Von Kenianern, Nashörnern und Löwen

প্রকাশিত হয়েছে: 31.05.2017

NEIN!!! Wir haben in Deutschland keine wilden Elefanten! Nein, auch keine Giraffen. Nein, nicht einmal Zebras. Vielleicht sollte ich mir das mal auf die Stirn tätowieren. Ich habe inzwischen aufgehört zu zählen wie oft ich schon gefragt wurde, ob wir Elefanten, Giraffen und Löwen in Deutschland haben. Das ist meistens die erste Frage, die mir hier von jedem gestellt wird. Wenn ich dann antworte „Nur im Zoo“ führt das meistens zu der Diskussion, dass diese Tiere ja nicht eingesperrt werden sollten. Ja darüber kann man natürlich diskutieren, aber da wir ja eben KEINE wilden Elefanten Löwen und Co in Deutschland haben, finde ich es wichtig, dass es Zoos gibt. Woher sollen denn sonst die Kinder verstehen, warum es wichtig ist diese Tiere zu schützen? Naja ich habe diese Diskussion inzwischen aufgegeben. Außerdem gibt es hier auch sowas wie einen Zoo, das sogenannte „Orphanage“. Das sind zwar alles verwaiste Tierbabys, die hier aufgenommen wurden und nicht mehr ausgewildert werden können, aber ich finde die Haltungsbedingungen sind in den meisten deutschen Zoos trotzdem besser. Auf die Frage nach den wilden Tieren in Deutschland folgt meistens die Frage, wie es denn so ist in einem geteilten Deutschland zu leben. Und ob ich in West- oder Ostdeutschland lebe. Und es sind ja trotzdem alles Deutsche irgendwie…. Ja was soll ich dazu sagen. Ich weiß es nicht, wie es ist in einem geteilten Deutschland zu leben. Als ich geboren wurde war Deutschland schon nicht mehr geteilt. Also etwas Entwicklungshilfe leisten und erklären, dass es inzwischen nur noch ein Deutschland gibt. Was mir hier echt negativ auffällt, ist dass die meisten Menschen überhaupt keine Ahnung von Deutschland haben, aber eine Menge Vorurteile. Ja ok, ich gebe zu, ich hatte auch einige Vorurteile. Nur Blechhütten, kein Strom, kein Internet. Stimmt auch nicht so ganz. Aber hier denken die meisten Menschen, sie können nicht nach Deutschland, weil sie schwarz sind und alle Deutschen rassistisch sind. Während sie der Meinung sind, dass alle Kenianer super nett sind und alle Ausländer willkommen aufnehmen. Das mag ja stimmen. Die meisten hier sind wirklich sehr nett. Aber meistens nur aus dem Grund, weil die weißen (die hier übrigens als Mzungus bezeichnet werden) alle Millionäre sind und Geld ins Land bringen. Ohne jemals in Deutschland gewesen zu sein, behaupten hier einige dass sie sich nicht nach Deutschland trauen können. Klar gibt es immer ein paar schwarze Schafe ( Ups, ist dieser Ausdruck in diesem Zusammenhang jetzt zu rassistisch?!) aber Fakt ist, dass wenn eine maximalpigmentierte Person in Deutschland durch die Straßen läuft nicht alle „Neger, Neger“ schreien und die Person anfassen wollen. Ich höre allerdings jedes Mal die Leute „Mzungu“ rufen. Letztens haben mich sogar Jugendliche gefragt, ob sie ein Selfie mit mir machen können. Ich muss sagen mich stört das eigentlich nicht, aber mich stört die Tatsache, dass alle hier so scheinheilig sind aber behaupten alle Deutschen sind Rassisten. Ich werde ab jetzt jedenfalls wieder „Negerkuss“ sagen anstatt „Schokokuss“ oder „Schaumkuss mit Migrationshintergrund“.

