A bɔra kɛnɛ kan: 06.06.2020
Schon länger beobachtete ich die Fähre von Kiel nach Oslo, ob sie wieder fahren würde. Am 29. Mai sollte neu entschieden werden, gleich am Morgen kam die Nachricht, dass sie bis zum 5. Juni nicht fahren wird. Da war ich in Düsseldorf, kurz vor einem Bewerbungsgespräch. Nach dem Gespräch war klar, dass ich mir einen anderen Weg suchen muss. Also schaute ich nach Fähren von Hirtshals in Dänemark. Die Fähre nach Bergen verkehrte auch nicht, also blieb mir die Fähre nach Kristiansand. Doch damit nicht genug. Ich musste ja auch irgendwie durch Dänemark kommen. Nach einem Anruf beim Auswärtigen Amt war ich auch nicht schlauer, sodass ich am Dienstag (2.6.) die Grenzpolizei anrief, die aber auch nicht mehr wusste. Als ich schließlich beim Dänischen Konsulat angerufen hatte, war die Dame am Telefon erstaunt, da ich die ganze Zeit durch Dänemark hätte reisen dürfen. Kurz danach wurden gleich die Tickets gekauft, denn es sollte schon am nächsten Abend losgehen.
Meinen Geburtstag feierte ich noch daheim, mit bereits gepacktem Auto. Am Abend, gegen 20.45 Uhr ging meine Fahrt los, mit überraschend wenigen Staus, dafür mit sehr vielen Baustellen. Das Highlight der Nacht war eine Sternschnuppe. Am Morgen war ich schon bei Hamburg, der Elbtunnel erforderte natürlich ein wenig mehr Zeit. Trotzdem hatte ich noch viel Zeit übrig, deshalb wollte ich irgendwo am Strand frühstücken. Naja, ich habe mich wohl so verfahren, dass ich keine Pause mehr machen konnte, da ich um 12 Uhr über die Grenze gehen wollte.
Mit vollem Tank fuhr ich vor. Die Autos wurden von den Lkws getrennt, ich fuhr in einen Weg, der mit vielen blinkenden Lichtern ausgestattet war und schließlich stand ich als einziges Auto vor dem kleinen Häuschen. Der Polizist fragte mich, was ich überhaupt in Dänemark machen möchte und nach einer kleinen Inspektion meines Reisepasses durfte ich auch schon weiterfahren.
In Dänemark war ich wohl eines der wenigen deutschen Autos. Maximaltempo ist dort 130 km/h und ich muss sagen, dass es angenehmer zu fahren war als in Deutschland. Allerdings gibt es dort kaum Zäune entlang der Autobahnen, deshalb fand man von Vögeln, Hasen, Dachsen bis zu Rehen ziemlich viele Tiere am Straßenrand liegen. Schon fast am Ziel, in Aalborg, geriet ich noch in einen langen Stau, der wahrscheinlich vom Feierabendsverkehr kam. Lange fuhren wir nur im Schritttempo, sodass ich beinahe dachte, dass ich meine Fähre verpasse, aber das ging alles gut.
Vor Ort waren wir 10 Autos. Es gibt 7 Spuren, die damals im August alle voll waren, unsere Spur war nicht einmal halb gefüllt und so ging es auch auf der Fähre zu. Die ersten Stunden verbrachte ich auf dem Sonnendeck, mit Sudoku und Gedichteschreiben.
Dann wurde es kalt und ich machte es mir im Salon gemütlich. Kurz nach 10 Uhr mussten alle Passagiere zum Temperaturmessen, kurz danach durften wir wieder aufs Autodeck.
Um 23 Uhr, nach vierstündiger Fährfahrt, erreichten wir Kristiansand, wo wir von mehreren Polizisten kontrolliert wurden. Beinahe hätte meine Einreisebegründung nicht gereicht, aber nach ein wenig Überzeugung wünschte mir der Polizist nur „Good luck!“ (Viel Glück). Dann ging es noch an einer Frau vorbei, die mir erklärte, wie meine Quarantäne nun ablaufen soll. Kein Kontakt zu anderen, wandern alleine, 10 Tage lang.
Danach suchte ich mir auf einem Rastplatz meinen Schlafplatz, natürlich nach einer kleinen Verwirrung, da manche Straßen gesperrt waren und das Navi das nicht akzeptieren wollte.
Am Morgen, gegen 6 Uhr, startete ich dann meine Reise in Norwegen. Ich fuhr nicht an der Küste entlang, sondern durch das Gebirge. Dort waren die Berge eindrucksvoll – sie fielen schnurgerade in einen See hinein, einige Flüsse hatten Hochwasser und das Warnschild vor Elchen begleitete mich – gesehen habe ich aber keinen. Kurz bin ich auch durch ein Bärengebiet gefahren – wenn ich das richtig übersetzt habe. Auf den Rastplätzen machte ich regelmäßig kleine Spaziergänge in die Umgebung, da mir der Rücken vom Fahren schmerzte.
Gegen Mittag kam ich dann in die Region des Hardangervidda, einer Hochebene, die karg und kalt ist – dort lag sogar noch Schnee, an manchen Stellen bis zu 2 Meter hoch.
Während in Deutschland die Nachttemperatur 14°C betrug, herrschten dort Temperaturen um 5°C, am Tag!
Dazu gab es ständig Serpentinen und Tunnel (insgesamt durchfuhr ich bestimmt über 50 Tunnel). Vor einem Tunnel habe ich auch ein kleines Häschen gesehen, später dann noch ein Reh, das dann in der Hecke eines Gartens verschwand. Nachdem ich nach beschwerlichen Stunden die Hochebene überwunden hatte, ging es vorbei an einem wunderschönen Wasserfall, dann dem schmucken Städtchen Odda und später erwartete mich noch hohes Verkehrsaufkommen bei Bergen.
Auf meiner Weiterreise hörte zwar der Regen auf, der mich damals in Norwegen empfangen hatte, aber der stürmische Wind ließ bis kurz vor Dale nicht nach.
Vor Ort wurde ich – mit Abstand – von meinen Mitbewohnern und meiner Koordinatorin empfangen, mir wurden die Regeln noch einmal erklärt und ich fiel nach einem kurzen Plausch sofort auf mein Bett. Die Sonne soll kaum noch untergehen, wurde mir erklärt. Da werde ich heute Nacht schauen, wer gewinnt – Erschöpfung oder Licht.
P.S. Wegen technischer Probleme kommt dieser Eintrag erst heute.