die Packung Kekse). Ich fühlte mich sehr unwohl bei dem Gedanken, ohne Bargeld in den Bus einzusteigen aber ich weiß aus Erfahrung, dass meine Ängste oft unbegründet sind, also probierten wir es einfach einmal mit Vertrauen :p
Als wir dann zu dem Bus kamen, waren Jonas und ich köstlich amüsiert. Es gab vier reguläre Sitzplätze plus die Sitze vorne neben dem Fahrer und der ganze Hinterraum wurde beladen mit Gemüse!!! Es gab unzählige Plastiktüten mit Salatköpfen, Zucchini, grünen Bohnen und ganz hinten auf der Liegewiese lagen noch Säcke mit Reis und irgendwelchen Sträuchern/Kräutern :D :D :D
Als wir einstiegen, war der Busfahrer noch mit Stapeln beschäftigt, packte unser Gepäck dann aber einfach oben auf das Gemüse drauf. Nicht schlecht! Vielleicht erklärte das den eher günstigen Preis. Meine Laune stieg ein bisschen, weil ich es einfach so absurd fand, dass der Bus als Gemüstelaster eine Doppelfunktion hatte :D :D :D
Nicht einmal die Tatsache, dass ich zur Toilette musste, diese aber kostenpflichtig war und wir weder laotisches noch vietnamesisches Bargeld hatten, und ich sie deswegen nicht nutzen konnte, führten zum Zusammenbruch :p
Die Sitzplätze, die nicht mit Gemüse belegt waren, wurden dann sogar alle besetzt, wobei neben dem Fahrer auf der kleinen Liegewiese eine Mutter mit zwei Söhnen ihr Plätzchen fand und den Busfahrer mit dem Kindergequassel zum Lächeln brachte :)
Unser Busfahrer war übrigens klasse und echt niedlich. Ich sah, dass er auf seinem Handy einen Bildschirmschoner mit einem Baby hat, also ist er wohl selber stolzer Papi und er war sehr bemüht, es uns allen im Bus gemütlich zu machen (Klimaanlage an, Taschen nach hinten für mehr Beinfreiheit).
Außerdem war sein Fahrstil sehr vorbildlich. Den ersten Teil der Strecke ging es weiter durch die Hügel mit vielen Kurven. Ich hatte gelesen, dass die Strecke eine Horrorfahrt sein soll, aber zu unserem Glück war die Straße zum großen Teil (teilweise recht frisch aussehend) saniert und somit eben. Yay! Wenn dann doch einmal ein Schlagloch oder eine kurze holprige Strecke kam, bremste unser Busfahrer ab und fuhr vorsichtig drüber hinweg. Nicht schlecht!
Nach den ersten zwei Stunden wurde mir klar, dass sowohl das ATM als auch die Mittagspause eine Lüge gewesen waren :p Wir fuhren durch oft recht einfache Dörfer mit Holzhütten und ein paar kleinere „Städte“ aber nirgendwo sahen wir eine Bank oder irgendetwas, das ein ATM erahnen ließ :D Vielleicht war es auch gut, dass wir keine Mittagspause machten, da wir eh kein Geld gehabt hätten, um uns etwas zu kaufen.
