A bɔra kɛnɛ kan: 18.12.2019
Wir haben am Vortag beschlossen, die Zeit, bis wir hoffentlich unser Iranvisum abholen können, für einen Abstecher in einen, nordöstlich von Taschkent gelegenen, Nationalpark zu nutzen. Nach dem Hostelfrühstück im Ibsa verlassen wir am Dienstagvormittag, den 03.12.2019, Taschkent in Richtung Tian Shan Ausläufer. Unterwegs tanken wir Sprit, kaufen Futter in Chirchiq und gönnen uns ein Käffchen in Chinor. Dann fahren wir an das nördliche Ufer des Chorvoq Stausees und suchen uns ein Plätzchen für unsere Zelte. Ein Zaun versperrt den Weg an das Seeufer und unseren anvisierten Zeltplatz. Der teils steile Rückweg zur Landstraße hinauf, ist nur mit einigen Schwierigkeiten zu bewältigen. Wir konnten nur 80'er Benzin erwerben, was zu spürbaren Leistungsverlusten bei Schrotti führt. Irgendwie schaffen wir es doch und bauen am zweiten, in Frage kommenden, Plätzchen unsere Zelte auf. Dann gibt es ein kleines Abendbrot und wir ziehen uns unter unsere Planen zurück.
Am Mittwochvormittag bekommen wir an unserem Lagerplatz Besuch von einem Einheimischen, der uns anbietet an seinem, nicht weit entfernten, Grundstück Trinkwasser zu holen. Nachdem das erledigt ist, beschließen wir noch eine weitere Nacht zu verweilen. Wir spazieren am Nachmittag noch etwas in der Gegend herum und entspannen ansonsten in der Sonne, sobald sie sich mal blicken lässt. Nach dem Abendbrot geht es wieder bei Zeiten in die Federn, die Abende sind kalt.
Am Donnerstag (05. Dezember 2019) räumen wir nach dem Frühstück unseren Lagerplatz. Als der Krempel dann seinen Platz in Schrottis Heck gefunden hat, braucht unsere Russenkarre noch etwas Starthilfe. Die Batterie ist nach wenigen Startversuchen leer und wir müssen das Gerät anschieben. Da wir unseren Moskvich vorausschauend am Berg geparkt hatten, geht das ganz gut. Dann fahren wir wieder nach Chirchiq. Wir wollen Gas tanken und nach Möglichkeit wieder 91'er Sprit. Eine Gastankstelle finden wir in der Stadt, Sprit ist erstmal keiner aufzutreiben. Wir füllen unsere Futterreserven auf und nach einem Käffchen sowie etwas Süßkram fahren wir weiter in den Süden von Taschkent. Hier ist in meiner Karte der Tuyabo'g'iz Stausee eingezeichnet, den wir direkt ansteuern. Es ist bereits dunkel, als wir unsere Zelte direkt am Seeufer aufbauen und uns ein kleines Abendbrot zubereiten. Dann klingt der Abend am Feuerchen aus.
Während der gesamten Nacht auf Freitag regnet es. Als ich mich am Vormittag aus dem Zelt traue, scheint das Gewässer wie in Watte gehüllt. Es ist neblig und nieselt leicht. Während der Frühstückszubereitung fällt auch Marcus neuer Benzinkocher aus. So gibt es zur schnellen Stärkung ein paar Waffeln und ich mache mich um ein Holzfeuer verdient. Zum Glück liegt in direkter Umgebung reichlich Brennstoff und wir haben trotz des oberflächlich nassen Holzes recht schnell ein wärmendes Feuerchen brennen. Trotzdem ist es bereits fortgeschrittener Mittag, als wir unseren Buchweizen mit Spiegelei verzehrfertig haben. Über den Tag bekommen wir ab und an Besuch von ein paar Einheimischen, die uns mal mehr, mal weniger lang Gesellschaft leisten. Zwei Männer bieten mir eine Fahrt auf ihrem Eselskarren an. So drehe ich eine Runde mit 2 ES am Seeufer. Erstaunlich unkompliziert zu steuern, die Tiere meinen es gut mit mir. Zur Belohnung gibt es eine Möhre. Ansonsten schreibe ich an einem Reisebericht und staple etwas Holz. Am Feuerchen lässt es sich bei den Temperaturen ganz gut aushalten.
Auch Samstag, den 07.12.2019, vebringen wir an dem Gewässer. Ich lege unsere Angeln aus (laut Einheimischen ist mit teils kapitalen Fängen zu rechnen), staple Feuerholz und dattle ansonsten etwas rum. Fisch sehen wir wieder keinen und so verarbeiten wir ein paar Nahrungsmittelreste zu einem Abendbrot. Kartoffeln mit Zwiebelfett und ein paar Gewürzgurken munden ganz gut. Den Abend verbringen wir wieder am Feuer und sehen zu, wie sich der See langsam hinter dichtem Nebel versteckt. Fast unheimlich, die Stimmung die dadurch entsteht.
Als wir am Sonntag aus den Zelten krabbeln, ist es immernoch neblig. Während Marcus sich dem Frühstück widmet, kümmere ich mich wiedermal um einen unserer Reifen, dem über die letzten Tage die Luft ausgegangen ist. Wir haben Glück und ein Usbeke, der auf einem Bauernhof nahe unseres Zeltplatzes arbeitet, bietet seine Hilfe an. Auf dem Hof bekommt unser Reifen frische Luft und das Ventil wird durch dranrumdrücken "repariert". Hauptsache es funktioniert. Den Mann laden wir zum Tee ein und als das Rad wieder montiert ist, lassen wir uns unser Frühstück schmecken. Anschließend packen wir unsere Sachen und verlassen unseren Zeltplatz. Schrotti müssen wir wieder anschieben, bevor wir losfahren können. Auf dem Rückweg nach Taschkent kaufen wir in Nurafshon ein. Beim Anlassen macht erneut der Anschluss des Minuspol ein paar Probleme. Auf der Fahrt ins Ibsa Hostel läuft Schrotti dann mitunter nur auf drei Töppen und macht beim Anfahren komische Geräusche. Er zeigt sich also wiedermal von seiner widerborstigen Seite. Trotzdem erreichen wir unsere Bleibe am Nachmittag, gönnen uns ein Käffchen, waschen uns und etwas Wäsche und lassen den Abend in der Hostelküche bei leckerem Chili (Marcus hat gezaubert) ausklingen.