Publicat: 06.06.2022
27. – 30. Mai 2022: Mirusha Wasserfall, Peja, Rugova Gebirge
J. Die vielen Eindrücke der letzten zwei Tage mussten wir erstmal verarbeiten und verbrachten dafür einen ganzen Tag bei den Mirusha Wasserfällen. Die liegen nicht nur mitten in ruhiger Natur und sind sehr schön anzusehen, man kann auf einem steilen Wanderweg auch ans obere Ende des Wasserfalls gehen/klettern und dort noch mehr Wasserfälle und Wasserbecken finden, in denen man hervorragend baden kann.
Am nächsten Tag ging es weiter nach Peja, eine etwas touristischere Stadt. Peja hat einen alten Bazar, der Rest der Stadt sieht architektonisch eher unspektakulär aus.
Touristisch ist Peja aber vor allem für die Umgebung. Zuerst fuhren wir in das 15km südlich gelegene Visoki Dečani Kloster, das in unserem Reiseführer als eins der absoluten Highlights Kosovos, beschrieben wurde. Das Kloster ist ein orthodoxes Kloster, in dem, obwohl es regelmäßig zu Anschlägen kommt (zuletzt 2007), noch immer 25 serbische Mönche leben. Daher wird das Kloster streng von KFOR Soldaten bewacht. Dass es hier im Kosovo überhaupt noch ein traditionell serbisches Kloster gibt, ist vermutlich das eigentliche Highlight. Außer der vielen Straßensperren, Wachhäuschen und KFOR Soldaten, war das Kloster eher unspektakulär. Es war zwar ganz hübsch, wir durften aber nur den Hof und die Kirche besichtigen. Da haben wir z.B. in Griechenland und Albanien, schon deutlich spannendere Klöster gesehen.
Auf dem Rückweg sind wir an einer Quelle vorbeigekommen, an der viele Einheimische gepicknickt haben und viele, vor allem Omas, ihre Füße im Wasser badeten. Das Wasser hat bestimmt heilende Kräfte.
Anschließend sind wir zu dem eigentlichen Highlight der Region gefahren: den Rugova Mountains, bzw. der Rugova Schlucht, die sich von Peja bis zur Grenze nach Montenegro zieht. Schon aus der Innenstadt von Peja kann man die beeindruckend hohen Berge und den Anfang der Schlucht sehen. Wenn man die Schlucht entlangfährt, sieht sie aber noch beeindruckender aus. An einigen Stellen ist sie so eng, dass Tunnel für die Straße in die Berge geschlagen wurden. Die Tunnel waren zwar nicht sehr lang, aber eng und unbeleuchtet und daher doch etwas gruselig. Dadurch war die Fahrt durch die Schlucht noch etwas spannender.
Kurz vor der Grenze fuhren wir aus der Schlucht den Berg hinauf und wurden oben mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Im Restaurant, das hier oben liegt, lief zwar gerade eine Hochzeit, wir durften trotzdem hinterm Restaurant mit Blick auf die Schlucht parken und übernachten. Als Dank gingen wir im Restaurant essen und probierten viele regionale Spezialitäten und lokalen Wein, während wir durch eine Glasscheibe der US-Amerikanisch-Kosovoischen Hochzeitsfeier zuschauen konnten (die für Kosovoische Verhältnisse mit etwa 120 Gästen, lächerlich klein war).
Am nächsten Tag wollten wir eigentlich wandern gehen, wachten aber schon vom Trommeln des Regens auf unserem Dach auf und sahen aus dem Fenster nur weiß. Wir waren in einer Wolke gefangen und hatten maximal 20 Meter Sicht. Ab 10 sollte es aber für vier Stunden trocken sein und so wanderten wir im Nieselregen in die weiße Wand hinein, in der Hoffnung über die Wolken zu kommen. Es hörte tatsächlich auf zu regnen und immer wieder lichtete sich der Nebel, sodass wir atemberaubende Ausblicke auf die Steilwand neben uns und den dichten Wald um uns herum, hatten. Nach etwa einer Stunde Wandern fing es in Strömen an zu regnen und ein mächtiges Gewitter zog sich über uns zusammen. Die Blitze zuckten über den Himmel und machten den Nebel noch heller und weißer. Die Donner waren unglaublich lang und bauten sich, wie ein Musikstück, durch immer lauter werdendes Grummeln, zu einem Höhepunkt auf, an dem es am Ende mehrmals super laut knallte. Staunend und schaudernd, wohnten wir diesem Naturspektakel bei und diskutierten zwischendurch was passiert, wenn man in einer Gewitterwolke wandert. Da das Gewitter auch nach 20 Minuten immer noch ziemlich genau direkt über uns war, beschlossen wir nicht weiter den Berg hoch zu wandern. Das Risiko vom Blitz getroffen zu werden, war uns doch etwas zu hoch, und so machten wir uns auf den Rückweg. Und dann wurde unser Wunsch doch noch erfüllt: Der Nebel lichtete sich und wir hatten eine atemberaubende Aussicht über die Schlucht und die Wolken darin. Wir waren über den Wolken, bzw. zwischen den Wolken, denn es regnete immer noch.
Den Rest des Tages beobachteten wir die Wolken, die sich ständig wandelten. Mal hingen sie nur an den Bergspitzen, mal zogen sie, wie eine Armee, unter uns in die Schlucht ein, mal umgaben sie uns in unendlichem weiß, nur um kurz darauf wieder aufzureißen und den Blick auf die Berge gegenüber oder eine einzelne Wolke, die untern in der Schlucht hing, freizumachen.
Am nächsten Tag schien wieder die Sonne und es war erstaunlich heiß. Wir fuhren in den Norden von Peja zu einem weiteren Wasserfall. Leider konnte man hier aber nicht schwimmen, denn der Fluss trug unglaublich viel Schmelzwasser. Uns wurde gesagt, dass jetzt, im Frühling der Wasserfall am schönsten aussehe, denn zu anderen Jahreszeiten trocknet der Fluss fast aus.
Hinter dem Wasserfall befindet sich ein riesiges Höhlensystem, durch das der Fluss früher floss. Sie ist noch nicht vollständig erforscht, aber wunderschön. Außerdem bietet sie mit ihren konstanten 12 Grad eine angenehme Abkühlung. Wir bekamen eine private Führung mit vielen interessanten Informationen, zu den Stalaktiten, Stalagmiten und anderen schönen Felsformationen. Bisher sind erst 3km der riesigen Höhlensystems erforscht und jeden Sommer verbringen Forscher Wochen damit sie weiter zu erforschen. In einem der Höheleingänge wurden sogar Knochen und Kochgeschirr unserer Urahnen gefunden. Weit unter uns konnten wir das Rauschen des Flusses hören, der im Frühling immer noch durch Teile der Höhle fließt. Die Größe dieser Höhle muss unglaublich sein.
Von hier ist es nicht weit bis zur Grenze nach Montenegro und so verabschieden wir uns nach 8 wundervollen Tagen vom Kosovo und seinen wunderbaren Menschen.
Tag 227 – Gesamttour 16.777 km
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