Don Curry on Tour 2
Don Curry on Tour 2
vakantio.de/doncurryontour2

Don Curry lernt schreiben

Publicat: 02.07.2019

Don Curry hat noch nie viel vom Schreiben gehalten. Gemeint ist damit nicht das Formulieren oder gar Komponieren von Texten, gemeint ist damit die körperliche Tätigkeit mit Füllfederhalter oder Kugelschreiber auf einem klassischen Blatt Papier. Selbst in der Grundschule gehörte "Schönschrift" stets zu seinen schlechtesten Schulfächern, denn schon damals schien Don Curry zu ahnen: was soll ich mühsam mit der Hand schreiben, wenn ich doch viel einfacher tippen kann. Echtes Schreiben kennt er nur noch als Unterschreiben, als fast schon kalligraphisch abstrahierendes Festhalten seines Namens. Der heutige Tag würde ihm allerdings so viel mehr abverlangen.

Zunächst bescherte er eine echte Überraschung: ein geradezu überbordendes Frühstücksbuffet, zu dem auch noch ein exzellenter Kaffee frisch zubereitet und kredenzt wurde. Als bekennender Frühstücksverächter nahm Don Curry nur ein paar Kostproben vom Rührei und diversen Salaten auf den Teller, anschließend noch ein mit Marmelade gefülltes Pfannkuchenröllchen. Danach räumte er schnell sein Zimmer, legte einfach den Schlüssel in das bereitgestellte Körbchen und verließ diesen überzeugend gastlichen Ort.

Das Auto konnte er zunächst stehen lassen, denn sein erstes Ziel lag direkt gegenüber der Straße auf einem Hügel: die gotische Kathedrale von Frombork, deren Größe von der längst verblassten Bedeutung dieses heute abgelegenen Dorfes kündete. Zudem hatte hier Kopernikus gelebt und gewirkt - und in der Kathedrale auch seine letzte Ruhestätte gefunden. 

Kopernikus


Bereits gestern waren Don Curry bedauernd die Gerüste an der Außenseite der Kirche aufgefallen, stets eine drastische Minderung eigentlich extrem fotogener Objekte. Heute zeigte sich das Drama noch viel tiefgehender: zu allen Seiten war die Kathedrale eingerüstet, Baumaschinen und - material verunzierten weite Teile des Kirchhofs und auch im Inneren des Gotteshauses hämmerten und dröhnten die Bauarbeiter mit ihren Geräten um die Wette. Don Currys Besichtigung blieb daher recht kurz, der gesamte Chorraum war eine einzige Baustelle. Das Grab des Kopernikus im Kirchenschiff zeigte sich als einziges Highlight frei zugänglich. 

In der Kathedrale (die Stellen ohne Baugerüste)


Der Glockenturm der Kathedrale bildete zugleich einen Teil der Befestigungsanlage dieser echten Kirchenburg. In seinem unteren Teil war ein Planetarium in Erinnerung an die Forschungen des Kopernikus eingerichtet. Um 9:50 Uhr sollte die erste Vorführung des Tages dort stattfinden; nach der Kathedralen-Kurzvisite eilte Don Curry erwartungsvoll 5 Minuten vor der Zeit dorthin, um an der Außentür zu lesen, dass der letzte Einlass jeweils 10 Minuten vor der Vorführung gewährt wird. Sollte heute ein Tag der Enttäuschungen werden?

Wo das Pendel hängt...


Don Curry entschied sich kurzerhand für den oberen Teil des Turm, zahlte mit EC-Karte die umgerechnet 1,80 € Eintritt und begann mit der Turmbesteigung, bei der er auf eine echte Besonderheit stieß: Der gesamte Innenraum des Turmes war freigelegt worden, die Treppen liefen stets an den Außenwänden entlang; von der inneren Turmspitze hing in der Mitte ein gewaltiges Foucaultsches Pendel, das durch seine ständige Schwingung die Kreisbewegung der Erde unwiderlegbar beweisen konnte. Neben diesem Eintauchen in eherne Naturgesetze genoss Don Curry schließlich auch den prächtigen Ausblick auf die Kathedralbaustelle, das gesamte Frombork bis zum Frischen Haff und der abschließenden Nehrung.

