Publicat: 26.05.2019
Als wir in Kuba ankommen ist es etwas anders als in Südamerika: Oldtimer fahren auf der Straße und die Häuser sind teilweise heruntergekommen aber strahlen einen ganz besonderen Charme aus, die Hitze bleibt die gleiche. Es gibt zwei Währungen, einmal den CUC, der an den Dollar gekoppelt ist und den selben Wert besitzt und den CUP, welcher nur einen 25stel des Wertes hat. Es ist interessant, dass ein Land zwei Währungen hat und der Wert sich so sehr unterscheidet. Wir haben zuvor oft gehört, dass es für Touristen schwierig ist an den lokalen CUP zu kommen und so sind wir gespannt, wie das Geldwechseln am Flughafen klappen wird. So ein Quatsch! Es ist kein Problem: wir erhalten beide Währungen und können sie beliebig auf Märkten oder in Cafeterias umtauschen. Die nächste Herausforderung zeigt sich darin vom Flughafen nach Havanna zu kommen ohne 25 cuc für ein Taxi ausgeben. Natürlich erzählen alle es gibt nur das Taxi und keine andere Möglichkeit und natürlich wollen wir das nicht glauben. Zufällig treffen wir auf einen Franzosen, der auch nicht weiter weiß und schließen uns auf der Suche nach einer anderen Transportmöglichkeit zusammen. An der Straße heben wir unseren Finger in die Luft und nach einiger Zeit hält ein Auto an. Es ist ein Kubaner mit einem Mietwagen auf Heimatbesuch, welcher in der USA lebt. Er möchte uns aber eigentlich nicht mitnehmen, Jakob bleibt hartnäckig und tatsächlich dürfen wir dann ins Auto springen. Gesprächig und begeistert ist der Mann allerdings nicht, aber er lässt uns an einer Bushaltestelle heraus von wo wir mit dem Lokalbus zu unserer Unterkunft finden. Die Stadtbusse kosten umgerechnet nur 2 Cent weil sie vom Staat finanziert werden. Hier erkennt man die krassen Preisgegensätze: 25 Dollar für ein Taxi oder 4 cent für den Bus. Oft sind sie vollgestopft mit Menschen und nicht immer passen alle hinein.
In Kuba kann man entweder sehr günstig reisen oder sehr teuer. Für Touristen werden die Preise extrem hoch gehalten, eine Touristenblase, in welcher sich die meisten Besucher bewegen. Dieser Blase entbrechen wir, indem wir meistens bei kleinen Kiosken und Cafeterias essen gehen. Dort gibt es Cafe für 4 Cent, gepressten Saft für 20 Cent und Pizza für 50 Cent. Somit ist unser Essen einseitig und auch meistens ungesund, doch unschlagbar billig. Es macht Spaß immer mal wieder der Hitze zu entkommen, indem man in den Cafeterias einen erfrischenden Saft genießt und wir kommen oft mit vielen Kubanern der Nachbarschaft ins Gespräch. Für zwei Wochen kommt uns Ida, Jakobs Schwester, besuchen. Wir freuen uns sehr über den spontanen Besuch und sie bringt uns sogar ein wenig Schokolade mit ;)
Wir schlendern zu dritt durch Havannas Altstadt. In manchen Gegenden sehen wir reiche, schicke Villen und in anderen Vierteln kaputte Häuser, welche nicht restauriert werden aber teilweise trotzdem noch Leute wohnen. Es ist sehr spannend durch Havannas Straßen zu laufen, die Stadt ist einzigartig und ein wenig wie ein Museum. Es gibt viele Oldtimer, auch noch Kutschen und aufpolierte Oldtimer in Pink, welche (hochnäsige) Touristen mit Zigarren im Mund durch die Stadt fahren. Der kalte Mojito schmeckt hier besser wie das Bier und wir bleiben eine gute Woche in der Stadt. Wir wohnen in einer Casa Particular bei unserem Host Iliana, die sich aufmerksam um uns kümmert, uns jeden Tag abgekochtes Leitungs-Wasser in den Kühlschrank stellt und eine gemütliche Wohnung mit Balkon besitzt. Als Ida einige Tage nach uns dazustößt, dürfen wir unser Zelt auf dem Balkon aufbauen, in welchem Ida zwei Nächte schläft. Einen Tag machen wir einen Ausflug zum nahegelegenen Strand Baracuanao bei Havanna, wo fast nur Kubaner baden und Kokospalmen uns ein bisschen mulmig werden lassen, als wir unter ihnen Schatten suchen, so sterben doch mehr Menschen durch Kokosnüsse als durch Haie. Ida findet die Art zu sterben aber nicht ganz so schlecht.
Als wir einmal an der Bushaltestelle stehen, horchen zwei Frauen auf als sie Miriam husten hören. Sie hat seit Kolumbien starken Husten bekommen. Die Frauen sind Ärztinnen und die eine, welche aus Bolivien kommt, nimmt uns spontan mit in ihre Arztpraxis. Dort lässt sie uns Platz nehmen und erklärt uns alles. Dazu muss Miriam noch durch einen Strohhalm feuchte Luft einatmen, welche den Hals beruhigen soll. Die bolivianische Ärztin erzählt uns, dass viele Kubaner von den kostenlosen Medikamenten abhängig werden und so klopfen auch als wir da sind zwei Junkies an die Tür. Auch erzählt sie uns von Schönheitsoperationen, die vom Staat bezahlt und von sehr vielen Kubanerinnen in Anspruch genommen werden. Für Extranjeros (Fremde) sind die Preise für Medikamente dagegen extrem hoch. An allen Stellen wird versucht an Touristen zu verdienen und so ist auch die bolivianische Studentin mit dem System nicht vollends zufrieden, da auch sie als Fremde gesehen wird, obwohl sie schon seit neun Jahren in Havanna studiert und arbeitet und so schenkt sie uns die Medikamente.
