प्रकाशित: 05.09.2016
Nach 10 wunderbaren Tagen im Bamber House dachte ich mir, es wäre an der Zeit, sich einen Job zu suchen. Gedacht, getan! Natürlich wünscht man sich einen Job, in dem man gut bezahlt wird, nette Kollegen und nicht all zu viel Stress hat. Am besten auch noch einen, wo man nicht den ganzen Tag arbeitet und trotzdem über die Runden kommt. Dazu sage ich nur...Wunschvorstellung!!!!
Ich hab also mein Tablet angeschmissen und das Internet durchforstet. Auf Backpackerboard bin ich dann fündig geworden. Der kleine Haken war nur.... keine Bezahlung und nicht in Auckland ( geschweigedenn in der Nähe einer Stadt ), dafür gibt es freies Essen und Unterkunft. "Ok..." dachte ich mir, " warum nicht". Die Anzeige war von einer Farm mit Pferden und 120 Kälbchen. Da ich schon vorher geritten bin (2 Jahre) und ich dadurch vielleicht bessere Chancen hatte, den Job zu bekommen, hab ich mich auch gleich beworben. Mit etwas Unterstützung (mein schriftliches englisch ist echt miserabel) hab ich die Bewerbung abgeschickt und mir wurde auch gleich geantwortet. Die Farmbesitzerin (Christine) schien richtig nett zu sein und so gab es keinen Grund, sich nicht auf die Kälbchen und die Pferde zu freuen.
Die Zeit war also gekommen, den Rucksack zu packen und das Hostel zu verlassen, welches schon irgendwie zu einem Zuhause geworden ist. (Ja, ich war nur ein Woche da, aber trotzdem.) Das Ticket für den Intercity Bus habe ich einen Tag vorher gebucht, sodass ich mir schon mal sicher sein konnte, einen Sitzplatz zu haben. Ich musste also mit dem Linien Bus bis zur Auckland Central Station fahren und von dort aus zum Intercity Bus laufen. Natürlich, wie es sich gehört, hab ich keine Zeit eingeplant um diesen sch**** Intercity Bus zu finden. Google weiß alles! -und darauf habe ich dann auch vertraut. Mit Google maps und vorher gescreenshotteten Bildern, hab ich dann den Bus auch gefunden.
Aber Leute, so schnell bin ich noch nie einen Berg hochgerannt. Mit dem Riesen Rucksack hinten, einem kleinen Rucksack vorne, einem Handy mit der Wegbeschreiung in der Hand und einer Lunge, die der einer Schnecke ähnelt, war das kein Spaß. Das schlimmste war noch, selbst die Fußgänger haben mich überholt... . Ja, es war deprimierend.
Total fertig saß ich dann in den Bus und auf ging es nach Warkworth. Nach einer 1:30 stündigen Fahrt, bin ich dann auch wohlbehalten angekommen und Christine hat mich mit dem Auto abgeholt.
Ich hatte mir Christine etwas jünger vorgestellt, blond, schlank aber stark und mit kleineren Kindern. Tja ... Das war die Vorstellung. Mich begrüßte eine kleinere, ältere Frau um die 70, die noch ihre Arbeitssachen an hatte. (Ich kann euch gar nicht meinen ersten Eindruck schildern, denn ich bin jetzt, da ich schon länger hier bin, etwas voreingenommen.) Wir haben uns etwas unterhalten und fuhren mit dem Auto immer mehr in die Pampa. ( es ist eine wirklich schöne Pampa, mit vielen kleineren Bergen und vielen Weiden, aber hier ist nichts. Also wirklich gar nichts. ) Nach 30 Minuten war das Farm Haus endlich in Sicht, denn noch länger hätte ich es in dem Auto nicht ausgehalten. ( Wenn man mit 80 um Kurven brettert, die man in Deutschland mit 30 nehmen würde, kann man schon leichte Angst um sein Leben bekommen.) Von außen sah das Haus gar nicht sooo schlecht aus... die Farbe platze etwas ab, aber das ist ja nichts schlimmes. Doch als wir dann das Haus betraten...