Frombork


Nun doch etwas zufriedengestellt stieg Don Curry ins Auto, gerade bevor ein sintflutartiger Regenguss über Frombork hereinbrach. Wassermassen begleiteten auch die Weiterfahrt nach Braniewo, wo Don Curry die gotische Katharinenkirche besichtigen wollte. Diese hatte die in Frombork begonnene Generalrenovierung bereits hinter sich und zeigte sich fast zu steril und perfekt erneuert. Zumindest stellte sie Don Currys letzten Besichtigungspunkt vor der Weiterreise nach Russland dar.

Katharinenkirche


Viel hatte er gelesen über individuelle Reisen nach Russland. Fast alle einschlägigen Reiseführer und Internetseiten warnten vor der Einreise mit dem eigenen PKW, zumindest beim ersten Russlandbesuch und ohne fundierte Sprachkenntnisse. Don Curry war das egal. er konnte perfekt "Guten Tag", "Danke" und "Auf Wiedersehen" in russischer Sprache sagen und er hatte schon viele Grenzen erfolgreich überquert.

Der polnische Teil der Grenzabfertigung erwies sich auch als völlig problemlos. Kurz Reisepass und Fahrzeugschein abgeben, 5 Minuten kontrollieren lassen, und weiter ging es. Wenige Meter danach begann der russische Teil der Grenzanlage. ein fescher Uniformierter wollte zunächst nur einen Blick auf Don Currys Visum werfen und händigte ihm daraufhin dankbar einen weißen Plastikstreifen aus, den Don Curry in seinen Pass packen sollte. Nun ging es weiter zur Fahrzeugkontrolle, doch obwohl nur 5 EU-Fahrzeuge (alle aus Polen) vor Don Curry warteten, sollte er hier fast 2 Stunden verbringen, in denen es entsprechend langsam voranging. Die russischen Fahrzeuge auf der Nebenspur wurden viel schneller abgefertigt.

Endlich blinkte ihm eine junge Zollbeamtin mit ihrer Taschenlampe zu, so dass Don Curry in den eigentlichen Kontrollbereich vordringen konnte. Zügig verließ er das Auto, um zum Kontrollschalter zu eilen, als die Beamtin ihm freundlich aber bestimmt etwas auf russisch zurief. Don Curry rief zurück, ob sie Englisch sprechen könne? Sie konnte, und sie machte Don Curry freundlich aber unmissverständlich klar, dass er in sein Auto einzusteigen und zu warten habe. Ok, dachte Don Curry, persönliche Mitarbeit zur Effizienzsteigerung des Vorgangs ist wohl nicht erwünscht. Und er wartete, ständig die Beamtin beobachtend, ob sie irgendein aufforderndes Zeichen machen würde. Doch die lächelte nur freundlich und war zu keinem Zeichen bereit. Irgendwann rief sie dann Don Curry zu, ob er denn gar kein Russisch sprechen würde? "Njet", rief Don Curry zurück und war innerlich stolz, noch ein weiteres russisches Wort sein eigen nennen zu können. 

Schließlich kam das deutliche Aufforderungszeichen der Beamtin, und Don Curry eilte nun doch mit seinen Papieren zum Kontrollschalter. Ausgiebig wurden Visum, Reisepass und Fahrzeugschein inspiziert, kopiert und nochmals inspiziert. Dann wurde eine Einreisekarte ausgedruckt, deren eine Hälfte Don Curry ausgehändigt wurde, damit sie mit dem Plastikstreifen in seinen Reisepass Einzug halten konnte. Dieser echte Erfolg führte dazu, dass Don Curry 5 Meter weiter auf russisches Gebiet fahren durfte. Nun hatte die Zollbeamtin mit der auffordernden Taschenlampe und dem Unterbodenspiegel ihren großen Auftritt: Nach und nach durfte Don Curry jede Tür und Klappe seines Autos öffnen. Überall kamen Lampe und Spiegel zum Einsatz, ein Öffnen der Reisetasche war aber nicht notwendig.

