schlechtgetarntdurchindien
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Geordneter Rückzug

Published: 13.04.2017

Nachdem ich mir vorgestern mit der Zuckerrohrbrühe wohl eine Staphylokokken-Vergiftung zugezogen habe, wie meine Schwester nach genauer Beschreibung des Krankheitsverlaufs vermutet, habe ich gestern bereits versucht einen Rückflug zu buchen. Vieles hier ging mir mehr und mehr gegen den Strich oder an die Substanz. Ich werde das vielleicht noch ausführlicher behandeln, was da alles zusammenkommt.

Gestern also, als ich den Rückflug buchen wollte, schien sich schon alles gegen mich verschworen zu haben. Das WLAN funktionierte nicht...ständig ging etwas schief...und als ich gestern abend spät den Flug HATTE und beim Bezahlvorgang war, da verabschiedete sich mein Handy.

Okay...okay...Ich bin enttäuscht!! (und rang um Fassung)...hielt inne...ging in mich...wurde ganz ruhig...und ich dachte: DAS sind die Momente im Leben, die einen weiterbringen, das sind die Momente, in denen man sich näherkommen kann. Das Universum will nicht, dass ich schon JETZT das Handtuch werfe. Ich akzeptierte es und ging völlig meinem Schicksal ergeben schlafen (das mag vielleicht übertrieben klingen, aber genau so war es - wenn man um jeden Preis nach Hause will, und alles scheint sich gegen einen verschworen zu haben, dann sind die Gefühlswogen nicht zu unterschätzen).

Heute morgen war ich wieder guten Mutes, meine Reise fortzusetzen. Den ganzen Tag war ich unterwegs, um meine Weiterreise zu organisieren. Das war wieder ein einziger Kampf gegen Windmühlen. In Indien haben die Sommerferien begonnen (ja, die indischen Sommerferien gehen von April bis Mai), und die Züge sind restlos ausgebucht, um nur eine von vielen Widrigkeiten zu nennen.

Mit der Hitze bin ich ziemlich schnell klargekommen...aber so vieles andere...der ständige sinnlose Lärm, insbesondere das Gehupe, die "Feinstaubbelastung" - jeden Abend bin ich so dreckig, wie zuletzt als Zehnjähriger, als ich mal auf einem Mähdrescher im Hunsrück mitgefahren war. Auch nach dem Duschen wird das Handtuch noch schwarz, und das Taschentuch sowieso, als wäre ich untertage gewesen. Und wer sagt eigentlich dass man in Indien mit Englisch so gut weiterkommt?! Ich war bisher in etwa 55 Ländern, und ich bin noch nie so schlecht mit Englisch weitergekommen wie in Indien. Ich fühlte mich oft wie ein Außerirdischer - selbst mit Händen und Füßen wird man nicht verstanden. Die Einzigen, die brauchbares Englisch sprechen, sind die ständig penetrant nervenden Schlepper..."Taxi? Taxi? Where are You from?" Dann das Problem mit dem Geld. Ich habe eine MasterCard und eine VisaCard, und mit beiden konnte ich bisher überall auf der Welt problemlos Bargeld ziehen oder Hotelrechnungen bezahlen - NICHT so in Indien! Ich habe mich heute abend allein 3 Stunden durch Madurai gekämpft, von ATM zu ATM, um Bargeld zu besorgen, damit ich die Hotelrechnung bezahlen kann...am Ende hat sich sogar noch der Direktor der KVB (Bank) Madurai mit mir unterhalten...war supernett - Geld hab ich trotzdem nicht gekriegt. Ich könnte mich jetzt noch seitenweise auskotzen, was mir hier alles gegen den Strich und an die Substanz gegangen ist, aber wer will das lesen? Ich hätte Euch liebend gerne noch viele Berichte geschrieben, aber nun reichts mir auch, und ich freue mich auf Ostern in Deutschland (hätte ich nie mit gerechnet, dass ich Ostern wieder in Deutschland bin).

Bei den vielen Ländern, die ich schon gesehen habe, war Indien ganz klar die mit großem Abstand intensivste Reiseerfahrung, obwohl es am Ende ja nur ganze 10 Tage in Indien waren - aber wenn es um Eindrücke geht, dann war dies die intensivste Zeit meines Lebens und locker genug Stoff, um ein Buch damit zu füllen. Ich habe noch SO viele Punkte auf meiner Reserveliste, über die ich noch schreiben wollte...

Nun habe ich mich also freigekauft und fliege morgen nachmittag von Madurai über Mumbai/Abu Dhabi nach DUS, wo ich am Karsamstag um 7:20 landen werde...

Danke Euch allen für die treue Reisebegleitung! 

Answer (1)

Jens
Wow alles gut!