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2'353 Kilometer, 38 Tage

Publicat: 04.09.2019

38 Tage sind wir unterwegs, 2'353 Kilometer haben wir bisher zurückgelegt.

Wir sind nun seit 13 Tagen in Kroatien. Ich hatte keine Ahnung von Kroatien, wusste nur, dass man hier in einer anderen Währung bezahlt und dass es keine Sand- sondern Kiesstrände gibt. Sandstrände wären mir eigentlich lieber gewesen. Meine bzw. unsere Erwartungen an dieses Kroatien waren daher vergleichbar gering. Umso mehr hat uns dieses Land dann umgehauen. Kroatien ist wunderschön! Wun-der-schön! Die Landschaft ist umwerfend. Hier gibt es alles; idyllische Strände und Buchten am kristallblauen, klaren Meer, romantische Küstenstrassen, riesige Wasserfälle, imposante Gebirge in verschiedenen Varianten (kahl oder voller Fauna und Flora) und und und.

Am Freitag haben wir die Insel Krk verlassen und sind drei Stunden entlang der kurvigen Küstenstrasse zu einem kleinen Fischerdörfchen namens Jablanac gefahren. Dort hatten wir ein Plätzchen auf unserer Camping App gesichtet. Der Platz lag auf einer kleinen Erhebung direkt über dem Meer. Zum Meer selber waren es vielleicht zweihundert Meter. Wir haben den ganzen Tag unter der heissen Sonne verbracht und sind alle Viertelstunde ins Wasser gehüpft. Irgendwann zog ein starker Wind auf, Sarah konnte die Luftmatratze, die wir erst zwei Tage zuvor gekauft hatten, leider nicht mehr retten. Wahrscheinlich treibt sie heute noch irgendwo auf hoher See.

Für den nächsten Tag hatten sich unsere Jungs - Wolfgang und Jamie- die wir vor ein paar Tagen auf Cres kennengelernt hatten, für einen Besuch angemeldet. Zuerst gab es aber noch Frühstück im nahegelegenen Restaurant. Für 7 Euro pro Person konnte man sich à discretion vom ausgiebigen Frühstücksbuffet bedienen. Anschliessend sind wir auf eine kleine Wanderung in die Bucht Zavratnica aufgebrochen. Sie gilt als eine der schönsten Buchten in ganz Kroatien. Dort kann man die Überreste eines versunkenen Schiffes bewundern, welches nur wenige Meter unter dem Meeresspiegel daliegt. Es war wohl mal ein Schiff der Wehrmacht und wurde 1944 durch Bombenflieger der Aliierten getroffen. Jablanac war damals in den zweiten Weltkrieg verwickelt gewesen. In diesem wunderschönen, idyllischen Fischerdörfchen gab es einst ein Konzentrationslager, doch heute weist weder eine Gedenktafel noch sonst etwas auf diese düstere Vergangenheit hin. Wir nahmen uns vor, am nächsten Tag mit unseren Taucherbrillen nochmal herzukommen, um das Schiff aus der Nähe zu inspizieren. 

Am Nachmittag trafen dann die Jungs ein. Die Freude war riesig, die Chemie zwischen uns passte einfach so gut. Wir verbrachten nochmal ein paar Stunden an der Sonne und haben unser altbekanntes Arschlöchle gespielt. Abendessen gab es ihm nahegelegenen Restaurant. Auf dem Rückweg sind wir beim verlassenen Hotel Ablana vorbeigekommen. Das Hotel ist seit 2011 geschlossen, muss aber mal wunderschön gewesen sein. Es liegt an einem Hang direkt am Meer. Wir betraten die Hotelruine durch die offenen Türen und befanden uns in der Lobby mit Rezeption. Überall lag Müll und Schutt herum. Wir fanden zehn Jahre alte Hotelbroschüren, Reservierungsbestätigungen und Kopien von Pässen ehemaligen Gästen. Es war irgendwie gruselig, aber auch sehr interessant. Wir schlichen mit unseren Stirnlampen durch die verlassenen Zimmer – alles was mal irgendeinen Wert hatte, war geplündert worden. 

Am nächsten Tag sind wir zusammen mit den Jungs und unseren Taucherbrillen nochmal in die Bucht gegangen. Über eine Stunde sind wir um das versunkene Schiff umher getaucht und haben uns gefragt, was damals wohl passiert sein mag. Im Internet findet man leider nicht viele Infos dazu.

