A bɔra kɛnɛ kan: 12.05.2019
Start Saigon
Es geht los! Uns erwartete eine spannende, erlebnisreiche und landschaftlich beeindruckende Motorradtour durch Vietnam. In 14 Tagen fuhren wir von Ho Chi Minh bis nach Hanoi. Mit ein paar Blessuren haben wir die Fahrt durch den chaotisch-gefährlichen Verkehr überlebt. Zu aller erst: sicher aus Saigon rauskommen… Unser erster Zwischenstopp: Da Lat.
Am ersten Tag unserer Tour dachte ich nur eins: Murphys Gesetz!
Wir hatten noch nicht einmal Saigon verlassen und das Unglück wartete schon auf Stan. Wie er feststellen musste, kann Einkaufen ganz schön gefährlich sein. Nachdem er vom Wasserflaschenholen wiederkam, klaffte eine kleine Wunde an seinem Kopf :-D
„Schwester Melanie“ versorgte den Verwundeten und dann ging es erstmal ins Krankenhaus. Ein netter Einwohner begleitete uns und zeigte uns den Weg. Die Wunde wurde gereinigt und verbunden. Es musste zum Glück nicht genäht werden. Unser höflicher Begleiter bezahlte sogar die Behandlungskosten und wollte das Geld nicht zurückbekommen. Stan ist vergeblich dem spendablen, wegfahrenden Vietnamesen hinterhergelaufen :-)
Nun wurde es langsam Zeit voran zu kommen. Der schnellste Weg führte über den Highway. Als wir diesen erreichten, stellten wir ein Verkehrsschild fest, auf dem sich ein durchgestrichenes Zweirad befand. Irritiert fuhren wir jedoch weiter, da wir erst dachten, das gilt nur für Rollerfahrer...falsch gedacht! Nachdem wir bemerkten, dass wir die einzigen mit Motorrad auf der Strecke waren und uns die Auto- und Lkw-Fahrer ständig anhupten, war es zu spät umzukehren. Also weiterfahren und die nächste Abfahrt runter, bevor uns die vietnamesische Polizei anhält und abzockt… Scheiße, es kam einfach keine Abfahrt! ich bekam einen totalen Lachflash! Mir schwante es, dass wir erst an der nächsten Mautstation vom Highway runterkommen und uns dann die Polizei abfangen wird. Doch wir hatten mal Glück im Unglück. Der nette Polizist geleitete uns vom Highway und zeigte uns auf Maps die Straße, die wir fahren dürfen (ohne Abzocke!!! Puuhh!). Und das Geniale ist, wir haben dadurch eine Stunde gespart :-D
Auf den kleineren Straßen war der Verkehr ruhiger und wir genossen die Aussicht. Durch den anfänglichen Zeitverlust kamen wir in die Dunkelheit. Da Lat war noch 160 km entfernt. Und dann passierte es wieder...Murphys Gesetz...es war stockduster und plötzlich knallte es vor mir! Stan prallte mit jemanden zusammen. Verdammt! Was ist passiert?! Ich wich sofort aus, hielt an und rannte zur Unglücksstelle. Stan stand schon wieder, aber blutete an Armen und Beinen. Um uns herum standen eine Menge Leute. Stans Fuß sah überhaupt nicht gut aus und die mitverunglückte Vietnamesin hatte ein dickes Handgelenk. Sie stand mit ihrem Fahrrad mitten auf der dunklen Straße, ohne Licht! Stan konnte sie gar nicht sehen! In Vietnam ist „Gefahrenbewusstsein“ ein großes Fremdwort. Vietnam zählt mitunter die meisten Verkehrstoten im Jahr. Es hätte mich nicht gewundert, wenn der Zusammenprall mit einem entgegenkommenden, ohne Licht fahrenden Roller passiert wäre…
Ok, sofort ins Krankenhaus! Der Sohn der verletzten Frau, namens Chau, lud unsere Sachen ins Auto und nahm uns mit in das nächstgelegene Krankenhaus. Dar Fahrer bog nach einigen Metern nach links ab und siehe da: eine christliche Kirche?!
