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Meine erste Woche in Kenia

Publicēts: 16.05.2017

Hallo ihr Lieben :)

Schön, dass ihr zu meinem Blog gefunden habt! Eigentlich wollte ich ja keinen Blog schreiben, weil ich dachte das lohnt nicht für die zwei Monate...aber da ich bereits in der ersten Woche so viel erlebt habe, das ich euch auf keinen Fall vorenthalten möchte, und da ich die Erfahrungen für mich auch einfach schriftlich festhalten möchte, habe ich mich nun doch dazu entschieden.

Ich werde euch allerdings viel Gelaber um meine Anreise ersparen. Aber für diejenigen, die nicht wissen was ich überhaupt in Kenia mache: Ich mache ein Praktikum beim Kenya Wildlife Service (KWS) in Nairobi im Rahmen des praktischen Jahrs meines Tiermedizinstudiums. Ich werde zwar später vermutlich nicht in dem Bereich Wildtiere arbeiten, aber es war immer mein Traum einmal mit einem Wildtierarzt zu arbeiten. Und dieser Traum geht nun für mich in Erfüllung..

An den Praktikumsplatz beim KWS bin ich durch die Organisation „Auszeit-weltweit“ gekommen. Die haben sehr viel für mich im Voraus organisiert und durch die habe ich auch immer einen Ansprechpartner vor Ort. Mein Ansprechpartner Patrick hat mich dann mitten in der Nacht (3:30 Uhr Ortszeit) vom Flughafen abgeholt. Hier habe ich dann zum ersten mal meine Prinzipien über Bord geworfen. Hat man doch von seinen Eltern als Kind immer gesagt bekommen „Geh bloß nicht mit fremden Männern mit“. Patrick hat mich dann zu meiner Gastfamilie gefahren. Die sind alle sehr nett. Ich habe allerdings noch nicht herausgefunden wie viele Kinder jetzt wirklich zu der Familie gehören. Es sind auf jeden Fall so 5-7...

Am nächsten Tag ist Patrick mit mir zum David Sheldrick Wildlife Trust gefahren, eine Auffangstation für verwaiste Elefanten, und dann zum Giraffen-center. Beides war ganz schön, aber im vergleich dazu, was ich die Woche danach erleben würde war das eher langweilig.


Am Montag sollte es dann also richtig los gehen. Patrick ist mit mir zum KWS gefahren, wo erstmal sehr viel Papierkram erledigt werden musste (Ich dachte immer das wäre ein hauptsächlich deutsches Phänomen...) Als das dann endlich erledigt war, hieß es ich soll mich erstmal in die Bib setzen, weil grade nichts zu tun ist... Ich dachte schon : Na das kann ja ein spannendes Praktikum werden. Die Organisation hatte zwar in ihrer Ausschreibung sehr viel versprochen, aber so richtig glauben konnte ich daran noch nicht, dass ich wirklich mit einem Wildtierarzt zusammenarbeiten würde. Aber meine Erwartungen wurden alle in der ersten Woche bereits übertroffen. Ich hätte niemals erwartet, dass ich das, was ich erlebt habe, während des Praktikums überhaupt so erleben werde. Denn während ich so in der Bib saß und mich gelangweilt habe ( Ich war allerdings froh über WIFI und Steckdose!) bekam ich einen Anruf von Patrick. Ich habe erst überhaupt nix verstanden weil die hier irgendwie ihr eigenes Englisch sprechen mit einer sehr gewöhnungsbedürftigen Aussprache. Ich hätte echt nicht gedacht, dass die Verständigung am Anfang hier so schwer ist, da ich ja schon drei Monate in Australien war , dachte ich das sei eigentlich kein Problem für mich. Aber inzwischen habe ich mich an die Aussprache gewöhnt.Während des Anrufs von Patrick habe ich allerdings kaum was verstanden. Nur so viel: Pack deinen Schlafsack ein ( den ich leider schon während des Fluges verloren hatte...) du wirst 2 Nächte woanders übernachten. Ja.... sehr vertrauenserweckend. Zum Glück sollte Liz, eine einheimische Jahrespraktikantin, mit mir kommen. Da war ich immerhin nicht allein. Sie wusste allerdings auch nicht so genau wohin es geht. Das ist glaub ich ein Kenianisches Phänomen. Keiner sagt einem wohin es geht und was Sache ist, aber alles muss ganz schnell und spontan gehen. Und dann kann man auf nichts vertrauen was einem gesagt wird, aber dazu später mehr. Also habe ich so schnell es geht ein paar Sachen eingepackt ( Ich sollte ja nur für 3 Tage weg sein...) und habe mich von Patrick nach Naivasha fahren lassen. Naivasha ist ungefähr 2 Stunden von Nairobi entfernt. Wir waren allerdings nicht direkt in Naivasha, sondern irgendwo im Nirgendwo. In einem Camp. So richtig. Ohne richtiges Klo, geduscht wurde nur mit Eimern ( Und man hat sich danach dreckiger gefühlt als vorher....) und gekocht wurde mit Feuer. (An dieser Stelle ein riesen Kompliment an den Koch, der wirklich rund um die Uhr gearbeitet hat, dabei immer gut gelaunt war und richtig leckeres, Afrikanisches Essen gezaubert hat!!!) Was mich wirklich überrascht hat: Obwohl wir mitten im Busch waren, hatte man immer sehr guten Internetempfang. Das hätte ich echt nicht erwartet. In dem Camp habe ich dann auch Francesca kennengelernt, eine Italienische Tierärztin, die beim KWS an der Anästhesie der Wildtiere forscht. Ich bin wirklich sehr froh sie kennengelernt zu haben, weil sie schon häufig in Kenia war und sich hier viel besser auskennt als ich (Wobei das zu diesem Zeitpunkt auch nicht so schwer ist...)


