ab 10.12.: Puerto Maldonado

प्रकाशित: 19.12.2017

10.12.

der durchbruch? vielleicht bringt mich angewandte physik zur lösung und zu einer genussvollen weiterreise über brasilien nach uruguay?

die caja wirbt für kleinkredite, um das kleingewerbe zu fördern. warum ist hier keine gringo-frau zu sehen...?
impusando el bienestar de puerto maldonado - wir setzen impulse für den wohlstand von puerto maldonado

schon mehrere tage ist es hier trocken geblieben. von tag zu tag wurde es wärmer. auch heute ist erst einmal an rausgehen nicht zu denken.

ich arbeite an dem reparaturtagebuch für die vepse weiter, halte noch eine kleine siesta, doch dann treibt micht die neugierde zur vepse.

es ist weiterhin, sonnig, trocken und gefühlt 40°.

lag die gestrige ruckelei nur daran, dass nicht genug sprit im ersatztank war?
den bisherigen aussetzern folgte immer eine längere auszeit, bis der motor wieder da war.
gestern und auch vorgestern aber war es so, dass ich an den rand gerollt bin und etwas gewartet habe. dann war sie wieder da, und ich konnte die nächsten 100 m fahren.

durch die rote umwandung des reservekanisters sehe ich vor dem losfahren zur dritten testfahrt, dass der pegelstand zwar schon recht niedrig ist, aber noch ok sein sollte.
sie springt sofort an, blubbert im leerlauf und stirbt ab. in der zwischenzeit habe ich die beiden seitenkoffer abgenommen, damit mir das evenuelle schieben leichter fällt. von dem gedanken ein motoradtaxi zu mieten, bin ich erst einmal abgekommen.

beim dritten mal springt sie an und beschleunigt aus dem stand problemlos. ich fahre wieder über die hängebrücke, weil dann ein streckenabschnitt kommt, der aus der stadt herausführt und ein schnelleres fahren möglich macht.

nach etwa 5 bis 10 minuten zügigen fahrens ist das ruckeln wieder da. ich warte, zünde, und sie springt sofort an. sie gibt mir 100 m zügiges fahren. dann wieder ruckeln und motor aus.

ich schaue mir den ersatztank genau an und komme zu dem schluss, dass sich durch die fahrerei und wackelei der pegelstand immer wieder ändert mit der folge, dass nicht immer benzin im benzinschlauch und damit im vergaser ankommt.
ein paar meter weiter tanke ich alle kanister auf, prüfe den belüftungsschlauch, der am ersatztank hängt und stelle fest, dass aus ihm benzin tropft. ich mache ihn frei, so dass wieder luft rein kommt, starte, beschleunige und komme bis zu der stelle, an der ich gestern am fluss gesessen habe. ruckeln, motor aus.
durch die fahrerei ist das benzin zur öffnung des belüftungsschlauchs geschwabbt. es ist deutlich zu erkennen, dass er mit benzin gefüllt ist. das kann nur die ursache sein. ich nehme ihn ab, nach drei versuchen ist die vepse wieder da und ich fahre zurück zum hostel. keine auffälligkeiten.

jetzt will ich es wissen: wenn die benzinpumpe, die ich jetzt anschließe funktioniert, habe ich ein anderes problem. ich fahre dieselbe strecke wieder zurück, kein ruckeln, sauberes fahren, gas weg und gas geben sind kein problem. ich wende an der stelle von eben, und beim bremsen geht der motor aus. er springt nicht wieder an.

beim abziehen des benzinschlauchs vom vergaser stelle ich fest, dass kein restbenzin austritt. die pumpe hat nicht mehr gefördert. also stimmt etwas mit der pumpe nicht. bevor ich den ersatztank wieder anschließe reduziere ich seinen pegelstand und befülle damit den benzintank. jetzt ist der pegel vielleicht etwas zu niedrig, aber die zwei bis drei kilometer bis zum vespen-hostel werde ich wohl schaffen.
nach drei versuchen ist sie wieder da.

ohne motorabsterben komme ich bis zur hängebrücke. die ruckelei, die sie jetzt an den tag legt, beunruhigt mich nicht weiter. der pegelstand ist zu niedrig. mal läuft sprit in den benzinschlauch, mal nicht, je nach straßenlage und neigungswinkel.

die ersten regentropfen fallen vom himmel. dieses mal kündigt sich das gewitter mit dunklen wolkenbergen frühzeitig an.
ich komme rechtzeitig zum vepsen-hostel. sie läuft im leerlauf noch weiter, bis ich den motor abstelle. auch später beim reinfahren in den hof, springt sie sofort an.

die nicht zugeführte oder nur unregelmäßig zugeführte luft ist die ursache.

wenn das nicht funktioniert, schafft es der sprit nicht bis zum vergaser.
in dem zusammenhang wird mir klar, warum die hersteller der tretrapackungen eine zweite öffnung vorgesehen haben. damit die luft, die durch das ausgießen der milch aus dem karton entschwindet durch die öffnung wieder eintreten kann. so ist das hier auch.
meine öffnung im ersatztank konnte keine luft ziehen, weil der pegelstand zu hoch war. benzin ist in diese öffnung geschwabbt und hat sie damit verschlossen.

ich erzähle wilfried und rolf per sprachnachricht von dem durchbruch. beide sagen unabhängig voneinander, dass der grund für die nicht funktionierende benzinpumpe genau darin liegen könne.

trotzdem arbeitet es in mir weiter:

warum hat die testfahrt nach riobamba und die zweite auf 3.800 höhenmeter geklappt?
warum hat die fahrt von pisaq mit dem 4.200 m - pass bis fast nach ocongate geklappt?

stoff zum nachdenken...

das gewitter tobt sich richtig aus. auf dem weg vom vespen-hostel finde ich noch einen überdachten biergarten - gerade rechtzeitig bevor es richtig los geht. der rio madre de dios ist nicht mehr zu sehen. eine dicke regenwand schiebt sich zwischen den betrachter und der gegenüber liegenden uferseite. perfektes timing, denke ich mir.

wenig später falten die fahrenden händler ihre bunten sonnenschirme zusammen, weil kräftige böen nur noch das gestänge übrig lassen würden.
der rio ist hinter einer dichten regenwand verschwunden

später laufe ich durch den warmen regen zu meinem hostel und muss mich bestimmt anderthalb stunden gedulden, bis das gewitter abzieht und der sturzregen nachlässt. dann erst komme ich trockenen fußes zum essen.

heute abend freue mich mich auf spieße mit leckerem und zarten hühnerfleisch. wieder toll gewürzt. danach den schon obligatorischen, großen salat.

also werde ich morgen die benzinpumpe anschließen, losfahren und nach dem ruckeln den benzindeckel etwas öffnen.

ob das hilft?

11.12.

obstsalatfrühstück und danach 3 spiegeleier mit einem brötchen, das so schmeckt, wie bei uns vom bäcker.

thorstens antwortmail ist in der post. er schreibt, das verhalten der vepse könne viele ursachen haben. er tippe aber auch auf die benzinpumpe. etwas mehr informationen hatte ich mir erhofft, aber im vergleich zur letzten woche, als ich ihm meine anfrage geschickt habe, bin ich jetzt schon ein stück weiter. die zündspule bestelle ich ab, weil ich weiss, das problem liegt nur an der luftzufuhr. vielleicht zu voreilig?

als es wieder etwas kühler ist erscheine ich im vepsen-hostel.

ich will es jetzt gleich wissen und nicht warten bis die pumpe nicht mehr fördert. ich nehme die sitzbank ab, finde den entlüftungsschlauch, öffne den tankdeckel und puste in den schlauch. dabei halte ich mein ohr an die tanköffnung und höre laut und vernehmlich ein sprudeln. ich lege meine handinnenfläche auf die öffnung - hm - denke ich - eigentlich schade. warum ist sie nicht mit dem staub der sandpisten von den hochanden verstopft... ?

doch als ich das denke, spüre ich einen frischen luftzug an meiner rechten hand. und was sehe ich? 10 cm vor dem schlauchende gibt es ein loch, das sich durch den schlauch durchgebohrt hat. ich halte es zu, lasse die hand auf der tanköffnung, puste erneut und bekomme dicke backen - ein zeichen, dass der entlüftungsschlauch keine weiteren seitenausgänge mehr hat. der sprit kann nun mit dem erforderlichen druck zum vergaser fließen, weil er mit der fehlenden luft vollständig versorgt wird und nicht ein teil davon aus dem loch entweichen kann.

ich habe keine idee, wie das loch in den schlauch kommt. es sieht auch nicht so aus, als ob es werkseitig dorthin gehöre. ich wage es und kürze den schlauch bis zu der stelle.

ich schließe die benzinpumpe wieder an, verbinde den benzinschlauch mit dem vergaser, betätige den anlasser, und sie ist sofort da. ich gebe gas und erwarte, dass sie sich verschluckt. nein sie nimmt das gas ohne vorbehalte an.