Nächste Station war nun der Zollschalter, und dahinter saß Margareta, wie ihr kyrillsches Namensschild verriet. Ihre Aufgabe war es, den Besitz Don Currys, vornehmlich sein Auto, zollgerecht zu verarbeiten. Margareta wunderte sich auch nicht über Don Currys Russisch-Schwäche, sie nahm das alles pragmatisch, reichte Don Curry 4 Formulare und machte unmissverständlich auf deutsch klar: "Schreiben! Dreimal!" Don Curry nahm die Formulare an sich, zog sich zum Schreiben ins Auto zurück und entdeckte zunächst, dass eines der 4 Formulare bereits auf deutsch ausgefüllt und mit der dicken Aufschrift "Muster" versehen war. Außerdem war eines der leeren Formulare doppelt vorhanden, vermutlich für die Ehefrau/Begleitung; das würde er also gar nicht ausfüllen müssen. Also machte sich Don Curry eifrig ans Werk, die beiden relevanten Formulare handschriftlich auszufüllen. Das eine betraf allgemeine Besitztümer und war recht einfach auszufüllen, wobei Don Curry den extrem langen Straßennamen seiner Heimatadresse zu hassen begann. Warum gab es hier keine Autofill-Funktion? Das andere Formular betraf ausschließlich sein Auto und verlangte die Erfassung vieler Daten aus dem Fahrzeugschein, wie Kennzeichen, Hubraum und Identifikationsnummer.

Tapfer füllte Don Curry beide Formulare sorgfältig aus und kehrte zufrieden zu Margareta zurück. Margareta öffnete die Klappe ihres Schalters, nahm die Zettel in Empfang, rollte mit den Augen und meinte energisch: "Schreiben! Dreimal!" Das doppelte Formular war nicht für irgendeine Begleitung gedacht - Don Curry sollte es doppelt ausfüllen! Ok, zurück ins Auto. Inzwischen war die Aufforderungsbeamtin von vorhin wieder da und forderte Don Curry deutlich auf, den Platz freizumachen und 10 Meter weiter auf russisches Gebiet auf einen Parkplatz zu fahren. Sorgfältig füllte Don Curry das doppelte Formular aus und kehrte zufrieden zu Margareta zurück.

Margareta öffnete die Klappe ihres Schalters und nahm die Zettel in Empfang. Missbilligend ändert sie die Herstellerbezeichnung VW in Volkswagen, außerdem sorgte sie dafür, dass die Datumsangaben zweistellig waren. Dann siegelte sie die Formulare und händigte eins der doppelten an Don Curry aus. Als der sich mit "Spassibo" bedankte huschte sogar ein kurzes Lächeln über ihr strenges Gesicht. Don Curry kehrte zufrieden zum Auto zurück, um endlich sein "Abenteuer Russland" zu beginnen. Kaum hatte er den Motor gestartet, als er im Seitenspiegel Margareta auf ihn zulaufen sah. Schnell stoppte er das Fahrzeug und öffnete das Fenster. "Zollpapier!" meinte Margareta auf ihre pointierte Art, die keinerlei Ambitionen auf gepflegten Smalltalk hegt. Don Curry händigte zufrieden das Papier nochmals an sie aus. "Fahrzeugschein!" lautete Margaretas nächste Anweisung. Und dann zeigte sie Don Curry, dass er nicht die Identifikationsnummer seines Autos aufgeschrieben hatte, sondern die Fahrgestellnummer. "Komm!" sagte Margareta. 

