ꯐꯣꯉꯈ꯭ꯔꯦ꯫: 29.04.2023
Während du gerade wahrscheinlich schläfst, da es gerade halb vier in Deutschland ist, sitze ich hier um halb acht abends auf meiner Couch bei unfassbaren 27 °C. Die Vögel kreisen ihre Runden und die absolute Stille, die nur durch das Zwitschern der Vögel untermalt wird, gibt mir hier so ein unglaublich schönes Gefühl, das kannst du dir nicht vorstellen.
Aber der Reihe nach.
Am Sonntag habe ich mich zu meiner theoretisch ersten Wanderung aufgemacht. Mit Signalhorn und Bärenspray „bewaffnet“ ging es für mich zum Tatlayoko Lake. Dieser See befindet sich ca. 40 Minuten mit dem Auto entfernt. Nachdem ich frei laufende Rinder (Auch eine Sache, die ich hier in Kanada das erste Mal erlebt habe: Offene Farmen, in denen die Tiere einfach überall herumlaufen können) und unzählige Rehe die Straße passieren gelassen habe, habe ich irgendwann auch diesen See erreicht. Einen kurzen Schockmoment hatte ich, als mir eingefallen ist, dass ich meinen Führerschein vergessen hatte und plötzlich ein weißer Truck hinter mir angehalten hat, da er mir dann aber doch nicht gefolgt bin, war ich wieder etwas beruhigter 😅 Der See an sich war wirklich wahnsinnig schön. Ich liebe dieses Motiv mit einem See und direkt dahinter ist ein Berg. Unfassbares Naturbild. ❤️ Allerdings war es einfach extrem windig. Jenny hat mir gesagt, dass man diesen See auch „den windigen See“ nennt und Peter (den es nach seinem Herzinfarkt immer besser geht) hat mir dann auch erklärt, weshalb es immer so windig dort ist. Und zwar kommt der Wind direkt vom Ozean, der nur wenige Hundert Kilometer entfernt ist und durch die Berge so eine Art Schneise gebildet wird, wo der Wind dann durchfegt, daher ist es an diesem See eigentlich immer sehr windig. Aber durch das Rauschen des Sees hatte man auch etwas „Meer – Feeling“ 😁 Allerdings waren die Temperaturen nicht ganz so schön und durch den Wind war es einfach unglaublich ungemütlich. Ich habe auch versucht, mich dort auf einen Felsen zu setzen, diese Aussicht zu genießen, zur Ruhe zu kommen und nachzudenken, denn das mache ich aktuell sehr viel. Wenn einen aber die ganze Zeit diese steife Brise in das Gesicht geblasen wird, hatte ich zumindest nach kurzer Zeit keine Lust mehr, dort so lange zu sitzen. Also ging es wieder zurück, da es dort am See auch leider keinen direkten Wanderweg gab. Auf der Suche nach einem geeigneten Wanderweg habe ich mich noch unzählige Male verfahren und als ich einen anderen See aufsuchen wollte, habe ich mich richtig verfahren, bin dann noch auf einem indigen Grundstück gelandet und habe irgendwann dann doch endlich noch den anderen See gefunden. Dieser war jedoch noch komplett zugefroren und auch dort gab es keine Wanderwege, nur ein Hinweis auf Bären. Ich habe jedoch nur Bärenspuren gefunden, ich fang mal klein an 😅 Ich habe dann leider langsam Kopfschmerzen bekomme und da es auch schon ziemlich spät wurde, habe ich mich dann doch dazu entschlossen, den Rückweg ohne richtige Wanderung anzutreten.
