ਪ੍ਰਕਾਸ਼ਿਤ: 27.08.2022
Theme from „New York New York“ 1977
Start spreading the news
I'm leaving today
I want to be a part of it, New York, New York
This vagabond shoes, are longing to stray
Right through the very heart of it, New York, New York
I wanna wake up in a city that doesn't sleep
To find I'm king of the hill, top of the heap
These little town blues are melting away
I'll make a brand new start of it in old New York
If I can make it there, I'll make it anywhere
Its up to you New York, New York
The Wall Street Shuffle(10cc, 1972)
Do the Wall Street shuffle
Hear the money rustle
Watch the greenbacks tumble
Feel the Sterling crumble
To do the Wall Street Shuffle
Let your money hustle
Bet you'd sell your mother
You can buy another
New York State OF Mind (Billy Joel)
I don't have any reasons
I've left them all behind
I'm in a New York state of mind
Wir sind da! Über 10 Stunden sind wir in mehr oder weniger bequemen Funktionsmöbeln durch die Welt gegondelt. Da ist man nicht mehr so frisch und der Rücken tut weh. Jetzt laufen wir gleichzeitig glücklich und auch ein wenig ängstlich über den JaiEfKai wie wir New Yorker sagen. Hier wollen wir natürlich nicht bleiben sondern wir wollen in die Stadt. Natürlich haben wir uns vorher ausgeknobelt, wie wir am besten nach Manhattan in unser Hotel kommen. Aber hier so in Echt, sieht das natürlich ganz anders aus. Automaten mit schwer verständlichen , besser gesagt mißverständlichen Anweisungen und kein passendes Kleingeld. Panik! Ein netter Kioskbesitzer hilft uns, indem er uns schlicht aus seinem Fundus in der Kasse zwei Fahrten in die Stadt und zwei Wochenkarten für insgesamt 82 Dollar verkauft. Das war ja einfach! Bisher. Aber dann heißt es zwei schwere Taschen durch die verschiedenen Verkehrsmittel zu schleppen und sich immer vergewissern, ob man im richtigen Zug sitzt. Heiß ist es hier, wo doch für Deutschland Hitzerekorde angesagt sind. Hier scheint das normal zu sein. Dann landen wir in der Church Street Station, die soll nahe beim Hotel sein. Schön und gut, doch wer führt uns durch die Station raus. Behindertengerecht? Barrierefrei? Sogar wir, weitgehend einschränkungsfrei fühlen uns verloren und von den steilen Treppen überfordert. Irgendwie schaffen wir es an die Oberfläche. Potzdonner, hier ist ja der Broadway, allerdings das untere, wenig bekannte Ende. Der zweite Mensch, den wir nach unserem Hotel fragen, ist ausgerechnet der Portier, bzw. der Autowinker unseres gebuchten Hotels „Millennium Downtown“. Wir folgen seinem weisenden Arm und freuen uns über Ruhe und Kühle. Die Freude hält an. Die Concierge sagt, wir würden im 31. Stockwerk wohnen. Traumhaft. Wenn schon New York, dann Wolkenkratzer, Wenn Wolkenkratzer, dann ganz oben.
Wir kommen in einen Raum, der so groß und so gemütlich eingerichtet ist, dass wir uns sofort wie zuhause fühlen nur mit dem Unterschied, dass wir durch ein fünf Quadratmeter-Fenster auf den Hudson River und das One-World-Center gucken. Das ist schon sehr spektakulär. Wir sind uns einig: Hier bleiben wir, zur Not auch die ganzen sechs Wochen.
