Der Anfang

ప్రచురించబడింది: 07.03.2017

Dieser erste Text ist sehr ausführlich. Für alle, die gerade keine Zeit oder Lust haben das Ganze durchzulesen, hier die Kurzfassung: 

Ich bin gut in Chile angekommen, mir geht es super, es ist schön warm, die Leute sind sehr nett, ich komm mit meinem Spanisch soweit gut zurecht und habe für die nächsten zwei Wochen eine tolle Sprachschule gefunden :)


Und die richtige Version:

... so, da bin ich also! Und schon wieder rast die Zeit dahin. Letzte Mittwoch Nacht  gings los.  Nach punktgenauer Beendigung meines Packens und den gaaaanzen Vorbereitungen (mit tatkräftiger Unterstützung meiner Eltern - tausend Dank!!!) fuhr ich um 4:40 Uhr mit dem Zug von Ulm nach Frankfurt, flog von dort nach Amsterdam, von Amsterdam nach Atlanta, und von Atlanta nach Santiago de Chile. Der nächtliche Zug war entgegen meiner Erwartungen ziemlich voll. In Frankfurt fand ich nach einigem Umherhirren diese Plastikverpackmaschine, um die Bändel meines Rucksacks vor dem Hängenbleiben zu bewahren.

Nach der Gepäckaufgabe konnte ich noch mein Vesper geniessen, das mir meine unermüdlich helfende Mama (<3) nachts noch gemacht hat, dann gings auch schon los. Trotz aller guten Vorsätze hat es mir in der Nacht natürlich nicht mehr zum Schlafen gereicht, sodass ich im ersten Flugzeug schon die Sicherheitshinweise verschlief. Auch der Snack ging unbemerkt an mir vorbei.


In Amsterdam brauchte ich eine Weile, bis ich kapierte, warum mich der Typ an der Kontrolle fragte, ob mein Gepäck auch meins sei, ob ich es selbst gepackt und ob mir jemand geholfen hätte... :D

Im nächsten Flug nach Atlanta hatte ich das unglaubliche Glück, zwei Sitze für mich zu haben. Das rettete meinen Rücken und erlaubte einen sehr angenehmen Schlaf, zwischen Filmen und luxuriösen glutenfreien Mahlzeiten.


In Atlanta musste ich 5 Stunden warten, auf den unbequemen Wartesitzen schlief es sich eher schlecht als recht, es war kalt, ich war müde und konnte mich gar nicht so richtig freuen. Auch im nächsten Flugzeug hatte ich echt keine Lust auf weitere 9 Stunden sitzen, schlief zwar die meiste Zeit so halbwegs, meine Arme und Beine übertrafen mich jedoch im Einschlafen, was mich wiederum weckte und zu anderen verrenkten Positionen veranlasste.


Nach über 30 Stunden Reise kam ich dann endlich verknittert in Chile an. Als ich mit den anderen Passagieren den Gang vom Flugzeug durch das Gebäude ging, begann es dann aber in mir zu kribbeln und endlich kam die Freude in mir auf, die ich vorher gesucht hatte. Mit ihr holte ich mir den Stempel in meinen Reisepass, der mir 90 Tage Aufenthalt in Chile erlaubt. Juhui!


Mein Rucksack, der sehr an eine Raupe erinnerte, war heil angekommen und durfte sich erstmal entpuppen:



Am Ausgang wurde ich herzlich mit Umarmung und Kuss (macht man hier so)  von Paulina empfangen, meine AirBnB Gastgeberin für die ersten paar Tage. Sie ist Schauspielerin und hat vermutlich deshalb ein sehr klares Spanisch, sodass ich das Meiste gut verstehen kann, wenn sie langsam mit mir spricht. Ich war auch freudig überrascht, dass ich dann doch einiges ausdrücken kann und wir uns wirklich unterhalten konnten. Das Dankbare an all den Leuten hier ist auch, dass sie ihre Worte impulsiv und nachdrücklich mit weiten Gesten unterstreichen. So reicht es, nur einen Teil der Wörter zu kennen, um das Ganze zu verstehen.


Wir warteten noch auf die Ankunft eines Mexikaners, der auch bei ihnen wohnte, und fuhren dann durch den temperamentvollen Strassenverkehr nach Hause.


Mein Zimmer dort lag quasi  ausserhalb des Hauses, ich legte mich ins Bett (mittags um 1) und schlief fast durchgehend bis zum nächsten Morgen um 8.

