प्रकाशित: 01.03.2019
Das erste, was ich nun zu schreiben habe, ist ein riesiges DANKESCHÖN an Familie Hidalgo Ponce, die uns in den vergangenen Wochen so wunderbar umsorgt hat! Neben einem Platz zum Wohnen, zu dem wir nach unseren Ausflügen immer wieder zurückkehrten, wurden wir auch kulinarisch bestens versorgt, indem wir zwei mal täglich bekocht wurden! Vor allem aber Vielen Dank dafür, dass ihr uns bedingungslos in eure Familie aufgenommen habt und wir uns immer auf euren Rat und eure Unterstützung verlassen konnten! Wir hatten eine super Zeit und zu sagen, dass wir nun eine zweite Familie in Ecuador haben, ist bestimmt keine Übertreibung!
Der Grund für den Dank ist, dass wir nun, nach acht Wochen, wieder all unsere Sachen in den Rucksack gepackt haben und weiter Richtung Peru gezogen sind. Zum Abschied bekochten wir unsere Gastgeber mit Speckknödel mit Krautsalat, zur Nachspeise gabs Hollerküchlein mit Apfelmus und Eiskaffee - wir genossen das bayrische Essen sehr - und hatten sogar noch ein bisschen Knödel übrig für eine Brotzeit aus Essigknödeln am nächsten Tag! Wenn ich das Thema grad anschneide, kann ich vielleicht anmerken, dass wir auf der Reise bisher am meisten das heimische Essen vermissen. Das Thema Essen ist stetiges Gesprächsthema, wenn wir uns gegenseitig vorschwärmen, was wir jetzt gerne Essen würden und wie sehr wir dies und jenes vermissen.... Bei mir ist das Hauptobjekt der Begierde meistens eine frisch aufgebrühte Tasse Kaffee (kaum zu glauben, aber tatsächlich muss ich hier meistens Instant Kaffe aus Kolumbien trinken. Grausig!!) und ein Butterbrot, Johannes träumt dagegen oft von saftigem Leberkäse oder Pizza... Die Speckknödel haben jedenfalls gut getan und halten wohl ein bisschen vor!
Die Lösung für mein Kaffee-Dilemma ist auch nah: Wir machten unseren nächsten Stopp nämlich in Cuenca, einer Studentenstadt im Süden Ecuadors, die wegen ihrer schönen Altstadt auch bei Touristen und Aussteigern sehr beliebt ist. Außerdem ist die Stadt Loja sehr nah. Loja ist die „Kaffeehauptstadt“ Ecuadors und so gibt es hier in Cuenca sehr anständigen Espresso!
Cuenca war einst eine wichtige Stadt des Volkes der Cañar, bevor es von den Inka auf ihrem Vormarsch durch Südamerika besiegt wurde. Wie wir alle Wissen, kamen danach spanische Eroberer, die wiederum die Inka besiegten. Cuencas Altstadt mit den rustikalen Bauten der Spanier ist noch nahezu komplett erhalten, doch die Hauptkirche Iglesia de Santa Ana weist einen riesigen Riss in der Mitte der Fassade auf. Am ersten Abend beim durch-die-Stadt-schlendern hielten wir dies für ein Ergebnis der zahlreichen Erdbeben in dieser Gegend (derer wir übrigens schon vier miterlebt haben seit wir hier sind!) - in der Stadtführung, an der wir am nächsten Tag teilnahmen, wurden wir allerdings darüber aufgeklärt, dass der Riss bereits beim Bau entstanden war. Die Kirche war ursprünglich mit zwei großen Türmen links und rechts an der Vorderseite geplant - beim Bau dieser stellte sich aber heraus, dass das Fundament dem Gewicht nicht standhielt, wodurch der Riss entstand. Nach bereits zehnjähriger Bauzeit wurde dann Entschieden, auf die Türme zu verzichten, der Riss ist bis heute sichtbar. Für mich am interessantesten an dieser Kirche, die bis zu 10 000 Menschen fassen kann, war die Mischung der Kulturen dreier Völker: der Cañari, Inka und Spanier. Mond, Sonne und Maria sind nebeneinander kunstvoll abgebildet - der Mond, den die Cañar anbeteten, der Sonne wurde von den Inka gehuldigt und Maria (in dieser Kirche übrigens mit dunkler Haut), wird von den Katholiken verehrt.
Für mich, als passionierte Hutträgerin, auch sehr interessant: Cuenca ist die Entstehungsstadt des Panamahutes. Im Hutmuseum erfuhren wir jede Menge über die Entstehung, Verbreitung und Machart der Hüte. So zum Beispiel, warum der Panamahut nicht Ecuadorhut heißt, obwohl er in Ecuador entstand. Der Bau des Panamakanals wurde von den ecuadorianischen Hutmachern als lukratives Geschäft erkannt, weswegen die Hüte in Massen exportiert wurden und fast jeder der Arbeiter am Kanal einen dieser Hüte trug. Als Theodor Roosevelt dann den Bau des Kanals besichtigte, wurde er für eine Zeitung fotografiert, als er einen der Hüte trug. Auf die Frage, wo er diesen Hut herhabe, antwortete er „Panama“ - weshalb der typisch ecuadorianische Hut nun weltweit als Panamahut bekannt ist!
Das war allerdings nicht alles, was an Kultur geboten wurde. In der Nähe Cuencas befindet sich Ecuadors größte erhaltene Inkaruine Ingapirca, die wir besichtigten. Neben dem einzigen ovalen Sonnentempel, den die Inka in ihrem gesamten Reich erbauten, ließen die Spanier nur die Fundamente der ehemaligen Inkastadt bestehen und rissen alles andere nieder. Da Cuenca aber in der Nähe ist, wurde Ingapirca des weiteren in Ruhe gelassen - weswegen in den 80er Jahren ein einzigartiger Fund gemacht wurde: Das nicht geschändete Grab eines Inkahäuptlings, der noch mit all seinen prunkvollen Grabgaben umgeben war - inklusive seiner Sklaven, die bei lebendigem Leibe um ihn herum begraben wurden. Für die Inka bedeutete der Tod aber nicht das Ende, sondern den Anfang des eigentlichen Lebens. Und um den Kreis des Lebens zu schließen, wurden die Sklaven in Embryonalstellung begraben; so, wie sie einst im Bauch ihrer Mutter waren.
Sehr beeindruckt von Landschaft und Informationen rund um Ingapirca fuhren wir zurück nach Cuenca auf ein Bier mit Davíds Schwägerin, die wir in Macas getroffen hatten. Um auch hier den Kreis zu schließen, komme ich nun wieder auf das Thema „Essen“ zurück: wir fanden hier eine sehr gute Bäckerei, in der gesalzenes Sauerteigbrot gebacken wird, gute, knusprige Pizza und der Kaffee ist vorzüglich!
Nächster Halt: Vilcabamba, in das „Tal der Hundertjährigen“.