Ippubblikat: 10.02.2022
05.02.2022
Heute haben wir eigentlich nichts vor. Der Tag ist ruhig und ich entschliesse mich Kleider und meine Haare zu waschen. Beides sind Unterfangen, die eher aufwendigen Charakter aufweisen. Ersteres aus dem Grund, dass hier nicht nur delikate Kleidungsstücke dem Prozedere der Handwäsche ausgeliefert werden. Vielmehr setzt man sich mit seiner Speckstein-Seife, einer Käseraspel und zwei grossen Kesseln, nach Möglichkeit zwischen die Kuhfladen auf der Wiese und mischt in einem von beiden die Seifenspäne mit etwas heissem und kaltem Wasser. Der zweite Kessel dient dem Nachspülen. Mit einem Messer säbelt man in der Folge noch ein grösseres Seifenstück ab, um sich besonders in Mitleidenschaft gezogene Textilpartien anzunehmen. Als ich mein schmerzendes Kreuz durchstrecke, schätze ich, neben einer Vielzahl anderer Vorzüge von zu Hause auch die dortige Existenz einer Waschmaschine…
Hat man nun alle Kleider in dem, mit der Zeit erschreckend rot-trüben Wasser gewendet und gerieben, versucht man die kleinen Seifenreste zu beseitigen, die sonst weisse Überreste auf den Kleidern zurücklassen. Interessant ist unsere Waschleine, die Verwandtschaft mit einem Stacheldrahtzaun zu haben scheint, denn partiell erheben sich, in unterschiedliche Richtungen zeigende Drahtenden, nach Möglichkeit zwischen den Kleidungsstücken.
Nun zu der Sache mit dem Haare-Waschen. Man erinnere sich an den Nachspülkessel aus vorgängigen Schilderungen. Dieser hat eine dreifache Nutzung inne, die genannte, als Duschkopf und als Spülkasten. Nun ist der Hahn, unter dem man den Kessel auffüllt, etwa auf der Höhe eines regulären Gartenhahns, also ziemlich nah am Boden. Pures Duschen stellt keine grossen Probleme dar, Kessel füllen und sich einhändig mit Seitenwechsel zuführen. Wenn man nun aber die Haare nass machen oder das Shampoo entfernen möchte so ergibt sich die Notwendigkeit eines dritten Armes. Stellenweise beuge ich mich in yoga-ähnlichen Verrenkungen unter den Hahn, was aber erschwert wird, dadurch, dass ich mich darauf achten muss, nicht zeitgleich den Boden der Dusche mit meinen Haaren aufzunehmen. So sorgt dieses Unterfangen immer zu äusserst komischen Situationen, die mit etwa gleich viel Humor genommen werden muss, wie die handflächengrosse Kakerlake, namens Hubert, die sich bei uns häuslich eingerichtet hat. Aber angesichts der Tatsache, dass wir die ersten zwei Wochen unbemerkt mit einer Ratte kohabitiert haben, kann mich nicht mehr allzu viel schockieren… :)
Leider werden meine Pläne durchkreuzt, da wir eingeladen werden an eine Babyshower, die sich aber schlussendlich als Überraschungsgeburtstagsfest für jemanden herausstellt, dessen Freundin ihm an dem Abend auch gleich noch bekannt gibt, sie sei nun bereit zu heiraten. Es wird gefestet, mit Musik und Kuchen und Bier und wir sitzen da, betrachten das Schauspiel plaudern ein bisschen mit ein paar Leuten, bis wir uns dann auf den Heimweg begeben.