Објављено: 31.10.2016
Seit meinem letzten Bericht sind nun fast zwei Monate vergangen, aber über verschiedene Medien habe ich versucht den einen oder anderen auf dem Laufenden zu halten.
Die letzten sechs Wochen waren sehr abwechslungsreich im Vergleich zum Universitätsalltag in Deutschland, Europa oder (zurzeit) auch dem Rest der Welt. Der Hauptgrund dafür ist das „FeesMustFall“-Movement in Südafrika. Studentenbewegungen protestieren gegen die Studiengebühren an allen Universitäten des ganzen Landes. Anfangs dachten wir, dass die Proteste nur ein paar Tage anhalten, mittlerweile sind die Proteste so weit fortgeschritten, dass es auch zu gewalttätigen Straßenschlachten zwischen den Behörden und den Studenten kommt. Von der Exekutive des Staates werden mittlerweile auch Gummigeschosse, Blendgranaten und Wasserwerfer eingesetzt, um die teils gewaltbereiten Demonstranten aufzuhalten. Dies führte in den letzten Wochen zu vielen Verletzten und auch vereinzelt zu Toten. Grotesker Weise zünden die Studenten der Bewegung auch Gebäude der Universitäten an, damit wird den Bildungseinrichtungen natürlich eher geschadet und noch höhere Kosten fallen an, abgesehen von den enormen Einsatzkosten der Behörden. Andererseits sind die friedlichen Proteste nachvollziehbar, da die Studiengebühren im Vergleich zum Durchschnittseinkommen der Bevölkerung natürlich enorm hoch sind. Mal ganz davon abgesehen, dass bestimmte, korrupte Regierungsmitglieder Steuergelder für andere Zwecke missbraucht. Durch diese Faktoren ist die Frustration in der Bewegung natürlich nochmals gestärkt.
Aber von einer Lösung ist das Land weit entfernt, sowohl von einer finanziellen als auch von einer bildungstechnischen Seite aus gesehen. Für das Bildungsministerium wird die Situation immer schwieriger, hier ein Beispiel: Zehntausende Schulabgänger benötigen in den nächsten Semestern Studienplätze. Diese Kapazitäten sind jedoch weiterhin ausgeschöpft, da Erstsemester aus diesem (Protest)-Semester aufgrund fehlender Leistungen wiederholen müssen, und damit die Erstsemesterplätze für das nächste Semester schon besetzt sind. Das Bildungsministerium befindet sich in einer Zwickmühle, denn die Studienplätze können nicht von heute auf morgen verdoppelt werden. Vor allem nicht, wenn die Anzahl der Gebäude auch noch durch Feuerteufel verringert wurde. Die Konsequenz daraus ist, dass viele Schulabgänger beschäftigungslos sind, und die ohnehin stark ausgeprägte Kriminalität dadurch nochmals gestärkt wird.
Um dem Ganzen aus dem Weg zu gehen, wurde allen Studenten, vor allem internationalen Studenten, angeraten, Universitätsgelände geschweige denn Vorlesungsräume bis heute zu meiden. Grund dafür sind neben der Gefahr bei ausartenden Demonstrationen auch „Troublemaker“ unter der Bewegung, die den Studenten und Dozenten, die Vorlesungen durchführen wollen, mit Gewalt drohen. ABER: Keine Sorge, mir geht es gut, bisher ist kein allzu Bekannter zu Schaden gekommen.
Jetzt zur glänzenden Seite der Medaille
So waren meine letzten Wochen sehr entspannt und ich konnte viele anderweitige Aktivitäten durchführen:
Am besten war natürlich, dass ich die Müllers anstatt erst in PE schon in Kapstadt spontan empfangen konnte und wir gemeinsam die Garden Route bis nach PE und in den Addo Elephant Park fahren konnten. Gemeinsam haben wir eine wunderschöne Zeit mit vielen traumhaften Eindrücken und Abenden erleben können. In der zweiten Woche sind Katha, Anna Lea und ich noch in die Drakensberge (Royal Natal NP) gefahren und wir haben auf dem Rückweg noch einen schönen Teil der Wild Coast (Port St. Johns) gesehen.
Nachdem ich nun seit zwei Wochen wieder „allein“ bin, genießen wir die freie Zeit mit Mitbewohnern und Freunden am Strand bei tollem Sommerwetter. Darüber hinaus steht noch die eine oder andere Feier an, denn so lange sieht man die neuen Freunde hier ja auch nicht mehr und der/die ein oder andere wird bereits in den nächsten Wochen verabschiedet.
Das Studium betreffend konnte ich alles so regeln, dass ich die Creditpoints trotz der Streiks durch bereits absolvierte Leistungen (Tests, Hausarbeiten, Präsentationen) erhalte, und mir keine Sorgen mehr darum machen brauche. Die Zeit ist auch nicht mehr lang, denn es ist schon November und mein Visum läuft Ende des Monats ab. In drei Wochen treffe ich Mama und Papa in Kapstadt und wir verbringen in Paarl (Weinregion, ca. 45 Minuten von Kapstadt) vier gemeinsame Nächte, bevor wir Südafrika am 24. November Richtung Windhoek (Namibia) pünktlich meinem Visum entsprechend verlassen. Dort werden wir meinen Auslandsaufenthalt dann ca. 3 Wochen ausklingen lassen, sodass ich noch die Möglichkeit habe, den Weihnachtsmarkt in Oldenburg zu besuchen und gemeinsam mit Euch, Familie und Freunden, Weihnachten und Silvester feiern kann.
Bis bald und alles Gute
Euer Kai