Es ist so herrlich, aufzuwachen, wenn die Sonne ins Zimmer scheint und es einfach warm ist!

Meine Hosts haben ein schönes Haus mit dieser echt coolen ananasförmigen Palme im Garten. Diesen Blick hat man, wenn man auf dem Sofa beim Eingang sitzt, wo sich auch schnell jemand dazugesellt;


 Marcos, Paulinas Mann, Musiklehrer, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, mir Spanisch beizubringen. Er ist einer der wenigen hier, der einigermassen Englisch kann, was mir vieles erleichterte. Auf der anderen Seite ist es super, dass ich mich mit den meisten auf Spanisch verständigen MUSS, so lerne ich es wirklich. Und alle, sei es ein Verkäufer oder jemanden, den ich nach dem Weg frage, sind unglaublich geduldig, bis ich mich erklärt habe. Das wär wohl anders, wenn sie einfach auf Englisch switchen könnten. 

Marcos wollte auch unbedingt, dass ich etwas Deutsches koche, aber ich habe keine Ahnung, wo ich hier die Sachen dafür herkriegen soll. Und auch nicht so viele Ideen für was "typisches". Wenn euch also was einfällt, wozu man nicht so mega spezielle Zutaten braucht, bin ich sehr dankbar für Kommentare! :)


Das mit dem Einkaufen ist auch so eine Sache... Ich habe noch keinen einzigen Supermarkt entdeckt, aber an jeder Ecke hat es kleine süsse Läden. So war das auch mein erster Ausflug am Donnerstag:




Der Laden hier war gleich um die Ecke, der Besitzer begrüsste mich ganz herzlich und fragte mich, woher ich bin, als er realisierte dass ich ihn nicht ganz verstand. Er freute sich mega, dass ich aus Deutschland bin. Seine Mutter war Deutsche und er zählte  mir ganz stolz alle deutschen Städte auf, in denen er schon war. Bei ihm kaufte ich also erstmal ein paar wenige Sachen, wobei ich wirklich nicht wusste, was ich denn kaufen soll, woraufhin ich mich mal auf Reis und Zucchini beschränkte. Vieles von dem Gemüse war mir nicht so sympathisch und bei den Nektarinen musste ich eine Weile suchen, um ein paar rauszupicken, die nicht angefault waren. ...Diese haben danach dafür auch wirklich traumhaft geschmeckt!

An das Geld muss ich mich noch gewöhnen. Ein Schein von 10 000 chilenischen Pesos entspricht dem Wert von ca 14 €.  Beim bezahlen stutzte ich, weil ich erst dachte, der Verkäufer hat mir statt einem Zehntausender nur einen Tausender Schein zurückgegeben. So viele Nullen!  Er war aber nicht beleidigt und ich konnte mich sogar auf Spanisch entschuldigend erklären, dass ich das Geld noch nicht kenne.



Meine einzigen potenziellen Heimweh - Momente sind, wenn es ums kochen geht. Fremde Küche, nicht wissen, inwieweit man sich Zuhause fühlen darf, keine vertrauten Zutaten und vor allem fehlen mir Gewürze. Keine Möglichkeit,  Sachen auf Vorrat zu kaufen, weil ich ja dann nachher alles mitschleppen muss, und dann alleine Essen.. Da überkam mich schon etwas Wehmut.

Ich bin ja sonst echt nicht so der Held im Nachrichten schreiben, aber die Tage bin ich sehr froh über die Verbindung und dem Zuspruch von meinen Lieben Zuhause. Es tut gut, zu wissen, wer da alles noch ist, und auch daran erinnert zu werden, dass ich ja gerade meinen Traum verwirkliche :*



Schon als ich am Donnerstag Morgen meine Rückenübungen machte, turnten zwei Katzen um mich herum, die sich ganz begeistert auf meine Yogamatte stürzten, um ihre Krallen daran zu wetzen. Ich hab ja echt einen heiden Respekt vor Katzen, weil ich die immer nicht einschätzen kann und viele plötzlich krallen, daher scheuchte ich sie nur mit Hilfe der Matte weg. Später stellte sich aber heraus, dass beide total lieb sind und der kleine, der es mega witzig findet,  die andere anzuspringen und zu provozieren, ist echt etwas besonderes. Er heisst Rolihlahla, was der Geburtsname von Nelson Mandela ist, und Unruhe stifter bedeuted. Erst in der Schule bekam er den Namen "Nelson". Unser Rolihlah hier ist die süsseste Katze, die ich je gesehen habe; so verschmust und versteht es, sich in allen erdenklichen Positionen in Szene zu setzen, um gestreichelt zu werden. Am Morgen von meiner Abreise M Sonntag hat er sich einfach auf mir platziert, als ich auf meiner Yogamatte lag und so alle Bewegungen mitgemacht :D

