Ippubblikat: 05.02.2022
04.02.2022
Um sieben gibt es Frühstück, um halb acht sollten wir los. Als wir das Tor der Schule hinter uns lassen ist es zehn vor acht. Zuerst müssen wir tanken und Reifen pumpen. Die nächste Stunde fühlt sich an als würden wir auf Wolken fahren. Es gibt einige wenige Hauptstrassen, die Highways, die tatsächliche Markierungen und keine Löcher haben. Das Einzige, was nicht nötig wäre, sind die Geschwindigkeitsschwellen, die sehr unerwartet, zum Beispiel in Kurven auftauchen können und die das Gehirn in die Zehenspitzen schütteln. Dann biegen wir ab und sind zurück auf der Strasse, die einem wie Regina sagt, zu einer «African Massage» verhilft. Auch hier tanzen wir noch etwa eine Stunde auf unseren Sitzen herum, bis wir endlich in die Strasse des «Teacher Colleges» einbiegen. Die Rektorin begrüsst uns in ihrem Büro, erzählt viel, wie alles hier abläuft, wie viele Studenten sich in der Uni befinden, wie Praktika ablaufen. Zurzeit sind 79 Student*innen im ersten Jahr und etwas mehr als hundert im zweiten Jahr. Diese machen aber gerade Praktika an verschiedenen Schulen. Auch sie haben drei Praktika, ihr Studium dauert zwei Jahre und dann haben sie ein Zertifikat. Dies soll sich nun aber ändern, sodass die Ausbildung auch mit einem Bachelor abgeschlossen wird. Wir bekommen eine Führung über das grosse Gelände, dass schon seit 1940 diesen Zweck erfüllt. Sie haben zwanzig Computer, zwei Laboratorien, eine grosse Bibliothek. Schlafräume für die Studierenden, Felder für das Fach Agrikultur, einen Raum mit Nähmaschinen, einen grossen Aufenthaltsraum, Kühe, Schweine und einen grossen Rasenplatz, auf dem sie gerade Sportunterricht haben. Wir werden in die Mitte des Kreises von Studierenden gestellt und sollen uns vorstellen. Dann stellen die Studierenden ein paar Fragen. Folgend werden wir zu einer grosszügigen Zwischenverpflegung in das Büro der Rektorin komplimentiert, sprechen noch mit dem Studienkoordinator und dem Verantwortlichen für die Praktika. Dann schauen wir uns eine Besonderheit aller ugandischen pädagogischen Hochschulen. Sie verfügen über «Demonstration-Schools», in welchen Praktika abgehalten werden können, Schulbesuche vorgenommen werden und so weiter. Grundsätzlich gehört also zu jeder Ausbildungsstätte auch eine Primarschule. Diese Institution hat sogar zwei, welche wir besuchen. Dann gibt es ein ausgezeichnetes Mittagessen. Darauffolgend verabschieden wir uns von der grosszügigen Rektorin.
Wir sind zum Nachtessen eingeladen bei einem Pfarrer eines nahen Bischoftums. Vorher erledigen wir noch ein paar Sachen, besuchen Reginas Nichten und Neffen in einer anderen Primarschule. Dort sind die Klassengössen schon etwas imposanter, wir stecken die Köpfe in das Klassenzimmer der P6 woraus uns 61 Augenpaare entgegen blinzeln. Das Gefühl vor so vielen auf einmal zu stehen ist schon ein anderes als die zwanzig Nasen in P4. Dann machen wir uns auf den Weg zum Pfarrer. Als wir ankommen schauen wir uns als erstes die imposante neue Kirche an, welche erst gerade fertiggestellt worden war und zu deren Eröffnung wir nächste Woche eingeladen worden sind. Dann werden wir hereingebeten und erhalten einen leckeren Orangen, Mango, Karotten, Passionsfrucht und Mandarinen Saft. Der Pfarrer muss noch eine Besprechung vollenden, bittet uns aber schon einmal mit dem Essen anzufangen. Es gibt Kuh Leber, Kartoffeln, Reis und Pasta. Das Essen ist formidabel! Dann gesellt sich auch der inzwischen in Jeans und Polohemd gekleideter Geistliche zu uns. Sein Name ist Vater Robert und er macht den Job seit acht Jahren. In dem Haus wohnen vier Pfarrer unterschiedlichen Alters zusammen Unser Gastgeber ist Mitte dreissig. Nach dem Essen gesellt sich noch der 41-jährige Vater Johnbosco dazu und immer wieder kommt das Kirchenoberhaupt, der 65-jährige Vater Maximus vorbei. Es wird uns ein Bier nach dem anderen offeriert und die beiden Jüngeren trinken beflissen mit. Es wird unglaublich viel gelacht, die Männer sprechen sehr gutes Essen, sind belesen, mit einem breiten Allgemeinwissen, offen über sich zu erzählen und ehrlich interessiert an unseren Berichten. Die Religion ist Thema aber nicht in einem bekehrenden oder allgemeingültigen Tonfall. Man fühlt sich nicht eingeschüchtert oder zu einem Gedankengut gezwungen, die Motive der Männer zu glauben sind von einem Verlangen getrieben, das Gute von Ihm auf der Erde zu verbreiten. Morgen erzählt Vater Johnbosco halten sie zwei Hochzeiten gleichzeitig ab. Wir fragen ganz entsetzt, wie denn zwei gleichzeitig stattfinden können. Er antwortet lachend, das sein gar nichts, sie haben auch schon dreissig Paare zur gleichen Zeit getraut. Dafür brauche man schon ziemlich viel Platz setzt er noch hinzu. Wenn ich dem heutigen Tag einen Titel geben müsste, dann wäre es: «Pinkeln umgeben von den Unterhosen eines Pfarrers.» Wir durften sein privates Bad benutzen, wo er seine Wäsche zum Trocknen aushängt. In dem Moment musste ich um mich selbst lachen und mir sagen, dass, hätte mich jemand gefragt, ob ich mich je in den Situationen wiederfinden würde, die ich hier einige Male erlebt habe, hätte ich diese Person für verrückt erklärt.
Angekommen waren wir hier um etwa halb sechs, wir fuhren um halb zwölf nachts nach Hause, nicht nachdem Vater Robert uns nicht noch allen ein kaltes Bier für den Weg in die Hand gedrückt hatte.