Inzwischen habe ich mich hier ganz gut eingelebt und habe das Land schon ein wenig kennengelernt. Ich habe jetzt auch herausgefunden, warum ich hier einige kaum verstehe (Wie viele Kinder meine Gastfamilie nun wirklich hat, hab ich allerdings noch nicht herausgefunden… Es sind immer andere und immer eine wechselnde Zahl). Hier in Kenia gibt es etliche verschiedene Volksgruppen, die alle eigene Sprachen haben. Und in manchen Sprachen gibt es manche Buchstaben nicht. Bei einer der Volksgruppen gibt es zum Beispiel kein „H“. Und im Englischen (Verzeihung ich meine natürlich im Engliscen) wird der Buchstabe dann ebenfalls einfach ignoriert. Aus „other“ wird dann „oter“ der Buchstabe H wird im schriftlichen einfach weggelassen und auch einfach gar nicht gesprochen. Und ich Rätsel die ganze zeit was „oter“ wohl heißen mag und muss zehn mal nachfragen, weil ich es nicht verstanden hab. Eine andere Volksgruppe hat keinen Unterschied zwischen „L“ und „R“(Dabei bin ich ja gar nicht in China…) Ich wurde dann gefragt „Do you enjoy the lain?“ Und ich hab mal wieder an meinem Englisch (Ich meine natürlich Engrisc) gezweifelt, bis mir jemand erklärt hat, dass er „rain“ meint… Und darauf war die Antwort ganz klar „JA!“ Ich habe mich wirklich über den Regen gefreut. Es war nämlich vorher viel zu heiß und ich habe mich über die Abkühlung sehr gefreut.

Woran ich mich hier allerdings noch nicht gewöhnen kann ist der Verkehr. In Kenia herrscht Linksverkehr, zumindest offiziell. Inoffiziell ist es hier glaub ich ziemlich egal wie und wo man fährt. Die Fahrer fahren manchmal einfach auf der rechten Spur, ohne ersichtlichen Grund. Solange keiner entgegen kommt ist das ja auch ok. Wenn dann aber jemand entgegen kommt, weicht der halt einfach auf den „Seitenstreifen“ (bzw. Seitenstreifen kann man das eigentlich nennen) aus. In Deutschland würde der Fahrer der ausweichen musste vermutlich hupen, aussteigen und den anderen Fahrer zusammenschlagen ( Das wäre zumindest meine Reaktion) aber hier scheint das normal zu sein und wird gelassen hingenommen. So werden dann auch einfach mal 4 LKW gleichzeitig überholt, obwohl Gegenverkehr kommt. Dass man nicht obendrüber oder untendrunter überholt ist auch alles. Und ich sitze unangeschnallt hinten auf der Rückbank in einem Auto, das hinten an beiden Seiten offen ist und frage mich, ob es wohl besser ist bei einem Autounfall zu sterben oder von einem Löwen gefressen zu werden.