Ganz viel Zeit verbrachte er aber eben auf meinem Schoss wie hier: (wenn er nicht gerade versuchte, auf den Tisch zu springen um Essen zu klauen)




Auch wenn ich immernoch ziemlich müde war, machte ich mich am Freitag vormittag auf den Weg in die Innenstadt (eine Stunde Fahrt von dem Ortsteil entfernt), um mich um eine Sprachschule zu kümmern. Ich hatte schon vorher Kontakt mit einer deutschen Organisation aufgenommen, die unter anderem auch Sprachschulen vermittelt. Marcos fuhr mich zur Metro Station Las Rejas, da ich noch keine Karte für Bus und Metro hatte, und man die kann man nur an den grossen Stationen kaufen. Ich musste ihm 10 mal versprechen, auf mich aufzupassen und ihn auf jeeeeeden Fall sofort anzurufen, wenn irgendetwas ist. Am Abend war er unglaublich erleichtert, dass es mir gut geht und dass ich den Weg zurück gefunden hatte.. er hörte erst auf, sich Sorgen zu machen, als er hörte, dass ich schon alleine in China war und es hier wirklich sehr angenehm finde. Denn im Gegensatz zu Chengdu kann ich hier alle Schilder entziffern, bin in der Lage mit den Leuten zu kommunizieren und vor allem hat keiner Angst vor mir als Europäerin, was heisst, dass ich nicht ignoriert werde :D


Nachdem ich zweimal bei einem netten Kioskverkäufer Geld gewechselt hatte, weil dem Automaten meine Scheine nicht passten, bekam ich also  diese Bip Card, auf die man ganz einfach Geld laden kann und dann abstempelt (bzw biiiipt), wenn man zu den Metros oder in einen Bus geht. Das machen auch alle ganz brav. Das Metro System hier kann echt sehr gut mit den europäischen mithalten! Alle paar Minuten kommt eine Metro, die Stationen werden deutlich angesagt und sind auch gut angeschrieben, alles ist organisiert, sauber und sicher. Anfangs (geprägt von allen Warnungen) war ich noch so "ogott mir klaut bestimmt gleich jemand was" bis ich realierte, dass keine dubiosen Gestalten herumschleichen, alle genügend Abstand bem bezahlen halten und ganz viele Leute viel teurere Smartphones in der Hand halten als ich. Klar sollte man aufpassen und nicht offensichtlich mit viel Geld hantieren, aber das gilt ja für alle grosse Städte.


Bei dieser Organisation angekommen machte ich einen Test für die Sprachschule und die für mich Zuständige, begleitete mich in ihrer Mittagspause sogar zu einem Bankautomaten. Ich hatte vorher vergeblich versucht, mit den spanischen Optionen Geld abzuheben. Sie zeigte mir,  dass ich links unten immer die kleine Option übersehen hatte, einzustellen, dass man eine ausländische Karte hat. Damit klappte es schliesslich. Sie zeigte mir noch die Schule, wir quatschen während ihrer restlichen Pause in einem Park und gingen dann für die Anzahlung zurück.  Als sie mich anschliessend zu einer Kollegin verwies, die für die Unterbringung zuständig war, kam für mich erst einmal eine Enttäuschung, denn diese hatte nur Unterkünfte für Aufenthalte über einem Monat. Obwohl auf der Homepage die Preise für Sprachschule ab zwei Wochen standen und direkt darunter, dass man in Gastfamilien oder Apartments wohnen kann. Und ich wollte ja nur zwei Wochen bleiben und gerne in eine Familie, um besser Spanisch zu lernen.

Da ich für diese Zeit wirklich nicht in ein Hostel wollte, versuchte ich mein Glück und ging zu einer anderen Sprachschule, die gleich in der Nähe war. Meine Mutter hatte lustigerweise in Ulm einen Freund von dem Chef von dort getroffen, daher wusste ich von dieser Schule, dachte aber, dass es viele Vorteile hat, mit einer Organisation verbunden zu sein.