architektur? - die beeindrucken kann

der andere senor - nicht julio - beobachtet mein tun, sieht mein zufriedenes gesicht, und ich erkläre ihm warum. das mit der luft überzeugt ihn nicht. er ist der meinung, dass durch diesen schlauch das benzin liefe, bis es mir gelingt, ihm das dann doch noch verständlich zu machen. er teilt meinen erfolg und freut sich wie ich.

nun aber zur testfahrt. die koffer nehme ich wieder ab, damit das schieben leichter wird. der ersatztank bleibt drauf, damit ich ggf unterwegs auf ihn zurückgreifen kann.

ich fahre wieder bis zu der stelle am fluss. gestern habe ich das ja auch mit der benzinpumpe gemacht. nur - als ich wenden wollte und vom gas ging, ging der motor aus und sprang nicht mehr an.

aber heute: das gleiche procedere wie gestern, gas runter, wenden, und der motor blubbert still im leerlauf vor sich hin.

ich treffe einen peruaner, der mit seiner kleinen tochter auf dem tank und mit einer langen harke unter der achsel nach hause fahren will. natürlich hält er an und fragt besorgt, ob ich probleme mit dem motor habe.

er ist der erste, dem ich von meiner gelungenen probefahrt erzähle. ihm ist das luftprinzip auch nicht klar, so bemühe ich die tetrapackung, und das leuchtet ihm ein.

ich fahre wieder zurück. der motor schnurrt leise vor sich hin. keine anstrengungsgeräusche wie auf den anden-pässen - ein gleichmäßiges arbeiten von kolben und zylinder.

ich komme wieder im vespen-hostel an. daumenhoch-geste gegenüber dem senor, der erleichtert grinst. er hat ja meine ankunft mit dem lkw erlebt und auch meine verzweifelten versuche, die vepse mit einer anderen düse wieder startklar zu machen.

auf dem heimweg komme ich ins grübeln. mir fällt ein, dass der erste mecanico aus pisaq, mit dem ich mich am ende etwas überworfen habe, noch in der minute meiner ankunft in den entlüftungsschlauch gepustet hat. da war noch kein loch, denn er schüttelte mit dem kopf. was war da die ursache? er meinte, die zündkerze wäre der grund.
war sie das wirklich? oder hatte er ohne absicht seinen zeigefinger und daumen auf der schlauchöffnung...? und hat er dabei seine hand auf das tanköffnung gelegt? wohl nicht.

wann und wie hat sich die öffnung in den schlauch gebohrt?

keiner der mecanicos - auch vor pisaq - hat auch nur einen augenmerk auf den entlüftungsschlauch gegeben. auch hier in puerto maldonado nicht...

morgen soll es auf größere fahrt gehen.

12.12.

er währt nur von kurzer dauer - der durchbruch.

genau 58 km richtung brasilianische grenze. dann die mir wohlbekannten symptome.
meine nerven sind ohnehin bei diesen testfahren zum zerreissen gespannt. eine windboe, die an der geschwindigkeit zerrt oder eine unebenheit auf der straße, die den fahrfluss stört. war das ein ruckeln? geht das schon wieder los?
aber alles ist gut.
sie fährt wie in alten zeiten, beschleunigt und bringt gute leistung, auch wenn ich nicht vollgas fahre.
ich träume schon von einer eiskalten cola bei meiner rückkehr, wenn ich station bei dem biergarten am fluss mache.
ich erfreue mich an dem wetter, an der landschaft, die mich an ostfriesland erinnert, an dem sehr mäßigen verkehr und der sehr guten straße. ab und zu bananenstauden und melonenplantagen - das hat dann mit ostfriesland nicht mehr so viel zu tun.
auch die immer zahlreicher werdenden buckel machen der vepse nichts aus. runter vom gas und gute beschleunigung. ich suche schon nach einem schattenplatz für eine kleine erfrischungspause, möchte aber gerne noch die nächste ortschaft erreichen.

tja - und dann hat mich die andere realität wieder.
ich erinnere mich an ocongate, als sie problemlos den 4 tausender pass geschafft hat. das waren auch um die 60 kilometer, aber mit einer ganz anderen belastung, als jetzt hier im flachen amazonasbecken.
sie ruckelt jetzt und geht aus. doch schon nach wenigen sekunden kann ich sie wieder starten - schon bei dem ersten mal zünden ist sie wieder da.

ich fahre noch mit der regulären benzinpumpe.
die vepse springt wieder an. ich wechsele die richtung zurück nach puerto maldonado. sie fährt vielleicht 5 minuten. zügig, schnell im anzug, als ob alles ok wäre. dann wieder ruckeln. ich spiele mit dem gas, nehme es weg, gebe ein wenig dazu, sie erholt sich, fährt wieder eine kurze zeit, ein buckel kommt, ich muss vom gas, und sie geht aus.

das rätselraten beginnt.

ich schaue nach dem entlüftungsschlauch, den ich gestern abend eher oberflächlich im motorraum untergebracht habe. jetzt bekommt er eine sonderbehandlung, damit er nicht gequetscht wird und nun leichter luft bekommt. sie springt wieder an - sie fährt, ruckelt, fängt sich wieder, ruckelt, fängt sich wieder, ich gebe mehr gas, das sie ohne widerspruch nimmt, dann wieder das ruckeln und der motor ist wieder aus.
ich nehme den benzinschlauch vom vergaser, stelle die zündung an, die benzinpumpe fängt an zu arbeiten, aber nicht überzeugende spritmengen kommen aus dem schlauch. eher ein rinnsal. da müsste mehr kommen...

noch bin ich einigermaßen soverän. ich habe ja noch den ersatztank in der hinterhand. und im stillen hoffe ich, dass die pumpe die ursache ist. ich wechsele die anschlüsse, gebe mehr benzin in den reservetank, achte darauf, dass das lüftungsloch nicht von der jacke verdeckt wird und fahre weiter. anfänglich ist alles gut.

doch dann beginnt alles wieder von vorne. vielleicht liegt es auch mit dem ersatztank an der luftzufuhr? ich stecke einen schlauch in seine öffnung und lege ihn so, dass seine öffnung genug fahrtzwind einatmen kann. sie springt wieder an, und ich fahre weiter. alles gut. beschleunigung, leistung, alles. doch nach einer knappen minute, wieder das ruckeln und aus. nun bekommt sie wirklich genug benzin in den vergaser, aber die gute versorgung ändert nichts an den symptomen.

ich befasse mich mit dem gedanken, mich von einem mototaxi, motorrad oder auto abschleppen zu lassen. ich halte ein dreirädriges mototaxi mit großer ladefläche an und erkläre meine situation. es fährt aber nicht nach puerto maldonado.
der fahrer, der mit seinem kleinen sohn unterwegs ist, will helfen, kennt sich aber nicht richtig aus. ich möchte den deckel vom vergaser abnehmen und mir die schwimmerkammer ansehen. ist der sprit dort angekommen? funktioniert der schwimmer nicht richtig, öffnet das schwimmerventil nicht vollständig? aber soweit komme ich nicht, weil die mecanicos eine schraube des vergaserdeckels so fest zugedreht haben, dass ich sie nicht mehr öffnen kann. die anderen drei schrauben sind dagegen kein problem.
ich lasse es dabei, nutze die kraft der vepse und fahre mit ihr ins nächste dorf.

zwei straßen weiter steht ein pkw-kombi, der auch taxidienste anbietet. ich bekomme als antwort ein claro. der junge fahrer öffnet die heckklappe und stellt sich vor, dass wir die vepse waagrecht in sein auto legen. ich verweigere diesen vorschlag sehr energisch und lasse mich auch auf keine diskussionen ein. ja - er habe ein seil, ja - er könne mich auch abschleppen.