Mir ist bewusst,dass auf einer Farm die Schuhe nicht sauber bleiben und deshalb waren die schlammverspritzden Gummistiefel auch noch kein Schock. Das Grauen fing erst in der Küche an. Abgesehen davon, dass der komplette Boden schmutzig war und überall Heureste herum flogen, waren weder die Teller, noch die Töpfe und das Besteck gespült. Durch die Essensreste, die noch in den Pfannen und auf den Tellern zu finden waren, war der Geruch in der Küche auch nicht der Beste. Das Wohnzimmer mit dem Esstisch sehen ziemlich schäbig aus und mein Bett im 1. Stock machte die Sache auch nicht besser. Dreck und Heu von der Arbeit lagen auf dem Boden und von den Spinnen erzähle ich am Besten gar nichts.
Da mir freigestellt wurde, was ich jetzt machen konnte und die Anderen noch bei den Kälbchen waren, bin ich zu Ihnen in den Kuhstall gegangen. Dort traf ich Johanna und Simon. Beide kommen aus Deutschland, was für mich sehr gut war. Während Simon sehr ruhig war und einen echt krassen Akzent hatte, war Johanna sehr aufgeschlossen und erkläre mir alles.
Unsere Aufgabe besteht darin, den Kälbchen ihre Milch zu geben und zu schauen, ob sie genug Wasser und Futter haben. (Ist also keine all zu schwere Arbeit). Die Milcheimer wiegen zwar einiges, aber zu zweit bzw zu dritt bekommt man das recht schnell hin.
Am Abend traf ich dann auch noch Nadine, die krank im Bett lag. Wir verstehen uns alle ziemlich gut, wodurch die Arbeit noch mehr Spaß macht.
Ach ja ... wenn ihr denkt Kälbchen sind süß... dann kann ich nur eins dazu sagen ... NEIN!!! Auf den ersten Blick sehen sie richtig süß und unschuldig aus, aber wenn es darum geht, ihre Milch zu bekommen, verstehen sie kein Spaß. Ihre Lieblingsbeschäftigung ist es, auf deinen Füßen zu stehen oder dich abzunuggeln. ( ihr könnt euch also vorstellen, dass ihr euch nach ein paar Tagen wie eine Milchkuh fühlt ) Wenn sie kleiner sind, sind sie auch eigentlich noch gut zu bändigen. Sie nuggeln an ihrem Fieder ( sieht aus wie ein Trog , den man an die Wand hängen kann. Man kippt die Milch in die vorgesehenen Abtrennungen und die Kälbchen nuggeln an den Zitzen-Imitaten. ) und warten auf ihre Milch, doch wenn die Milch leer ist, geht das Gezanke erst richtig los. Wenn in dem Eigenen keine Milch mehr drin ist, ist aber vielleicht noch was bei den anderen drin. Die Köpfe werden nun zu ihren Waffen und wer zu schwach ist, hat Pech gehabt. Tut man dann den Fieder wieder aus ihrer Box, wird man selber zum Fieder. Es wird am allem genuggelt. An Schuhen, Jacke, Händen und an den Knien. Nun heißt es, rette sich wer kann. Den unschuldigen Blicken muss man da wiederstehen können.
Simon hat sich vor ein paar Tagen schon aus dem Staub gemacht. An seiner Stelle ist jetzt Anton getreten. Ein Junge aus Schweden, der vor allem wegen den Pferden hier ist. Er is ein sehr naturbezogner Mensch, der eine enge Beziehung zu den Pferden aufbauen will. (Ja, er arbeitet, auch wenn es seine Zeit braucht). Christine ist besonders nett zu ihm, da er 5 Monate hier bleiben möchte. Also während Johanna meine Einweisung übernommen hat, wurde Anton höchstpersönlich von Christine herum geführt.
Ich bin jetzt seit einer Woche hier und habe gelernt, " öffne niemals geschlossene Tore oder Heuballen und offene Türen bleiben offen". Das ist die eiserne Regel zum Überleben.
Am Samstag hab ich es endlich geschafft und kann wieder in die Zivilisation. (Schokolade, ich komme!!!) Obwohl das Essen hier richtig gut ist und auch Johannas und Nadines Anwesenheit zu einer einigermaßen wohligen Atmosphäre beiträgt, werde ich diese Farm wohl eher nicht vermissen. Das ständige herumgeschreie und die Langeweile haben nämlich nicht unbedingt dazu geführt, das man sich hier wohler fühlt.
Im Großen und Ganzen würde ich es aber nochmal machen. Natürlich auf einer anderen Farm, die vielleicht etwas sauberer ist. Aber man kann viele Erfahrungen sammeln, auch über das Leben einer neuseeländischen Familie und das ist sehr viel Wert.