Publicat: 06.10.2021
Den Zusatztag nütze ich für einen Rundgang in Venedig, dieser beeindruckenden Mischung aus Geschichte und Moderne, Beschaulichkeit und Hektik, Touristengetümmel und arbeitsamem Alltag.
Vom Markusplatz aus quere ich durch kleine Gassen bis zum Ponte Rialto. Überall Geschäftigkeit. Schon bald hab ich genug vom Trubel. Ich steige in ein Boot der Linie 1 Richtung Piazzale Roma. Als die Bootsführerin ganz unkompliziert die Beschriftung wechselt und das Vaporetto zur Linie 2 mutiert, bleibe ich sitzen, schliesslich habe ich eine Tageskarte. Das lohnt sich. Jetzt sind wir abseits vom Trubel unterwegs. Es geht durch den Fährhafen und vorbei am Tronchetto, der künstlichen Insel, die heute als Parkhaus für Venedig dient. Ich bleibe sitzen bis San Basilio. Diese Ecke von Venedig kannte ich bis heute nicht. Hier ist nichts mehr von der Aufregung zu spüren. Ruhige Gassen, glasklare Kanäle und offene Plätze wechseln sich ab. Die wenigen Menschen verliere sich in den Gassen. Ich geniesse die vormittägliche Ruhe. Hier atmet jede Ecke Geschichte. Es ist sehr beeindruckend, sich vorzustellen, wie diese Stadt hier vor 16 Jahrhunderten dem Meer abgerungen worden ist und was diese Steine alles erzählen würden, wenn sie sprechen könnten.
Beim Schlendern entdecke ich ein Restaurant dessen Speisekarte mich überzeugt. Ich bekomme den letzten freien Tisch und werde von einem aufmerksamen Kellner für meine Menü- und Weinwahl gelobt. Es gibt Frittura Mista und ein Glas Merlot. Die Portion ist reichlich und gut zubereitet, der Wein schmeckt vorzüglich. Herz, was begehrst Du mehr? Trotz all der Freuden mache ich mir heute auch mal Gedanken zu meinem Alleingang. Aus den Bergen bin ich mir das Alleinsein gewöhnt. Und dort ist es auch problemlos. Hier, in der Zivilisation ist es aber anders. zwiespältig. Da ist einerseits die Freiheit, einfach tun und lassen zu können, was mir gerade gefällt, andererseits sind da so viele Eindrücke, so viele Beobachtungen, die ich gerne mit jemandem teilen würde.
Mein Verdauungsspaziergang führt mich zur Basilica di Santa Maria della Salute, wo ich im Gedenken an unsere kürzlich Verstorbenen drei Kerzen anzünde. Diese Sentimentalität erlaube ich mir auch als reformierter Gelegenheitskirchgänger.
Aus der Besinnlichkeit der Basilika tauche ich wieder ins Gewimmel der Touristenstadt ein. Ich hab's nun eilig, hier weg zu kommen. Das Schiff nach Punta Sabbione wartet schon. Das sanfte Schaukeln und das gleichförmige Brummen des Dieselmotors lassen mich kurz wegnicken. Der Bus nach Cavallino fährt im Takt und so bin ich handkehrum wieder "zuhause" in meinem Tiny-House. Jetzt geht es an die Planung für morgen. Vrsar wird meine erste Station in Kroatien werden. Vorher steht möglichweise aber noch eine stürmische Nacht an. Das Regenradar zeigt jedenfalls einige Aktivität. Ich werde sehen...