50 km liegen vor uns. das seil hat eine länge von 2 metern, etwas geringer ist nun der abstand zu meinem "vordermann".
daumen hoch: schneller, daumen seitwärts: ok, daumen unten: langsamer fahren. es ist kaum verkehr, die abschüssigen strecken sind kritisch, weil das seil seine spannung verliert. und wenn ich nicht durch vorsichtiges bremsen dafür sorge, dass es die spannung hält, kann es sein, dass mein vorderrad in kontakt damit kommt und eine andere kraft die regie übernimmt. der fahrer hat mit mir durch seinen seitenspiegel blickkontakt und reagiert auf meine handzeichen.
die verständigung klappt gut.

einfach ein tolles wetter. spätnachmittagsstimmung, kräftige farben von der landschaft her, keine mücken, und das klima auf der vepse ist sowieso sehr angenehm.

wir kommen gut in puerto maldonado an. am liebsten würde mich der fahrer gleich am ortsanfang von der leine nehmen, aber das lasse ich nicht zu. er befürchtet probleme mit der polizei. ich winke ab. so bringt er mich dann zum honda servicio.
dort treffe ich gleich auf den maestro edwin, dem ich die symptome schildere. systemo electrcio, der nicht ausreichende druck der pumpe, um den schwimmer in aktion zu bringen und das ventil zu öffnen, der externe tank könne das sowieso nicht - wenn überhaupt nur die originalpumpe...
was er im detail mit systemo electrico meint, bleibt mir verschlossen. ich frage ihn nur, ob er das entsprechende teil auch von einem anderen roller einbauen könne? a ver...
ich bitte ihn, dass nur er selbst die arbeiten an der vepse vornehme.
ich würde auch den meisterlohn bezahlen. ich hätte nämlich festgestellt, dass unsauber gearbeitet worden sei. seine gesellen sollten nicht an die vepse gelassen werden.
er nickt ergeben... war er es vielleicht sogar selbst? jetzt habe ich ihn vielleicht bei seinem stolz gepackt...

die vepse bleibt in der werkstatt, der maestro ist mit einem anderen roller zu einer probefahrt weggefahren - morgen komme ich wieder und schaue ihm über die schulter. aber mit vorsicht, denn mit ihm will ich mich eigentlich nicht überwerfen...

und vielleicht ist ja schon post aus deutschland da???

eine große portion salat, fleischspieße und zur belohnung ein bier.
eine laue abendluft, aber keine brise wind und nur wenig mücken, die geräuschkulisse dieser stadt ist nur noch im hintergrund zu vernehmen.
ja - es gibt dann schon momente auf der reise, wo ich mir gerne gute freunde hierher beamen würde...

ein teddy liegt achtlos weggeworfen oder im spiel vergessen nur wenige meter von meinem tisch. ein mädel im teddy-alter guckt mich neugierig an, und ich nutze die gelegenheit, es auf den armen teddy aufmerksam zu machen. sie schaut ihn kurz an, wird dann aber abgelenkt und geht weiter. kurze zeit später kommt ihre jüngere schwester des weges. sie wollte von mir vor ein paar tagen wissen, wie die buchstaben auf der bierwerbung heissen.
ich erzähle ihr von dem teddy, den sie erst nicht sieht. dass er hier ganz alleine und vergessen sein dasein friste, keine freundin, kein freund, keine mama und keinen papa habe, der sich um ihn kümmere.
das zieht. sie hebt ihn auf und stolziert mit ihm davon.

zwei dinge haben heute einen neuen besitzer gefunden:
mein schlafsack in einem gummisack und ein kanister mit kühlwasserflüssigkeit.
beides habe ich auf der fahrt verloren und es erst bei der zweiten panne bemerkt.

13.12.

selbst die tropenhitze gewohnten einheimischen stöhnen bei diesen feuchtwarmen temperaturen.

nur die banken und versicherungen verfügen über aircondition, die so eingestellt ist, als ob unsere heimische tiefkühltruhe betreten werden könne.
die übrigen einzelhändler müssen tapfer sein. zwar gibt es luft- und standpropeller, die - aus welchen gründen auch immer - nicht fortwährend eingeschaltet sind.
die abgase der motorräder sorgen auch dafür, dass die läden schnell wieder verlassen werden.
wer es sich leisten kann und dessen geschäftsmodell es erlaubt, der sitzt auf einem plastikstuhl draussen im schatten und ist mehr oder weniger nur mit seinem handy oder smartphone befasst.
selbst abends kühlt es nicht ab. es erinnert mich an manaus, als es morgens um 04:00 uhr endlich angenehm wurde. für die arbeitende bevölkerung ein nur an den wochenenden erreichbarer luxus.

bevor ich mich zur werkstatt begebe schaue ich noch schnell bei der post vorbei.
die für mich schockierende nachricht heißt: vorgestern sei die sendung in lima angekommen!!! das kann doch einfach nicht sein. es müsse aber jetzt in den nächsten tagen hier sein. es hilft nichts - ich finde mich damit ab.

edwin ist noch in der mittagspause, der youngster vom empfang meint, es hätte etwas mit der zündspule zu tun. in einer halben stunde sei der maestro wieder zurück.

gut - also bewegen wir uns auf einen neuen operationsherd zu. das thema vergaser und benzinzufuhr ist scheinbar ausgereizt.

ich schöpfe etwas hoffnung, doch irgendwie fällt es mir schwer, den aussagen - von wem sie auch kommen - noch vertrauen zu schenken.

ich komme eine halbe stunde später wieder. ich treffe auf den maestro, der im begriff ist, an der vepse zu arbeiten. ich frage ihn nach resultaten. er zuckt die schultern und verweist auf die viele arbeit des vormittages. ich frage nach der zündspule - ja, das sei eine möglichkeit, die es zu prüfen gelte. bei meinem ersten werkstattbesuch hat er mir versichert, dass das elektrische system in ordnung sei... er misst die zündspule und die cdi - scheinbar in ordnung.
ich verliere langsam die geduld, bleibe ruhig und sage ihm, ich würde hier bleiben und den luftfilter ausbauen und reinigen. damit habe ich eine beschäftigung, und ob er will oder nicht - er muss sich jetzt mit der vepse befassen.
ich schaue ihm als hiwi über die schulter - es müssen immer dinge gehalten oder entgegen genommen werden...

ich mache es kurz: nachdem sich edwin langsam zur lichtmaschine vorgearbeitet hat stößt er auf ein teil, dessen namen ich nicht verstanden habe, das defekt sei und wofür er einen ersatz besorgen müsse.
nach einer halben stunde ist er wieder da - mit leeren händen. keine viel versprechende plastiktüte.
er habe einen electromecanico gefunden, der versuchen wolle, dieses teil wieder in ordnung zu bringen.

morgen, media dia, solle ich wieder kommen.

der luftfilter ist übrigens sauber und trocken.
von wilfried weiss ich, dass, wenn der ölstand zu hoch ist, sich eine art ölnebel im luftfilter niederschlägt und den ihn zusetzt. die folge: es gibt keinen luftstrom, die bekannten probleme setzen ein.
ich prüfe den ölstand - der pegel ist zu hoch. in der regel wird nur der einfüllldeckel mit dem meßstab aufgesetzt und dann gemessen. bei der vepse ist es aber so, dass der deckel vollständig eingeschraubt werden muss. erst dann darf die messung vorgenommen werden.

ich bin überrascht, dass der filter trocken und sauber ist. hat der maestro doch heute morgen an der vepse gearbeitet?
er ist so schlecht zu verstehen. das getöse von der straße und in der werkstatt und seine zähne, die sich beim sprechen nicht richtig öffnen wollen, erschweren die verständigung um ein vielfaches.

wenn die vepse fertig ist muss etwas öl abgelassen werden.

es bleibt weiter spannend.

14.12.

vielleicht liegt es an der hitze oder vielleicht habe ich mich schon soweit mit der südamerikanischen mentalität angefreundet und assimiliert, dass ich genügsam werde.

weitere 18 bis 20 stunden spannung.

das elektrische bauteil heisst impulsspule und konnte von dem electronico nicht repariert werden.
diese nachricht erfahre ich heute mittag. das könnte für mich bedeuten, dass ich mich per pickup nach brasilien bringen lassen und vielleicht ein weiteres ersatzteil nach assis brasil schicken lassen muss - oder es gibt diese impulsspule auch hier in puerto maldonado, weil die ja nicht nur an der vepse verbaut werden.

edwin ist zuversichtlich, als ich ihn frage, ob er dieses teil hier bekomme. ich solle gegen 17:00 uhr wiederkommen.

ich hole mein obstfrühstück nach, überlege noch kurz, auch heute der post meinen besuch abzustatten, lasse es aber, weil jeder meter, der nicht unbedingt sein muss, literweise flüssigkeit absondert.

so ziehe ich mein warmes, aber mit wind versehenes und von den straßengeräuschen so gut wie verschontes hotelzimmer vor und mache eine ausgiebige nachfrühstücks-siesta.

um 17:00 uhr bin ich wieder bei edwin. das teil sei noch nicht da.

ich überbrücke die zeit mit einem eisgekühlten mangosaft und chatte mit meinen beiden mietern, die zusammen schon die zweite flasche rotwein angebrochen haben. der schnee ist weg, für die jahreszeit zu warm.

um 18:00 uhr liegt die impulsspule auf der werkbank, doch die bohrungen stimmen nicht mit denen er lichtmaschine überein. bleibt nur, das verbindungsteil per schweissnaht zu verlängern und die bohrungen an die richtige stelle zu setzen.

morgen - media dia solle ich wieder kommen.

heute abend beim abendessen begegnet mir wieder frau katze, deren auffordernde blicke mir sagen, sie wolle auf den schoß und richtig begrüßt werden.

später kommt eine kleine weisse pudelart des weges.
in ausgehuniform. mit abgeschnittenen jeans und einem kartierten hemd mit gebügeltem kragen.

vor den anderen hunden hat frau katze keine angst, läuft ihnen hinterher, bringt sie zum schlingern, weil sie sich in den vier beinen verfängt, hat aber vor dem ausgehhund großen respekt und springt knurrend auf meine knie.