So mussten unsere Vorräte reichen ;-) Bei einem Stopp vor einer Baustelle, die ein gelangweilt aussehender Bauarbeiter mit einem rot-weiß geringelten Stab, der an eine „echte“ Schranke erinnerte, regelte, gab es dann Apfel, Cookies und alle Baguettes bis auf zwei^^ Zusammen war das zwar nicht viel aber dennoch genug. Trinken wollte ich auch nicht so viel, da es nicht so leicht war, überall ne Toilettenpause zu machen. Eine Seite war Hanglage, die andere Abgrund also kein „Schutz“ für Frauen :p :D
Trotzdem war die Fahrt eigentlich ganz angenehm. Ab und zu hielten wir für mich eher willkürlich aussehend an einem kleinen Laden irgendwo im Dorf an, um dort ein paar der Gemüsetüten zu entladen und bei einem 10-minütigen Stopp an einem Busbahnhof gab es sogar eine Kiste lebendiger Küken, die wir eine halbe Stunde später an einem Krankenhaus ablieferten…
Eine ziemlich beeindruckende Gedächtnisleistung und zudem akrobatisch und körperlich anstrengend, die Ware an all die Empfänger zu verteilen. Teilweise musste der Busfahrer dann nämlich auf den Kopflehnen der hinteren Sitze balancierend die Waren durch eines der Fenster rausreichen :D :D
Jonas Laune wurde etwas getrübt, als es gegen 17:30 Uhr langsam dunkel wurde und wir noch immer ein großes Stück der Strecke vor uns hatten… Er sagte, die Busfahrt fühle sich elendig lang an und naja. Wenn man den Start um 7:00 Uhr in Muang Khua berücksichtigt, waren wir halt auch schon echt lange unterwegs…
Der Anwerber hatte uns übrigens gesagt, dass wir gegen 19:30 Uhr in Sapa wären aber da glaubte ich schon lange nicht mehr dran :p :D :D
Während Jonas versuchte, eine Schlafposition zu finden (zwischenzeitlich hatte jeder von uns zwei Sitze, weil so viele ausgestiegen waren und erst viel später neue dazustiegen), schaute ich einfach aus dem Fenster und genoss die Szenerie, vorbei an Flüssen, Dämmen und durch Dörfer, Dörfer, Dörfer. Einen ganz klaren Unterschied zu den Dörfern in Laos konnte ich nicht mehr erkennen aber es war trotzdem ganz nett :)
Dann, gegen 18:00 Uhr und bei fast vollkommener Dunkelheit erreichten wir schließlich Lai Chau, eine Stadt mitten im Nirgendwo :p Zu unserer Überraschung führt durch die Stadt aber eine sechsspurige Avenue mit Straßenlaternen, teilweise Leuchtreklame und sehr vielen Hotels, die alle echt chic aussahen.
Bei der Größe der Straße und Anzahl an Hotels würde man erwarten, dass dort der Mob tobt aber irgendwie war das überhaupt nicht der Fall!! Es war keine Menschenseele auf der Straße und selbst Autos oder Motorräder sah man kaum :O
Jonas hatte den treffenden Vergleich, dass es ein bisschen aussieht wie in Düsseldorf – aber um 3:00 Uhr morgens an einem Wochentag :D :D
Da mittlerweile alle anderen Fahrgäste bezahlt hatten und unser Busfahrer, der kein Englisch verstand, das Wort „ATM“ verstanden hatte, hielten wir in dieser Stadt dann an einem Bankautomaten. Ich sprang raus, steckte die Karte in den Schlitz und wollte 2.000.000 Dong abheben.
Jaaa… auch hier ist man nichts, wenn man kein Millionär ist :p Ein Euro sind etwa 25.000 Dong, also werden die Zahlen hier noch größer als in Laos wo ein Euro grob gerundet 10.000 Kip war…
Naja. Zu unserer Frustration bekamen wir an diesem Automaten kein Geld und sofort wurde ich wieder nervös :O Wie sollten wir denn die 460.000 Dong bezahlen, ohne Bargeld??? Oh nein! Ich probierte es noch einmal mit einem geringeren Betrag – 1.000.000 Dong. Vielleicht waren ja nur nicht genug Scheine vorrätig? Aber nein. Auch einen Dong-Millionär wollte der Automat in dem Moment nicht aus uns machen…
Nach dem dritten Versuch ging es mit hängendem Kopf und (ich) ein bisschen peinlich berührt zurück zum Bus. „No money“ erklärten wir und der Fahrer nickte nur und fuhr uns weiter. Wow! Echt nett!
Wenige Minuten später erreichten wir dann den Busbahnhof von Lai Chau, der ein riesiger Umschlagsort für Langstreckenfahrten zu sein scheint, denn überall waren glänzende VIP-Busse, also diese Liegevariante, die wir aus der Fahrt von Huay Xai nach Luang Namtha kannten :O
Auf unserem Bus (in dem noch reichlich Gemüse lag, das wir noch nicht losgeworden waren), stand ein Schild Dien Bien – Lai Chau. Ich befürchtete schon Stunden vorher, dass unser Bus dort enden würde und uns der Anwerber nicht richtig verstanden hatte (oder nicht wollte) und was soll ich sagen? So kam es dann auch :(
Wir mussten aussteigen, wobei der Busfahrer locker Kalle schulterte und uns zu einem der unzähligen VIP Sleeper-Busse begleitete. „Sapa“ erklärte er uns freundlich aber als der Busfahrer des neuen Busses uns sah und die beiden ein paar nicht so freundlich klingende Worte gewechselt hatten, war klar, dass uns dieser Bus nicht mitnehmen wollte. Oh oh!
