Publicados: 22.01.2017
Circa 2 Wochen war ich jetzt in San Martín und nach einer tollen Zeit dort und grober Vernächlässigung meines Reiseblogs melde ich mich jetzt mal wieder. In Zukunft versuche ich die Abstände zwischen den Einträgen dann etwas kleiner zu halten ;)
Ich habe die Zeit in San Martín wirklich genossen. Nicht nur das super Wetter, die schöne Landschaft und die schöne Stadt haben dazu beigetragen, sondern vor allem der kulturelle Austausch und die außerordentliche Gastfreundschaft. Es war sehr hilfreich erstmal einen festen Startpunkt für die Reise zu haben um nicht direkt ganz auf mich allein gestellt zu sein. Denn anfangs hatte ich Zweifel, ob ich selbständig genug für so eine Reise bin und ob es nicht vielleicht total einsam wird und ich mich alleine unwohl fühle und dazu kam auch noch die sprachliche Barriere. Aber die Herzlichkeit und die Offenheit, die ich hier erfahren habe konnten mir meine Ängste und Sorgen ausräumen.
Als ich am 10. Januar durch die Stadt schlenderte, welche übrigens, genau wie Bariloche, aufgrund der Architektur total an ein schweizer Skihüttendorf erinnert, traf ich am Strand des Sees einen Studenten aus Buenos Aires, der ebenfalls alleine reiste. Er betonte nochmal die Freiheit und Ungebundenheit des Alleinreisens, was mich nochmal in meinem Vorhaben bestärkte. Nach einer netten Unterhaltung machte ich mich auf den Weg, um die umliegende Natur etwas zu erkunden. Ich folgte einem Weg der am Stadtrand in die Berge führte und nach einiger Zeit kam ich an einen Aussichtspunkt, von dem man einen tollen Blick auf die Stadt und den See hatte.
Zwei Tage später nahm ich an einem Tagesausflug mit dem Bus zum Nationalpark Lanín Teil, in dem sich auch der gleichnamige Vulkan, sowie der See Huechulafquen befindet. Der Name kommt übrigens aus der Sprache der Mapuche, einem indigenen südamerikanischem Volk.
In dem Bus lernte ich zwei Ehepaare aus Buenos Aires kennen, die beide Englisch sprechen konnten und mir netterweise während unser Tour die Informationen über den Nationalpark immer übersetzten. Die vier waren total nett und luden mich natürlich direkt zu einer Runde Mate ein. Es war total interessant sich mit Ihnen über kulturelle Unterschiede, Politik, Musik und viele weitere Dinge zu unterhalten. Unterwegs machten wir einige Halts, von denen man einen tollen Blick auf die schneebedeckte Spitze des inaktiven Vulkans werfen konnte, während man am Strand mit dem Füßen im klaren Wasser des Sees spazieren konnte. Zum Abschied wünschten mir die anderen Reiseteilnehmer eine gute Weiterreise und es gab, wie es sich in Argentinien gehört, ein Küsschen auf die Wange. Mir gefällt die offene und undistanzierte Art vieler Argentinier. Am Tag darauf, dem 14.1, machte ich mit dem Boot einen Ausflug nach Quila Quina, einem kleinem Ort, der am südlichen Ufer des Lacár Sees liegt. Vom Strand aus wanderte ich ich Richtung Gebirge und wurde mit einem tollen Ausblick auf den See und die Landschaft belohnt. Als ich zurückkam fand in der Stadt ein Straßenfest mit Straßenkünstlern und richtig guter Livemusik statt und ich gönnte mir eins von den lokalen Bieren, das neben selbstgemachtem Eis und selbstgemachter Schokolade und natürlich argentinischen Rindfleisch lebensmitteltechnisch die Hauptattraktion der Region ist. Am Tag danach kam Toto, Andreas Sohn, der derzeit in Buenos Aires wohnt, mit 5 Freunden nach San Martín. Die Jungs waren ungefähr in meinem Altern und von da an erhielt ich ein Intensivkurs in argentinischer Kultur. Als erstes wurde mir, natürlich beim Mate trinken, eine Grundausbildung in argentinischen Kraftausdrücken und Schimpfwörtern erteilt und Abends aßen wir Empanadas, tranken Fernet Cola und spielten Truco, ein südamerikanisches Kartenspiel, das ich mittlerweile sogar fast beherrsche. Fernet ist übrigens ein Bitter der ursprünglich aus Italien kommt und in Argentinien, zumindest unter Jugendlichen, neben Bier das meistgetrunkene alkoholische Getränk ist und fast schon wie eine Religion zelebriert wird, denn die Argentinier kamen auf die geniale Idee Fernet mit Cola zu mischen um das Getränk genießbar zu machen und so hat es sich irgendwie in Argentinien etabliert.
In den Tagen darauf wurde es richtig warm und wir gingen oft zum Strand. Als wir an einem Tag zum Islita Strand wanderten, der etwas außerhalb von San Martín liegt, wurden wir hinten auf einem Pickup mitgenommen, was hier eine ziemliche gängige Transportmethode ist, die Polizei scheint das hier eher locker zu nehmen.
Unsere Abende bestanden meistens aus Truco, Fernet und Barbesuchen. Die Jungs waren echt eine lustige Truppe und im Laufe der Tage lernten wir noch andere Jugendliche kennen wodurch sich unsere Gruppe noch erweiterte. Es hat total Spaß gemacht Leute kennenzulernen, sich auszutauschen, gemeinsam zu Feiern und dabei noch die Spanischkenntnisse auszubauen. Außerdem habe ich jetzt schon mehrere Anlaufstellen für den zweiten Teil meiner Reise im Norden Argentiniens in Buenos Aires und Rosario. Gestern Abend bin ich dann nach Bariloche gefahren. Jetzt habe ich noch 12 Tage Zeit bis mein Flug von El Calafate zu den Iguazu Fällen am Dreiländereck mit Paraguay und Brasilien geht. Um nach El Calafate zu gelangen ist außerdem noch eine vierundzwanzigstündige Busfahrt nötig, deshalb heißt es jetzt Prioritäten setzen. In Bariloche gibt es viel zu tun und zu sehen, deshalb bleibe ich jetzt erstmal ein paar Tage hier, fahre dann mit dem Bus nach El Chalten, einer kleinen Stadt, die als Ausgangspunkt für tolle Wanderrouten zum Fitz Roy dient und anschließend dann nach El Calalafate, Ausgangspunkt für Tagestouren zum Perito Moreno Gletscher.