Am Sonntag sollte endlich unser Flug nach Morondava stattfinden. Der Flug ist auf 12.50 angesagt, wir werden bereits vor 10 Uhr zum Flughafen gebracht. Sicher ist sicher. Natürlich hat das Check-in noch nicht geöffnet und wir müssen warten. Nachdem wir dann endlich eingecheckt haben und durchsucht wurden heisst es wieder warten: Mora Mora heisst dies hier auf Madagaskar. Geduld ist gefragt. Nachdem bereits zwei andere Flieger abgefertigt wurden, unser Flug wieder längst überfällig war und kein weiterer Flieger in Sicht war, werden wir langsam nervös. Findet der Flug statt, ist etwas mit dem Flieger? Die Angestellten am Flughafen wissen es nicht oder wollen es uns nicht sagen. Eine sagt: Flug um 12.50 Uhr. Ich schaue auf die Uhr: 12.50 ist seit über einer Stunde vorbei... Dann endlich kommt der Flieger und das Boarding beginnt: Wir sind ganze 7 Menschen in dem ziemlich grossen Flieger. Cool, ein Flugzeug fast für uns alleine! Auf dem einstündigen Flug gab es einiges zu sehen: vor allem viele brennende Flächen. Die armen Madagassen brennen Felder und Wälder nieder, damit sie Flächen für den Anbau von Reis, Mais oder sonstigem gewinnen oder für mehr Weideland für ihre Zebus (Höckerrind). Ausserdem sehen wir vom Flugzeug aus die ersten Baobabs, riesige Bäume, die aussehen, als ob sie verkehrt herum in der Erde stecken: ein Wahrzeichen Madagaskars, kommen doch hier 7 Arten vor, während anderswo nur eine einzigte Art existiert! Nach der Landung nimmt uns Zo (Su), unser neuer Fahrer in Empfang. Auf Grund der Flugverspätung wurde unser Programm etwas abgeändert und wir nehmen die 65km in Richtung Kirindy Wald direkt in Angriff. Nach rund 14 km ändert die Strasse aprupt: statt Teerstrasse gibts ab jetzt nur noch eine staubig-sandige Piste mit riesen Löchern. Keine Chance für Fahrzeuge ohne 4x4. Wir fahren durch eine savannenartige Landschaft, immer wieder kommen kleine Dörfer, durch die wir hindurchfahren. In den Dörfern aber auch mitten im Nichts rennen uns kleine Kinder entgegen und rufen 'Salut Vazaha!' Vazaha ist der magagassische Begriff für die weissen Fremden. Alle Menschen sind extrem freundlich. Sie lachen und winken, wir winken freudig zurück... Und plötzlich sehen wir die ersten Baobabs. Wie riesige Hünen stehen sie in der Landschaft, alles überragend. Ein fantastischer Anblick! Irgendwo halten wir an und wir machen unser erstes Baobab Foto. André, der Baumfan flippt fast aus. Und sofort sind Kinder da, die auch mit aufs Foto wollen. Sie haben eine riesen Freude, sich selber auf dem Foto zu sehen. Wir fahren weiter und kommen zur Baobab Allee: Das bekannteste und meist fotografierte Sujet von Madagaskar. Es ist ein kurzer Strassenabschnitt gesäumt von einigen mächtigen Baobabs. Dazwischen auf der Strasse tummeln sich Zebu-Karren, Velo-Rikschas, Madagassen, die irgendwelche Waren transportieren und ein paar Vazahas. WAHNSINN! Wir sind begeistert, schiessen Foto an Foto, kaufen ein paar Mädchen am Strassenrand ein paar Bananen ab und fahren schliesslich weiter. Bis wir an unserem Ziel, dem Kirindy Trockenwald sind werden wir noch rund zwei weitere Stunden ordentlich durchgeschüttelt. Immer wieder überholen wir Zebu-Karren, völlig überfüllte Taxi