Es haben ja schon einige versucht, die Faszination von New York zu erklären. Bei den musikalischen Versuchen fällt uns natürlich der zuerst der 1977 von Liza Minelli gesungene und nachher von Frank Sinatra auf ewig okkupierte Gassenhauer „New York, New York“ ein. Wer kann denn nicht einschlägige Merksätze aus dem Text auswendig hersagen? „Ich will in einer Stadt aufwachen, die niemals schläft.“ Echt jetzt? Was daran erstrebenswert ist, war mir schon immer schleierhaft und außerdem braucht man für das Vergnügen nicht über den Großen Teich fliegen. Den Spaß kann man auch in Berlin haben und kriegt dann auch noch nach 20 Uhr was Gescheites zu essen, ohne nachher Privatinsolvenz anmelden zu müssen. „Wenn ich es da (also in New York) schaffe, schaffe ich es überall. Ich möchte ein Teil davon sein, New York, New York.“ Ja geht es vielleicht eine Nummer kleiner? Ein Teil von New York sein? Es dort schaffen? Was denn? Du kannst froh sein, wenn du es heil wieder aus der U-Bahn rausschaffst und vielleicht sogar noch da angekommen bist, wo Du hinwolltest. Wer sich einmal durch eine typische Umsteigestation wie Church-Street oder Essex geschlagen hat, weiß wovon ich spreche. Da ist es nicht ausgeschlossen, dass nach Jahren Deine gebleichten Knochen gefunden werden, weil Du keine der genuschelten Durchsagen verstanden hast und weil Du keines der chaotischen Hinweisschilder richtig zuordnen konntest und du obendrein nicht genug Proviant und Wasser dabei hattest. Der Umstieg in der Station Stadtmitte Berlin von der U6 in die U2, der gerne auch mal 45 Minuten dauert, ist dagegen ein reines, von der BVG optimal begleitetes Vergnügen.
Etwas kritischere Zeitgenossen, die sich was auf Ihren Musikgeschmack einbilden, der nicht so der Mainstream ist, denken bei New York vielleicht an den „Wall Street Shuffle“ von 10cc. Da kann man sich so richtig als Drübersteher und Durchblicker fühlen, der genau weiß, worum es in dieser Stadt ausschließlich geht: Um Geld und um nichts als Geld. „Wette, Du hast Deine Mutter verkauft. Kannst Dir ja ne neue kaufen.“ Naja, das ist schon ein wenig eindimensional. Ich finde, dass Billy Joel es am besten trifft, wenn er singt : „Ich habe keine Begründungen (hierhin zu fahren), die hab ich alle zurückgelassen. Ich bin (halt) im „New York Geisteszustand. Ja das ist ok! Nicht so „Dicke Hose“ wie Frankieboy aber auch keine wohlfeile Kapitalismuskritik von irgendwelchen britischen Plattenmillionären.
Wir haben eine Woche lang im Financial Distrikt unweit der Wall-Street gewohnt. Das war Zufall, weil ausgerechnet hier unser Reiseveranstalter Canusa ein passendes Hotel für uns gefunden hat. Es war das Millennium Downtown, was uns nicht mehr gekostet hat als eine Bleibe in Brooklyn oder weiter nördlich Richtung Times Square. Machen wir uns nichts vor, wer wie wir im „New York State of Mind“ ist, will nach Manhattan und den zieht es nur auf die andere Seite vom East River, um den Ausblick auf die Skyline zu genießen.
Um unser Hotel herum war vom „Wall Street Shuffle“ nicht viel zu sehen. Außer vielleicht man meint die Menschenmassen, die sich ständig mit dem großen Bronzebullen fotografieren lassen wollen und dafür stundenlang anstehen. Keiner sieht hier aus wie Leo Di Caprio, Mike Douglas oder sonst so ein Wulf of Wallstreet. Die Leute hier arbeiten eher im Maschinenraum des Kapitalismus und tragen keine Maßanzüge. Ihre Uniform ist das Kurzarmhemd mit Krawatte und Krawattennadel. In der Hand halten Sie einen „Americano“, was ja nichts weiter ist als der übliche dünne Filterkaffee aus der Pumpenkanne und einen Bagel von Alis Bakery, einem der unzähligen Foodtrucks. Beides zusammen hat 6 Dollar gekostet und ein spürbares Loch ins Tagesbudget gerissen.
Wir haben uns hier sehr wohl gefühlt im 31. Stockwerk mit Blick auf das One World Center und den Hudson. Wir sind uns einig, dass man so auch auf Dauer leben könnte. Für den Standort spricht natürlich nicht die Nähe zur Wall Street, sondern, dass wir uns direkt am Broadway befinden. Alle wichtigen Linien der U-Bahn liegen in nächster Nähe. Der Hudson-River und der East-River sind fußläufig zu erreichen und damit auch die Fähre nach Staten Island, eine der wenigen Attraktionen in New York, die nichts kostet. Wenn man dann unbedingt nach Brooklyn will, kann man zu Fuß über die Brooklyn-Bridge gehen, auch so ein preiswertes Highlite. Drüben angekommen offenbart sich dann die Top-Attraktion dieses Stadtteils abgesehen von dem Viertel DUMBO: Der Blick nach Manhattan.
