Rabiusa
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USA 1: Bend - Yellowstone

Publicados: 14.06.2018

Wir sitzen am Ufer des Yellowstone-River... Träge, aber nicht langsam fliesst die glänzende Oberfläche vorbei und lässt erahnen, welche Masse an Wasser talwärts geschoben wird. Die Sonne erwärmt den Boden rund um unseren Picknickplatz, mit der Wärme steigt der Duft nach Erde, Harz und Piniennadeln, ein leichter Wind kräuselt das Wasser und die Vögel diskutieren über unsere Köpfe hinweg.

Das erste Mal seit unserer Reise machen wir Halt mit der Idee, vielleicht den ganzen Tag da an diesem wunderbaren Platz abzuhängen... Früh morgens fuhren wir los. Auf einer grünen Ebene, im Morgenlicht und zwischen nebligen Schwaden konnten wir eine ganze Herde Bisons beobachten. Für einmal sahen wir auch Kühe mit ihren Kälbern. Diese sind bedeutend weniger bullig als die Männchen und, vermutlich zum Schutz ihrer Kleinen, nur in der Gruppe zu entdecken. Gestern hatten wir wohl einen Glückstag - Anfängerglück? An einem Waldrand zeigte sich kurz ein kleiner Schwarzbär, später sahen wir einen grossen Bären in der Ferne über den Hügel ziehen. Wir sind uns nicht sicher, ob es ein Grizzly war. Hirsche, Rehe und auch Wapitis sind nach den Bisons und vielen Vögeln die Tiere, die man am häufigsten sieht. Je nach Landstrich, in dem sie sich grad bewegen fühlt man sich wie in ein Märchen versetzt! Es ist wunderschön...Doch nun ein Flashback zum Beginn unserer Reise. Den 11stündigen Flug über San Francisco nach Redmond haben wir sehr gut überstanden. Noch nie im Leben haben unsere Jungs so lange „gegamet“: Für einmal war es uns völlig Schnurz. Mike holte uns vom Flughafen ab und fuhr uns nach Bend, ins Haus unserer Freunde. Dafür waren wir ihm nach der langen Reise unendlich dankbar!In Bend verbrachten wir fünf Tage und hatten so die Gelegenheit, uns an die Zeitverschiebung zu gewöhnen. Patrice, die Mutter von Josh, hatte für uns eingekauft: Sie dachte an alles... So konnten wir nach unserer ersten Nacht aus dem Vollen schöpfen und uns ein Frühstück auf den Tisch zaubern, von dem wir nicht zu träumen gewagt hätten. Wir wurden so schön willkommen geheissen! Auch die folgenden Tage wurde sehr gut für uns gesorgt.Bend liegt auf etwa 1500 m. ü. M. Das Haus von Fabienne und Josh liegt leicht erhöht. Von der grossen Terrasse aus gewannen wir einen ersten Überblick. Vor uns lag eine Fläche aus vielen Pinienbäumen, erst beim genaueren Hinschauen entdeckte man auch in der Ferne Häuser, die sich darunter befinden. Es gibt kaum hohe Gebäude im Staate Oregon. Es ist erstaunlich, wie viele Menschen sich in der trockenen, doch recht kargen Landschaft eingerichtet haben. Das Haus von Wayne und Patrice liegt in einer Gegend, wie man sie aus den Filmen der Ponderosa kennt: Ohne Bewässerung gibt es kaum Wiesen, dafür viel Platz, viele Pinien / Föhren, Büsche und immer mal wieder Pferde. Mitten durch Bend schlängelt sich der Deschutes-River. Hier machten wir unsere erste Velotour. Wie eine blaue Bahn zieht sich der Fluss durch die Gegend. Manchmal fliesst er langsam und ruhig, manchmal tost er Wasserfälle runter. An dessen Ufern wächst kräftiges Grün, doch bereits zwei Meter daneben knirschte bereits wieder die trockene Erde des Pinienwaldes unter unseren Rädern und Eidechsen verstoben in alle Richtungen. Auf der anderen Seite des Flusses befindet sich ein Lavafeld, das einem die Erklärung für die trockene Gegend liefert. Der Untergrund besteht aus Lavagestein und wenig Humus, Wasser kann kaum gespeichert werden. Wir waren in unserem Element: Numa sang während dem Fahren vor sich hin, Timur kurvte im Slalom dem trail entlang und versuchte, den doch eher ekligen Raupen auszuweichen, die da grad immer mal wieder über den Weg krochen. Auch Raupen sind hier, wie alles andere, etwas grösser: Etwa zeigfingerlange und entsprechend dicke Wesen wuselten über Stock und Stein. Sogar Numa hatte etwas Berührungsängste und mich tschuderet es immer noch ein wenig beim Gedanken daran... Die herzigen Streifen- und Eichhörnchen hingegen waren von der angenehm faszinierenden Art. Einen weiteren Ausflug machten wir mit Wayne und Patrice zum Sparks Lake. Mike stellte uns seinen Jeep mit Kanus und Schwimmwesten bestückt vor die Türe, sodass wir einen weiteren unbeschwerten Tag geniessen konnten. Auch dort am See zeigte sich die vulkanische Vergangenheit: Teilweise säumten riesige Lava-Cubes das Ufer, bildeten zum Teil skurrile Figuren. Gewaltig schön war das weissköpfige Seeadlerpäärchen, das krächzend über unseren Köpfen kreiste. Das High Dessert - Museum in der Nähe von Bend besuchten