Ich ärgerte mich, dass ich nicht vor dem Buchen noch die andere Sprachschule angeschaut hatte - ich wurde dort so herzlich begrüsst und dieser Chef konnte Deutsch und war unglaublich nett. Vor allem aber unglaublich hilfreich. Ich fragte, ob er eine Idee hätte wegen einer Familie. Er wollte mich  nicht abwerben, um keine Probleme zu bekommen. Aaber er wies mich darauf hin, dass die andere Sprachschule AN SICH - unabhängig  dieser Organisation, auch Kontakte zu Gastfamilien hat und er rief direkt dort an! Und voilá! Die haben auch kurzfristig welche für nur eine oder zwei Wochen. So lief ich also nochmal dorthin. Erleichtert, dass sich die Sache so lösen liess.


Die Sprachschule von aussen

Sol, die zuständige Frau, begrüsste mich freundlich, wenn auch etwas vorwurfsvoll, bis ich ihr den Sachverhalt erklärt hatte. Sie war sehr bemüht und tatsächlich organisierte sie mir kurzer Hand für den kommenden Montag eine Unterkunft in einem Haus ganz in der Nähe der Sprachschule. Es sind zwar lauter Zimmer zum vermieten, aber die Besitzerin wohnt direkt nebenan und ich konnte trotzdem die "Familienvariante" mit Frühstück und Abendessen buchen. Klar ist das teurer, als selbst zu kochen, aber nach den Erfahrungen der letzten Tage war ich frustriert, was einkaufen und kochen betrifft. Und habe auch gemerkt, dass ich dann überhaupt nichts Vernünftiges esse, zumal ich gar nicht so viel Hunger habe wegen der Hitze und all dem Neuen. So habe ich mich zu dieser - erstmal noch behüteten - Variante entschieden. Diese Frau hat sogar Erfahrung, für jemanden mit Zöliakie zu kochen. Und so kann ich mich noch viel mehr Zeit mit einer Muttersprachlerin unterhalten.

Auf dem Heimweg nahm ich natürlich den falschen Bus (ich fand nur den I09 statt den 109, den ich gebraucht hätte..) aber der Busfahrer liess mich (als einzigste noch im Bus übrig Gebliene :D ) an einer Strasse raus, um deren Ecke die richtige Haltestelle war. Auch im nächsten Bus musste ich fragen, um meine Haltestelle zu erwischen, denn die Busse rasen dran vorbei, wenn man nicht vorher auf Stopp gedrückt hat und keiner an der Haltestelle winkt. ..Und ich wusste ja erst, ob es die richtige Haltestelle ist, wenn ich das Schild las, und dann wäre es ja schon zu spät gewesen. Aber so ging alles gut.

Die Busfahrten hier sind eh ziemlich lustig. Auf der einen Seite sehr impulsiv und ruckartig, viel hupen, viel überholen, die Türen öffnen sich, bevor der Bus steht und schliessen sich erst nach dem Losfahren.. :D aber auf der anderen Seite auch sehr  menschlich.  Die Busfahrer warten, falls noch jemand winkend angerannt kommt und im ganzen Bus herrscht ein gemeinschaftlicheres Gefühl. Als einmal eine Frau mit ihrem Rollstuhl rausmusste, der Bus aber zu weit entfernt von der Bordsteinkante stand, um die Rampe runter zu klappen, halfen alle, dem Busfahrer das mitzuteilen. Dieser lies erst die anderen einsteigen und startete dann (auch mit offenen Türen) ein Umpark - Manöver, sodass die Frau am Ende, mit tatkräftiger Hilfe von vielen Beteiligten, behütet auf den Gehsteig hinauskam.


Am Samstag kapierte ich rasch, warum plötzlich so viele Leute im Haus herumschwirrten: Paulina hatte drei Tage zuvor ihre Oma zu sich geholt, da diese schwer erkrankt war. Samstag war sie dann  gestorben und die Verwandten kamen, um Abschied zu nehmen, bevor der Sarg abgeholt wurde. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich diese Tage miterleben durfte. Ganz selbstverständlich liess Paulina ihre Oma neben sich in ihrem Bett schlafen, war die meiste Zeit neben ihr und spendete ihr liebevolle Nähe, schickte Bilder und Sprachnachrichten von ihr an andere Verwandte, die sich alle auch mit Anrufen usw meldeten. Sie nahm sie mit einem Rollstuhl mit in den Garten, während sie Unkraut  jätete. Noch am Freitag sassen die beiden draussen und Paulina spielte Gitarre und sang für ihre Oma:



An dem Samstag dann herrschte irgendwie eine wirklich schöne Trauerstimmung. Die meisten weinten, sprachen miteinander, assen etwas Kleines und verabschiedeten sich an dem, im Wohnzimmer aufgebahrten, Sarg. Von dieser Frau, die bis zum letzten Tag ein Lächeln im Gesicht hatte.


