kuonanouk
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Tage 13 & 14

Ippubblikat: 31.01.2022

29.01.2022 & 30.01.2022

Ich wage von mir zu behaupten, zumindest akademisch nicht vollkommen auf den Kopf gefallen zu sein. Was das Leben angeht fühle ich mich ab und zu aber so hilflos. Den Ursprung dieses Gefühls zu erklären, fällt mir zeitweise sehr schwer, doch wird mir gerade in den weitläufigen Gefilden eines Nationalparks wie dem der Murchison Falls, wieder einmal klar, wie unglaublich klein ich eigentlich im grossen Ganzen bin. Vielleicht hängen diese beiden Erkenntnisse ein wenig zusammen, nehme ich doch sehr viel sehr ernst in meiner kleinen gemütlichen Bubble des Wohlbefindens. Ist es jedoch möglich, in einem solchen Komfort den Blick für das Wesentliche überhaupt zu behalten. Ist nicht zu scheitern dann gut, wenn man gar nie etwas versucht hat, dem ein Potenzial zum Scheitern innewohnt. Ist nicht eher das Nichtversuchen das Scheitern, statt dem Scheitern beim Versuchen. Der Mensch soll gut darin sein zu verleugnen, was ihn in seiner Natur zu sehr verstören würde, um damit umzugehen. Das Wesen lenkt den Blick nach dem Sinnen nach den grossen Fragen, beziehungsweise Antworten des Lebens häufig wieder auf Banalitäten, um das Gehirn vor einem Kurzschluss zu bewahren.

So soll es nun hier auch weitergehen mit einem netten Beschrieb einer zweitägigen Safari Tour durch den Nationalpark. Angefangen mit einer Bootstour auf dem weissen Nil, auf der wir Nilpferde, Krokodile und den beeindruckenden Wasserfall von unten zu sehen bekommen haben. Dann eine mehr als zweistündige Fahrt durch die Savanne, die erstaunlich grün ist. Spannend ist dabei die Rangerin die neben uns mit einem Gewehr zur Selbstverteidigung über löchrige Strassen holpert. Wir sehen einen Leoparden, grosse und kleine Sorten von Antilopen, Giraffen und Herden von Wasserbüffeln. Auch stromern einige alleine oder in kleinen Gruppen umher, das seien die Loser-Buffalos, weil sie im Revierkampf verloren und nun alleine durch das Land ziehen müssen. Abends laden wir die Rangerin ausserhalb des Gates bei einer kleinen Ansammlung von Hütten mit Strohdächern ab. Dies nicht bevor wir noch nach Packwach gehen, um für die morgige Tour zu tanken. Hier ist viel los Militär, Polizei, Strassensperren und wir sind alle müde und langsam reicht es uns. Unsere Familienkarosse holpert über weitere Löcher, bis wir endlich bei der Unterkunft ankommen. Das Auto sieht leicht mitgenommen aus, erinnert es doch eher an einen Kleinbus als an einen kernigen 4x4, der für solche Strassen besser geeignet wäre. Offensichtlich scheinen wir die einzigen Gäste der Lodge zu sein. Tragen unsere Namen ein und bestellen hungrig ein Abendessen. Bezahlen ginge nicht mit Kreditkarte sagt der junge, nervöse Mann an der Rezeption. Wir wenden ein, dass wir nur Kreditkarte dabeihätten, hatten sie doch im Mail ausdrücklich verlauten lasse man könne nur mit Kreditkarte bezahlen und nicht mit Bargeld… Nach dem Essen löst sich auch das Problem dank E-Banking und wir legen uns erschöpft in die Betten. Dank dieser Nacht weiss ich nun, wie sich Gemüse im Dampfkochtopf fühlt, denn wegen der vielen Mücken konnte man kein Fenster öffnen und der Raum, der zur Dusche und Toilette nur mit einem Vorhang abgesperrt war, war wundersam feucht-warm. Dank meiner Müdigkeit schlief ich trotzdem schnell ein, war am Morgen um 5:30, als der Wecker erklang, aber so verwirrt, dass ich in die Runde fragte, was mit dem Leintuch los sei, weil ich geträumt hatte jemand hätte gefragt, ob ich eines dabeihabe, um dieses wechseln zu können und ich wusste nicht wieso. Darauf erhielt ich die schlaftrunkenen Antworten ich solle es nicht essen, obwohl es pink sei, wie Zuckerwatte und ich liege doch darauf, was genau mein Problem darstelle.