Also, offensichtlich war es schon so organisiert gewesen, dass wir bis nach Sapa kommen aber eben in Lai Chau umsteigen mussten. So etwas ist ja im Grunde kein Problem aber es wäre cool gewesen, wenn man uns das mitgeteilt hätte. So wie es war, standen wir nur verwirrt da und ließen die Sachen um uns herum geschehen :D :D
Unser erster Busfahrer brachte uns zurück zum Gemüse. „ATM“ erklärte er. Ahh! Offensichtlich wollte der Sleeperbus uns nicht reinlassen ohne Cash. Das ist ja auch vollkommen verständlich aber auch hier tappten wir aufgrund der fehlenden Sprachkenntnisse im Dunkeln. Jonas und ich hatten nach dem ersten Fehlversuch unsere drei anderen Kreditkarten ebenfalls bereit. Eine würde doch funktionieren müssen!! :O
Der Busfahrer brachte uns zu einem anderen ATM. Eigentlich wollten wir 5.000.000 Dong, damit wir ein bisschen Puffer haben und nicht andauern die Automatengebühren zahlen müssen aber wir wollten unser Glück nicht überstrapazieren und probierten es mit 2.000.000 Dong. Und dann – ja dann hatten wir endlich Erfolg!!!
Ganz stolz winkte ich dem Busfahrer mit unseren vier 500.000 Dong-Scheinen zu und wir stiegen ein letztes Mal zu den Zucchini. Der Fahrer brachte uns zurück zum Busbahnhof und dort wurden wir bereits von dem Sleeperbus erwartet. Ob es der gleiche war wie fünfzehn Minuten früher, konnte ich nicht sagen, da alle gleich aussahen aber ich glaube nicht, dass er freiwillig gewartet hätte? :p :D
Wir bezahlten unseren ersten Busfahrer mit 500.000 Dong – sein Trinkgeld hatte er sich ja mehr als verdient! Dass er so viel Geduld mit uns gehabt hatte, uns zweimal zum ATM fährt und allgemein so nett war und alles geregelt hat, dafür waren wir ihm echt dankbar <3 :)
Er gab dem neuen Ticketeintreiber des Sleeper-Busses einen Betrag, der uns bis nach Sapa bringen würde und wir verabschiedeten uns von ihn. So einen netten Menschen behalten wir immer im Gedächtnis (wie z.B. auch den Koch beim Himalay-Trek <3 ) und er hat den Einstieg in das Land nach der interessanten Grenzkontrolle doch deutlich aufgewertet :)
Am Sleeper-Bus wollte uns der Tickettyp dann in den Bus scheuchen – mit allen vier Rucksäcken -.- Da wir ja wussten, wie eng es in dem Ding ist, blieb ich stur und bewegte mich nicht, sondern zeigte auf meinen großen Rucksack. Etwas widerwillig nahm einer der Helfer dann Kalle und Törki und ich stellte sicher, dass sie sie auch wirklich einpackten :p
In dem Gepäckraum des Busses lag übrigens ein ganzer Motorroller sowie diverse Säcke Reis. Da kann ja für einen zahlenden Passagier auf Platz für jeweils einen Rucksack sein ;-) :D :D
Jonas und ich nahmen wieder zwei Betten mehr oder weniger nebeneinander und da es richtig kalt war, mummelte ich mich direkt in die dicke Decke ein. Ein Freund der Sitz-/Liegeposition (sitzen geht nicht, weil die Decke (bzw. das darüber liegende Bett) zu niedrig ist) werde ich wohl nie sein, aber wir hatte nur noch knapp 80 km vor uns – das würde schon gehen :)
Obwohl wir so gescheucht wurden, dauerte es dann noch einmal fast 15 Minuten, bis der Bus überhaupt losfuhr. Hätte ich das gewusst, wäre ich noch einmal zur Toilette gegangen aber Infos bekamen wir hier keine. Die Busleute waren genervt und unfreundlich, obwohl ich mich eigentlich nicht im unrecht sah.
Der Bus fuhr dann aus seiner Parkbucht heraus Richtung Ausgang und plötzlich hielt er an, bevor wir das Busgelände überhaupt verlassen hatten. Ein paar Leute stiegen aus und ich dachte, dass sie im falschen Bus wären aber die meisten von ihnen ließen ihr Handgepäck in den Kojen. Merkwürdig!