Ich zog mich solange in mein Zimmer zurück und kuschelte mit Rolihlah bis alle weg waren. Danach begann Paulina, alles zu putzen und aufzuräumen und es wirkte irgendwie einfach ok. Ich glaube, das ist ein grosser Unterschied zu "uns", wo dann doch die meisten alten Leute fernab der Familie in Heims sitzen; Paulina war ihrer Oma so nah, in richtiger Verbindung, hat ihr noch so viel von der Schönheit des Lebens mitgegeben und dem Abschied Raum gelassen, dass sie sich danach in keine Trauer reinsteigern musste.


Als schöner Kontrast, musizierten und sangen Paulina und Marcos dann  zusammen. Sie forderten mich auf, ein deutsches Lied zu singen und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir erst mal gar kein schönes einfiel.. in meinem Reportaire zum singen und mit der Gitarre begleiten befinden sich vor allem englische Lieder, die natürlich nichts mit deutscher Kultur zu tun haben (..haben das deutsche Lieder denn so sehr?)

Ich behalf mir also erstmal mit meinem geliebten Schweizer "Scharlachrot", wozu sie begeistert applaudierten. Dann fiel mir Reinhard Mey ein und ich gab noch "über den Wolken" zum Besten. 

Ich werde mir die Tage noch Lieder von Mark Forster rausschreiben, vielleicht noch Sarah Connar (mein vergötterter  Bodo Wartke ist glaub etwas zu komplex) aber wenn ihr Vorschläge habt, vor allem für etwas "typisches" deutsches,  gerne auch schon älter, bittebitte her damit!!! :)


Abends traf dann noch ein Pärchen aus Frankreich ein, von dem der Typ sogar richtig Deutsch konnte, da er 10 Jahre in München gelebt hatte. Das eröffnete natürlich ganz neue Übersetzungsmöglichkeiten!

Ansonsten sitze ich einfach viel mit dabei am Tisch, wenn nur  (schnelles!) Spanisch geredet wird und schreibe nebenher Tagebuch oder bin einfach da. Dann kann mein Gehirn das Spanisch weiterverarbeiten. Ich vertraue da sehr darauf, dass das meiste Lernen einfach nebenher geschieht. Mit dem Berndeutsch war es ja auch so, dass ich anfangs so gut wie nichts verstanden habe, und nach drei Monaten hat es plötzlich von selber "klick" gemacht. 


Am Sonntag wollte ich eigentlich um 10 zu einer Free Walking Tour, war aber ein bisschen knapp dran und dann kam auch noch eine halbe Stunde lang kein Bus... Dafür passierte dann etwas viel besseres! Ich fuhr trotzdem zum Plaza de Armas, wo die Tour begonnen hätte, und setzte mich auf eine Bank, um die Sonne zu geniessen:


Mitten auf dem Platz hielt ein Mann mit Mikrofon eine Rede über Jesus Christus  (mehr hab ich nicht  verstanden..).

Seine Crew hinter ihm feuerte ihn mit "Hallelujaj", "Yeeah" und "Amen" an. Ich frag mich nur, warum so Redner immer so schreien müssen..? Wenn es doch schon ein Mikro gibt^^

Als ich ein Schild über die Geschichte des Platzes studierte, sprach mich ein alter Mann an, der mich schon vorher ganz freundlich angelächelt hatte. Als er mich nach einigen Sätzen fragte, ob wir ein Stück zusammen laufen wollen, schrie mein Verstand "neiin du kennst ihn nicht das darf man nicht machen!!" Mein Bauch sagte mir aber ganz klar, dass er ein wirklich guter Mensch ist und mir nichts passieren wird. Da ich am Lernen bin, mehr auf mein Gefühl zu hören, und ja immernoch umkehren konnte, sobald es mir unwohl wird oder ich die Umgebung nicht mehr kenne, machten wir uns auf den Weg. 