Also gingen wir mit dem armen Auto erneut los auf die Buckelpiste des Parks. Viel neue Tiere sahen wir nicht, imposant sind die Elefanten und Giraffen in ihrer schieren Grösse aber immer wieder aufs Neue.

Folgend fahren wir noch an den oberen Aussichtspunkt des Wasserfalls und lassen uns berieseln von dem Wasser, das in Fontänen von den Wassermassen hochsprüht. Wir verabschieden uns von der Rangerin und machen uns auf den langen Weg zurück.

Der Abend bedarf eines vollständigen, eigenen Abschnittes. Wir gehen auf ein Konzert… Das erste Konzert, das in zwei Jahren stattgefunden hat, und zwar kommt «Spice Diana», eine Sängerin, deren Abbild auch die Wasserflaschen ziert. Um acht Uhr soll das Konzert beginnen. Regina meint es bringe nichts vor zehn Uhr da zu sein. Aus Sicherheitsgründen übernachten wir im Ort, direkt am Konzertplatz. Schulsachen für morgen nehmen wir mit, obwohl wir, als Diana um Mitternacht noch nicht erschienen ist, nicht mehr daran glauben, in die Schule zu gehen. Als Entertainer kommen immer wieder lokale Leute auf die Bühne, die auf Luganda rappen und zwei (vielleicht Radiomoderatoren) die ins Mikrofon schreien als gäbe es kein Morgen. Manche der pre-acts sind gut, manche weniger… Dazwischen stolzieren immer wieder Leute auf die Bühne die gefühlte tausend Worte pro Minute sprechen, von denen wir vielleicht drei verstehen. Wo wir auch hingehen, verfolgt uns das geflüsterte, gesprochene oder geschriene «heyyyy muzunguuuuus». Neben mir eine Frau, die mich etwa einmal pro Minute in die Seite schlägt, in den Rücken piekst oder auf die Schulter klopft und «muzungu» sagt… Irgendwann stehe ich auf und gehe einen Schritt zur Seite. Endlich kommt «Spice Diana» und es ist ein Spektakel! Leute gehen auf die Bühne und drücken ihr Geld in die Hand tanzen mit ihr, ihre Bodyguards stossen Betrunkene wieder runter und stehen mit grimmigem Gesicht auf der Bühne, während sie eine Show abzieht. Leider verstehen wir den Text nicht, die Stimmung reisst trotzdem mit. Um halb zwei hat Regina genug gesehen und auch wir sind müde. Wir entscheiden morgen auf die Lektionen nach der Pause in die Schule zu gehen… Wie sich herausstellen wird, gehen wir gar nicht, da der nächste morgen neben einem bewölkten Himmel auch einen platten Reifen mit sich bringt.

Etwas, das mir am Konzert noch aufgefallen ist, soll hier noch eine Erwähnung finden. Die Frau eines Steifbruders von Regina war auch dabei und sass mit leichtem Abstand von uns mit uns am Tisch. Ein Mann, der eine Staff-Karte um den Hals trug, fragte sie, ob sie berechtigt sei, auf diesem Stuhl zu sitzen. Sie sagte ja, daraufhin drehte er sich zu mir um du fragte, ob die Frau wirklich zu uns gehöre…

Ein anderer kam vorbei und bot uns einen Tisch weiter vorne an, wir diskutierten kurz mit Regina, aber da die Lautstärke hier hinten das Trommelfell schon vibrieren liess, entschieden wir uns zu bleiben. Sie sagte ihm das so und daraufhin drehte sich der Mann zu uns und wollte von uns wissen, ob wir uns wirklich wohl fühlen hier.

Im Hotelzimmer ist es warm und von draussen dringen Konzertgeräusche herein, doch wieder einmal hat mich der Tag in seiner Länge und Fülle von Erlebnissen sehr müde gemacht und bevor ich mir über all das auf dem unbequemen Kissen Gedanken machen kann, bin ich eingeschlafen.

Tweġiba (1)

Urs
So viel passiert in so wenigen Tagen. Danke, dass du dir Zeit nimmst, und wir hier doch ein bisschen dabei sein können.

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