Ergeben und zugleich ahnungsvoll folgte Don Curry der gestrengen Zöllnerin. Zurück in ihrem Schalter trennte Margareta sorgfältig den Bereich mit den staatlichen Siegeln von dem Formular ab, zerknüllte des Rest und reichte Don Curry 2 neue Exemplare des Fahrzeug-Zollscheins. "Schreib! Zweimal" forderte sie, füllte aber die Ankreuzkästchen selbst schnell aus. Diesmal kehrte Don Curry nicht ins Auto zurück, sondern schrieb direkt neben dem Schalter die Daten vom Fahrzeugschein ab. Zufrieden stellte er sich nach dem doppelten Ausfüllen vor den Schalter. Margareta öffnete die Klappe ihres Schalters und nahm die Zettel in Empfang. Erfreut nahm sie wahr, dass Don Curry nun selbst Volkswagen eingetragen hatte und auch das Datum immer zweistellig war, doch dann stöhnte sie und rollte mit den Augen. Die Identifikationsnummer seines Autos stand nicht in der russischen Zeile "Identifikationsnummer" sondern in der russischen Zeile "Fahrgestellnummer", die er gar nicht ausfüllen musste. "Muster!" klagte Margareta, zerknüllte beide Formulare und holte zwei weitere. "Schreib! Zweimal!", befahl sie mit strengem Augenrollen, konnte sich aber eines Schmunzelns kaum erwehren und füllte abermals die Ankreuzkästchen selbst aus.

Don Curry rollte nun auch mit den Augen, schmunzelte zurück und fügte sich ergeben in sein tragisches Schicksal: Wann hatte er zuletzt soviel handschriftlich ausfüllen müssen? Diesmal kontrollierte er doppelt die doppelten Formulare und stellte sich wieder vor den Schalter. Margareta öffnete die Klappe ihres Schalters und nahm die Zettel in Empfang. Dann griff sie zu einem Pillendöschen, nahm zwei kleine Tabletten zu sich und schluckte sie energisch herunter. Erst danach widmete sie sich den Formularen. "Fahrzeugschein!" forderte sie streng, kontrollierte minutiös jedes einzelne Zeichen der Identifikationsnummer auf beiden Formularen. Don Curry hatte fast den Eindruck, dass sie anschließend strahlte wie eine Grundschullehrerin, die ihren Kindern die ersten Buchstaben des Alphabets erfolgreich beigebracht hat. "Das alles!" meinte Margareta, und Don Curry unterdrückte lieber ein russisches "Auf Wiedersehen", um mit einem unverfänglichem "Spassibo - Danke" zu enden.

Fast hektisch startete er den Motor des Fahrzeugs, um schnellstmöglich jedem weiteren Ansinnen Margaretas zu entkommen und fuhr zum nächsten Kontrollposten, inzwischen rund 100 m weit auf russischen Gebiet. Hier forderte nun eine fesche Uniformierte seinen Reisepass, entfernte den Plastikstreifen und wünschte - vermutlich - "Gute Reise!" Don Curry war in Russland angekommen.

Auf spürbar schlechteren Straßen fuhr er zunächst in das Grenzdorf Mamorowo, wo er zum Hafen am Frischen Haff fahren wollte. Problemlos fand er die richtige Abzweigung, musste aber erleben, dass die Qualität der Straße kontinuierlich abnahm, bis am Ende eine buckelige Schotterpiste an einer Absperrung endete, Weiterfahrt zum Hafen unmöglich.