Was mir hier ebenfalls noch aufgefallen ist sind die Kellner. Während in Deutschland sehr viel Wert auf freundliches Personal gelegt wird, vor allem in der Gastronomie, ist es hier üblich die Gäste so gut es geht zu vergraulen. Ich habe hier wirklich noch nicht einen einzigen freundlichen Kellner erlebt. Das ist echt schrecklich. Alle sind total genervt, verstehen die Bestellungen nicht, machen alles falsch, sind super langsam (Für einen Coffee to go muss man mindestens 15 Minuten warten.. und dann bekommt man ihn mit Milch obwohl man extra gesagt hat OHNE Milch und OHNE Zucker .Die trinken hier nämlich Zucker mit Kaffee, bzw. meistens Zucker mit Tee. Und nicht Tee mit Zucker. Mindestens 4 gehäufte Löffel) Dann kann man sich überlegen ob man nochmal 15 Minuten auf seinen Kaffee wartet und hofft, dass es den diesmal auch wirklich OHNE Milch gibt, oder es einfach aufgibt. In Restaurants in denen es die typischen afrikanischen Speisen gibt muss ich dann immer nachfragen was genau das ist. Darauf reagieren die Kellner ebenfalls allergisch weil alle erwarten, dass man hier als Ausländer alles kennt und am besten auch noch Kisuaheli spricht. Und meistens wollen die einem auch nicht erklären was das ist, was ich grade bestelle. Man muss also einfach irgendwas bestellen und hoffen. Aber ich muss sagen bis jetzt habe ich echt immer richtig gut gegessen. Und alles ist sehr günstig. Für ein Abendessen zahlt man ungefähr 2€. Es gibt natürlich auch Restaurants, wo man teurer essen kann. Aber das ist nicht notwendig, denn für 2€ kriegt man ein echt gutes Essen. Eins der typischen Nationalgerichte ist „Ugali“. Am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, aber inzwischen esse ich das echt gerne. Ugali ist einfach nur Maismehl mit Wasser. Erinnert mich sehr an das Mäsch, was unsere Pferde manchmal zu fressen kriegen. Denn auch die Zubereitung funktioniert genauso. Einfach Maismehl nach und nach in warmes Wasser rühren. Und es macht satt und mit einer leckeren Soße schmeckt es dann auch nach etwas. Ansonsten wird hier sehr viel Fleisch gegessen. Vor allem chicken und beef. Beef ist meist zäh und das chicken wird hier einfach mit Knochen verputzt ( Manche essen hier echt wie die Buschmenschen. Die meisten essen mit den Fingern und stopfen alles schmatzend in sich hinein… ) Dazu gibt es meist Kohlgemüse oder Spinat mit noch so anderem Grünzeug, von dem ich den Namen vergessen hab (Ich glaube es ist sowas ähnliches wie Brennnessel) Aber das schmeckt echt gut.

So, jetzt hab ich erstmal genug über das Land und die Kulturunterschiede geschrieben… Ich hoffe, das klingt nicht zu negativ, insgesamt gefällt es mir hier nämlich echt gut und ich bin dankbar über jede Erfahrung die ich hier sammeln darf. Und dazu gehören eben auch die Sachen, die aufgrund der kulturellen Unterschiede für mich einfach anders und gewöhnungsbedürftig sind.

Wen ich bis jetzt noch nicht gelangweilt habe und wer bis jetzt durchgehalten hat, den kann ich beruhigen: jetzt wird es hoffentlich spannender. Denn auch in der letzten Woche hab ich wieder viele spannende Sachen erlebt.

Nachdem wir am Dienstag (16.05)aus Naivasha zurückgekehrt sind, haben wir am Mittwoch zwei Löwen aus dem Orphanage in Narkose gelegt. Denen wird ungefähr einmal im Jahr Blut abgenommen, um den Gesundheitsstatus zu überprüfen. Francesca (Die italienische Tierärztin, die an der Narkose für Löwen forscht) hat diese Chance genutzt um ihre Recherche weiter zu führen und Daten zu sammeln. Für mich war das an dem Tag sehr spannend, weil ich zuvor noch nie einem Löwen so nah war, geschweige denn irgendwelche Untersuchungen an einem durchgeführt habe. Im Vergleich dazu, was wir aber die Woche danach erlebt haben, war das eher langweilig. Die Löwen wurden in Narkose gelegt und es wurde Blut genommen, Atemfrequenz und Herzfrequenz regelmäßig überprüft ( Herzauskultation ist bei Löwen sehr schwierig, da sie ziemlich fett sind und einen großen Brustkorb haben ) Blutdruck und Fieber gemessen. Nach einiger Zeit wurde dem Löwen dann Sauerstoff zugeführt um zu gucken, welche Auswirkungen das auf die Narkose hat. Das ganze haben wir bei zwei Löwen gemacht und Francesca war sehr zufrieden mit ihren Ergebnissen. Und ich hab mich gefreut wie ein kleines Kind, dass ich an Löwen arbeiten durfte. Danach hat mir Francesca allerdings erzählt, dass einmal ein Löwe von jetzt auf gleich aus der Narkose aufgewacht ist. Das ist dann natürlich nicht mehr so witzig. Es ist aber zum Glück nichts passiert.

