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Ein ungeplanter Aufenthalt in Kemer

ຈັດພີມມາ: 28.10.2020

Sonntag 11. Oktober bis Donnerstag, den 15. Oktober

Am Sonntag verlasse ich nun Göynük. Ich freu mich über all die lieben Menschen, denen ich hier begegnet bin. Ich stelle immer wieder fest, dass die Gastfreundschaft in diesem wunderschönen Land einzigartig ist. Da sind Ismael und Faruk, die mich auf der Straße beim Frühstück sitzend, einladen, mich dazu zu setzen und mit  ihnen zu essen. Wir haben eine nette Unterhaltung. Ich genieße es, alle Zeit der Welt zu haben, und ohne lange zu überlegen, das Angebot annehmen zu können. Welch ein Gefühl der Freiheit wird mir hier wieder einmal bewußt. 

Am Mittag nehme ich den Bus nach Kemer, von wo aus ich einen "Einstieg" zum Lykon Wanderweg zu finden glaube. Ich möchte auf den Olymp (Tahtali) steigen und ein gutes Stück den bekannten Wanderweg gehen. Im Bus sehe ich eine große Preisliste über dem Fahrer hängen. Die Fahrt soll also nur 4,5 TL (0,45 €) kosten. Von Antalya Otogar (Busbahnhof) bis Göynük 9 TL (0,90 €). Da waren die 35 Euro von Antalya Airport nach Göynük also viel zu teuer🙉 Aus Erfahrung lernt man am Besten😳 

In Kemer steige ich im Zentrum aus. Ich habe keinen Plan, wo ich jetzt hingehe. Kurzer Hand beschließe ich einen Campingplatz zu suchen. Die Sonne steht hoch am Himmel und es ist heiß😪. Ich entscheide mich, das kühle Meer noch ein wenig länger zu geniessen. Den Wanderweg gibt es morgen auch noch😀. Nach ein paar Irrunden im Stadtzentrum bin ich endlich auf dem Weg zu einem kleinen, vom Touristentrubel abgelegenen Campingplatz. Endlich, unter der schweren Last meines Gepäcks angekommen, begrüßt mich Yuk. Wir plaudern bei Chaitee eine ganze Weile. Die Übernachtung soll 50 TL (5 €) kosten. Das liegt noch in meinem Budget. Der Zeltplatz liegt, durch eine kleine Straße getrennt, am Meer mit einem wunderschönen Strand. Es sind kaum Menschen hier. 

Entgegen meines Plans, den nächsten Tag auf Wanderschaft zu gehen, bleibe ich hier vier Tage "hängen". Ich freunde mich schnell an mit den beiden jungen Mitarbeitern hier und verbringe wieder einmal eine entspannte Zeit. 

Nun aber ist es an der Zeit, mich auf den großen Wanderweg zu machen. Zwei Türken, die auch weiter reisen, nehmen mich ein Stück in ihrem Auto mit. Sie bringen mich zu einem Supermarkt, der auf meinem Weg liegt. Für den Weg benötige ich noch etwas Proviant. Die erste Ettappe soll 18 km sein bis Ovacik oben in den Bergen. Da sollte ich nach Regergen auf den Lykonwanderweg kommen. 

In glühender Hitze mache ich mich mit 15 kg Marschgepäck auf den Weg. Zur Beruhigung.... ich habe mein Zelt im Gepäck und bin unabhängig. Ich kann zur Not mein Nachtlager in der Natur aufschlagen.

Ich wandere die Teerstraße bergauf, als ein Auto neben mir anhält. Es schaut ein freundlicher schwarzer kleiner Hund aus dem Beifahrerfenster. Oh mein Gott, kann ich hier in diesem Land einfach bei einem Mann einsteigen? Ich denke, wer so einen Hund hat, der kann nur ein lieber Mensch sein. Nicht lange überlegt, steige ich bei diesem Herrn ein, der in etwa in meinem Alter zu sein scheint Er stellt sich vor mit Ramasan. Mit ein wenig gebrochenem Englisch und Deutsch und meinen paar Worten Türkisch können wir uns ganz gut unterhalten. Er schenkt mir eine Dose RedBull... eisgekühlt... welche Wohltat bei der Hitze. Und dann ist da noch Tommi, mein kleiner schwarzer Freund, der am liebsten seinen Kopf aus dem Fenster hält. Er ist gerade mal ein halbes Jahr alt. In ihn habe ich mich gleich verliebt. 

Wir fahren ein paar Kilometer, es dauert gefühlt eine Stunde, bis wir weit oben am Fuß des Olymp (Tahtali) sind. Das hätte ich an einem Tag nie geschafft🙉 von hier aus komme ich also auf den Lycian Way. 

Ramasan besucht seinen Freund Ali hier oben. Ali ist Schäfer und ist hier mit seiner Frau und seiner 15 jährigen Tochter. Er baut gerade eine Holzhütte. Hier braucht es keinen Plan, der ist in seinem Kopf. Er schneidet die Bretter aus einem Baumstamm heraus. Es ist faszinierend, wie schnell diese Hütte aufgebaut ist. Ramasan macht ein kleines Feuer und sie laden mich zu gegrilltem Fleisch und  Brot ein. Die Nacht soll ich hier oben übernachten. Hier oben in der Natur...herrlich😇 Bald verabschieden sich Ramasan und die Schäferfamilie. Ramasan hat ein Restaurant auf der anderen Seite des Tahtali direkt auf dem Lycian Way und er würde mich dort morgen Nachmittag erwarten. Ich könne da auch mein Zelt aufschlagen. 

Etwas abgelegen von meinem Zelt campiert noch eine Gruppe aus der Ukraine. Sehr nette junge Menschen, die mich zu einem Plausch am Lagerfeuer einladen. Wir planen morgen früh in aller Herrgottsfrühe auf den Thartali gemeinsam zu gehen. Das heißt für mich, um 5. 30 Uhr aufstehen🙉 Da ist es noch stockfinstere Nacht. Aber ja, warum nicht. Die Nacht wird kalt mit etwa 5 Grad, es gelingt mir, ein wenig zu schlafen. 


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