Publicat: 17.02.2019
Reist man von Thailand nach Kambodscha ein, merkt man ziemlich schnell, dass hier nach anderen Spielregeln gespielt wird. Davon zeugen die vielen Spielcasinos, doch zuallererst fordert der Grenzbeamte ganz selbstverständlich 5 US $ mehr ein, als das Visum eigentlich kostet. Mehr als dreimal freundlich nachfragen wofür, haben wir uns nicht getraut. Schließlich wollten wir ja einreisen.
Kurios ist in Kambodscha so einiges. Wie zum Beispiel die Verkehrsmittel: Man sieht Lastwagen mit Leuten auf dem Führerhaus sitzen und Lastwagen gänzlich ohne Führerhaus. Dafür trägt der Fahrer zumindest einen Motorradhelm. Neben der Verkehrssicherheit wird auch die Arbeitssicherheit großgeschrieben. Wir beobachteten, wie ein Elektriker seine Leiter an einen dünnen Strommast lehnte. Wacklig kletterte er auf die oberste Sprosse der zu kurzen Leiter und montierte an der Elektrik herum. Dass er nicht gerade Sicherheitsschuhe getragen hat, ist überflüssig zu erwähnen, zumal direkt unter ihm ein spitzer Metallzaun verlief. Es sind genau diese Situationen, die das Reisen nie langweilig werden lassen.
Wir fühlten uns in Kambodscha schnell wohl. Dies hielt über unseren gesamten Aufenthalt an. Insbesondere, weil uns hier mit die freundlichsten Menschen unserer bisherigen Reise begegnet sind. Ob Straßenverkäuferin, Tuk-Tuk-Fahrer oder Hotelangestellte, alle waren hilfsbereit und freundlich, hatten stets eine Banane für Antonia parat und ein Lächeln im Gesicht.
Wie die letzten Wochen in Thailand, waren wir in Kambodscha gemeinsam mit Swenjas Eltern unterwegs. Unsere erste Station war die Stadt Battambang im Nordwesten des Landes. Das Stadtzentrum besteht noch größtenteils aus Gebäuden der französischen Kolonialzeit. Diese entfalten ihren charakteristischen Charme, zumal sich in einigen Cafés und Kunstgalerien niedergelassen haben, die zum Stöbern einladen. Das tut auch der große Markt, wo man von T-Shirts bis Krustentiere ziemlich alles bekommt.
Von Battambang kann man in drei bis vier Stunden mit dem Bus nach Siem Reap fahren, was unsere nächste Station werden sollte. Wir nahmen das Boot auf dem Fluss Sangker und über den Tonle Sap See, den größten See des Landes, um Siem Reap zu erreichen. Die auf Flößen gebauten Dörfer entlang des Flusses sind der Grund, warum dieses Boot fährt: Zum einen ist es für viele Menschen, die in diesen schwimmenden Dörfern leben, ein wichtiges Transportmittel, zum anderen nehmen viele Touristen die lange und laute Fahrt auf sich, um einen Eindruck dieser nur auf dem Wasserweg zu erreichenden Region zu bekommen. Die Menschen bauen ihre Häuser auf Flöße, da der Wasserstand des Tonle Sap und seiner Zuflüsse im Jahresverlauf um bis zu acht Meter schwankt. Wir wussten, dass die Fahrt fünf bis neun Stunden dauern kann. Da wir aufgrund des niedrigen Wasserstands in der Trockenzeit mehrmals stecken blieben und sich dann auch noch ein Fischernetz im Motor verfing sind wir letztlich tatsächlich neun Stunden im Boot gesessen. Dass wir die Fahrt genossen haben wäre wohl etwas übertrieben. Die Einblicke in das Leben der Menschen und in die von wechselnden Wasserständen geprägte Landschaft, waren die zusätzlichen Stunden Fahrtzeit aber auf jeden Fall wert. Schockiert waren wir auch hier von den Massen an Plastikmüll, die die Ufer bedecken.
Siem Reap ist eine Stadt nahe der Region Angkor, die vom 9. bis zum 15. Jahrhundert das Zentrum des historischen Khmer-Königreiches Kambuja bildete. Sie ist Ausgangspunkt zur Besichtigung der Zeugnisse der Baukunst der Khmer in Form einzigartiger Tempelanlagen – allen voran Angkor Wat, der größte Tempelkomplex der Welt. Auf einer Gesamtfläche von mehr als 200 km² wurden durch aufeinanderfolgende Könige nacheinander mehrere Hauptstädte und in deren Zentrum jeweils ein großer Haupttempel errichtet. Während die Häuser und Paläste aus Holz gebaut wurden und nicht erhalten sind, sind viele der Tempel zu besichtigen. Bis heute wurden bereits mehr als 1.000 Tempel und Heiligtümer unterschiedlicher Größe entdeckt. Es gibt Vermutungen, dass im Großraum von Angkor am Höhepunkt des historischen Königreiches bis zu einer Million Menschen auf etwa 1.000 km² gelebt haben könnten. Mehr als in London, Paris oder Istanbul zur damaligen Zeit.
Auch wenn Angkor Wat der größte Tempel ist, fanden wir andere beeindruckender. Bayon, Banteay Srei, Ta Prohm oder Beng Mealea. Alle haben ihren einzigartigen Charakter und bezaubern mit großen, aus mehreren Steinblöcken zusammen gesetzten Gesichtern oder feinster Steinmetzkunst. Bei den beiden letztgenannten sind es die Bäume, die den Tempelanlagen ihre exotisch-mystische Ausstrahlung verleihen. Insbesondere Beng Mealea wurde bisher kaum restauriert. Holzstege führen durch die Tempelanlage und lassen einen die Eindrücke früher Abenteurer des 19. Jahrhunderts nachempfinden. Wären da nicht chinesische Touristengruppen, die kaum in geringerer Größeneinheit als „Busladung“ auftauchen.
Als letzte Kuriosität wollen wir noch diekambodschanische Währung erwähnen. Offizielle Landeswährung ist der Riel.Viertausend Riel haben den Gegenwert von einem US $. In anderen Ländern ist dasVerhältnis noch wesentlich unausgeglichener, trotzdem ist es in Kambodschaüblich, alles ab dem Wert von viertausend Riel in US $ bezahlen. Daran muss mansich erstmal gewöhnen, denn man hat ständig zwei Währungen im Geldbeutel.Erstmal herausfinden muss man, dass Geldautomaten nur mit US $ bestückt sind, dieSoftware der Automaten aber nach wie vor auf Riel eingestellt ist. Als wir beiunseren ersten Abhebeversuchen nicht sonderlich erfolgreich waren und die niedrigstevoreingestellte Summe wählten, versuchten wir also einerseits 10.000 US $abzuheben, was aus nachvollziehbaren Gründen abgelehnt wurde und andererseits,Riel im Gegenwert von 2,5 US $ zu beziehen, was uns auch nicht wesentlichweiter gebracht hätte.