Gepubliceerd: 19.09.2019
Es ist Herbst geworden in der Fränkischen Schweiz; Nachts liegen die Temperaturen nur noch knapp über 0 Grad Celsius und auch tagsüber ist der Wind bitterkalt geworden. Wir lassen uns davon aber nicht abschrecken: die merklich bunt gewordenen Blätter und die immer noch wunderbar warmen Sonnenstrahlen sind Ausgleich genug. Davon abgesehen, kann uns nach unserem Sommerurlaub in Schottland ohnehin nichts mehr schocken.
Aus Mangel an Zeit, hatten wir uns im Vorhinein auf diesen Urlaub nicht wirklich vorbereitet. Keine Pläne, keine Ahnung von gar nichts. Umso überraschter sind wir, wie schön die Gegend hier tatsächlich ist (ich glaube sogar, für mich die bisher schönste Gegend Deutschlands), und wie viel Kinderspaß hier zu haben ist.
Nach einem langweiligen Ausflug nach Bayreuth (an sich sehr lohnenswert, aber nicht mit Kleinkind ohne Interesse am Pflastertreten), haben wir umgeschwenkt auf Idaprogramm. In unserer Ferienwohnung haben wir ein paar Kindertourguides für Franken gefunden, die eine irre Bandbreite an Ausflugs-Vorschlägen bieten und unsere Woche optimal füllen können.
Begonnen haben wir mit der Sommerrodelbahn in Pottenstein. 1160 Meter den Berg hinab - narrensicher für Kinder. Zu Beginn wollte Ida nur bei mir mitfahren, weil ich mehr bremse. Nach der dritten Fahrt nur noch beim Lars, weil der überhaupt nicht bremst. Nach der achten Runde bin ich ausgestiegen, weil mir schlecht war, und nach der zehnten mussten wir den Spaß dann beenden, weil die EC-Karte drohte zu verglühen.
Gott sei Dank gibt es in Kronach noch eine Rodelbahn. Das Fröschbrunner Vergnügen ist zwar nicht so lang, aber besticht durch die bessere Gesellschaft: mein Onkel Hajo und seine Frau Judith hatten spontan Zeit und Lust auf einen gemeinsamen kindertauglichen Nachmittag und sind erst mit uns den Hang runtergesaust und im Anschluss auf einem grandiosen Spielplatz auf dem ehemaligen Landesgartenschau-Gelände mitgeklettert. Als krönenden Abschluss gab es dann noch italienische Köstlichkeiten und Fritten.
Deutlich budgetschonender, aber genauso erfüllend, haben wir die nächsten zwei Tage mit Wanderungen verbracht.
Zunächst von Oberlaitsch runter nach Harsdorf und zurück und nachdem wir Blut geleckt hatten, etwas anspruchsvoller für Körper und Auge zur Weißmain-Quelle im Fichtelgebirge knapp vor der tschechischen Grenze. Auf den Spuren Goethes (der die Quelle am 01.08.1785 besuchte), sind wir 4,5 km steil bergauf, über Wurzeln und Felsen, und ebenso steil wieder runter, durch den Wald marschiert.
Auf halber Strecke tropft 50% der Quelle des Mains aus dem Boden. Ein winziger Anfang, wenn man bedenkt, wie breit der Fluss mal wird. Spannend für uns aber kaum zu fassen für Ida. In antiker Zeit hieß der Main übrigens ‚Moenus‘, 794 ‚Moin‘ und erst seit dem 15. Jahrhundert ‚Main‘. Der Name soll keltischen Ursprungs sein und bedeutet so viel wie ‚Fluss‘ (wobei die Namensfindung sicher irgendwo in Frankfurter Gefilden stattgefunden haben muss. Hier lässt sich die spätere Größe nicht im Ansatz erahnen).
Nach Betrachtung der Quelle ging es nochmal ein Stückchen weiter den Fichtelberg hoch bis zu einer aus Granitsteinblöcken bestehenden Aussichtsplattform! Außer der Schweinekälte hier oben bot sich noch ein phantastischer 360 Grad-Blick über die gesamte Umgebung.
Wirklich beeindruckend!
Zum Abschluss der Wanderung haben wir uns noch eine Stärkung im Waldrasthaus Karches gegönnt, das 2014 bereits von den „Kochprofis“ (VOX-Sendung) getestet wurde. Gut war’s allemal!
Ausklingen ließen wir den Tag mit Hühnerfedern sammeln, was sich für Ida scheinbar zum Highlight hier entwickelt, und einigen erbitterten Runden Mau Mau.
Morgen steht als Abschluss erneut Ponyreiten und ein kurzer Spaziergang durch Kulmbach auf dem Zettel, bevor wir ein letztes Mal Bäuerin Gerlinde bei der Kuhversorgung unter die Arme greifen und dann die Heimreise nach einer intensiven Familienwoche antreten.