Immer mehr Leute verließen den Bus. Hatten wir eine Panne? Funktionierte etwas am Bus nicht, sodass wir einen neuen brauchten? Ich drehte mich zu einer Vietnamesin um und fragte vorsichtig „English?“. In einem wie ich finde sehr unfreundlichen Ton antwortete sie mir auf Vietnamesisch, schüttelte den Kopf und machte eine Handbewegung, dass wir uns bewegen sollen und ebenfalls aussteigen.
Jonas probierte es auch noch, jemanden zu fragen, was hier passierte aber ohne Erfolg… Vollkommen verwirrt und auch etwas frustriert schnappten wir unser Handgepäck (so viel Vertrauen hatte ich in das Geschehen nicht, da ich ja nicht wusste, ob wir umsteigen oder was auch immer) und folgten den anderen aus dem Bus.
Am Ausgang wurde eine Matte, wie man sie im Fußraum im Auto kennt, ausgelegt und daneben stand ein Korb mit Badelatschen (innerhalb des Busses bewegt man sich ja auf Socken oder barfuß und bekommt für die eigenen Schuhe eine Plastiktüte).
Ich nahm zwei Schlappen (zwei rechte, was dazu führte, dass ich den Riemen des einen stark drangsalierte) und fragte den Eintreiber nach meinem Rucksack, indem ich auf das Gepäckfach deutete und pantomimisch einen Rucksack aufsetzte.
Er schüttelte den Kopf aber so einfach wollte ich ihm das nicht machen. Was wenn wir umsteigen und mein Rucksack ist im falschen Bus? Darauf hatte ich nun wirklich keine Lust, zumal ich niemandem das Problem hätte verständlich machen können :(
Ich wiederholte meine Geste, bis mich der Eintreiber anschnauzte und mit einer Handbewegung signalisierte, dass ich mich endlich bewegen soll. Die anderen Passagiere hatten mittlerweile auf Schlappen eine Völkerwanderung Richtung Straße gestartet und widerwillig gab ich nach und folgte ohne Törki und Jonas ohne Kalle den anderen Passagieren.
Während wir ohne Information zur Straße schlenderten und erfolglos versuchten, einen Passagier zu finden, der uns verstehen könnte, sinnierten wir darüber, warum wir wohl aussteigen mussten, denn der Bus selbst fuhr dann ohne uns vom Bahnhof, an uns vorbei etwa 300m die Straße entlang.
Was zum Teufel passiert hier? :D :D
Der Eintreiber machte Druck, dass wir uns alle schneller bewegen sollen und dann sah ich zum ersten Mal die beiden Polizisten/Soldaten (sie trugen Uniform und Schlagstock) auf ihren Motorrädern, die unsere Karawane beäugten und anschließend begleiteten.
Schließlich stieg einer der Beamten ab und holte eine Hand-Videokamera heaus, wie man sie hobbymäßig für den Theaterauftritt der Tochter nutzt. Er stellte sich schräg hinter den Bus und schaltete die Kamera ein und dann trieb uns der Eintreiber zurück in den Bus, währen der Beamte das Geschehen filmte.
Ob es um die Anzahl der Passagiere, eine stichprobenartige Kontrolle diverser Reisender und/oder ihrer Pässe ging oder ob es eine willkürliche Kontrolle im Namen des Staates war, konnten wir nie klären.
Zurück im Bus legte ich mich flach hin und wollte in dem Moment überall sein außer an diesem Ort. Es war spät, ich hatte Hunger, Durst, musste noch mehr aufs Klo, weil ich nervös und angespannt war und es fühlte sich einfach „hilflos“ an, nicht zu wissen, was passiert und dass man mit niemandem kommunizieren kann :O
Also, nur um das Klarzustellen^^ Ich erwarte natürlich nicht, dass wir als Touristen in ein x-beliebiges Land kommen und dann alle Englisch/Französisch oder welche Sprache auch immer ICH spreche, sprechen ;-) Ich bin hier Gast und natürlich wird Vietnamesisch gesprochen. Idealerweise hat man ein paar Sprachkenntnisse, wenn man wie wir vor allem in die ländlichen Regionen fährt und kommt dann mit Händen und Füßen zurecht.