Jetzt habe ich schon einen halben Roman geschrieben und bin noch nicht mal zum spannenden Teil gekommen. Danke falls ihr bis hierhin durchgehalten habt, ab jetzt wird es spannender ( Zumindest finde ich das )

Am nächsten Morgen ging es dann nämlich endlich los. Ich wusste immernoch nicht richtig was mich erwartet. Aber Ins kalte Wasser springen kann ich inzwischen gut. Also ging es los mit zwei Tierärzten und einer Menge Ranger.. Es sollten Giraffen gefangen werden, um diese in einen anderen Nationalpark zu bringen, damit die Populationen ausgeglichen werden. Ich war schon auf der Fahrt ( Die nicht sehr lang war, weil eigentlich immer Giraffen in der Nähe des Camps waren ) völlig beeindruckt weil ich so viele verschiedene Tiere gesehen hab. Da waren Warzenschweine, Antilopen, Giraffen, Zebras, Pawiane, Büffel und ich habe sogar ein totes Nilpferd gesehen. Das war wirklich riesig. Ich konnte allerdings leider kein Foto davon machen, da das vom Auto aus ziemlich schwierig war, da alles so schnell ging. Als wir dann die passende Giraffenherde gefunden hatten, wurde sie mit Hilfe des Betäubungsgewehrs betäubt und dann von den Rangern mit Seilen zum Fallen gebracht. Das sah ziemlich brutal aus. Und dann ging alles ganz schnell. Blutproben wurden genommen, Francesca hat Herz- und Atemfrequenz und Temperatur genommen um die Narkose zu überprüfen. Und dann wurde die Giraffe auf einen Anhänger geladen. Bei der ersten Giraffe sollte ich nur zugucken. Bei der zweiten sollte ich schon direkt helfen. Ich war etwas überfordert, weil diese Tiere einfach riesig sind und während der Narkose ständig treten. Aber wir haben es gemeistert. Auf diesem Wege haben wir insgesamt 6 Giraffen gefangen. Die wurden dann in einem provisorischen „Gehege“ in unserem Camp gehalten. Ist schon sehr aufregend wenn man ständig wilde Tiere um sich herum hat. Uns wurde gesagt, dass wir besser nicht aufs „Klo“ gehen sollen, wenn es dunkel ist, da man sonst eventuell von Büffeln oder Nilpferden angegriffen wird. Oder von Hyänen. Die hat man immer nachts heulen gehört. Und ja.. sie hören sich genau an wie bei König der Löwen!

Aber ich habe jede Nacht im Zelt heile überstanden!