Stan fluchte und dachte das war‘s. Ich dachte ironischerweise, ein Gebet wird schon helfen oder das Grab gleich geschaufelt… :-D
Es ging danach wirklich ins Krankenhaus, was sich ebenfalls als Highlight herausstellte. Europäischen Standard gibt es hier natürlich nicht und Stan musste sich in einem dreckigen Bad mit einem verkeimten Eimer voll Wasser die Wunden reinigen...genial...hier holt man sich zusätzlich noch eine Infektion (dazu kam es glücklicherweise nicht!). Die Kommunikation war ebenfalls schwierig, da kein einziger Englisch sprach. Mit Google Translator funktionierte die Verständigung einigermaßen. Hauptsache es gab ein (Uralt)Röntgengerät! Gute Nachricht: Es war bei beiden nichts gebrochen! Tabletten und Iod-Lösung für die Wunden mussten reichen. Stan war heilfroh und da das rechte Bein betroffen war, konnte er trotzdem mit seinem Motorrad weiterfahren.
Die Familie war zudem ein Segen! Sie nahmen uns die Nacht bei sich zu Hause auf, versorgten uns liebevoll mit allem Notwendigen und bezahlten die Arzt- und Reparaturkosten. Sie bestanden sogar darauf, dass wir Ihnen kein Geld gaben. Chau gab seine Freude zum Ausdruck, uns von nun an als Freunde bezeichnen zu dürfen. Wir sind jederzeit bei seiner Familie willkommen. Die offene Freundlichkeit der Vietnamesen war unübertroffen.
Am nächsten Tag brachen wir wieder mit neuer Motivation und Zuversicht zu unserem eigentlichen Ziel auf. Stan konnte zwar nicht richtig laufen, aber auf dem Motorrad sitzen und fahren war möglich.
Mir stellte sich noch eine andere Frage…Wo sind wir eigentlich?! Wir befanden uns in einem kleinen Dorf in Huyen Tan Phu direkt auf der Landstraße QL20, die direkt nach Da Lat führt. Nun konnte es los gehen. Es ging zunächst bergauf und dann machte Stans Maschine schlapp. Also rollten wir wieder bergab und steuerten abermals eine Werkstatt an. Danach lief das Motorrad wieder rund. Während der Wartezeit konnte man sich in dem selbstgebauten „Fitnessstudio“, zusammengeschustert aus Holz und Steinen, auspowern. Wie sagt man so schön: Not macht erfinderisch :-)
Đà Lạt
Endlich angekommen in Da Lat entdeckten wir ein super schönes Hostel (Tigon Dalat Hostel). Hier war die Atmosphäre unglaublich gechillt und familiär, die Mitarbeiter freundlich und aufgeschlossen und man hatte eine tolle Aussicht auf die Berge sowie den Ort. Das Hostel war gespickt mit Motorrad- und Radfahrenden Backpackern aus aller Welt. Am Abend vergnügte man sich zusammen mit Billiard, Karaoke und lustigen Kartenspielen. Wir blieben 3 Nächte zur Erholung und Entspannung für Stans Elefantenfuß. Ich genoss die kurze Auszeit ebenfalls. Die regnerischen Tage luden regelrecht dazu ein, im Hostel zu verweilen. Am Vormittag machte ich einen kurzen Ausflug zum Tuyen Lam Lake bevor es wieder zu schütten anfing. Da Lat wirkte auf mich wie eine kleine entspannte Stadt (abgesehen vom Straßenverkehr…aber der ist in ganz Vietnam niemals ruhig) mit schön angelegten Parks und Häusern.
Zusammen mit Geoff aus Irland, den wir im Hostel kennengelernt hatten, ging es nach 3 Tagen mit dem Motorrad weiter zu unserem nächsten Zwischenstopp gen Osten: Phan Rang.
Auf dem Weg hielten wir zunächst an dem bekannten Elephant Waterfall „Thac Voi“. Auf einem matschigen und steinigen Weg ging es steil hinunter. Durch eine Geländervorrichtung war es Stan ebenfalls möglich zum Wasserfall hinunter zu humpeln. Das Wasser war zwar sehr braun, aber der Wasserfall war beeindruckend gigantisch. Der Abstecher und die Aussicht hatten sich gelohnt.
Bei der Weiterfahrt fiel mir dann auf, dass mein Gepäckträger vom Motorrad komplett durchgebrochen war. Zum Glück waren wir zu diesem Zeitpunkt in einem kleinen Dorf, wo wir eine Werkstatt ansteuern konnten. Mein Gepäck hätte ich sonst nicht mehr richtig fixieren können. Nach einer kurzen Schweißarbeit und einem Ölwechsel konnte es wieder entspannt weitergehen.