15.12.

das ersatzteil, das sich impulsgeber nennt und impulse von der lichtmaschine bekommt, hat einfluss auf fehlzündungen und auf eine schwarze zündkerze, die zudem auch noch ziemlich nass ist.

edwin hat das teil, das er gestern besorgt hat eingebaut - es ist eher schlimmer geworden als besser.
da es sich nicht um ein ersatzteil von piaggio handelt, sitzt es nicht so, dass der impulsgeber seine optimale wirkung erzielen kann. es kommt in den höheren umdrehungen zu fehlzündungen. etwas später säuft der motor ab.

es ist also - nüchtern betrachtet - eine verschlimmerung eingetreten. edwin - so habe ich den eindruck - sucht immer noch die ursache und ist auf versuch/irrtum angewiesen. heute bin ich ihm von 15:00 bis 19:00 uhr nicht von der seite gewichen. in der zwischenzeit hat er einen anderen impulsgeber besorgt, der an den fehlzündungen nichts geändert hat.

morgen um 10:00 uhr gehts weiter. die werkstatt ist gut organisiert. die anderen mecanicos arbeiten schnell und routiniert. heute waren nur inspektionen, die keine detektivarbeiten erforderlich machten. trotzdem wird edwin nervös, weil wir jetzt schon einige tage an dem thema dran sind. auch gegenüber seinem chef und seinen kollegen und mitarbeitern muss er sich so langsam erklären.

während bei den anderen schon fünf oder sechs erledigungszettel hängen, beschäftigt er sich immer noch mit einem. und das schon seit tagen. das würde mich auf nervös machen.
wir müssen aber zu einem ergebnis kommen.
wir müssen die ursache finden!

wenn ich die sicherheit hätte, dass wir wirklich die ursache gefunden haben, würde ich diesen impulsgeber bestellen und nach brasilien schicken lassen. dhl sagt, ein brief sei innerhalb einer woche da. aber wo? an der grenze? sprich am flughafen in rio oder sao paulo?

meine recherche beschränkt sich derzeit darauf, herauszufinden, wie dieses elektrische bauteil heisst. leider gibt es noch keine bildersuche im netz, dann wäre ich jetzt schlauer. ich habe das bild wilfried und dem händler in köln geschickt und bin auf die antwort gespannt.

morgen geht es weiter...

16.12.

der blinde und der einäugige?

das wort "supergau" schwirrt seit zwei stunden in meinem kopf herum. anfang der woche machten sich die fehlzündungen erst nach 60 km bemerkbar. jetzt - nach 3 tagen werkstatt - treten sie in etwas höheren umdrehungen sofort auf. der motor geht aus.
eine echte verschlechterung1

edwin, der maestro, baut auf meine bitte hin den alten impulsgeber - im fachjargon pickup - wieder ein.
wir verabreden für morgen eine probefahrt. er nimmt sein messgerät mit, und wenn nach 60 km die vepse in die knie geht, dann erhofft er sich, mit der messung, die ursache des problems zu finden.

aber soweit kommen wir nicht.
um 18:00 uhr bin ich wieder in der werkstatt, um die vepse abzuholen. es ist wieder fast alles zusammengebaut, die symptome sind noch da. warum - frage ich mich - baut er alles zusammen, wenn er die reaktion des alten pickups auch vorher schon hätte testen können??

mittlerweile hat er sich mental von der zündung als ursache verabschiedet und sieht wieder den vergaser als den übeltäter an.

auf sein geheiss baue ich den vergtaser dreimal aus und dreimal wieder ein. ich öffne jedesmal die schwimmerkammer, und er versucht mit einer art nagelfeile den schwimmer zu verändern. das hat keine wirkung.
in den unteren umdrehungen ok, in den oberen fehlzündungen, es kommt kein sprit mehr nach, sie geht aus, aber sofort danach startet sie wieder einwandfrei.

die testfahrt morgen fällt aus.

montag, um 10:00 uhr wollen wir weitermachen...

auf dem rückweg von der werkstatt zum hotel kommt mir ein gedanke, den ich als schnapsidee abtue und verdrängen will.
aber er setzt sich fest und will gehör.

also gut:

ich werde wilfried heute abend eine sprachnachricht schicken und ihn fragen, ob er sich anfang januar - nachdem der silvesterzauber in rio vorbei ist, in den flieger setzen will, um hierher zu kommen. den koffer voller ersatzteile, die er gleich am montag bestellen könnte. wir würden für ein paar stunden die hebebühne bei edwin mieten und die vepse wieder flott machen.
gabi, die ein händchen für das finden günstiger flüge hat, habe ich einen hilferuf geschickt und sie gebeten, mir flugdaten und - kosten zu mailen.

wilfried ist um halb drei morgens noch wach, hat aber noch keine meinung zu dieser "idee".

wenn ich glück habe, kommt nächste woche das paket. darin ist auch ein elektisches bauteil. und mit ganz viel glück ist nach seinem einbau das problem behoben.

morgen werde ich mal zur polizei gehen und fragen, wie ich eine verlängerung meines aufenthaltsrechtes erwirken kann. schließlich herrscht höhere gewalt vor. dafür muss es eine reglung geben. denn wenn der tourist nicht reisefähig ist, muss er ja auch aus medizinischen gründen im land bleiben. wenn das begleitende transportmittel nicht fahrtüchtig ist, muss doch auch eine ähnliche regelung greifen.

wenn es nur eine regelung für den touristen gibt, steht als nächstes ein arztbesuch an.
der 2. januar ist nicht mehr weit.

die hoffnung stirbt zuletzt?

17.12.

35°.

an rausgehen ist nicht zu denken.

von vielen seiten kommen tips. es gibt zwei meinungen. entweder ist es der vergaser oder es ist die zündung.

vielleicht gelingt es, über den peruanischen, den brasilianischen, den bolivianischen oder kolumbianischen club in bremen jemanden zu finden, der über die feiertage nach hause fliegt. der könnte die teile mitnehmen und ich würde sie an dem entsprechenden flughafen übernehmen, sofern für mich eine einreise nach peru möglich ist. sonst bleibt nur der pick up, der mich auf die andere seite der grenze bringt. heute ist sonntag und somit die dienststelle der polizei unbesetzt.

wilfried checkt morgen bei seinem lieferanten, ob er die teile auf lager hat. dann wären sie dienstag da.

noch sind die flüge hierher sehr teuer und erfordern 28 stunden.

nach den feiertagen müssten die preise fallen...

kurz vor schluss des tages kommt noch eine mail von nora. eine mail in whatsapp-zeiten lässt schlimmes vermuten. auf meinem weg, 4km von meinem zimmer, bin ich auf einem dunklen teilstück von zwei jungs überfallen worden. celular, celular. ich habe es ihnen gegeben, um schlimmeres zu vermeiden. ich habe glück gehabt. ein pizzabote auf seinem motorrad hat mich mitgenommen. in der zukunft werde ich vorsichtiger sein...

18.12.

heute ist ein bewölkter tag.

der flüssigkeitsverlust hält sich in grenzen. die 30° marke wird nicht überschritten.

das lässt wieder platz für aktivitäten und neue ideen.

gleich nach dem aufwachen schnappe ich mir meinen laptop und frage den brasilianischen kulturverein und den argentinischen tangoverein in bremen, ob es mitglieder gäbe, die in den nächsten tagen in ihre heimatländer reisen würden.

gabi ist aktiv geworden. in ihrer schule fragt sie, was die kids am wochenende gemacht haben. eines der kinder antwortet, es hätte mit seinen eltern brasilianische kekse gebacken. gabi schaltet sofort: ob sie denn nachher von ihrer mutter abgeholt würde?
in dem späteren gespräch mit der mutter stellt sich zwar heraus, dass besuch aus belem erwartet, er aber erst nach mehreren wochen wieder zurückfliegen würde.

der sohn eines befreundeten ärzteehepaares, der schon längere zeit in brasilien gelebt hat, ist eine weitere chance. gabi gibt mir seine adresse - der whatsappkontakt ist sofort da.
ja - am 27. flöge er nach lima und dann weiter in den nordosten perus zu einem zweimonatigen dschungekworkshop. seine cousine aus köln käme auch mit.
ja - er könne die ersatzteile mitnehmen. wir könnten uns am 28. auf dem flughafen in lima treffen. es müsse nur noch ein ärztliches ergebnis abgewartet werden. morgen würde ich erfahren, ob auch seine cousine die teile mitnehmen würde.

ich könnte von hieraus einen flieger nach lima nehmen, am selben tag zurückfliegen und hätte so die chance, dass am freitag, dem 29. die teile eingebaut würden.

nach dem jetzigen stand, muss ich am 30.12. peru verlassen haben. ich habe mit 90 tagen, also drei monaten gerechnet, aber ich muss davon ausgehen, dass die zollbeamten genauer rechnen.
ein sehr knappes timing...

ludwig, ein alter wg-freund von mir, ist mit dem in bremen lebenden peruaner lorenzo befreundet. vielleicht findet sich hier jemand aus lorenzos umfeld, der über die feiertage nach lima fliegt.

wilfried, mein werkstattchef würde sich auf den weg nach peru machen. vorher muss ein vorläufiger reisepass beantragt und eine ärtzliche diagnose abgewartet werden.

ein teil der ersatzteile ist schon bestellt und wird wohl morgen oder übermorgen bei ihm eintreffen. diese ersatzteile betreffen einen vollständig neuen vergaser, eine neue zündspule, einen neuen kerzenstecker, ein neues steuergerät und die ankerplatte für die lichtmaschine. die cdi ist noch in lima. soll ich sie ein zweites mal bestellen?
ich will für alles gewappnet sein.

ob, bzw unter welchen voraussetzungen ich mein visum verlängern kann, wird sich morgen früh entscheiden.

der besuch bei der post hätte mich fast zum HB-männchen werden lassen. das paket sei immer noch in lima!!! ob druck machen hilft? ich versuche es und sage, ich müsse in einer woche das land verlassen haben. die postlerin verspricht mir, in lima anzurufen. ich solle gegen 14:00 uhr wiederkommen.