Am nächsten Tag sollten dann Zebras gefangen werden... Ich sage euch: Das war noch verrückter als die Giraffen. Die Giraffen wurden nämlich alle einzeln und nacheinander gefangen. Die Zebras einfach alle gleichzeitig. Das hat die Sache erheblich erschwert. Bei dem ersten Zebra ging das noch recht gut. Es wurde betäubt, in den Truck geladen und wir konnten hin gehen und Blut nehmen und Herz-, Atemfrequenz und Temperatur. Aber dann ging alles sehr schnell. Plötzlich war nicht mehr nur das eine Zebra in dem Truck sondern 6. Und die waren so mehr oder weniger narkotisiert. Eher weniger. Die Ranger mussten sich auf die Zebras setzten, damit diese nicht aufspringen konnten. Und dann zwischen 6 Zebras in einem geschlossenen Truck stehen und versuchen Blut zu nehmen.... Alle deutschen Sicherheitsprinzipien wurden hier über Bord geworfen und ich musste daran denken, wie ich bei meinem Pferdepraktikum bei meinem Lieblingstierarzt noch dachte Junghengste zu fangen sei das gefährlichste. Uns ist es auch nicht wirklich gelungen von allen Zebras Blut zu nehmen, da die alle durcheinander lagen. Als wenn das nicht schon schwierig genug wäre, ist der Truck dabei auch noch weiter gefahren. Eine weitere schwierige Aufgabe war dann noch den Antidot der Narkose zu spritzen. Das musste nämlich bei allen 6 Zebras gleichzeitig und intravenös passieren. Also erst die Nadel in die V. Jugularis, warten bis alle soweit sind und auf 1,2,3 spritzen und RUN RUN RUN raus aus dem Truck. Das war ziemlich aufregend und spannend. Leider hat ein Zebra die Narkose nicht überlebt und zwei weitere sind auf dem Transport gestorben..Das hat uns schon etwas betroffen, denn man hätte das vielleicht verhindern können, indem man nicht zwei Hengste mit 4 Stuten zusammen in einem Truck transportiert. Aber hätte hätte Fahrradkette...


Zurück beim Camp erwartete uns schon der andere Tierarzt mit der Nachricht, dass irgendwo eine verletzte Giraffe sei. Also wieder ins Auto und ab auf die Suche nach der verletzten Giraffe. Als wir diese gefunden hatten, konnte man ziemlich schnell sehen, dass das rechte Hinterbein ziemlich schlimm gebrochen war. Es pendelte nur noch hin und her und die Giraffe konnte gar nicht mehr auftreten. Also kam nur die Euthanasie in frage, weil eine Giraffe mit einem solchen Bruch nicht überleben kann. Die Giraffe wurde zunächst anästhesiert und dann euthanasiert. Dann durften wir das Bein abtasten und ich kann euch sagen: es war ein offener Bruch mit 4 Bruch stellen . Man konnte jede einzelne Bruchstelle fühlen. Wahrscheinlich ist die Giraffe in einem Zaun hängen geblieben, denn sie hatte Draht im Bein hängen . Auf dem Rückweg zum Camp kam dann die Diskussion auf, ob man in diesem Falle nicht hätte eingreifen sollen und die Natur Natur sein lassen.... aber da es in dem Nationalpark keine Löwen gibt und die Giraffe sich nur unnötig gequält hätte, bin ich auf jeden Fall der Meinung, dass es richtig war, die Giraffe einzuschläfern. Sie wurde so wenigstens noch zum Hyänenfutter.

Die drei Tage, die ich eigentlich im Camp hätte bleiben sollen waren schon längst um. Aber ich habe mich an das Leben im Busch gewöhnt und deswegen wollte ich gerne noch bleiben. Ich hatte zwar viel zu wenig Sachen dabei, aber was solls.. Im Busch ist man sowieso jeden Tag dreckig. Es war inzwischen Donnerstag und es hieß am Samstag sollen noch Antilopen gefangen werden. Wir Internships konnten uns aussuchen, ob wir darauf warten wollen oder zurück nach Nairobi wollen. Natürlich wollten wir lieber im Busch bleiben :)
Allerdings wurden die darauffolgenden Tage recht langweilig, weil die Tierärzte nichts zu tun hatten. Aber wir nutzten die Zeit, um ein paar Einkäufe im nächsten Dorf zu erledigen. Auf dem Weg dorthin waren Francesca und ich sehr beeindruckt von den Kindern, die uns immer zugewunken haben. Liz hat uns daraufhin erzählt, dass die in den armen Dörfen fast nie weiße sehen und das für die was ganz besonderes ist. Ich war sehr beeindruckt wie leicht man diese Kinder glücklich machen kann, indem man einfach zurück winkt. Als wir dann in dem Dorf angekommen sind, war ich zugleich erstaunt und schockiert. Es besteht fast nur aus Blechhütten und einer Schule. Ich wusste nicht wirklich, wo man dort einkaufen solllte... Aber wir haben eine Art Kiosk gefunden. Dieser war direkt neben der Schule. Und wir waren grade da als die Kinder schulfrei hatten. Und was dann passiert ist werde ich vermutlich nie vergessen. Es kamen ungefähr 100 Kinder auf uns zugestürmt, die gewunken haben und „How are you, How are you“ geschrieen haben. So müssen sich promis fühlen. Die Kinder wollten uns gar nicht mehr gehen lassen. Jeder hat uns seine Hand entgegen gestreckt und wollte uns anfassen. In Deutschland würde man das verhalten vermutlich als rassistisch ansehen. Einige Kinder haben auch „Monungu“ gerufen. Das heißt so viel wie „weißer Mensch“. Ich habe mich gefragt was wohl passieren würde, wenn in Deutschland die Kinder zu einem dunkelhäutigen rennen würden und „Neger“ rufen würden...