Gegen Mittag sind die beiden dann wieder weiter. Sie haben nur noch zwei Wochen, bis die Arbeit bzw. das Studium wieder ruft. Wir haben alle Zeit der Welt. Wir werden versuchen, uns weiter südlich nochmal zu treffen.

Und wieder assen wir zu Mittag im selben Restaurant wie gestern (es war sehr günstig und es war einfach viel zu heiss draussen, um selber zu kochen – ja, es gibt immer eine Ausrede!). Eigentlich hatten wir vorgehabt, eine dritte Nacht in Jabalanc zu verbringen, aber eigentlich hatten wir schon alles gesehen. Uns war mehr nach Autofahren mit Klimaanlage zumute als nochmal einen Tag in der brütenden Hitze zu brutzeln. Und so machten wir uns in unserer Camping App auf die Suche nach einem Stellplätzchen weiter südlich. In der Nähe von Zadar fanden wir schliesslich den Nationalpark Krka, in welchem es viele grosse Wasserfälle und schöne Wanderwege gibt – ähnlich wie bei den Plitvicer Seen, nur weniger touristisch, aber genauso schön. Ganz oben beim Park gab es einen grossen Parkplatz auf einer Wiese. Wenige Stunde später haben wir unseren Camper dort parkiert. Der Weg dorthin hat wieder entlang der Küste geführt, die letzten 45 Minuten allerdings fuhren wir durchs Landesinnere. Während es entlang der Küste von schönen, modernen Häusern wimmelt und man das Gefühl hat, in einem wohlhabenden Land zu sein, trafen wir auf den letzten Kilometern auf viele verlassene und nicht fertig gestellte Häuser, halbe Ruinen. Dörfer, in denen fast niemand lebt, wo gefühlt nur jedes fünfte Haus bewohnt wird. Ich habe Google gefragt, und scheinbar ist dies ein Überbleibsel aus dem Kroatenkrieg, der hier von 1991-1995 stattfand.

Aber die Landschaft war überwältigend. Wir hatten das Gefühl, durch den amerikanischen Grand Canyon zu fahren, und dann wieder durch eine Wüste wie in Breaking Bad. Und dann sind wir beim Nationalpark Krka gelandet, wo saftiges Grün den Fluss und die Wasserfälle umgeben. Wir haben eine ruhige Nacht auf dem Parkplatz verbracht und sind am nächsten Morgen auf verschiedene Aussichtspunkte in der Umgebung gewandert. Unterwegs sind wir immer wieder auf Ruinen alter Wassermühlen und Klöster gestossen. 

Am frühen Nachmittag sind wir wieder weitergefahren. Unser Ziel war Split, die zweitgrösste Stadt Kroatiens. Dort hatte es unter anderem auch einen Decathlon sowie eine Tierbedarfshandlung, wo wir uns mit wichtigen Einkäufen zudeckten (Gas, Hundefutter & Co.). Eigentlich wollten wir die Nacht in Split verbringen und hatten bereits einen Parkplatz angesteuert, der etwas ausserhalb der Stadt am Meer lag und in der Camping App viele gute Bewertungen hatte. Kaum dort angekommen, entschieden wir uns dafür, weiterzufahren. Das, was wir von Split gesehen hatten, gefiel uns überhaupt nicht. Ein verschachtelter Hochhauskomplex neben dem nächsten, überall Abfall – uns dämmerte, warum die Dörfer auf dem Land am Aussterben waren. Scheinbar hat sich der Grossteil der Menschen in Kroatien an den Küsten niedergelassen. 

Wir waren erleichtert, als wir aus dem Gewimmel draussen waren und uns wieder auf der wenig befahrenen Küstenstrasse befanden. Leider fand sich auf den nächsten Kilometern kein gemütlicher Platz zum Übernachten, und so fuhren wir nochmals rund zwei Stunden, bis wir unser Büssli zwischen Pinienbäumen und direkt neben einer Kitesurf-Schule irgendwo auf der Strecke zwischen Split und Dubvronik parkiert hatten. Der Ort erinnerte mehr an Asien als an Kroatien… es gab einen Sandstrand, Fischernetze lagen im Wasser und aus dem Meer ragten grüne Hügel. Bei der Kiteschule gab es eine Beachbar und es hatten viele andere Camper hier parkiert. Die Atmosphäre war lässig. Die Menschen waren gut drauf, eine Schar Hunde balgte am Strand. Filou misch sich unter die Fellnasen, doch leider kippte schon bald das Wetter - ein Gewitter war im Anmarsch. Wir verkrochen uns in unseren vier Blechwänden und assen ein Fertignudelgericht. 