Frühstück war nicht im Preis enthalten. Den Kaffee konnten wir mit der vom Hotel gestellten Kaffeemaschine und der täglichen Kaffeepulverlieferung selbst kochen. Einen Supermarkt oder eine Bäckerei fand sich nicht so leicht. Hier wohnen nicht so viele Ordinary People, die arbeiten hier oder sind auch als Touristen da. Die ersten vier Tage versorgten wir uns auch bei Alis Bakery, dann wurden wir von unserer kompetenten Concierge auf einen „Whole Food“ Markt aufmerksam gemacht und fortan war unser Verpflegungsproblem gelöst. Leckeres Gebäck oder ein knusprig gebratenes Hähnchen mit Blick auf einen Sonnenuntergang über dem Hudson River unbezahlbar!
Wir können nur mutmaßen, in welchem Umfang Autorinnen und Autoren von Reiseführern voneinander abschreiben. Aber es ist schon auffällig, wie begeistert im Moment stillgelegte Parks umgemodelte Hochbahnstrecken angepriesen werden. Was in Paris/Frankreich die „Promenade Plantee“ ist, heißt in New York „The High Line“. Wie in Paris gilt: „Ganz nett, aber der eigentliche Reiz besteht darin, ab und an auszusteigen und die jeweilige Umgebung zu erkunden. Die Strecke ist, auch weil gratis, sehr angesagt und teilweise überfüllt. Der Endpunkt liegt in der Nähe von Hudson-Yards und vom „Vessel“. Das ist ein herrlich nutzloses goldfarbenen Gebilde, dass sein Schöpfer auch in seinem Gebrauchswert als seine Fassung vom Eiffelturm sieht. Es sieht nah seiner Aussage so aus wie es aussieht, damit es mit der bekannten, grandiosen Silhouette der Wolkenkratzer in der Umgebung mit halten kann.
Es ist natürlich auch ein Klischee, wie vielfältig und großartig diese Stadt ist, aber klar ist auch, dass es nicht ganz einfach ist, einen Zugang zu finden, der ein ähnliches Zugehörigkeitsgefühl wie in Europa bringt. Unser Tipp ist, sich einfach unabhängig von Reiseführern von der High Line oder einer richtigen Hochbahn in unbekannte Gegenden entführen lassen, eine Bank suchen und die Welt beobachten. Vielleicht trefft Ihr ja auch die pragmatischen Kindergärtnerinnen, die ihre Schutzbefohlenen an der Leine durch die Stadt führen oder ihr entdeckt, Euer „Italien Restaurant“ (Billy Joel). Unseres ist eindeutig „John’s Pizzeria“ in einer stillgelegten Kirche der 44. Straße, obwohl wahrscheinlich niemand hier tatsächlich etwas mit Italien zu tun hat. Trotzdem ist die Pizza sensationell. Ein Sonntag im Central Park ist eine Attraktion für sich. Da wird Softball gespielt, Freiluft-Yoga getrieben, Amateur-Chöre loben den Herren und Jazz-Combos spielen.
Man kommt in dieser Stadt tatsächlich sehr lange zurecht ohne gezielt die aus Film und Fernsehen bekannten Sehenswürdigkeiten zu besuchen, weil uns einfach so ziemlich alles einmalig und filmreif scheint. Aber irgendwann möchte man denn doch auf das Empire State Building oder zur Freiheitsstatue. Da sollte vorgesorgt werden, denn die Eintrittspreise sind neben den Bierpreisen der eigentliche Wahnsinn der Stadt. Unter 45 Dollar pro geht da kaum etwas. Vorsorgen kann man mit einem entsprechenden Sightseeing Pass, der auf den ersten Blick natürlich auch wahnsinnig teuer aussieht. Aber je nach Angebot lohnt sich so ein Teil schon bei fünf Sehenswürdigkeiten. Es können Tage gebucht werden oder Sehenswürdigkeiten. Wir hatten diesmal sechs Sehenswürdigkeiten für 160 Dollar pro Person gebucht und damit den Durchschnitt unter 30 Dollar gedrückt. Wir hatten eine Bustour durch Downtown, eine Schiffstour rund um Manhattan, waren im MoMa, auf dem Rockefeller-Center, auf der Plattform von EDGE, auf dem Flugzeugträger Interpretid und im historischen Südhafen von New York. Kann man wie immer drüber streiten aber wir hätten auch noch unter 30 anderen Stätten wählen können. Wie auch immer. Mit oder ohne Pass, hier kann man Wochen verbringen und würde es auch tun, wenn man nicht noch Pläne hätte. Bitte weiterlesen.