Aber ich muss sagen, mich hat das verhalten der Kinder erfreut. Ich hätte gerne ein Foto mit ihnen gemacht, aber ich habe es als unpassend empfunden.

Das sind so die kleinen Dinge, die man so zwischendurch erlebt, die aber eine große Erfahrung ausmachen.


Als dann endlich Samstag war, haben Liz, Francesca und ich darauf gehofft, dass die Antilopen gefangen werden.. aber nichts passierte. Hier ist das halt so üblich, man kann sich auf kene Zeitangabe verlassen. Die Antilopen haben wir erst Montag nacht gefangen. Aber ich kann euch sagen: Das Warten hat sich auf jeden Fall gelohnt!!! Das was ich euch jetzt erzähle, wird mir vermutlich sowieso keiner glauben. Auch weil ich wieder kein Foto habe, da es erstens mitten in der Nacht und somit dunkel war, und ich zweitens einfach keine Hand frei hatte, da man alle Hände und Füße und andere Körperteile brauchte um die Antilopen zu fangen. Ich hatte absolut keine Ahnung wie das Antilopen fangen funktioniert. Das einzige was ich wusste war, dass die nicht betäubt werden. Und ich habe mir schon gedacht, dass das die Sache nicht unbedingt einfacher mach. Wir haben dann mitten in der Nacht ein riesen langes Netz zwischen Bäume gespannt. Ich dachte die Antilopen werden dort reingetrieben und dann ads Netz geschlossen. Aber einer der Ranger hat mir gesagt ich soll einfach die Hörner greifen und aufpassen dass ich nicht aus Versehen eine Hyäne erwische, weil die meistens auch da sind wo Antilopen sind. Ich dachte nur „Jaja haha als wenn ich jetzt eine Antilope mit meinen Händen fange und wenn hier Hyänen wären dann würden wir hier bestimmt nicht so relaxed rumstehen“ Aber ich wurde eines besseren belehrt.

Wir haben uns an den Rand des Netzes gesetzt und gewartet, bis die beiden Autos Antilopen in das Netz getrieben haben. Sobald wir die Antilopen in der Nähe des Netzes gesehen haben, sind wir aufgesprungen und haben mit Händen und Füßen die Antilopen gefangen. Beim ersten Versuch stand ich nur völlig verdutzt daneben und war überrascht, dass die wirklich erwarten, dass ich eine Antilope fange. Beim zweiten Versuch war ich deutlich aktiver und habe sogar wirklich zusammen mit einem Ranger eine fangen können. Ich habe mich gefühlt wie die bösen in den Disneyfilmen. Die, die Bambi die Mutter nehmen. Ich weiß, das ist vielleicht ein bisschen zu sentimental, aber als ich die Panik in den Augen der Antilopen gesehen habe, hätte ich die am liebsten wieder laufen lassen... Insgesamt haben wir 8 Antilopen fangen können, die nun in einen anderen Nationalpark gebracht werden.


Inzwischen bin ich wieder in Nairobi bei meiner Gastfamilie. Einerseits bin ich froh, endlich wieder in der Zivilisation zu sein und wieder richtig duschen zu können, andererseits habe ich das Leben im Busch echt genossen , da man direkt in der Natur ist und die Tiere direkt um sich hat.

Morgen werde ich Francesca bei ihrer Forschung zum Thema Anästhesie bei Löwen helfen. Darauf freue ich mich schon sehr, da ich so nah wahrscheinlich sonst niemals an einen Löwen ran kommen würde.


Vielen Dank wenn ihr meinen Roman bis zum Ende gelesen habt! Ich sende euch ganz liebe grüße aus Kenia und drücke euch!

Eure Pia

Atbilde