14:00 uhr: donnerstag sei es da, verspricht sie mir. ich frage noch, ob sie den donnerstag dieser woche meine? ja - dieser woche.

hat edwin - mein maestro in der werkstatt - den sensor richtig gesetzt? wilfried sagte mir am wochenende, dass der abstand nicht zu groß und zu klein sein dürfe.

für 10:00 uhr bin ich in der werkstatt angemeldet. ich komme erst zwei stunden später, weil mir die antwort auf die frage, wie und wann die teile hierherkommen, wichtiger ist.
ich sehe edwin in seinem büro, störe ihn nicht, sondern mache mich gleich ans werk. auspuff runter, wasserpumpe runter und den poldeckel der lichtmaschine freilegen.
der sensor ist auf den ersten blick richtig montiert.
in der zwischenzeit kommt edwin und fragt, warum ich wieder alles abgebaut habe. er besorgt ein dünnes metallblatt, das von seinem maß her in den raum zwischen sensor und erhebung auf dem polrad passen muss. es passt nicht. vielleicht ein grund für die fehlzündungen am samstag?

es ist mittagspause. wir verabreden uns für 16:00 uhr.

16:00 uhr: mittlerweile passt die metallscheibe dazwischen, die fehlzündungen sind immer noch da.

morgen um 10:00 uhr ein erneuter test. dann wolle er versuchen, den sensor genauer zu positionieren.

morgen erfahre ich, ob die teile von köln aus mitgenommen werden können, bzw müssen,
ab wann der vorläufige reisepass für wilfried verfügbar ist und vielleicht schon seine ärztliche diagnose,
ob die falsche positonierung des sensors für die fehlzündungen verantwortlich ist,
ob mir der argentinische und/oder brasilianische kulturverein in bremen helfen und
ob ich mein visum ein zweites mal verlängern kann...

19.12.

eine positive bilanz dieses tages:

heute morgen ist post von ludwig, meinem wg-freund aus bremen da. der freund seines bankers flöge am 30.12. nach lima! lorenzo würde sich noch umhören.

sie gehören zum inventar und sind bestandteil des hotellogos.
sie können ein - und ausfliegen wie sie wollen.
morgens werden sie in der regel sehr ungeduldig und rufen im chor: sennor, sennor!!! und wollen ihr frühstück.
zur siesta-zeit stimmen sie einen perfekt aufeinander abgestimmten chor an.

die verlängerung des touristenvisums  auf den 30. januar ist erfolgt.

um halb neun bin ich da.
ein sehr freundlicher peruaner sitzt am empfang, hört mir interessiert zu und begleitet mich zu seinem kollegen. ihm erzähle ich meine story, die er ohne viele fragen akzeptiert und gleich zur sache kommt. ich muss eine gebühr von 18,50 soles bezahlen und dafür zur banco nacional fahren. dort gibt es eine lange schlange, die entweder geld abheben, überweisungen tätigen oder geld einzahlen möchte. sonnenbrillen und baseball-kappen sind untersagt. ein securitymann weisst mich freundlich darauf hin: hey misterrrr...
nach einer halben stunde sitze ich wieder im mototaxi, das mich mit 30 km/h zurückholpert. der rest geht schnell. es sind einige formulare auszufüllen, und dann gibt es den ersehnten stempel in meinen reisepass.

für die vepse muss ich jetzt nicht aktiv werden. die zollformalitäten würden an der grenze direkt erledigt.

da ich ohne frühstück den tag begonnen habe, muss der 10:00 uhr termin in der werkstatt noch warten...
ein mototaxi bringt mich für 3 soles, das sind 77 eurocent zurück zur plaza, wo ich in meinem stammrestaurant den obligatorischen obstsalat und dieses mal noch 3 spiegeleier bestelle.

in der zwischenzeit ist post von conrad, dem perufahrer eingetroffen. seine cousine in köln würde die ersatzteile mitnehmen. das  ist eine weitere gute nachricht dieses tages. jetzt muss nur noch der transfer nach köln organisiert werden. vielleicht wird gabi diesen part übernehmen.

von wilfried höre ich, dass einige teile schon angekommen sind. bei den anderen wird es spannend, weil diese mit der post ausgeliefert werden.

zwei stunden später befinde ich mich in der werkstatt, entschuldige mich für die verspätung und schlage vor, dass ich morgen um 10:00 uhr da sein werde.
ich möchte das getriebeöl wechseln, etwas öl ablassen und die wasserpumpe wieder anbauen. den vergaser und die zündung lasse ich in ruhe.

es zieht weiter

die temperaturen sind wieder sehr drückend. so bleibt  nur die flucht in mein hotelzimmer mit windpropeller und eingermaßen abgeschottet von der geräuschkulisse.

jetzt beginnt das finetuning. wenn mir die post für die anderen von wilfried bestellten ersatzteile einen strich durch die rechnung macht und bis einschließlich kommenden samstag nicht liefert, muss die zweite option bemüht werden. dann würde es reichen, wenn bis spätestens 28., allerspätestens am 29. die restlichen teile bei wilfried in der werkstatt sind.
am 30. geht der flieger nach lima, so dass sie nötigenfalls am bremer flughafen übergeben werden müssen. besser wäre es natürlich, wenn der überbringer sie einen tag vorher schon hätte.

und es bleibt bis donnerstag die antwort auf die spannende frage offen, ob das paket von deutschland  den weg hierher gefunden hat.
den gedanken, eine ersatzbenzinpumpe und eine ersatz-cdi zu bestellen und mir am 31. noch mitbringen zu lassen habe ich verworfen. ich weiss amtlicherseits, dass das paket in lima ist oder war. sollte aus unerfindlichen gründen, das paket am donnerstag immer noch in lima sein, werde ich darum bitten, es dort zu belassen. dann hole ich es dort direkt ab.

es bleibt weiterhin spannend.

einige etappenziele sind dank vieler hilfsbereiter menschen erreicht.

20.12.

heute möchte ich um punkt 10:00 uhr in der werkstatt sein.

das hat auch den hintergrund, den ruf der alemanes zu korrigieren. zweimal war ich in den letzten tagen unpünktlich. das passt nicht zu unserem image.

die halle meines hotels. die beiden wahrzeichen sind ausgeflogen.

dafür bekomme ich gleich zweimal die rechnung.
den 10:00 uhr termin lässt edwin platzen wegen eines garantiefalles, der vorrang habe und den versprochenen 15:00 uhr termin auch, weil die baustelle "garantiefall" noch nicht abgeschlossen sei.

eine stunde später...?

so bin ich heute morgen schon um halb 8 auf den noch leeren straßen unterwegs. einsam und verlassen liegen sie da.
die ohrenbetäubenden lautsprecher-boxen, die sonst vor den geschäften stehen, sind noch hinter geschlossenen rolläden versteckt. das straßenbild ist ein völlig anderes. der ortsfremde und südamerika-unerfahrene besucher könnte denken, dass er sich in einem recht ärmlichen vorort befände. eine "zugenagelte" baracke neben der anderen. die straßen sind leer. es gibt keine parkenden autos, weil es hier ohnehin nur sehr wenig autos gibt, motorräder und mototaxen sind auch kaum unterwegs.

anderthalb stunden später hat sich das bild um 180° gedreht.
die gewohnte geräuschkulisse macht tönend auf sich aufmerksam, auf einmal befindet sich ein hell erleuchtetes geschäft neben dem anderen - von rolläden und zugenagelten baracken keine spur.
ich schaue auf weissgeflieste fußböden, blitzendglänzende vitrinen mit smarties und handies und in bestens sortierte drogerien mit in gestärkten weissen kitteln bekleideten drogeristinnen. große rollups stehen im blickwinkel der passanten, die die frage beantworten, wie der darm gesund gehalten oder wieder fit gemacht werden kann.
der provider claro, der nicht nur hier der platzhirsch ist, sondern in ganz südamerika kräftig marktanteile kassiert hat, ist an jeder zweiten ecke mit seinen in roten t-shirts bekleideten promotern verteten, und wieder und wieder die drogerien.
die herren- und damenausstatter werben mit festgarderobe für den herren und gewagter weihnachtsmode für superschlanke und langbeinige damen.