Der Weg nach Phan Rang führte über einen kleinen Bergpass (gut, dass nicht erst hier der Gepäckträger durchgebrochen ist). Nun hieß es Gas geben, Überholen und in die Kurven legen! Das war ein Spaß verbunden mit Nervenkitzel! Da die Motorräder mit 110 ccm nicht viel Power hergaben, war das Überholen von LKWs manchmal ein Highlight, vor allem wenn die nächste Kurve immer näher kommt…
Ich genoss die Kurven in vollen Zügen und holte alles aus der Maschine raus. Wo waren bloß die anderen zwei? War ich so schnell…? :-D
Phan Rang-Tháp Chàm
„Mot, Hai, Ba, Yo!“ („Eins, zwei, drei, Yo!“) Hoch die Gläser und runter das Zeug!
Nachdem wir ein günstiges und sauberes Hostel (Minh Duc Hotel) gefunden hatten, endete der Abend in Phan Rang in einem gehobenen Seafood-Restaurant (Nha hang Nha Mat) am Strand direkt am Südchinesischen Meer. Die Muscheln waren verdammt lecker. Die Krebse waren jedoch nicht so mein Ding. Sie sahen zudem noch so lebendig aus. Hätte mich nicht gewundert, wären einige wieder aus dem Kochtopf gesprungen und hätten schnell das Weite gesucht… Nach einem ausgiebigen Muscheln-Krebsen-Garnelen-Menü lenkte sich unsere Aufmerksamkeit an eine Gruppe Vietnamesen, die ausgiebig feierten, tranken und für Unterhaltung sorgten. Immer wieder hörten wir „Mot, Hai, Ba, Yo!“ und dann wurden die Gläser erhoben und getrunken. Wir ließen uns von der Stimmung mitreißen und so lud uns die Gruppe zu ihrer Veranstaltung ein. Es stellte sich heraus, dass es sich um ein „Teambuilding“ handelte. Und auch hier ist Disziplin gefragt: Wird „Eins, zwei, drei, Yo! gerufen, dann heben alle ihr Glas, auch wenn der Kopf nicht mehr hinterherkommt.
Am nächsten Morgen hieß es gleich nach dem Frühstück wieder auf die Motorräder schwingen und über den „Asian Highway 1“ auf der QL1A zum nächsten Ziel: Nha Trang. Geoff mussten wir zurücklassen, da er sich in sein vietnamesisches Tinder-Date verliebt hatte :-D
Zwischenstopp: Werkstatt! Aus meiner Maschine lief das Getriebeöl heraus. Der Allround-Mechaniker setzte in wenigen Minuten für wenig Geld eine neue Gummidichtung ein und schon konnte es weitergehen.
Es ging an der bergigen Küste entlang und der Blick von den „vietnamesischen Serpentinen“ auf das Meer war atemberaubend. Eine kleine Panorama-Pause mit einer erfrischenden Kokosnuss (so haben wir es uns zumindest vorgestellt…durch die direkte Sonnenlagerung, war diese viel zu warm…) durfte da nicht fehlen.
Nha Trang/ Vinpearl Park
Einziger Grund für unser Ziel war der Zugtransfer. Nha Trang ist meiner Meinung nach kein schönes Touristenziel, da es von Russen geführt und bebaut wird. Dementsprechend war der Strand überfüllt und die Promenade gesprengt mit riesigen Hotelanlagen und Hochhäusern. Nichts desto trotz kühlten Stan und ich uns im Meer ab und schlenderten die Promenade entlang. Den nächsten Tag ließen wir unsere Motorräder am Bahnhof von Nha Trang für den nächtlichen Zugtransfer verpacken. Zusätzlich besorgt man sich noch ein Zugticket und dann können über Nacht im Schlafwagon entspannt über 500 km überbrückt werden. Durch den Unfall haben Stan und ich so viel Zeit verloren, dass uns die Zugverbindung sehr gelegen kam.