Kuba ist sehr sicher und wir genießen es auch bei Anbruch der Dunkelheit unbeschwert durch die Straßen gehen zu können. Bei vielen Einheimischen merkt man jedoch, dass sie nicht so positiv auf Touristen reagieren und man oft feindselige Blicke erhält. Andere wiederum sind sehr offen und haben Lust sich mit uns zu unterhalten. Uns gefällt die Trennung zwischen Einheimischen und Touristen nicht so gut und dass mit vielen Tricks versucht wird, Geld abzuluchsen. Oft weiß man nicht, ob die Person Hintergedanken bei einer Unterhaltungen hat oder ob sie authentisch und vertrauenswürdig ist. Somit bleiben wir öfters misstrauisch, was eigentlich ziemlich schade ist.
Für den Transport über die Insel gibt es nur eine Buslinie für Touristen, die extrem teuer ist. Für uns keine Option, sodass wir versuchen zu trampen oder mit den Bussen für Einheimische fahren. Insgesamt dauert es 4 Stunden bis wir aus Havanna mit zwei verschiedenen Buslinien der Stadt bis zur Autobahn hinausgefahren sind. Dort treffen wir einige Kubaner, die ebenfalls trampen wollen. Zu dritt passen wir leider in kein Auto, doch nach einigen Bussen, die an uns vorbeifahren bzw. einigen Stunden hält ein Chicken Bus für uns an. Zuerst stehen wir gequetscht im Gang, irgendwann können wir auf den harten Sitzen Platz nehmen und sind glücklich über unsere günstige und interessante Mitfahrgelegenheit.
Abends kommen wir erschöpft in Pinar del Rio im Süden von Kuba an. Hier bleiben wir eine Nacht bevor wir weiter in das kleine Dorf Vinales fahren. Als wir abends hungrig auf der Suche nach einer Pizza sind, "freunden" sich schnell einige junge Kubaner und Kubanerinnen mit uns an, wie sich herraus stellt nur zum Schein. Sie wollen mit uns Mojitos in einer Bar trinken. Als wir in der Bar ankommen, gibt es aber anscheinend keine Mojitos und zurück auf der Straße werden sie hektisch und versuchen uns am Arm durch die Straßen mitzuziehen. Wir werden misstrauisch, da wir von der Masche im Internet gelesen haben, bei welcher die Kubaner schnell und viel trinken und am Ende der Tourist die komplette Rechnung bezahlen darf. Als wir uns lösen wollen kommt zufällig unser Host Yosmiel vorbei, bei dessen Familie wir die Nacht verbringen. Er weiß sofort was Sache ist und nimmt uns mit, die neuen "Freunde" sind augenblicklich verschwunden und wir sind uns nun sicher, dass sie nicht vertrauenswürdig waren. Zusammen mit Yosmiel und seinem Bruder trinken wir gemütlich einen Mojito. Dieser schmeckt gut, die Müdigkeit verfliegt und wir beschließen uns zusammen eine Flasche Rum und Cola zu kaufen. Mit dieser setzen wir uns zu fünft in die Universität, da dort ein Fest mit Aufführungen und Musik stattfindet. Wir verstehen uns gut und lachen viel.
Sie fragen uns, ob wir noch auf einer großen Fiesta feiern gehen wollen und auf Drängen von Ida ziehen wir los auf die Party, wo natürlich der Rumvorrat von unseren Gastgebern sofort wieder aufgefüllt wird. Normalerweise würden wir es gut sein lassen. Jetzt tanzen wir, es ist voll, es gibt eine große Bühne mit DJ und einem Sänger und ab und zu wackeln Frauen auf der Bühne heftig mit ihrem Po zur Musik. Einmal landen Jakob und Yosmiel auf der Bühne, wo sie im Armdrücken gegeneinander antreten müssen. Am nächsten Tag gehen wir es aufgrund der vielen Rum's und der langen Nacht langsam an und ziehen nun weiter in das 30 km entfernte Vinales.
Wir sind froh am übernächsten Tag den Kater überwunden zu haben und auf unsere Wanderung zu starten. Wir laufen durch das Valle von Vinales, welches in rotbraunen und grünen Farbtönen leuchtet und wir genießen die üppige Vegetation. Insgesamt besuchen wir drei Höhlen, durch welche wir durch eine (Cueva de la vaca) durchlaufen und auf der anderen Seite des Berges herauskommen. An einem anderen Tag setzt sich morgens ein betrunkener Mann mit Weinflasche zu uns, stimmt mit rauer Stimme ein Lied an und bedeutet uns mit dem Finger vor dem Mund still zu sein, obwohl wir nichts sagen und fängt gespielt an zu weinen. Wir wissen nicht ob das zum Lied gehört oder uns mehr Geld entlocken soll. Der Nachbar kommt vorbei, umarmt den Mann und wirft uns einen bedeutsamen Blick zu, der wohl heißt: nimmt das nicht so ernst. Am Nachmittag bekommen wir von einem jungen Kubaner ein Krokodil gezeigt, dass sie bei sich unter unwürdigen Umständen in einem Beton Basin halten, um es später zu essen und eine Tasche daraus zu machen. An einem anderen Tag wandern wir in eine andere Himmelsrichtung von Vinales und laufen diesmal durch Pinienwälder und über kleine Hügel. Weil Jakob den Rückweg abkürzen will, stapfen wir lange querfeld ein durch hohes Gestrüpp, durch Schlammlöcher und Dornenbüsche. Jakob findet es war das Abenteuer wert, Miriam und Ida bekommen als Entschädigung einen Cocktail.