Die darauffolgenden Tage waren dann eher ruhig. Aber ich will mich nicht beschweren, man kann ja schließlich nicht jeden Tag narkotisierte Löwen erwarten. Ich bin hier aber ziemlich frei in meiner Arbeitsgestaltung. Ich habe dann morgens geholfen, die Käfige im Orphanage zu fegen. Dort habe ich dann auch die Bekanntschaft mit einem Geparden gemacht. Zuerst hab ich die Pfleger für verrückt gehalten als sie einfach so in das Gehege der Geparden gegangen sind, ohne die Geparden vorher wegzusperren. Aber als der Gepard dann auf mich zu kam und gestreichelt werden wollte, hab ich das verstanden. Der Gepard ist nämlich eher ein schnurrendes Schmusekätzchen als ein Raubtier. Ansonsten hab ich Francesca dabei geholfen, das Verhalten der Löwen im Orphanage zu beobachten und zu dokumentieren. Meistens liegen die jedoch nur faul in der Sonne rum und schlafen.

Am Wochenende war ich dann mit Francesca in Nairobi beim Masai Market. Ein sehr schöner Markt mit vielen tollen afrikanischen Souvenirs. Also genau das Richtige für mich. Ansonsten habe ich das Wochenende dazu genutzt zu entspannen, und das Erlebte Revue passieren zu lassen.