Don Curry kehrte um und steuerte nun sein zweites Ziel an: die Ruinen der einstmals mächtigen Ordensritterburg Balga, direkt am Frischen Haff gelegen. Doch das gerade Erlebte wiederholte sich auf eklatante Weise - wenn auch gewissermaßen in Zeitlupe, da die Strecke vielfach länger war: aus der schlechten Asphaltstraße entsprang irgendwann eine deutsche Kopfsteinpflasterstraße, die dann in eine unebene Staubpiste überging, deren Schlaglöcher und Bodenwellen nur noch im Schritttempo zu bewältigen waren. Irgendwann gab Don Curry auf, parkte mitleidig sein überbeanspruchtes Fahrzeug am Pistenrand mitten im Wald und beschloss, die letzten 3 km zu Fuß zu gehen. Eigentlich war es vorhersehbar: nach wenigen 100 Metern wurde die Straße wieder deutlich besser, doch Don Curry genoss inzwischen seine überraschende Wanderung in Russland. Kurz vor dem Ziel erwies sich allerdings auch die Burgruine Balga als abgesperrtes Gebiet. Don Curry beobachtete genau das Verhalten der Einheimischen, die mit ihren mächtigen SUVs die profilreiche Strecke klaglos bewältigen konnten: auch sie wagten es nicht, hinter die fast lächerliche Absperrschnur zu treten. Also passte sich Don Curry den örtlichen Gepflogenheiten an, akzeptierte die ärgerliche Grenzziehung und folgte einem Trampelpfad, der zumindest einige Distanzfotos der Ruinen und des Frischen Haffs ermöglichten.

Blick auf die Burg


Nach Rückwanderung, -pisterei und -fahrt schlug Don Curry eine östliche Richtung ein. In dem Dorf Kornevo hatte sich noch ein Gewaltiger Wasserturm aus deutscher Zeit erhalten, der mit seiner schieren Größe und fast archaischer Gestalt ziemlich fotogen wirkte. Weiter ging es in das Dorf Vladimirovo. dem ehemaligen Tharau, wo noch die Kirche stand, in der Ännchen von Tharau getauft worden war. Wie fast alle Kirchen aus deutscher Zeit spielte sie keine Rolle mehr im sowjetischen Staat und wurde nach Ausplünderung aller künstlerisch wertvollen Schätze dem Verfall überlassen. Offiziell gehört sie heute der russisch-orthodoxen Kirchen, ist aber in einem so desolaten Zustand, dass Don Curry keinen Cent auf ihre Zukunft wetten möchte.

Kirche von Tharau


Ihn zog es schließlich nach Kaliningrad, wo das vorgebuchte Hotel Honey Bridge bereits wartete. Seit einigen Jahren arbeitet Kaliningrad an einer touristischen Relevanz. Das einfachste Mittel dazu scheint die Wiedererrichtung historischer Bauwerke zu sein. Nach dem Königsberger Dom wurde vor rund 15 Jahren auch das ehemalige Fischmarktgebiet neu errichtet, als übertrieben fachwerkartiger Gebäudekomplex samt stilisiertem Leuchtturm. Disneyland lässt grüßen! Trotz dieser unvorteilhaften Entstehungsgeschichte konnte das Hotel Honey Bridge aber durchaus punkten: mit seiner exzellenten Lage direkt am Pregel und am Königsberger Dom, mit den vielen kostenlosen Parkplätzen ringsum und mit einer ambitionierten, modernen Innenausstattung. Don Curry goutierte es durchaus, sein Zimmer mit massigen Moosen als Wanddekor zu teilen.

Hotel Honey Bridge


Doch er ließ die Moose bald wieder allein, weil er noch etwas Kaliningrad erleben wollte. Sein erster Weg führte ihn natürlich direkt zum Dom. Für 100 Rubel hätte er ihn besichtigen können, doch Don Curry verfügte bisher über keinerlei russisches Bargeld. Also zog er weiter Richtung neuer Innenstadt, vorbei an den Ruinen des Königsberger Stadtschlosses und des sowjetischen Prestigebaus "Haus der Räte", das allerdings so schlecht gebaut wurde, das es niemals benutzt werden konnte. Seitdem überschattet diese Bauruine die Schlossruinen und macht unübersehbar deutlich, wie ironische Geschichte manchmal sein kann.