Brousses (Busch Taxis, meist kleine Busse voll mit Menschen und Waren) oder einfach nur Menschen, die scheinbar weit ab jeglicher Zivilisation entlang der Strasse laufen. Meist tragen Sie irgendwas auf dem Kopf herum oder haben eine Axt bei sich, vermutlich um Holz zu schlagen. Bei der Kirindy Lodge angekommen machen wir uns sogleich auf einen Nachtspaziergang durch den Trockenwald. Der Wald ist aus recht dichtem Gebüsch, mit Bäumen gespickt und dazwischen steht auch immer mal wieder ein Baobab. Wir sehen diverse Geckos, verschiedene Lemuren, die sich oben in den Baumwipfeln verstecken sowie auch der nachtaktive Gabelstreifenmaki. Das Highlight für uns war jedoch der kleine graue Mausmaki. Anfangs noch etwas scheu verspeiste er wenig später trotz Blitzlicht genüsslich einen Käfer vor uns und liess sich nicht weiter stören. Der Kleine ist sowas von süss, das könnt ihr euch nicht vorstellen! Hier im Kirindy Wald besteht auch die grösste Chance, die Fossa zu sehen. Fossa ist das grösste Raubtier hier auf Madagaskar, ist vielleicht doppelt so gross wie eine Katze und sieht ein bisschen aus wie ein Puma. Diese scheuen Tiere bekommt man nur äusserst selten zu Gesicht aber hier im Kirindy lassen sie sich ab und zu blicken. Ich erfahre, dass die beste Chance dazu der frühe Morgen ist und so bin ich morgens um halb sechs auf der Pirsch und auf der Suche nach der Fossa. Und tatsächlich habe ich Glück: eine Fossa kommt hinter das Restaurant und sucht nach Essbarem. Ich kann sie fotografieren. Plötzlich hebt sie den Kopf und sieht angestrengt in eine Richtung: Wow! Gleich noch eine Fossa! Dieses Mal ein männliches Tier. Sie kreuzen sich und fauchen sich an. Wie cool ist das denn! Ich hatte wohl richtiges Glück! Später gehen wir noch auf einen kurzen Morgenspaziergang und sehen wiederum verschiedene Lemuren. Braune und die schönen schwarzweissen Sifakas! Nachher gehts wieder ab ins Auto. Dieses Mal sind rund 140 km auf Holperpiste zu bewältigen und ausserdem zwei Flüsse zu überqueren. Auch hier könnte ich einiges zu erzählen aber dieser Blogeintrag ist sowieso schon zu Lange also beschränke ich mich hier auf die Fährenüberfahrt. Diese ist wirklich spektakulär! Man stelle sich ein grosses Floss vor mit zwei Motoren dran und voilà: fertig ist die Fähre! Zumindest so ungefähr. Auf diesem Floss finden schlussendlich 5 Autos Platz. Unseres ist ziemlich nahe am Abgrund. Egal, es wird schon halten. Nun geht es rund eine Stunde den Fluss abwärts. Wir geniessen die holperfreie Zeit und schauen den badenden Kindern und den Fischern zu. Nach der Ankunft auf der andern Flussseite kommen wir nach Belo su Tsirihibina, einer grösseren 'Stadt' wenn man dies dann so nennen will. Dort essen wir zu Mittag im 'Mad Zébu', einem guten Restaurant, in dem ausschliesslich Touristen essen (für die Einheimischen ist es viel zu teuer). Ihr glaubt es nicht, aber wir essen hier die beste Haxe resp. Ossobucco, die wir je gegessen haben. Wahnsinn. Und das nach der Vorspeise einer riesen Süsswassercrevette.... mhmmm... Gut gestärkt geht es holpernd nochmals 2 1/2 Stunden weiter bis wir an unserem Zielort Bekopaka angekommen sind, von wo aus wir am Folgetag die Tsingys anschauen werden...