In der nächsten Woche sollte es dann nach Nanyuki gehen zu einem Löwencase. Die Löwen sollten von Olpajeta in den Tsavo west Nationalpark gebracht werden, da die Löwen angefangen haben Nashornbabys zu fressen und da diese vom Aussterben bedroht sind, müssen die Löwen woanders hin. Ursprünglich sollte der Case schon am Samstag losgehen… Aber hier kann man sich auf keine Zeitangabe verlassen. Wenn es heißt es geht Samstag los, dann stimmt das vielleicht auch. Aber dann halt nicht den genannten Samstag sondern eben eine Woche später. Wenn der Trip für drei Tage geplant ist, dann bleibt man meist mindestens eine Woche. Es war dann also ziemlich schnell klar, dass es nicht Samstag losgeht sondern Sonntag. Dann hieß es, es geht nicht Sonntag los sondern Montag. Dann, dass Montag der Trip erst geplant wird… Und Montag hieß es dann endlich: Dienstag um 8 Uhr geht es los. Treffen in der Bibliothek des KWS um 8 Uhr. Wer mich kennt, der weiß, dass ich ein sehr pünktlicher Mensch bin und mich nichts mehr stresst, als zu spät zu sein… Nun was soll ich sagen?! Das muss ich mir unbedingt abgewöhnen. Ich war nämlich die einzige, die um 8 Uhr mit all ihrem Gepäck in der Bib war. Wenigstens kamen nach einiger Zeit Liz und Ben dazu, zwei einheimische Jahrespraktikanten. Irgendwann kam dann auch Francesca. Aber es war noch kein Aufbrechen abzusehen, da noch keiner von den Rangern und Tierärzten da war. Naja ich hätte es eigentlich wissen müssen, man kann sich ja auf keine Zeitangaben hier verlassen. Irgendwann kamen dann ein paar Ranger und haben angefangen die Käfige für die Löwen zu verladen. Immerhin. Mittags um 12 haben wir dann auch unser Gepäck aufgeladen. Ich war schon völlig überrascht, dass es immerhin wirklich an dem Tag losgeht. Francesca hat mir dann aber mitgeteilt, dass das Verladen des Gepäcks gar nichts zu bedeuten hat. Es ist auch schon mal vorgekommen, dass alles gepackt und verladen war und es trotzdem erst am nächsten Tag los ging. Aber wir hatten Glück. Mittags um 1 Uhr ging es dann endlich los. Mit nur 4 Tagen und 5 Stunden Verspätung. Aber wir sind hier ja in Kenia. Da hat es ja niemand eilig. Kommst du heute nicht kommst du Morgen. Francesca Liz und ich sind mit einem der Biologen mit dem Auto gefahren. Offiziell dauert die Strecke ungefähr 3,5 Stunden. Da aber der Fahrer uns unbedingt die schöne Landschaft und die kleinen afrikanischen Dörfer (die für mich alle gleich aussehen) zeigen wollte, sind wir anstatt zwischen den Bergen durch einfach über die Berge drüber gefahren. Die Aussicht war wirklich ganz schön, aber ob es das wert war dafür diese Straße in Kauf zu nehmen und anstatt dreieinhalb fünfeinhalb Stunden zu brauchen?! Ich weiß es nicht. Nach fast sechs Stunden kamen wir dann also bei unserem Hotel an. Naja Hotel ist echt übertrieben. Selbst Hostel ist eigentlich zu viel gesagt. Ich nenn es mal „Absteige“. Aber ein 4 Sterne Hotel hab ich sowieso nicht erwartet. Immerhin hatten wir ein Zimmer mit Badezimmer und Dusche (Die manchmal sogar tatsächlich warm war.Wenn man Glück hatte.) Und Strom gab es auch. Der Busch hat mir trotzdem besser gefallen. Geplant war, dass wir 4 Tage dort bleiben. Ich hatte mich aber sowieso von Anfang an darauf eingestellt, länger zu bleiben. Man lernt dazu. Am nächsten Tag sind wir dann morgens (geplant war halb 8, abgeholt wurden wir dann um halb 9….Das ist sogar echt verhältnismäßig Pünktlich) zur Ol pajeta conservancy gefahren. Dort haben wir den ganzen Tag gewartet. Darauf, dass die Ranger die Löwen ausfindig machen. So ist das in der Wildnis. Man kann sich eben nicht darauf verlassen, dass die Tiere gerade da sind wo man sie vermutet oder wo man sie gerne hätte. Abends haben wir dann Sudan besucht. Sudan ist das letzte männliche weiße Nashorn der Erde. Es wird in Ol pejeta gehalten bewacht von Security. Neben Sudan gibt es noch 2 weibliche weiße Nashörner. Seit Jahren wird versucht die Nashörner zu verpaaren aber das ist gar nicht so einfach. Das eine weibliche Nashorn ist unfruchtbar und das andere nicht in der körperlichen Kondition ein Kalb auszutragen. Ich hoffe, dass es eines Tages gelingen wird die weißen Nashörner zu vermehren. Sudan ist allerdings schon stolze 44 Jahre alt. Ich hab mich sehr gefreut ihn kennengelernt zu haben.

Am nächsten Tag wurde weiterhin nach den Löwen Ausschau gehalten. Wir warteten aber außerdem auf einen Helikopter, mit dem Zebras zurück in den Nationalpark getrieben werden sollten. Die Zebras sind durch einen kaputten Zaun in ein anderes Gebiet gelaufen, in dem Einheimische Landwirtschaft betreiben. Da die Bewohner nicht besonders erfreut über die Zebras sind und es sonst zu Konflikten zwischen Menschen und Tieren kommen könnte, sollten die Zebras zurück in den Nationalpark getrieben werden. Mithilfe des Helikopters. Das war sehr spannend aber auch sehr schwierig, da die Zebras nicht so wollten wie wir. Mir taten die Zebras leid, weil sie sehr gestresst waren. Aber was sein muss muss sein. Wir haben den ganzen Tag versucht die Zebras zurück durch den geöffneten Zaun zu treiben. Leider vergeblich. Auch der erneute Versuch am nächsten Tag scheiterte. Wie schon gesagt. Es sind und bleiben nun mal wilde Tiere. Leider durfte ich nicht während des Treibens im Helikopter mit fliegen, da der Helikopter für die Manöver so leicht sein soll wie möglich und deswegen nur der Pilot und der Tierarzt mitfliegen dürfen. Aber ich hatte das große Glück zwischendurch mitfliegen zu dürfen. Ich bin vorher noch nie mit einem Helikopter mitgeflogen und das hat wirklich Spaß gemacht. Vor allem weil wir dann mit dem Helikopter zu einem Golfhotel geflogen wurden und auf dem Golfplatz gelandet sind. Die Leute haben uns vielleicht angestarrt. Und ich kam mir vor wie ein VIP.