Am Sonntagabend habe ich dann eine Meldung meiner „Polarlicht-App“ erhalten, dass der KP Wert bei 8 von 9 liegt und die Wahrscheinlichkeit einfach bei über 90 % lag. Ich also aus meinem Bett rausgesprungen, um dann .... einen Wolkenhimmel zu sehen. Ach war das mal wieder deprimierend, vor allem wenn man dann in verschiedenen Facebook Gruppen die ganzen Bilder sieht und auch in der App die Polarlichtmeldungen nur ca. 200 Kilometer entfernt waren. Sogar in Vancouver waren welche zu sehen und das ist wirklich äußert selten. Also weiter still warten 😔
Der Montag war aus versiedenden Gründen ein richtiger Montag. Ein Grund, den ich hier mit dir Teilen möchte ist, dass bei der morgendlichen Gassirunde Trooper und Daisy einem Reh hinterhergerannt sind und dann einfach nicht wieder gekommen sind. Abends erhielten wir einen Anruf, dass die beiden auf einem Parkplatz am Highway gesehen wurden, allerdings konnte die Frau die Hunde nicht mitnehmen, da sie ihre eigenen im Auto hatte und die nicht so mit anderen Hunden können. Als David und Jenny dann dort ankamen, waren die Hunde nicht mehr dort. Die Sorge stieg ins Unermessliche, da dieser Parkplatz extremweit von unserem Grundstück entfernt ist. Nachdem Abendbrot konnte ich auch nicht mehr ruhig sitzen und bin noch mal mit Jordan zum Tatla Lake gefahren, während Jenny und David separat den Highway abgefahren sind. Als Jordan und ich dann auf dem Weg zurück waren, kam uns Jenny entgegen, die uns mitgeteilt hat, dass die Hunde endlich zurück sind. Nach über elf (!) Stunden haben sie den Weg nach Haus gefunden. Diese Sorge, die mir diese Hunde bereiten, zeigt mir eigentlich, dass ich glaube nie bereit wäre für eigene Hunde. Ich sterbe jetzt ja schon vor Sorge und dabei sind es noch nicht mal meine eigenen. 😅
Überraschenderweise kam am Dienstag ein Auto mit zwei Damen auf unserem Grundstück an. Sie sagten, dass sie für eine Nacht hier eine Kabine gebucht hatten. Blöd nur, dass Jenny das so gar nicht auf dem Schirm hatte und die Kabine auch nicht gereinigt war. Ich sag mal so: Es war eine Art Katzenwäsche für die Kabine, allerdings muss man auch fairerweise sagen, dass die Damen dafür auch nicht den vollen Preis bezahlen mussten.
Auf den Mittwoch habe ich mich eigentlich echt gefreut, denn dort wurde den ganzen Tag Sonne angezeigt, allerdings habe ich die Windmeldung wohl überlesen, denn ja, es schien den ganzen Tag die Sonne, aber es war ein Windsturm....unfassbar. Alles ist umhergeflogen, die Bäume haben sich so krass verbogen und auch die Vögel hatten einige Male Startschwierigkeien 😂
Zum Glück hat dieser lästige Wind am Donnerstag nachgelassen und die Sonne blieb, sodass wir angenehme Temperaturen hatten und ich sogar am Nachmittag das erste Mal meine kurze Hose zum Arbeiten anziehen konnte.
Kurzer Zwischeneinwurf: Hier ist die ganze Zeit irgendwas über mir und ich bin mit nicht ganz sicher, aber ich denke, hier hat sich die erste Fledermaus niedergelassen, die gerade über mir in einer Holzspalte irgendetwas veranstaltet. So lange sie mir nicht auf den Kopf fällt ist alles gut 😅🦇
Sonst war das Arbeiten diese Woche wirklich angenehm. Einerseits, da das Wetter immer besser wurde, anderseits, da Jenny und ich die meiste Zeit separat voneinander gearbeitet haben. 😅 Ich musste die Deckenverkleidung anbringen und eigentlich wäre das kein Problem gewesne. Das einzig dumme daran ist, dass man die ganze Zeit über seinen Kopf arbeiten, aber hey...das ist ein absolut gutes Schultertraining 😁💪🏼 Wir haben diese Balken damals alle im Abstand von 14,5 Inches (ca. 37 cm) angebracht.... dachte ich zumindest. Es stellte sich dann nämlich heraus, dass die Balken eventuell doch nicht so perfekt angebracht wurden, sodass gefühlt jedes Brett ein anderes Maß hatte, was ein unglaublicher Zeitfresser ist. Ich hätte auch nie gedacht, dass das so viel Zeit braucht, aber an einem Arbeitstag schaffe ich vlt. gerade einmal zwei, maximal drei Reihen. Ein weiteres Problem ist, wenn der Balken nicht perfekt sitzt, dass z.B. am unteren Rand der Abstand zwischen beiden Balken 13 Inches, aber oben 14 Inches ist, so kann man eventuell mit Schmackes ein 13 ¼ Inch großes Brett reinhämmern, aber dann hat man trotzdem eine sehr große Lücke oben, was einfach nicht schön aussieht. Ich hätte es sowieso wieder anders gelöst, aber egal 😅