supermärkte gibt es hier nicht. es sind kleine tiendas, die von haferflocken bis zu nudeln und thunfisch alles anbieten. und es gibt wahre paradiesläden für den alhoholverwöhnten peruaner, die am späteren abend mit gittern und einer kleinen durchreiche gesichert sind.

mangos satt!

auf meinem weg zur werkstatt, den ich bestimmt schon 15 mal abgelaufen bin, finden sich läden, die möbel verkaufen, läden, die den halben fußweg mit hochkant in plastikfolie eingepackten matratzen belagern und mit verkäufern, die auf plastikstühlen davor sitzen und auf käufer warten. was sich hinter den läden verbirgt...? lieber nicht hinschauen. wenig später kommen dann die moto-werkstätten. die schwarzen ölflecken auf dem sandboden zeugen noch von dem gestrigen ölwechsel.

ich merke, dass ich wieder mehr auf meine umgebung achte, seit abzusehen ist, dass die vepse auf eignen zwei rädern den atlantik erreichen kann.

meine nachfrühstücks-siesta ist sehr ergiebig und erholsam.

ich habe post von clara aus köln mit details zur ihrer abreise und zu ihrer ankunft in lima. große erleichterung.

die zweite option, die teile über bremen nach lima zu schicken steht noch offen. ich vermute, dass ich morgen endgültiges wissen werde.

um 15:00 uhr bekomme ich von edwin meinen zweiten korb.

in der hoffnung, dass das paket vielleicht schon heute in der post angekommen ist, statte ich der netten postlerin einen besuch ab.
als sie mich sieht, schüttelt sie verneinend den kopf. der cargo-flieger aus cusco sei heute nicht gekommen...

so besuche ich das vepsenhostel, versichere mich, dass die beiden seitenkoffer an ihrem platz stehen und tausche mich mit den beiden senores aus.

"papst francisco - puerto maldonado erwartet dich"

ich erzähle ihnen von meiner verlängerung und dass ich vielleicht die chance hätte, den papst  zu sehen, der sich am 19. januar für ein paar stunden in puerto maldonado aufhält, um dann weiter nach lima zu reisen.
das wird bestimmt ein großes ereignis, das hier mit der südamerikanischen mentalität ganz anders gefeiert wird, als in polen oder deutschland.
die beiden "hoteliers" beweisen, dass sie über sich lachen können.
sie stellen sich vor, dass der papst hier in ihrem "anwesen" übernachten könnte.
ich ergänze, wenn sie der holzfassade einen neuen anstrich gäben, könnte das was werden...

von wilfried höre ich noch, dass bis auf das steuergerät und die dichtung für die wasserpumpe alles angekommen sei. der rest würde bestimmt morgen eintreffen.

21.12.

viel viel wasser kam heute  nacht vom himmel runter. ich empfinde es als die doppelte menge, weil es direkt vor meinem fenster auf die überdachung trommelt. die temperaturen heute morgen sind angenehm, sogar etwas windig, ein paar restliche tropfen verabschieden sich noch von der nacht.

geduld und gelassenheit! ob ich das schon gelernt habe oder ob ich dabei bin, fortschritte zu machen?

der friseurberuf ordnet sich in die sparte der kopfkünstler ein

edwin begrüßt mich und wenig später höre ich raus, dass wir uns erst heute nachmittag um 15:00 uhr treffen können. ein gutes hat die terminverschieberei: ich komme früh aus dem bett und kann - abgesehen von er frühstückssiesta -  schon am vormittag ein paar sachen erledigen.

die postlerin vertröstet mich unbürokratisch auf morgen. sie muss, wenn sie mich sieht, nicht in ihren rechner schauen, sondern weiss worum es geht. sie ist allein und erstickt in den paket- und briefsäcken. klimaanlage hat die post nicht, und die wenigen propeller schaffen auch nur eine leichte brise. heute nachmittag solle ich wieder hereinschauen...

heute  komme ich um eine siesta nach dem frühstück herum. ich aktualisiere meinen südamerika-verteiler und verschicke einen rundbrief.

auch bei der stadtverwaltung weihnachtet es. ein weihnachtlich rotes band für die absperrung hätte es auch getan...

danach - bevor ich mich auf den weg zur werkstatt mache -  buche ich noch zwei tage im dschungel. am 24. um halb neun gehts los und am 25. werde ich gegen nachmittag wieder hier sein. bisher bin ich der erste in der gruppe - ich bin gespannt, wie viele sich noch dazugesellen. viel werden es wohl nicht sein. mal sehen wie der weihnachtsabend gestaltet wird...

15:00 uhr: edwin - der werkstatt-maestro - hat zeit. wir lassen vergaser vergaser und zündung zündung sein. stattdessen hat edwin ein loch im abgasrohr entdeckt. er kennt einen schlosser, der es entweder bis morgen schweisst oder einen ersatz herstellt.

ich räume mein werkzeug auf, drehe die werkseitig geforderte zündkerze wieder rein, reinige die anderen mit einer drahtbürste, schaue nach dem ölstand und komme mit dem getriebeölwechsel nicht weiter. die ablassschraube ist auf anhieb nicht zu finden.

mein zweiter besuch bei der postlerin lässt dann doch schon ein wenig geduld von meiner seite aus vermissen. eine kundin vor mir nimmt sie schon bestimmt eine halbe stunde in beschlag. mir ruft die postlerin zwischen zwei telefonaten zu: no llegada!  nicht angekommen!
ich spüre meine wut erst, als ich schon die post verlassen habe, drehe auf dem fuß um und warte, bis sie mit der kundin fertig ist. ja - es sei immer noch in lima. da platzt mir echt der kragen und sie kriegt meinen ärger ungefiltert ab. sie sagt nur, dass sie dafür doch nicht verantwortlich sei. ich entgegne, schon in etwas milderer tonart, dass sie meine einzige ansprechpartnerin sei. sie spricht von reklamieren, aber das heisst nur bürokratie und keinen zeitlichen gewinn. sie schaut dann doch noch einmal in ihren rechner und strahlt mich an. heute, um 11:00 uhr habe das paket die station verlassen. also morgen? ich klopfe auf den thresen zum zeichen meines dankes, strahle sie meinerseits an und lasse sie allein - alles gut.

zum abschluss des tages ein schön gekühltes bier und die immer noch sehr leckeren hühnerspieße.

nicht der mond, sondern wir auf der südlichen halbkugel stehen kopf

22.12.

für heute gibt es keinen termin in der werkstatt.

die nacht war wieder sehr heiss, der schlaf stellt sich erst heute morgen ein. trotzdem war zeit für einen traum, den ich gleich den "traumteilnehmern" als sprachnachricht auf die smarties schicke, bevor mich der schlaf wieder übermannt.

die stunden bis zum nachmittag verbringe ich in meiner "kühlen laube" und kümmere mich um das fine-tuning für den interkontinentalen transfer der ersatzteile.

von wilfried kommt die gute nachricht, dass die lieferung vollständig sei und auf seinem thresen bereitläge.

bisher habe ich immer noch keine nachricht von meiner zweiten option. um den transfer für köln aber realisieren zu können, muss ich wissen, was mit der übernahme in bremen wird.
es ist jetzt nach deutscher zeit 21:30 uhr, eine zeit also, die das anrufen gerade noch bei anderen leuten erlaubt.

ich bitte premek, meinen mieter, ludwig anzurufen. er erreicht ihn auf seinem handy. ja - seine mail an mich sei schon seit 3 stunden verschickt. morgen vormittag wolle er zu wilfried in die werkstatt, um sich zusammen mit nils, dem lima-flieger die teile anzuschauen und zu entscheiden, ob er sie mitnehmen könne.

immer wieder faszinierend mit welch einfachen mitteln auf dem bau gearbeitet wird. holzstämme anstelle von drehstützen aus eisen.

nun müssen die beiden optionen koordiniert und verhindert werden, dass beide gleichzeitig eintreten. ein kompliziertes geschäft, weil ich, was die bremen-option betrifft, nur mit konjunktiven arbeiten kann. gabi hat immer noch keine klarheit, ob sie nun nach köln fahren muss oder nicht. karin weiss nicht, ob sie die sachen zu rainald nach bremen bringen muss und rainald weiss nicht, wann er zu hause sein muss, um die teile entgegenzunehmen...

die mail von ludwig liegt schon seit stunden auf meinem server, der sie nicht an mein smartie weitergeleitet hat - dafür aber auf meinem netbook auf mich wartet.

bis meine mail mit allen erfordernissen, eventualitäten und konjunktiven, die solch einen transfer nach lima bedingen, endlich und ich hoffe klar ausgedrückt meinen rechner verlässt wird es 17:00 uhr. in der zwischenzeit kommt wieder eines der tropengewitter herunter, das eine verständigung unmöglich macht.