Der darauffolgende Tag war eher „langweilig“. Also im Vergleich zu den anderen Tagen. Richtig langweilig ist hier eigentlich gar nichts. Während der Tierarzt und der Pilot mit dem Helikopter versucht haben Büffel zurück in den Nationalpark zu treiben, warteten wir mitten im Nirgendwo und betrachteten den Helikopter aus der Ferne (Büffel sind nämlich ziemlich gefährlich, und man sollte besser nicht in der Nähe sein, wenn diese gejagt werden...) Aber gibt es eine schönen schöneren Ort zum Relaxen als die Savanne? Ich glaube nicht. Das einzige Problem war, dass es ziemlich heiß war und es zur Mittagszeit kaum Schatten gab. In der Mittagssonne hätte ich mir dann einen Pool zum Relaxen gewünscht aber man kann ja nicht alles haben. Dafür konnte ich Elefanten, Giraffen, Zebras, Antilopen und eine Herde Büffel beobachten, die nach und nach zum Wasserloch gingen, welches ganz in unserer Nähe war. Ich habe mir die Zeit mit der Playlist versüßt, die Anna extra für mich für Kenia zusammengestellt hatte ( DANKE nochmal ) Und ich kann euch sagen: Es gibt nichts cooleres als „Hakuna Matata“ zu hören und dabei Elefanten, Warzenschweine, Giraffen , Zebras und Büffel zu beobachten.

Und dann ging es am Samstag endlich los mit den Löwen. Wir fuhren mit 2 Autos erst einige Zeit durch den Nationalpark um die Löwen zu verfolgen und Richtung Helikopter zu treiben. Vom Helikopter aus wurde dann der erste Löwe mit der „Dartgun“ betäubt. Den Prozess hab ich leider vom Auto aus nicht sehen können, wir erreichten den Löwen erst, als dieser schon betäubt am Boden lag. Der Fahrer fuhr ziemlich nah an den Löwen ran, und berührte ihn mit der anderen Dartgun, um zu testen, ob der Löwe auch tief schläft. Der Löwe rührte sich keinen Zentimeter. Als dann jedoch der eine Ranger die Decke über den Löwen geworfen hat, sprang der Löwe plötzlich wieder auf und rannte ein paar Meter. Gut, dass wir alle noch im Auto waren. Da wird einem dann kurz anders. Der Löwe schlief dann wieder kurz ein, als er aber dann erneut loslief, wurde er noch einmal mit der Dartgun betäubt. Dann schlief er tief und fest und wir konnten aussteigen und unsere Daten sammeln. Atemfrequenz, Herzfrequenz, Temperatur, Blutdruck, Blut nehmen.. In der Wildnis muss allerdings alles viel schneller gehen, als im Orphanage. Man will den Löwen so schnell wie möglich in den Käfig tun und auf den LKW laden. Deswegen mussten Francesca und ich uns sehr beeilen mit der Erfassung der Daten. Auch die Sache dem Sauerstoff gestaltet sich in der Wildnis etwas schwierig, aber sie konnte bei fast allen Löwen die Sauerstoffflasche anwenden. Wir haben an diesem Tag 6 Löwen gefangen. 5 Männliche und einen weiblichen Löwen. Danach waren wir alle ziemlich erschöpft aber sehr glücklich über den erfolgreichen Tag. Mir ist erst im Nachhinein bewusst geworden, was ich da eigentlich gemacht habe… An wilden Löwen arbeiten! Und als die Löwen dann in ihren Käfigen aus der Narkose erwacht sind und ziemlich sauer waren und gebrüllt haben, war ich sehr froh, dass die Käfige zwischen mir und den Löwen waren. Im Zoo denke ich immer „ Ach die sehen so lieb aus ich glaube nicht, dass die einem was tun würden.“ Aber als ich die knurrenden Löwen in ihren Käfigen gesehen habe, konnte ich in ihren Augen sehen, dass sie uns alle am liebsten töten würden.