Und jetzt kommen wir zum Freitag. Es fing schon mit strahlendem Sonnenschein und keinem Wind an und das habe ich echt schnell gemerkt. Schon nach einer Stunde gefühlt, zog ich meine Jacke aus und nach der Mittagspause musste ich meine Sachen wechseln. Wir hatten zum Mittag einfach schon 18 °C im Schatten. Die Temperaturen stiegen immer und immer weiter und ohne Scheiß, in der Sonne hatten wir dann 33 °C !!! Kurz zur Erinnerung, letzten Sonntag hat es bei mir noch geschneit. Gefühl haben wir also irgendwie den Frühling übersprungen. Es ist auch ein etwas surreales Bild, wenn man bei solchen Temperaturen auf einen noch teilweise zugefroren See guckt. Es war so unfassbar heiß und was auch ganz komisch war, die ganze Zeit sind so kleine und etwas größere Insekten/ Käfer von den Dächern gefallen. Ich weiß nicht, ob die sich jetzt einfach gepaart haben und dann sterben oder einfach einen Hitzetod gestorben sind. Denn solch ein krasser Wetterumschwung kann ja auch nicht einfach gesund sein. Ich habe gefühlt auch über vier Liter Wasser getrunken und wurde dann abends trotzdem von extremen Kopfschmerzen heimgesucht, sodass ich den Blog jetzt doch erst Samstagfrüh beenden kann. Aber ja, diese kleinen Insekten sind jetzt reihenweise gestorben. Es hörte sich immer an, als ob Regentropfen herunterfallen würden. Ich denke auch, dass die Vögel hier zu kämpfen hatte (bilde ich mir zumindest ein), denn wenn man sie länger beobachtet hat, sind die Vögel auch nur immer extrem kurze Strecken geflogen und dabei auch nicht gerade kraftvoll. Für mich ist der Wetterumschwung auch etwa zu extrem...wir hätten ruhig diese Woche mit 20 °C anfangen können und nicht mit über 30 °C. 😁
Und warum heißt der Blog jetzt eigentlich „Der frühe Vogel und so“. Überall hier auf dem Gelände sind Brutkästen für Vögel angebracht, so auch an meiner Kabine. Bei mir befindet sich der Brutkasten genau neben meinem Bett, sodass uns nur eine ca. 10 cm „dicke“ Holzwand trennt. „Mein“ Brutkasten ist seit ungefähr zwei Wochen von einem Specht bewohnt. Dieser zeigt seine Paarungsbereitschaft, indem er ordentlich mit dem Schnabel gegen die Wand hämmert und umso lauter umso besser, denn dann werden die Weibchen auf ihn aufmerksam. Du hast bestimmt schon mal einen Specht gehört, aber ich wette mit dir, du hast noch nie einen Specht 10 cm von dir entfernt gehört. Es ist eine unfassbare Lautstärke und da der frühe Vogel den Wurm fängt, hämmert der Specht ab spätestens 6 Uhr morgens los. Das ist einfach nur unfassbar laut und selbst wenn ich wieder einschlafe, legt der Specht ca. alle 20 Minuten los. Mittlerweile denke ich jedoch, dass er ein Weibchen gefunden hat bzw. nicht mehr so aktiv sucht. Heute hat er erst um viertel neun angefangen. Ich hoffe einfach, dass der Specht nicht während der gesamten Brutzeit jetzt hier herumhämmert. Apropos Vögel, Jenny ist vorhin beim Frühstück super aufgeregt ins Haus gekommen und sagte, dass sie die ersten Kolibris gehört hat. Eventuell kann ich hier also auch noch Kolibris entdecken!!!
Heute werde ich versuchen, mit dem Kajak auf dem See zu fahren, mal schauen, ob ich wie ein Eisbrecher durch das Eis komme. Es ist auf jeden Fall noch dick genug, dass einige Wildgänse noch darauf herumlaufen können.
Damit sage ich Tschüss und bis nächste Woche
Samuel✌🏽