Da noch viel Zeit bis zur Zugabfahrt vorhanden war, entschieden wir uns den Tag im Vergnügungspark „Vinpearl“ (bestimmt auch von den Russen geführt :-) zu verbringen. Der Park befindet sich auf einer Insel und ist von Nha Trang direkt mit einer Gondelbahn zu erreichen. Abgesehen von der kommerziellen-konsumgetriebenen-touristenanlockenden Betreibung des Parks, hat dieser für wenig Geld viel zu bieten: von einer Seilbahnfahrt übers Meer, Mini-Achterbahnen und einem kleinen exotischen Tierpark bis hin zu einem riesigen Rutschenpark. Also wie man sieht, Stan und ich haben uns trotz des bitteren Beigeschmacks in dem offensichtlich verarmten Entwicklungsland dazu verleiten lassen, in unser Vergnügen zu finanzieren. Aber ich muss sagen, wir hatten an diesem unglaublich heißen Tag wirklich viel Spaß in dem Park: Stan ist bei der Kinderachterbahnfahrt fast gestorben, ich bin in dem Rutschenpark fast aus dem Gummireifen geflogen und wir hatten einen herrlichen Sonnenuntergang mit Blick zur Metropole.
Zugtransfer Nha Trang – Đà Nẵng
Müde vom erlebnisreichen Tag legten wir uns auf die 1,65 m langen Nachtzugbetten und versuchten bei übertrieben lauter Klimaanlage irgendwie zu schlafen. Im Ohr gestöpselte Musik half ein wenig beim Einschlafen. Nach ca. 530 km und 10 h Fahrt landeten wir am frühen Morgen in Da Nang. Nachdem unsere Motorräder wieder ausgepackt wurden und wir die Tanks befüllt haben, fuhren wir zur vietnamesischen Zentralküste nach Hoi An.
Hội An
Angekommen in Hoi An entdeckten Stan und ich das verdammt günstige Luxus-Hostel „Vietnam Backpacker Hostels“. Auch wenn die dortige Backpackergesellschaft nicht so offen, freundlich, cool und entspannt wirkte, wie in dem Hostel in Da Lat, so genossen wir das gut zubereitete westliche Essen, den großen Pool und die Wasserballspiele. Ich amüsierte mich vor allem über die „High-Society-Ladies“ mit ihren Schönheits-OPs und langsamen Bewegungen im Pool, damit die Schminke sich nicht verschiebt und das Handy ins Wasser plumpst… Nachdem wir uns ausgiebig im Pool erfrischt und ausgetobt hatten, wollten wir nun die schöne Altstadt mit ihren farbenfrohen Gebäuden aus der französischen Kolonialzeit und den zahlreichen Kanälen bestaunen. Wir überquerten das Wahrzeichen der Stadt: Die Japanische mit einer Pagode überdachten Brücke. Überall leuchteten bunte Papierlaternen. Es sah echt toll aus. Wir hatten nur etwas Pech mit unserer Restaurantwahl.
Am nächsten Morgen zogen wir wieder weiter und erreichten in 3-4 h die alte Kaiserstadt Hue. Der Weg führte abermals über einen kleinen Bergpass entlang der Zentralküste und wir hatten eine schöne Aussicht. Da sich Stans und meine Wege von hier an für ein paar Tage trennten, fuhr ich so schnell ich konnte, um pünktlich am Bahnhof in Hue anzukommen. Von dort ließ ich mein Motorrad wieder hübsch einpacken. Über Nacht geht es dann für 10 h mit dem Zug bis nach Thanh Hoa.
Huế
Jetzt fragt man sich bestimmt, warum sich unsere Wege von hier an trennten. Stan wollte unbedingt bis Hanoi mit dem Motorrad an der Küste entlang durchfahren. Da zu viele Kilometer noch bevorstanden und nicht mehr viel Zeit blieb, war meine Idee, den Nachtzug wieder zu nehmen und die gewonnene Zeit zu nutzen, um von der Küste weg in die westlich gelegenen Berge zu düsen. Damit jeder seinen Vorstellungen nachgehen konnte, verabschiedeten wir uns in Hue, um uns in ein paar Tagen in Hanoi wiederzusehen.