In der Nacht von Sonntag auf Montag haben wir uns dann mit den Löwen auf den Weg nach Voi gemacht zum Tsavo west Nationalpark, um diese dort wieder auszusetzen. Das war eine sehr lange Fahrt. Wir sind morgens um 4 Uhr losgefahren und nachmittags um 16 Uhr angekommen. Das Aussetzen war dann nochmal spannend. Ich hab mich gefragt, wie wohl die Käfige geöffnet werden.
Wenig später erhielt ich die Antwort: An die Tür des Käfigs haben die Ranger ein Seil geknotet und das andere Ende des Seils an das Auto. Rückwärtsgang eingelegt und Käfigtür mit dem Auto aufgezogen. So weit so gut. Blöd nur, dass der Löwe sich dazu entschieden hat, den Käfig nicht mehr zu verlassen. Gut, es ist ja auch gruselig wenn so viele Menschen in Autos Drumherum stehen und alle filmen und Fotos machen. Auch das Hupen und Schreien bewegte den Löwen nicht dazu, seinen Käfig zu verlassen. Als Wildtierarzt braucht man auf jeden Fall Geduld. Das habe ich schnell gelernt. Irgendwann hat sich der Löwe dann doch dazu entschieden, dass die Freiheit wohl doch angenehmer ist als so ein kleiner Käfig. Die Löwin hat das allerdings noch getoppt. Sie machte schon vorher den Eindruck, als wollte sie unbedingt so schnell wie möglich raus aus dem Käfig. Sie war richtig aggressiv und hat gebrüllt. Als wir dann ihren Käfig öffneten überraschte sie uns jedoch. Sie lief zwar direkt aus dem Käfig, aber anstatt in der Wildnis zu verschwinden, sprang sie zurück auf den LKW und hat sich neben die Käfige mit den anderen Löwen gelegt. Irgendwie süß, aber in der Situation irgendwie unpassend. Denn wie kriegt man eine aggressive Löwin, die nun nicht mehr im Käfig ist, von dem LKW runter, ohne von ihr gefressen zu werden? Einzige Möglichkeit: Der Fahrer des LKW. Durch schnelles Anfahren und Bremsen. Aber auch das hat die Löwin eher weniger beeindruckt. Erst als durch das Bremsen ein Käfig auf sie drauf gefallen ist, war sie so erschrocken, dass sie in die Wildnis flüchtete. Ihr ist zum Glück nichts passiert und auch dem anderen Löwen geht es gut. Wir haben alle 6 Löwen erfolgreich translocated. Am nächsten Tag ging es dann wieder zurück nach Nairobi. Ich bin sehr gespannt, was mich die nächsten Tage und Wochen noch so erwartet. Die Hälfte meiner Zeit beim KWS ist nun schon fast um. Das ging ziemlich schnell. Ich hoffe, dass ich weiterhin so viele tolle Erfahrungen sammeln darf und werde diese auch gerne weiterhin mit euch teilen.

Ganz liebe Grüße und Umarmungen aus Kenia,

Eure Pia


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