Nach dem ganzen Tag in Bussen war die Laune aber einfach im Keller und es war sooo ärgerlich. Es gibt für mich glaube ich nichts Unangenehmeres, als dass ich mich nicht verständigen kann :O Ich möchte meine Bedenken aus dem Weg schaffen, mir etwas erklären lassen, wenn ich wie eine Schachfigur auf einem Brett hin- und hergeschoben werde und nicht weiß wieso ;-) :D
Während der nächsten Stunden entspannte ich mich dann auch recht schnell aber schlafen wollte ich nicht – aus Angst, dass wir nicht in Sapa sondern wer weiß wo herausgelassen werden :D
Sapa liegt RICHTIG in den Bergen. Wir sind 1.200m hoch, es ist kalt, neblig und wir wurden auch noch mit Nieselregen begrüßt^^ Der Bus ließ uns irgendwo in der Innenstadt raus (was echt nett war) und wir waren die einzigen, die dort ausstiegen. Als ich meine Schuhe anzog, flogen die Rucksäcke auch schon aus dem Gepäckraum auf den Bordstein. Immerhin hatten wir sie wieder :D
Rucksäcke aufgesattelt ging es dann auf die Suche nach einer Unterkunft. Das erste Hotel „VIP Hotel“ sah chic aus aber vielleicht etwas ZU teuer. Wir würden uns etwas gönnen nach der langen Anreise aber übertreiben wollten wir es auch nicht :D
Also ging es zum ALU-Hotel, das wenig einladend aber eher nach unserer Preisklasse aussah^^ Auf einem Sofa in der Lobby chillte ein Typ in unserem Alter. Wir fragte nach einem freien Zimmer, aber seine Antwort war „nein“. Ob er kein Zimmer frei hatte oder einfach die Frage nicht verstanden hatte, wissen wir nicht^^
Auf der anderen Straßenseite spielten vor einem Laden ein Vater und Sohn Badminton und überall war kitschige Leuchtreklame, sogar im Weihnachtsthema teilweise – ein skurriler Anblick nachdem man die meiste Zeit des Tages durch doch eher traditionelle Dörfer gefahren war. Sapa ist wohl ein echter Touristenort ;-)
Als wir das Alu-Hotel verließen, um weiterzusuchen, sprach uns ein Mann vor dem danebenliegenden Restaurant an. „You need hotel?“ Da wir müde waren und Jonas auch in Flip-Flops und Shorts fror (…), blieben wir stehen. Man kann ja nicht immer misstrauisch sein. So etwas verbaut einem manchmal etwas ;-)
Innerhalb von fünf Minuten hatte er uns ein Taxi organisiert, das uns zu irgendeinem Hotel bringen würde. 350 tippte er auf seinem Handy ein. Jonas fragte, ob das mit Frühstück sei. Er und seine Frau lachten aber dann zeigte er 300, ohne Frühstück. 300.000 Dong, also knapp 12€ für eine Nacht im Doppelzimmer (ohne Frühstück) sind in Deutschland oder Europa allgemein ein Schnapper aber ohne Verhandlung geht hier nichts :p
Das Taxi brachte uns dann (kostenlos!!!) in wenigen Minuten zu einem kleinen Hotel. Es sah von außen ganz nett aus und von innen sogar chicer als erwartet. Die Lobby war hell und mit ein bisschen Deko ganz niedlich :) Zwei kleine Vietnamesinnen begrüßten uns und eine von ihnen führte uns in den vierten Stock zu unserem Zimmer.
Das Zimmer hat keine Heizung und so war es recht frisch aber alles andere war top! Die junge Frau rief einen Freund an, der Englisch spricht und hielt uns ihr Handy hin, damit der Typ übersetzen kann, dass sie einen unserer Pässe als Pfand benötigt. Süß^^ Danach nickte sie uns freundlich zu (überhaupt war der Empfang im Hotel zwar schüchtern aber sonst super freundlich :) ) und ließ uns allein.
Für den Preis bekamen wir ein großes Bett mit dicker Decke (die auch notwendig war^^), ein eigenes Bad mit Warmwasser (das wir aber nicht nutzten^^) und es gab eine kleine „Theke“, mit allem, was uns glücklich machen konnte :O :D :D
Es gab zwei Becher für Instant Suppe (endlich Abendessen!!) und einen Wasserkocher, sodass das die erste gute Tat wurde. Außerdem gab es noch Erdbeer-Johurt-Drinks, die wir uns fürs Frühstück aufsparen wollten und es gab diverse Seifen und Shampoos, an denen wir uns dreist sogar bedienten :p
Als es dann endlich unter die kuschelige Decke ging, war ich neugierig, was uns in Vietnam wohl so erwartet würde. Der Start war auf jeden Fall „durchwachsen“ :D, getrübt durch ein paar Umstände bei der Anreise aber wir würden natürlich auch diesem Land eine faire Chance geben, eine tolle Erfahrung zu werden! :)