Nachdem ich meine Maschine am Bahnhof von Hue abgegeben und mich schön am heißen Auspuff verbrannt hatte (wie blöd…), ging ich zu Fuß zum Hostel, in dem Stan übernachtete („Vietnam Backpacker Hostels“ – gleiches Hostel wie in Hoi An). Ich lief gemütlich am sogenannten Parfümfluss (Sông Hương) entlang. Hier und da gab es schöne Bauten und Parkanlagen zu betrachten. Das Hostel war von der Atmosphäre und dem Publikumsverkehr nicht mehr ganz so nobel und dementsprechend weitaus freundlicher als in Hoi An. Ein Mitarbeiter des Hostels empfahl uns ein vietnamesisches Restaurant in der Nähe. Leider habe ich den Namen vergessen. Die traditionellen Gerichte waren überaus lecker. Hue gilt als die kulinarische Hauptstadt mit einer sorgfältigen, anspruchsvollen Art und Weise. Besonders empfehlen können wir in Bananenblätter gefüllter Klebereis mit einer speziellen Fischsoße. Zum Nachtisch gab es dann frisch zubereitetes Eis von einem Straßenimbiss. Der Eisverkäufer hackte so schnell mit zwei Spachteln auf das Eis ein, dass man dachte der Zeitraffer wurde aktiviert. Geniales Schauspiel :-)
Am Abend fuhren wir zur Zitadelle und dem Kaiserpalast der Nguyen Dynastie. Leider war der Palast nicht mehr zugänglich. So spazierten wir an der Mauer entlang und bestaunten die mit bunten Lichtern gesäumte „Verbotene Stadt“ (Die kaiserliche Zitadelle entstand damals nach dem Vorbild der verbotenen Stadt Peking).
Zugtransfer Huế – Thanh Hóa
Nun hieß es vorerst Abschied nehmen. Wieder einmal versuchte ich in dem Schlafwagon die Nacht einigermaßen zu schlafen. Doch die Fahrt hatte sich gelohnt. Ca. 510 km hatte ich mit dem Zug überbrückt und konnte am frühen Morgen von Thanh Hoa aus ohne Eile zu den mit Bergen umgebenen saftiggrünen Reisfeldern im Mai Chau District düsen.
Doch bevor ich meine Reise antrat, musste mein Motorrad wieder einmal geflickt werden. Das Trittgestell war vollkommen durchgerostet und viel fast ab. Mit uralten Schweißgerätschaften wurde alles wieder zusammengesetzt :-D
Wichtig ist, dass es bis zur Ankunft in Hanoi hält… Frisches Öl durfte ebenfalls nicht fehlen. Brandblasenverletzung schnell noch mit Iod versorgt und nun konnte es losgehen!
Mai Châu District
Die Straße nach Mai Chau war nicht die Beste, aber nach 4 h erreicht man von Thanh Hoa sein Ziel. Ich verbrachte 2 Nächte in der Unterkunft „Eco Homestay“. Die betreibende Familie war besonders liebevoll und bemüht um seine Gäste. Ich hatte die erste Nacht ein Bungalow zur Verfügung. Die zweite Nacht siedelte ich in ein Mehrbettzimmer um. Alles in allem war die Unterkunft super. Vor allem bereitete die Familie leckere Bananenpancakes zum Frühstück und ein umfangreiches Abendessen zu. Zum allabendlichen Mahl saßen alle Gäste an einem großen Tisch beisammen und es wurde ordentlich und sehr lecker mit Fleisch, Reis und Gemüse aufgetischt. Dazu gab es noch selbstgebrannten Pflaumenschnaps. Durch die familiäre Atmosphäre fühlte man sich sehr wohl.
Am nächsten Tag nahm ich mir ein Fahrrad von der Unterkunft (die gab es umsonst) und radelte die kleinen Wege entlang vorbei an riesigen Reisfeldern, kleinen Märkten und Richtung Tropfsteinhöhle - der Chieu Cave. Auf dem Markt kaufte ich mir einen „Non La“ (traditioneller asiatischer Kegelhut). Der gehört in Vietnam einfach dazu :-)
Um zur Tropfsteinhöhle zu gelangen, müssen so einige Treppenstufen überwunden werden. In der heißen Mittagssonne kann dies ein schweißtreibendes Unterfangen werden. Doch man wird mit einer wundervollen Aussicht auf die Landschaft und einer kleinen wundersamen Höhle mit zahlreichen Stalagmiten und Stalaktiten belohnt. Ich war die einzige in dieser Höhle. Es war ein wenig unheimlich so ganz allein. Kurze Zeit später traf ich jedoch auf eine junge Vietnamesin. Wir unterhielten uns einen kleinen Moment auf Englisch. Sie hofft eines Tages genug Geld zu verdienen, um ebenfalls andere Orte in der Welt bereisen zu können.