wir, um etwas Hintergrundwissen zur Geschichte des Landes und der Tierwelt mitzubekommen. Wir merkten, dass wir schon viel zum Thema Indianer oder Greifvögel wissen.Dann begann für uns das eigentliche Abenteuer: Wir holten unser Wohnmobil (RV) ab. Unser erstes grosse Ziel war der Yellwostone. Dank Mike, Wayne, Patrice, Hilary und Andy waren wir aber auch eingedeckt mit Tipps von kleinen, geheimen Plätzen. Davon haben wir auf dem Weg dahin schon mehrmals profitieren können!Die Painted Hills auf dem Weg nach John Day erinnerten mich an den Ulurru im Zentrum von Australien. Die intensiven Farben der Hügel gehen einem tatsächlich irgendwie in die Seele über. Die Vorstellung, dass Indianer mit Musik und Tänzen die Wirkung eines solchen Kraftortes nutzten, um um in andere Sphären zu entrücken oder einfach im Einklang mir der Umgebung zu sein, scheint absolut nachvollziehbar. Tief in unseren Herzen macht sich immer mal wieder das unangenehme Gefühl bemerkbar, wie schwer es den Urvölkern gefallen sein muss und immer noch fällt, mit solch extremer Wucht aus dem Lebensraum entfernt worden zu sein, der intensiver Bestandteil ihrer Kultur war.Ein Vorkommnis, das uns grad vor Augen führte, wie sich ganze Landzüge verändern können, sahen wir in Sumpter. In den Jahren ab ca. 1950 entstand hier ein Ort, deren Bewohner sich darauf konzentrierten, den Boden mit riesigen Schaufeln aufzuwühlen, diesen durch riesige Maschinen (Dredges) zu befördern und mit viel Wasser und auch chemischen Hilfsmitteln das Gold daraus zu gewinnen. Der Dredge, auf dem wir waren, wurde damals von drei Männern bedient, welche im „Bauch“ der Maschine unter unvorstellbar hässlichen Bedingungen ihre Arbeit ausführten. Überall war es schmutzig, überall war Wasser: Auf den Förderbändern, in den Pfannen, es troff vom Dach. Die Kleider waren nonstopp nass, der ohrenbetäubende Lärm war im 22km entfernten Baker City noch zu hören. Die Männer, die die Maschnine bedienten, leben heute zum Teil noch. Alle sind taub. Sie haben auf Kosten des Goldrausches ihr Gehör verloren. Trotzdem lebten die Bewohner von Sumpter in unmittelbarer Nähe. Die Gegend rund um das Dorf wurde umgeackert, in den Hügeln rundum Minen in die Berge gesprengt. Erstaunlich: Heute ist der umgegrabene Landstrich zum Paradies für Vögel und Wild geworden! Man ahnt zwar, dass da früher eine traumhaft grüne Ebene mit grasenden Bisons war, doch tatsächlich hat die heute hügelige Gegend auch ihren Reiz!Ebenfalls unvorstellbar harte Mühen haben die Siedler des Oregontrails auf sich genommen. Das historische Museum von Baker City befindet sich inmitten der Landschaft, durch welche die Siedler sich vorwärts bewegten. Sie hatten eine Motivation: Ihnen wurde gratis Land im Westen von Amerika in Aussicht gestellt. Wer zuerst dort war, durfte sich einen claim abstecken. Dies bedeutete, dass pünktlich zum Frühlingsbeginn ein Holzwagen (Grundfläche ca. 3-5 Quadratmeter!) erstanden wurde. Diese beluden sie mit Lebensmittel und Hausrat, mit einem Gewehr, einer Axt und einer Säge, evtl. einem eisernen Herd und manchmal einem Stuhl... Die holprigen Wege sind heute noch zu sehen. Die Schluchten und die Sümpfe, die sie umgingen, die Flüsse, die sie durchquerten. Es scheint einem schlicht unmöglich zu sein! Die Unfälle, die beschrieben wurden, lassen einem einen Schauder über den Rücken jagen. Kinder wurden schlagartig zu kleinen Erwachsenen und waren oft Opfer der stoisch vor sich hin rumpelnden Räder. Täglich mussten sie zu Fuss möglichst viele Meilen zurück legen. Die Müdigkeit liess sie torkeln... Die Cholera raffte viele Menschen hinweg, Wind und Wetter beeinflussten die Bedingungen. Sechs Monate dauerte der Trip quer durch Amerika. Uns scheint es heute keinen denkbaren Grund zugeben, solche Strapazen auf sich zu nehmen. Vermutlich würden wir es mit den Gewohnheiten unseres Lebensstandards nicht schaffen!? Die ersten Siedler wurden übrigens von den Indianern noch willkommen geheissen. Ganze Gruppen von Teilnehmern retteten sie vor dem Hungertod. Später allerdings sagte ein Häuptling: „Früher konnten wir von einem Hügel aus die Bisons in der Ebene grasen sehen. Auf jedem anderen Hügel entdeckten wir ein Tier. Heute sehen wir nur noch Kolonnen von weissen Wagen.“ Dann begannen wir, meilenweit zu fahren. Ziel: Yellowstone. Uns alle packte eine innere Unruhe. Wir wurden irgendwie rastlos und freuten uns mega auf den Nationalpark! Nun sind wir da, nehmen uns rund eine Woche Zeit um die wirklich wunderbare Landschaft und Tierwelt zu geniessen. Soweit so gut: Die Fotos sagen mehr als Worte...
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