XVII. Magische Lagune

A bɔra kɛnɛ kan: 10.10.2016

Dieser Blogeintrag ist wahrscheinlich eher für mich selbst, zum Zurückblicken. Ein krasser Tag, an den ich mich gerne erinnern werde. Nix multimediales, Fotos gibt's nicht und ich weiß noch nicht mal, ob ich's in Worte fassen kann. Mal schauen.

Am Freitag hat's angefangen. Da waren wir alle zusammen beim Haus der kanadischen Mädels eingeladen, also wir drei Deutschen und der Haufen Artisten. Dazu muss man sagen, dass hier in Nicaragua wirklich viel Alkohol getrunken wird. Bei den meisten gilt hier ganz oder gar nicht und so war's auch wieder am Freitag. Ich hatte sogar einen Partner in crime was das Nicht-Trinken angeht, was die ganze Angelegenheit noch witziger gemacht hat.

Nun ja, zum Abend muss nicht viel gesagt werden, man kann sich das Chaos vorstellen. Dementsprechend war dann am Samstagmorgen die Stimmung. Alle nur mit vier Stunden Schlaf in den Knochen und ein Großteil mit einigem Restalkohol im Blut.

Trotzdem die Entscheidung, nicht den Tag in der Waagerechten zu verbringen, sondern zur Lagune zu fahren. Die drei Deutschen und drei von den Artisten. Diesmal ging es aber an einer Kreuzung nicht wie gewohnt nach links, sondern nach rechts. Es folgte ein langer Fußmarsch und ein wenig Unmut darüber, dass dieser Weg so viel länger ist, als zur anderen Badestelle.

Dann sind wir endlich auf unser Ziel gestoßen, das Haus eines alten Freundes der Zirkusschule, Rafa. Ein paar mal hatte ich ihn schon gesehen und mich auch ein wenig unterhalten und irgendwie war er mir vorgekommen, wie ein Weiser. Diese Vermutung wurde jetzt bestätigt. Ein kleines Häuschen mitten in der Idylle, alles aus Bambus gebaut, umgeben von angepflanzten Köstlichkeiten. Nicht zu vergessen der Weg hinunter zur Lagune. Diesmal in einer anderen Bucht, völlig anders, als die, die ich schon kannte. Das Wasser hat noch viel einladender gewirkt, mit einer Plattform im Wasser und einer unglaublichen Ruhe drumherum.

Schon wieder habe ich völlig das Zeitgefühl verloren, scheint mit der Luft hier in Nicaragua zusammen zu hängen.

In den Bäumen hüpften übrigens wieder irgendwelche Affen und Streifenhörnchen herum, langsam gewöhne ich mich daran. Trotzdem irre.

Schließlich wurden wir auch noch zum Mittagessen eingeladen. Vermutlich eine der leckersten Mahlzeiten, die ich je gegessen habe. Reis mit Gemüse - Mohrrüben, die noch nach Erde schmecken und zwischendurch kleine Platono-Diamanten (Kochbanane) -, irgendwelchen irren Blättern, die schon die Inka gegessen haben und ich glaube ein wenig Magie war auch dabei.

Dann fing der Regen an, wie mittlerweile jeden Nachmittag, aber selbst der sah im Schutze der kleinen Bambushütte ganz unglaublich aus.

Irgendwann mussten wir uns dann doch auf den Weg zurück machen. Und weil es von der Lagune bis zur Straße, an der der Bus fährt noch ganze zehn Kilometer sind, mussten wir - noch nass vom Schwimmen in der Lagune und nicht trocknend, weil Regen - auf einen Pickup warten. Es kam sogar der ein oder andere, nur nahmen sie uns sechs leider nicht mit. Vermutlich fehlte der Kleinkind-Bonus der letzten Male. Schlussendlich nahm uns dann doch ein Haufen Touristen mit, die leider kein spanisch sprachen. Egal, Regen im Gesicht und auch überall sonst, der erstaunlich kalte Fahrtwind in den Haaren und ein fettes Grinsen im Gesicht. Kalt und glücklich.

Deswegen haben wir alle auch nur gelacht, als sich herausstellte, dass wir nicht in Richtung Granada, sondern Masaya, sprich genau falsch gefahren sind. Kein Problem, aussteigen, nett lächeln und winken und mittlerweile in Dunkelheit und weiterhin völliger Nässe warten.

Klar, Microbus kommt sofort, hätte an einem solchen Tag nicht anders sein können. Microbuse, das sind privat betriebene Busunternehmen, vollgestopft, aber auch billiger. 28 Leute gestapelt in einem kleinen VW-Bus. Natürlich kamen im Radio all die Lieder zu denen wir vergangene Woche die Choreografien gelernt hatten, wie könnte es anders sein.

Ein abgefahrener Tag. Ich fühle mich irgendwie vollkommen aufgetankt, mit allem, was man braucht und ein wenig Verarbeiten muss ich wohl auch noch. Krasse Kiste.

Jaabi

Nikaragwa
Taama rapɔɔriw Nikaragwa