Es war Zeit für eine kleine Mahlzeit und so steuerte ich das nächste Straßenrestaurant an, um eine Pho Bo Suppe zu mir zu nehmen. Dort machte ich Bekanntschaft mit einem Schweizer Landsmann. Das Gespräch verlief ebenfalls in englischer Sprache, da er aus der Romandie stammt. Er erzählte mir, dass er sich in seiner Rente einen Wohnwagen gekauft hatte und nun viele Teile der Welt innerhalb von 5 Jahren bereisen möchte. Er sei zwar oft sehr einsam, aber man kann selbst bestimmen wohin es einen treibt. Ich sagte ihm, dass ich die Abwechslung gut finde, zum einen alleine seine Wege zu gehen und hier und da schöne Bekanntschaften zu machen und zum anderen jemand an seiner Seite zu haben, mit dem du gemeinsam die Freuden und Eindrücke der Reise erleben und teilen kannst. Ich dachte an Stan…wo er wohl gerade ist und ob es ihm gut geht…
Die vielen Tage auf dem Motorrad zollten ihren Tribut und so ließ ich den Tag entspannt ausklingen. Ich fuhr mit dem Fahrrad ein kleines Stück durch die vielen Felder und kehrte zurück zur Unterkunft. Ich suchte mir ein schönes Plätzchen, spannte meine Hängematte auf und genoss die letzten Sonnenstrahlen. Ich überlegte mir, wie meine Route weitergehen sollte. Am liebsten wäre ich bis nach Sapa in den Norden Vietnams gefahren. Doch die wenige Zeit, die mir noch blieb, reichte für diese Tour nicht aus. Ich verabredete mich mit Stan, dass wir uns in Ninh Binh, ein beliebtes Touristenziel, treffen. Von dort sind es dann nur noch 2 h Fahrt bis nach Hanoi.
Ninh Bình
Die Fahrt nach Ninh Binh zog sich etwas in die Länge, da ausgerechnet die Ferien in Vietnam begannen und gefühlt jeder die Möglichkeit suchte im Land zu verreisen. Die Landstraßen waren ungewohnt voll. Und dann machte meine Maschine eine Stunde vor dem Ziel schlapp. Es durstete nach neuem Öl. Zu meinem Glück meckerte das Motorrad, als eine Tankstelle in unmittelbarer Nähe war und tuckelte regelrecht darauf zu. Puuhh…hätte auch schiefgehen können und ich würde jetzt irgendwo auf der Straße stehen, ohne eine Werkstatt oder Tanke weit und breit :-D
Da habe ich mich wohl etwas verkalkuliert. Die Bergfahrt nach Mai Chau hat die Maschine wohl etwas mehr strapaziert. Ich suchte ein günstiges und gut bewertetes Hostel und stieß auf Ninh Binh Central Backpackers Hostel. Mein leerer Magen machte sich nach Abladen meiner Sachen sofort bemerkbar. Also machte ich mich auf dem Weg zum Restaurant „Chookie’s“. Nach den ganzen Pho Bos musste mal wieder ein Burger her und die sehr gute Bewertung des Lokals ließ mich nicht enttäuschen. Stan war noch auf dem Weg und traf erst am späten Abend in Ninh Binh ein. So machte ich es mir auf den Sitzkissen mit einem frisch gepressten O-Saft und vietnamesischen Kaffee gemütlich.
Stan kam völlig fertig im Hostel an. Er war 10h mit seinem Motorrad unterwegs gewesen! Dennoch ging es ihm entsprechend gut und er hatte ebenfalls schöne Entdeckungen in den letzten Tagen seiner alleinigen Reise gemacht.