Irgendwann am Abend klopfte es an unserer Tür. Es war eine Frau, wenig älter als wir, und fragte, ob wir ihr eine Luftmatratze und eine Decke ausleihen könnten, sie habe nur ein Zelt, welches sie sich ebenfalls ausgeborgt habe. Sie bekam die Sachen von uns und erzählte am nächsten Morgen beim Kaffee, dass sie bereits seit zwei Jahren am Reisen sei. Sie habe irgendwo in Südamerika angefangen und sei jetzt hier gelandet, ein Ende sei nicht in Sicht. Sie hat weder Zelt, Luftmatte noch sonst was dabei, ihr Gepäck beschränkt sich auf zwei kleine Taschen. Bemerkenswert, aber so «krass» könnten wir nicht reisen. Nie zu wissen, wo man schläft, WIE man schläft und so abhängig von anderen Menschen zu sein… Wir schenkten ihr eine Banane und zwei Tomaten und fuhren dann die fünfzehn Minuten weiter bis zum nächsten Campingplatz, da unser Klo fast voll und der Wassertank fast leer waren. Wir haben folgende Regel: Wenn wir auf einen Campingplatz gehen, dann so früh wie möglich und nicht erst am Abend. Bezahlen tut man so oder so gleichviel, und je früher man dort ist, desto mehr hat man davon – die frischgewaschenen Kleider haben genug Zeit zum Trocknen, man kann in Ruhe die ganzen Arbeiten machen wie Toilette leeren, Wasser auffüllen, Camper rausputzen usw. und hat trotzdem noch ein wenig Zeit, die Gegend zu erkunden oder einfach zu chillen.

Wir sind jetzt hier auf einem super kleinen, alternativen Campingplatz im Grünen. Ausser uns ist hier noch ein Engländer, der seit zwei Monaten die Kiteschule besucht, und ein deutsches Ehepaar, das hier einen festen Platz hat und jedes Jahr für sechs Monate hier lebt. Oh, und dann gibt es hier noch zwei Hundewelpen, deren Vater hier ständig seine Eier herumspazieren führt und Filou die ganze Zeit besteigen will – er gehört dem Besitzer. Die kleinen sind aber echt süss und stehen zum Verkauf… scheinbar gibt es jedes Jahr Welpen, denn das deutsche Ehepaar hat hier schon letztes Jahr einen mitgenommen. Keine schlechte Idee, die kleinen Fellnasen hier frei rumlaufen zu lassen, damit sie die Herzen der Camper erweichen können.

Gestern hatten Sarah und ich unser Dreijähriges. Wir gingen in eine Pizzeria – ja, es gibt echt immer einen Anlass, um ins Restaurant zu gehen. Dies schlägt sich allerdings negativ in unserem Budget nieder… wir führen genau Buch, schreiben alle Ausgaben auf, und für Restaurantbesuche haben wir im August fast 600 Euro ausgegeben… um genau diesen Betrag übersteigt sich das von uns monatlich eingeplante Budget vom SOLL zum IST-Zustand. Wir versuchen in Zukunft unsere Restaurantbesuche zu minimieren, aber es ist eben auch echt gemütlich… ein Grund mehr, endlich mit dem Journalismus-Studium anzufangen (ja, die Sachen liegen immer noch ungebraucht herum) um dadurch die Option einer Einnahmequelle für unterwegs zu eröffnen.

Heute ist Mittwoch und wir haben soeben die Fähre von Dubrovnik nach Bari (Italien) für den Freitag gebucht. In ein paar Stunden werden wir uns aufmachen Richtung Dubrovnik und werden unseren Camper voraussichtlich für zwei Nächte beim Spital vor Ort parkieren. Morgen Abend haben wir uns mit den Jungs in der Innenstadt verabredet.

Den nächsten Blog schreiben wir dann von Italien aus!

A dopo!


Autorin: Stephanie Köllinger



Respon (1)

martina
Ist das nicht mein Hut??

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