jetzt kommt der spannenste moment des tages:

ist es da ? ist es nicht da? welche ausrede werde ich jetzt zu hören bekommen? im dschungel abgestürzt und auf nimmerwiedersehen verschwunden? rettungshubschrauber seien schon im einsatz - der pilot des cargo-fliegers sei verschollen???

kaum aber, dass mich die postlerin aus dem augenwinkel wahrnimmt, kommt sie auf mich zu. mit stolzem glanz in ihren augen, teilt sie mir die freudige nachricht mit: lo llegada!
um dann aber wieder gleich amtlich zu werden, und die herausgabe meines passes zu verlangen. ich versuche es mit meinem führerschein - nein sie wolle den pass - eine kopie davon - und bis 18:00 uhr seien sie nur da. a las seis! ruft sie mir noch nach.
das kann ich verstehen. jede überminute in dieser, von der nachmittagssonne noch zusätzlich aufgeheizten poststelle ist wirklich eine zumutung.

meine rezeption hat keinen kopierer - nach der nächsten kreuzung wird mir versichert. auf der straße herrscht ausnahmezustand. die straße ist gesperrt. überall sehe ich schüler in schuluniformen und die lehrer in grauen anzügen, die lehrerinnen in kostümen mit sehr hochhackigen schuhen. in der ferne ist schon ein spielmannszug zu hören.
ein copyshop ist nicht in sicht, dafür die scotia bank. brav nehme ich meine baseballkappe ab, und es gelingt mir, mit erlaubnis des securitymannes, der in der eiskalten halle steht, die nächste bankangestellte anzusprechen.
wäre ich kein gringo, wäre ich gar nicht erst reingekommen. sie schaut irritiert nicht etwa von ihrem monitor, sondern von ihrem smartphone auf, benötigt ein zwei sekunden, bis sie in der gegenwart angekommen ist, nimmt ihre kopfhörer ab, zögert, ich sage schnell noch passaporte, das wirkt und sie macht die kopie.
wenig später bin ich wieder bei meiner postlerin. noch eine unterschrift, und mir wird das objekt der begierde endlich überreicht. ich mache strahle-augen, sie auch. wir freuen uns gemeinsam über den erfolg, felice navidad, und ich verlasse die post.

auch dafür müssen päpste herhalten: sie sorgen für das irdische ankurbeln der wirtschaft.
wenn ich seinen besuch erleben will, bezahle ich papst - oder franciscopreise. statt 40 sind es 80 soles. sie gelten drei nächte.
erst am zweiten tag nach seiner weiterfahrt sind es wieder die gewohnten 40 soles.

draussen nehme ich mir ein mototaxi, um gleich zur werkstatt zu fahren und für morgen, 15:00 uhr einen termin zu vereinbaren. edwin schaut mich überrascht an, aber als ich ihm meine trophäe zeige wird er neugierig. ja - 15:00 uhr morgen könne er einrichten. ja - das abgasrohr sei fertig, koste aber 50 soles. ich habe nur 100 oder 60, so nimmt er 60, der rest würde verrechnet.

heute abend ist hier eine große geburtstagsfeier. alles ist schön geschmückt, die jubilarin ist die senorin und die mutter des hoteleigentümers. sie sitzt den ganzen lieben langen tag vor ihrer tienda, schaut ins leere und erwidert selten mein freundliches hola. ihre tochter und ihr sohn sind in etwa vom selben kaliber und werden einen ähnlichen lebensabend verbringen, wenn sie nicht aufpassen...
sie sieht immer aus wie frisch vom friseur. sie kann kaum laufen. liegt es an ihrem übergewicht?
das leben spielt sich auf der straße ab. die krankengymnastin kommt und massiert ihre beine. der bürgersteig ist ohnehin durch sie zur hälfte blockiert und wenn ihre tochter ihr gesellschaft leistet, muss die straße herhalten undmototaxis und motorräder den fußgängern ausweichen. eine kosmetikern kommt später und massiert ihre wangenknochen und salbt ihre wangen.

mein smartphone bleibt heute nacht online, falls ludwig morgen um 08:00 uhr mez anruft und noch fragen hat.

23.12.

23:00 uhr: stromausfall!

balsam für die ohren. und das bestimmt für eine stunde. alles ist dunkel. alles ist ruhig.
nur die notbeleuchtung bescheint grell die festlich geschmückte halle des hotels.

stromausfall und trotzdem kommt es zu keinen kollisionen

die vollausgestattete liveband, die genau unter meinem fenster spielt und dort auch ihre megaboxen aufgestellt hat, verstummt.
vereinzelt sind stimmen zu hören, die darauf schließen lassen, dass nicht viele gäste gekommen sind.
setze ich den aufwand ins verhältnis ergibt sich eine traurige bilanz.
den stühlen, die mit weissen leinen überzogen sind, nach zu urteilen, hat die jubilarin bestimmt mit der vier bis fünffachen gästeschar gerechnet.
vor dem stromausfall habe ich schon einmal neugierig um die ecke geguckt und wurde sofort grüßend von einem der bandmitglieder bemerkt.
wie es der zufall wollte schaltete sich in dem moment  - per bewegungsmelder gesteuert -  auch das deckenlicht meiner "aussichtsplattform" ein,- ein entrinnen meinerseits war nur noch knapp möglich.

ich hoffe auf ein verhältnismäßig frühes ende der veranstaltung.

der strom ist wieder da, vorbei ist es mit der ruhe und das bis morgens um 04:00 uhr.
die band ist bis 04:00 uhr bezahlt. vertrag ist vertrag. sie früher nach hause zu schicken kommt nicht infrage.
der applaus nach den einzelnen stücken wirkt in anbetracht der wenigen händepaare sehr verhalten. die mikrophonstimme des bandleaders hallt durch den festsaal, so ausgesteuert, als ob sich 500 gäste eingefunden hätten.

an schlafen ist überhaupt nicht zu denken. ich schicke o-töne an einige whats-app kontakte und hoffe auf mitgefühl.
ab und zu wird noch ein happy birthday angestimmt - der refrain aus dem "publikum" ist sehr dünn.
als ich später noch einmal um die ecke schaue, bewegen sich einige tänzer auf der tanzfläche, die vielen runden und noch jungfräulichen tische, weihnachtlich geschmückt, sind spärlich oder gar nicht besetzt. auf den stuhlreihen entlang der wände sitzen wenige gäste, die leer und müde ins nichts starren und sich scheinbar nichts sehnlicher wünschen, als nach hause gehen zu dürfen.
das geht aber nicht, denn sofort würden sich die köpfe zu ihnen wenden und die gastgeber auf sie aufmerksam werden lassen. also ausharren.
der alkohol schafft es zumindest, dass gegen halb drei stimmen zu hören sind. meistens nur die der weiblichen gäste. entweder sind die männer stark in der unterzahl oder von ihrem tagwerk so geschafft, dass sie nur noch schweigend dabeisitzen können. von südamerikanischer fröhlichkeit ist nichts, aber auch gar nichts zu spüren.
fast schon so, als ob die beerdigung der jubilarin vorverlegt sei...

meine geduld ist am ende. ich brülle aus vollem hals das sch... - wort. keiner hört mich. ich mache das licht aus, stecke meine kopfhörer in die ohren, die ein wenig für dämmung sorgen, den schlaf aber nicht zulassen.

endlich ist ruhe. für vielleicht drei bis vier stunden. dann werden die läden langsam geöffnet. die boxen werden auf die straße gestellt, um mit tiefen bässen neue kundschaft anzulocken. ich beobache immer wieder, dass menschen davor stehen und sich sogar unterhalten können.
diese schaffen aber im vergleich zur vergangenen nacht nur ein leises säuseln und werden von mir nur schwach wahrgenommen.

wilfried hat mir in der zwischenzeit eine sprachnachricht geschickt. ludwig habe die ersatzteile heute morgen abgeholt.
der erste haken für den transfer kann gemacht werden.

die nacht lässt mich nicht los - entsprechend spät stehe ich auf und bitte ein wenig später - hoffentlich nett und freundlich - die beiden senoras in meinem restaurant darum, das tv-gerät leiser zu stellen.
sie kennen mich und wissen schon, dass ich einfach nur ohne geräuschkulisse meinen obstsalat essen möchte.
zu meinem schrecken stelle ich bei der zweiten portion fest, dass mein portemonnaie nicht an seinem platz ist. ist es mir unterwegs aus der hosentasche gefallen? das werde ich erst wissen, wenn ich im hotel bin. ich bitte die beiden senoras um einstündigen zahlungsaufschub, der von ihnen großzügig bewilligt wird.

in cusco habe ich gelernt, was es mit senora und senorita auf sich hat.
während in deutschland die anrede mit
fräulein ein unwort ist und einer provokation gleich kommt, verhält es sich hier in peru gerade umgekehrt.
die progressiven und im denken fortschrittlichen studentinnen, die an der rezeption des hostels sitzen, schauen mich mit blitzenden augen an, wenn ich sie mit senora anspreche.
ich bemerke die reaktion und frage, ob sie mit der anrede nicht einverstanden seien. ich bekomme ein überzeugendes
no!
sie empfänden das als eine beleidigung!
wann aber darf das unwort denn benutzt werden? darauf bekomme ich keine antwort? mache ich alles richtig, wenn ich bejahrte damen mit senorita anspreche? oder wenn ich für mich gedanklich eine altersgrenze bei 35 ansetzen würde?