Am nächsten Tag entschieden wir uns, eine Bootstour durch die „trockene Halong Bucht“ Tam Coc zu unternehmen. Die Ferienzeit machte sich jedoch wieder bemerkbar und so warteten wir 3 Stunden in der Menschenschlange, bis wir endlich im Boot saßen! Wir lernten dabei zwei nette Mädels aus Belgien kennen, die in Hanoi an Schulen Englischunterricht gaben. Da ein Boot immer zu viert besetzt werden muss, schlossen wir uns gleich zusammen. Das lange Warten hatte sich auf jeden Fall gelohnt! Die hohen und schroffen Kalksteinfelsen, welche die Landschaft prägen, waren beeindruckend schön. Sie ähneln den Felsen der bekannten Halong Bucht, weswegen die Region auch “trockene Halong Bucht” genannt wird. Die Felsen ragen hier allerdings nicht aus dem Meer, sondern stehen in Reisfeldern am Fluss. Wir durchquerten mit dem Boot einige Höhlen - Vorsicht! Köpfe schön unten halten! – gingen an Land, betrachteten die Tempelanlagen und schauten uns den Drehort Skull Island (Kinofilm „Kong“) an.
Pünktlich zum Sonnenuntergang begaben wir uns zu den Mua Caves auf den sogenannten Drachenberg. Es mussten einige Stufen und viele Touristen passiert werden und dann belohnte uns der Aufstieg mit einem atemberaubenden Blick auf den Sonnenuntergang und die Landschaft rum um Tam Coc und Hoa Lu. Wow! Ich rate davon ab, mit Flipflops über den nicht begehbaren Bereich nach oben zu steigen…Wir kraxelten die Felsen nach oben bis zu dem Steindrachen, wo sich viele Menschen tummelten. Zum einen war das Gestein sehr scharf- und spitzkantig und zum anderen nicht ungefährlich sich an die Menschenmassen vorbeizuschlängeln. Hätte mich nicht gewundert, wenn meine Flipflops nen Abgang gemacht hätten. Für Menschen mit extremer Höhenangst oder Gleichgewichtsstörungen nicht geeignet! Hielt mich und Stan natürlich alles nicht ab :-)
Ziel: Hanoi
Wahnsinn, wo ist bloß die Zeit geblieben!? Die letzten 4 Tage in Vietnam lagen vor uns. Ninh Binh und Hanoi sind zwar nur zwei Autostunden voneinander entfernt, aber bei starken Platzregen und so tiefen Pfützen, dass man bis zum Motorradsitz abtaucht, verlängern die Fahrzeit eindeutig. Die Nerven lagen blank. Stan war angespannt, ich war durch einen Vorfall von meiner Arbeit genervt (leider blieb mir die Arbeit auf meiner Reise nicht erspart) und ein kurzer Streit war vorprogrammiert. Kaum waren wir wieder zusammen unterwegs, trennten sich unsere Wege in Hanoi. Lag aber daran, dass ich die erste Nacht in einem anderen Hostel verbrachte, da die eigentliche Unterkunft erst für die darauffolgenden Nächte ein Bett mehr frei hatte. Die kurze Trennung tat nach der Anspannung aber ganz gut. Gehört nach einer so langen gemeinsamen Motorradtour in einem Land mit null Verkehrs- und Verhaltensregeln und damit verbundenen sämtlichen physischen und psychischen Schädigungen wohl dazu… :-D
Die erste Nacht in Hanoi verbrachte ich im „RedDoorz Hostel @ Signature Inn“. Stan war im „Little Charm Hanoi Hostel“, da sich dort fünf Freunde aus Berlin aufhielten. Seine Kumpels reisten ebenfalls durch Vietnam per Flugzeug, Zug und Bus. Ich machte in dem ersten Hostel Bekanntschaft mit einem Mann aus Österreich und aus Montana. Zugleich begann der erbitterte Kampf, das Motorrad wieder zu verkaufen. Die Konkurrenz war überall. Gefühlt war das Angebot höher als die Nachfrage. Es wird sich die wenigen Tage zeigen, ob man einen Interessenten auf gut Glück findet…
Der Amerikaner aus Montana war sogar beleidigt, als ein potenzieller Käufer/ Händler, mit dem er Kontakt aufgenommen hatte, zugleich meine Maschine begutachtete und von dieser überzeugter war. Ich dachte mir nur: heul doch! Ein Verkauf kam für uns beide nicht zustande, da der Händler mit einer Antwort auf sich warten ließ. Der hätte eh versucht den Preis ordentlich zu drücken.