Das nie genutzte Haus der Räte


Auf dem weg zum Siegesplatz fand Don Curry endlich nach mehreren vergeblichen Versuchen einen Geldautomaten, den er zur Herausgabe von Rubeln bewegen konnte. Der Siegesplatz ist das neue Zentrums Kaliningrads mit einer monumentalen Triumphsäule, der erst vor wenigen Jahren erbauten Christi-Erlöser-Kathedrale und vielen Einkaufszentren. Don Curry wollte gern die orthodoxe Kathedrale besichtigen, doch war sie trotz offensichtlicher Öffnungszeit komplett verschlossen. 

Das neue Zentrum Kaliningrads


Also steuerte er gleich das letzte Ziel des heutigen Tages an: das Brauhausrestaurant "Chmel", in einem der Einkaufskomplexe gelegen. Das Restaurant zeigte sich als sehr gut besucht, was immer ein gutes Zeichen ist. Don Curry wurde an einen Zweiertisch verwiesen, was er bedauerte, weil die Sechsertische über direkte Zapfanlagen verfügten. Hier konnte der durstige Gast ununterbrochen selbst sein Bier in der benötigten Menge und Sorte zapfen - abgerechnet wurde dann ml-weise zum Schluss. Tolle Idee, elegant umgesetzt! Doch Don Curry würde seinen Kellner laufen lassen müssen, zu den kleinen Tischen floss das Bier nicht selbstständig. Da das Personal ausschließlich aus jungen Leuten bestand, war eine Verständigung auf Englisch problemlos möglich, auch eine englische Speisekarte wurde Don Curry sofort gereicht.

Don Curry liebäugelt stets mit dem Unbekannten, auch im kulinarischem Bereich ist er Forscher und Entdecker. So bestellte er als Vorspeise ein Lachs-Suguday, ohne genau zu wissen, was ihn erwartete. Ein Suguday ist eine typisch sibirische Spezialität und besteht vor allem aus gefrorenem rohen Fisch, der leicht angetaut ist; außerdem war der Lachs mit frischen Zwiebeln und Zitronensaft angemacht. Dazu gab es kleine warme Pellkartoffeln, getoastetes Borodinky-Brot mit gefrorenen Butterflocken und etwas Salat mit Dilldressing. Dazu gehörte außerdem noch ein Gläscchen Meerrettich-Wodka. Auch wenn der eisige, innen noch völlig gefrorene Fisch etwas gewöhnungsbedürftig war, stellte die Gesamtkomposition ein absolut überzeugendes Kunstwerk kulinarischen Genusses dar. Don Currys erstes Gericht in Russland erwies sich als unstrittiger Volltreffer. 

Sibirisches Suguday


Die baltischen Hechtfilets in Dillsahne auf Speck-Bratkartoffeln konnten als Hauptgang durchaus überzeugen, die hohen Erwartungen nach dem Suguday aber nicht erfüllen. Zwei Dinge wurden Don Curry dennoch klar: ähnlich wie in der Ukraine ist Speck in Russland ausschließlich weiß, und mit Nebensächlichkeiten wie Gemüse hält sich der schlemmende Russe erst gar nicht auf. Hauptsache Fleisch oder Fisch - und Hauptsache fett! Die selbst gebrauten Biere des "Chmel" verdienen übrigens auch eine lobende Erwähnung: süffig, würzig und voller Charakter. So konnte es in Russland weitergehen.

Mit diesem überraschend positiven Resümee blickte Don Curry zufrieden und beruhigt auf seine ersten Stunden in der vermeintlich so fremden Welt zurück. Es hatte sich mehr als gelohnt, bei der gestrengen Margareta zum richtigen Schreiben gezwungen worden zu sein. Spassibo!

Respon

Federació Russa
Informes de viatge Federació Russa
#frombork#braniewo#balga#kornewo#vladimirowo#kaliningrad