Er zeigte mir einige Sehenswürdigkeiten auf dem Weg zu Santa Lucia;


Dort half ich Rodolfo die Treppe hinauf, wir bestaunten die schönen Gebäude und Parkanlagen und saßen noch lange auf einer Bank. Er erzählte mir viel von seinem Leben und von Chile und hörte mir geduldig zu, wenn ich versuchte, meine Wörter zu finden.

Santa Lucia:



Auf dem Heimweg fand ich sehr umständlich heraus, warum das mit dem Bus letztes mal nicht geklappt hatte: Ich war bis zur Metrostation Las Rojas gefahren, wo Marcos mich abgesetzt hatte, hätte aber meinen Bus bei der Estación Central nehmen müssen. Nach dieser Erkenntnis fuhr ich also dorthin zurück und suchte fast eine Stunde nach der richtigen Haltestelle, weil dort alles so riesig ist und die Haltestellen hunderte Meter voneinander entfernt. ...und ich war zu müde um jemanden zu fragen, mein Kopf war überfüllt von all dem Spanisch mit Rodolfo. Dann war noch alles so laut und voll. So viele Menschen und nochmal so viele Verkäufer. Von Wasserflaschen bis zu Kontaktlinsen, Plüschtieren oder sogar Möbeln bekommt man dort alles an kleinen Ständen oder direkt auf der Straße. 

Kurz bevor ich am richtigen Ort ankam, bekam ich plötzlich Nasenbluten. Das hatte ich bis jetzt erst ein einziges mal in 22 Jahren. Die Hitze und der Such-Stress waren dann wohl doch etwas viel gewesen. Im nächsten Laden gab mir der Verkäufer freundlich Küchentücher, als ich gestikulierte, ob sie was hätten, um mein Tempo abzulösen. Nach einer weiteren halben Stunde kam dann endlich der ersehnte Bus, und ich konnte bald in mein Bett fallen, um erstmal auszuruhen. Abends saßen wir dann noch mit dem Nachbarn  und neuen AirBnB Gästen von Paulina und Marcos zusammen.

Marcos schenkte mir ein selber gemachtes Armband zum Abschied. Er betonte tausend mal, wie froh er ist, dass ich da war und wie traurig, dass ich gehe, sodass es mir schon fast zu viel wurde.

  

Am Montag Morgen machte ich mich dann in aller Frühe auf den Weg zur Sprachschule und meinem neuen Zuhause. Der Bus kam diesmal netterweise gleich. Nur, sich mit großem Rucksack während der morgendlichen Rush Hour in die vollgestopfte Metro zu quetschen, war nicht so eine tolle Idee. Zum Glück sind die Chilenen echt freundlich, keiner hat sich beschwert und trotz engstem Gequetsche sind alle respektvoll miteinander.


Soweit, so gut! Nachrichten über die Sprachschule folgen dann bald! 

Sorry für die große Textmasse, ich denke ich werde mich noch mehr im Zusammenfassen üben. Und der Anfang ist glaub  auch noch sehr gewichtig. Schließlich ist es gleich ein anderer Kontinent.  Für mich war es super, nochmal zu reflektieren, was ich schon alles erlebt habe und  ich freue mich, wenn jemand was kommentieren oder auch fragen will! Dann fühl ich mich nicht so monologisch ;P


Allerliebste Grüße aus dem sonnigen Santiago

సమాధానం (5)

Alessandro
"oine honds guat" würde jetzt vielleicht ein Kommentar aus dem bei 1°C verregneten Schwabenland sagen. "Wie man sich bettet, so liegt man" ein anderer. Viel Vergnügen beim Meistern der besonderen Herausforderrungen und Erfahren der menschlichen Nähen fern der Heimat wünscht Dir Dein Paps.

Alessandro
Das Foto von Paulina und ihrer Oma und die Geschichte dazu haben mich besonders berührt.

Freija
Danke für diesen wunderschönen, spannenden, persönlichen Text. Freue mich, dass du so viel über die Menschen und weniger über die Sehenswürdigkeiten schreibst ;-) Es ist grossartig, dich so erfüllt zu sehen. Genieße deinen Traum -ich freue mich auf das nächste Update! :-)

Mary
Deine Reisebeschreibung war eine Wohlfühldusche für mich. In mir kehrte unglaublich viel Ruhe ein. Ich war selber ganz überrascht über diese Reaktion. Vielen Dank für´s Mitreisendürfen und diese Wohlfühldusche :).

Mary
Über Facebook geschrieben ;)

#santiago#chile#reise

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