Nach einem Gespräch mit dem Österreicher verabredeten wir uns zusammen im Kino den letzten Teil von Marvel’s The Avangers zu schauen. Unglücklicherweise überkam mich schon wieder ein akuter Infekt und ich lag komplett flach. Ich fühlte mich genauso schlapp wie in Nepal. Scheiße! Die letzten Tage in Hanoi musste ich ausgerechnet überwiegend im Bett verbringen. Ein Ausflug zur Halong Bucht war somit gestrichen. Der Österreicher, der wohl darauf besessen war mich wiederzusehen, heulte dann auch noch rum, da ich immer wieder absagen musste, da es mir entweder gesundheitlich nicht besser ging oder etwas dazwischen kam. Was ist bloß mit den Männern los…
Ich war zumindest froh als ich aus dem ersten Hostel in das andere zog, wo Stan und Co. waren. Es war zwar spottbillig, aber in den Zwölfbettzimmern findet absolut keine Erholung statt. Jedes Bett hatte seinen eigenen Ventilator und die dröhnten so laut durch die Holzwände hindurch, dass die Nacht die Hölle war. In dem „Little Charm Hanoi Hostel“ gab es Sechsbettzimmer mit Klimaautomatik, es war sehr sauber und das Essen richtig gut. Zudem gab es einen Pool und eine gemütliche Ecke zum Entspannen. Alles in allem ein empfehlenswertes Hostel.
Leider kann ich nicht viel über Hanoi berichten, aber einige interessante Entdeckungen habe ich trotzdem gemacht:
The Note Coffee ist ein ulkiges Café, in dem man kleine Notizzettel beschriften und an Wände, Mobiliar und Fenster verewigen kann. Der Kaffee ist sehr lecker und ab und zu liest man lustige oder schöne Worte. In Hanoi finden sich hier und da versteckte, nette Cafés, von denen man einen schönen Blick auf die Stadt hat. Ich habe mich so gleich mal an den typischen Hanoi Kaffee mit Ei (Ca Phe Trung) herangewagt. War gewöhnungsbedürftig, aber gar nicht mal so schlecht. Besonders lecker waren die ebenso für Hanoi bekannten Banh Mi Sandwiches. In dem Laden Bánh Mì 25 aß ich sehr leckere und frisch zubereitete Sandwiches. Stan machte den Fehler sich spät abends ein Banh Mi an einem Straßenimbiss einzuverleiben…Am nächsten Tag saß er im Flugzeug auf der Rückreise nach Berlin und hatte mit heftiger Übelkeit zu kämpfen. Vietnamesische Straßenkost sollte immer mit Vorsicht genossen werden. Jedoch bleibt einem vor allem in kleinen Gemeinden nichts anderes übrig. Die „Restaurants“ bestehen dort nur aus Straßenküchen. Aber auch das hatten wir überlebt :-D
An Aktivitäten reichte mir ein kleiner Spaziergang am Hoan-Kiem-See. Danach ließ ich mich im Hostel erschöpft auf die Sitzkissen sinken.
Auch wenn ich gesundheitlich angeschlagen war, so hatte ich zumindest Glück beim Verkauf meines Motorrades. Für Stan gestaltete es sich etwas schwieriger. Von seinem Motorrad ist während seiner Alleintour ein Seitenspiegel sowie der Auspuff abgefallen. Die Maschine ruckelte immer wieder und schmierte ab. Mein Motorrad war zum Glück noch nicht auseinandergefallen (Dank der guten Schweißarbeiten).
Wir machten in dem Hostel Bekanntschaft mit Jan aus NRW und Eike aus Hannover. Beide begannen ihre Vietnamreise in Hanoi und spielten mit dem Gedanken mit einem Motorrad bis nach Saigon zu fahren. Beide hatten jedoch null Erfahrung. Wir fuhren in eine ruhige Straße (ich war erstaunt, dass es hier sowas gab) zum Üben und Ausprobieren. Eike versuchte sich auf meiner Maschine, stellte aber fest, dass er sich auf einem Roller sicherer fühlen würde. Jan hatte weniger Probleme und wirkte überzeugter, aber nicht von Stans Motorrad. Zu seinem Übel entschied sich Jan letztendlich mein Motorrad abzukaufen. Stan hastete durch die Stadt und suchte verzweifelt einen Käufer. Er wurde fündig und bekam von einem Händler wenigstens noch ein wenig Geld für seine Maschine.
Nun hieß es Abschied nehmen: Stan flog zurück nach Berlin und für mich ging die Reise weiter. Mein nächstes Ziel: Indonesien! Susan erwartet mich schon…