es bleibt nur versuch/irrtum. wenn ich eine bestellung aufgebe und vermeintlich über 35ig jährige mit senora anspreche achte ich mittlerweile sehr genau auf die reaktion. wenn dann überhaupt eine kommt. in der regel gelingt dann der zweite versuch. die bedienung fühlt sich mit senorita angesprochen und kommt an meinen tisch.

auf einmal klingelt mein smartphone, das hier sehr selten vorkommt. ludwig ist dran. ich verstehe ihn aufgrund der schlechten verbindung und der lauten geräusche, die von der straße hereintönen nur mittelmäßig. er habe meine mail erhalten. er wisse noch nicht, ob die ersatzteile am 30. nach lima mitgenommen werden könnten, weil sich nils die teile erst anschauen wolle. er flöge ja erst am 30. und bis dahin sei ja noch genügend zeit.
ich widerspreche, denn de facto ist nur bis zum 25. abends zeit. denn am 26. würde gabi nach köln aufbrechen, um die teile der clara in köln zu übergeben.

ludwig ist nur über email erreichbar.

ich bitte ihn darum, ein foto von den ersatzteilen zu machen und mir die telefonnummer von nils zu schicken. in der stillen hoffnung, dass er whaltsapp-mitglied ist, könnte ich ihn schon im vorfeld kontakten, seine emailadresse erfragen und ihm ankündigen, dass ludwig ihm ein photo schicken würde.

nils meldet sich sofort. der direktkontakt zu ihm steht. ich schicke ludwig nils emailadresse, damit sich nils schnellstmöglich einen überblick über die teile verschaffen und zusagen oder absagen kann.

ein bis zwei stunden vergehen. keine nachricht von ludwig.

ich bin mittlerweile wieder in meinem zimmer. das portemonnaie ist da.

für 12:30 uhr gibt es einen telefontermin mit meiner familie, die sich um den festlich gedeckten advents-teetisch versammelt hat. 
die verbindung ist eingeschränkt gut, die vielen stimmen auf der anderen seite des atlantiks, die sich um den durchlass drängeln, sorgen für eine ausgeprägte kakofonie, so dass eine inhaltliche verständigung fast nicht möglich ist. schön wars trotzdem.
nora hatte vorher eine gute skypeverbindung und ist sehr zufrieden.

ich bitte nun karin, ludwig anzurufen. kurze zeit später erfahre ich von ihr, dass meine mail bei ludwig nicht angekommen sei und er demzufolge auch das foto nicht habe losschicken können. ich verschicke sie noch einmal und nach einer weiteren stunde habe ich die zusage von nils. große erleichterung.

bevor ich in die werkstatt gehe, habe ich nachricht von clara, die mir mitteilt, dass conrad doch fliegen könne.
eine zweite zusage für den transfer nach lima!

edwin, mein maestro, der gar nicht edwin heisst, sondern henrico - sein chef hieße edwin - hat heute nicht ganz so viel lust. er leidet unter der schlechten luft in der werkstatt.
er holt dann aber das ersehnte paket aus seinem büro, öffnet es und zeigt mir die cdi mit der bemerkung: es differente.
kaum habe ich den schock verdrängt, kommt er mit der tachowelle an: es differente.
ich schicke eine sprachnachricht an wilfried, weiss im grunde aber, dass aufgrund der feiertage keine chance mehr besteht, teile nach zu bestellen. ich bin der meinung, dass es einen unterschied zwischen steuergerät und der cdi gibt und dass beide teile eingebaut werden müssten.
die cdi  - ein wichtiges teil für die zündung - ist laut abbildung im internet für meine vepse ausgelegt. also suche ich im stichwortregister meines vespa - jetzt helfe ich mir selbst - buches nach der cdi, werde aber nur auf einen schaltplan hingewiesen, nach dem ich nur erahnen kann, wo die cdi sitzt.
henrico ist der meinung, dass das steuergerät und die cdi ein bauteil seien.
wir kommen so nicht weiter und ich schlage vor, dass wir jetzt die benzinpumpe und den anlasser einbauen. dazwischen wird er immer wieder ans telefon gerufen oder er macht eine probefahrt oder ein kunde lenkt ihn ab. oder er schaut ins leere...
geduld und noch einmal geduld.

die benzinpumpe passt, der anlasser passt.

er legt die unterseite des armaturen frei und stellt fest, dass sich die überwurfmutter, mit der die tachowelle den zugang zum tacho hat, im laufe der zeit gelöst hat. er schraubt sie fest, wir drehen das vorderrad, die tachonadel erwacht zu neuem leben.
eine halbwegs gute bilanz dieses werkstattnachmittages.

von wilfried habe ich noch keine nachricht zum steuergerät und zur cdi. das internet sagt mir, es handele sich nur um ein bauteil - es bleibt also noch ungewissheit.

ich verabschiede mich von henrico bis zum 31., schaue später auf mein smartphone und habe eine sprachnachricht von conrad.
um sie abhören zu können ist die verbindung hier einfach zu schlecht. die geräuschkulisse der straße überdeckt die bruchstücke, die übertragen werden.
ich entnehme aber, dass er tatsächlich fliegen wird, verstehe aber nicht, um welche uhrzeit sie am 28. weiter in den nordosten zu ihrem dschungel-workshop fliegen wollen.

mein nächstes ziel ist ein reisebüro, um dort den flug nach lima zu buchen. ich erhoffe mir dort eine ruhigere umgebung, um die nachricht vollständig abhören zu können. immer wieder versuche ich, herauszuhören, wann conrad und clara weiter wollen.
keine chance. gegenüber ist ein motorradkaufhaus, das gleich mehrere boxen auf der straße stehen hat. damit ist die verständigung zwischen dem reisebüromenschen und mir schon schwierig genug. aber ein abhören der nachricht einfach unmöglich.
ich breche das gespräch mit meinem reisebüro-chef ab. wir verabreden uns für denselben abend  halb neun.

ich brauche etwas zu essen und gehe wieder zu meinem stammrestaurant. da ist es ruhig, da werde ich endlich die ganze nachricht hören können. weitgefehlt!!! gegenüber der wohnstraße steht eine box, die es mir nicht erlaubt - auch nicht im restaurant - die nachricht zu verstehen.
ich stehe schon in den startlöchern, um es dem hb-männchen gleich zu tun. in meiner verzweiflung frage ich die senorita nach einer lärmgeschützten ecke, aber dann sehe ich schon die banos, entschuldige mich und verschanze mich hinter der verschlossenen tür. jetzt. jetzt endlich kann ich alles verstehen und auch die uhrzeit, wann die beiden am 28. wieder auf dem flughafen sein werden.

um halb neun bin ich wieder im reisebüro. erst nach mehrfachem beteuern meinerseits, dass ich für halb neun verabredet sei, darf ich bleiben und warten. die rollläden werden aber schon geschlossen, was mich sehr erleichtert. somit sind wir gegen die boxen von gegenüber geschützt.

der rest ist vergleichsweise ein kinderspiel. der reisefachmann kommt eine halbe stunde später. der flug ist schnell gebucht, ich werde clara und conrad am 28. um 17:00 uhr auf dem flughafen in lima treffen.

zwischenzeitlich erreicht mich noch ein anruf von der dschungelagentur. sie könnten mir leider keine zwei tage, sondern nur einen tag anbieten. daran habe ich kein interesse und sage ab.

also ein sehr ereignisreicher tag mit wenig schlafsubstanz.

auf den morgigen tag bin ich gespannt.

ob die peruaner tatsächlich weihnachtliche besinnlichkeit können??





उत्तर द्या (6)

Petra
hallo Tom, ich drück Dir die Daumen - und Nora hatte eine Schutzengel....

Thomas
ja danke und nora hatte echt wieder einen schutzengel!!!

Petra
hallo Tom - kakophonie - ja stimmt leider - aber immerhin - ist doch toll, dass man überhaupt Kontakt haben kann! der Abend war sehr schön, Vorstellung des GM Buches, Signierstunde, ich war um Mitternacht zu Hause. Gestern schöner Weihnachtsabend in Winkel. Machs gut, v.a. gute Nerven und immer Plan B haben, viele grüße Petra

Thomas
konnte sich rh nicht durchsetzen mit frühem feierabend? oder wart ihr noch bei gm?

Ub
rh war voll laissez faire - riesen Ankündigung - doch der Zeitplan war nur Theorie! War aber sehr gemütlich! Ich halte die Daumen für die Teile .... Börni

Thomas
ok und gab es noch die ziel- und wunschvorstellungen für 2018?? habe fotos bekommen. gm sieht fit aus und kampfeslustig.

#südostperu#puerto#maldonado#vespa