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Yosemite und der Regen

Published: 09.10.2018

Die erste Nacht hatten wir in unserem Zelt mehr oder weniger unbeschadet überstanden. Der Bär hat sich bei dem Wetter wohl auch nicht vor die Tür getraut. In dem extrem weichen Bett, mit den riesengroßen Schwungfedern, konnte ich kein Auge zu machen und hatte somit Zeit, dem prasselnden Regen zu lauschen. Eigentlich eine romantische Sache, allerdings nicht, wenn die Behausung am Hang steht und es in den hiesigen Gefilden öfters mal zu ein paar Erdrutschen o.ä. kommt. Die Nacht ging jedenfalls irgendwie vorbei und außer ein paar Rückenschmerzen war alles heil geblieben. Beim Frühstück gingen wir den Tagesplan, unter der Berücksichtigung aller Wetterszenarien, durch. Da es am Vortag eher zum Abend hin etwas aufzog, beschlossen wir die Fahrt zum "Glacier Point" auf Nachmittag zu legen und uns vormittags den Wasserfällen und dem "Mirror Lake" zu widmen. So konnten wir diese, im Schutz des dichten Blätterdaches, auch bei Regen bewandern. Ein super Plan! Frau Scheppan (unsere WandergruppenführerinzuHause) hätte es nicht besser austüfteln können... theoretisch.

Gesagt, getan, ging's los zu den "Yosemite Falls". Dieser Wasserfall führt im Spätsommer fast nie Wasser, weil er sich ausschließlich durch die Schneeschmelze im Frühjahr ernährt. Die Regenfälle der letzten Tage sollten aber unter Umständen dazu gereicht haben, dass es ein wenig plätschert, so unsere Philosophie. So wäre der Witterung wenigstens etwas positives abzugewinnen gewesen. Wir zogen es trotzdem vor, erstmal die unteren Fälle in Augenschein zu nehmen, bevor wir uns auf den Weg zu den oberen machten. Unsere Vorsicht stellte sich als gerechtfertigt heraus. Nicht ein Tröpfchen quälte sich das Gestein hinunter. Dafür setzte von einer Sekunde auf die andere ein heftiger Regenguss ein, der alle anderen, ebenso Hoffnungsvollen, in die Autos flüchten ließ. Erste Station erledigt. Auf zum 2. Tagespunkt. So schnell wie der Regen kam, war er auch wieder weg. Bei unserer Fahrt durch das Valley gab es tatsächlich trockene Straßen zu sehen.

Am Parkplatz angekommen, entschieden wir uns auf Grund der Zeiterspanis beim Wasserfall, noch einen kleinen Umweg entlang des "Merced River" bis zu den "Happy Isles" zu machen. Wenn ich einmal die Wanderschuhe anhab, bin ich nicht mehr zu halten... Es ist nicht geflunkert, wenn ich sage, dass sich im Yosemite ein Umweg immer lohnt. Soviel Natur auf einen Haufen bekommt man selten. Es regnete gerade mal nicht und so waren wir happy auf den "Happy Isles", den kleinen Inseln im "Merced River".

Nun aber ab zum Mirror Lake. Die Wanderung am Fuße des "Half Dome" ist schon ein aufregendes Gefühl. Wenn man weiß, dass da über einem dieser riesige Fels drohnt und man als kleiner Erdenbewohner dagegen als "Null Komma Nix" steht... Wahnsinn. Über Stock und Stein ging es durch den Wald. Die Straßenstrecke hatten wir uns für den Rückweg aufgehoben. Zahlreiche Wanderfreunde kamen uns entgegen, oder hatten das gleiche Ziel wie wir. Vor allem die Entgegenkommer verfluche ich noch bis Jahresende... Die hätten uns ja mal sagen können, dass der "Mirror Lake" nur ein "Sand Lake" ist. Ebenso wie dem Wasserfall, fehlte hier das nasse Element. Das war echt ein Nackenschlag, denn auf den See hatten wir uns echt gefreut. Viel Zeit zum ärgern hatten wir nicht, denn irgendjemand versuchte sofortige Abhilfe zu schaffen und öffnete die Schleusen über uns. Es schüttete so, als ob es den See innerhalb von 2 Minuten voll laufen lassen soll. Dank unserer Regenausrüstung hielten wir uns ganz wacker, aber die Stimmung in der Reisegruppe war nicht die beste. Da half nur eins, Essen! So griffen wir im Auto erstmal zu den selbstgestalteten Verpflegungspaketen.

Jetzt stand die Frage im Raum ob wir die 90 minütige Anfahrt hoch zum "Glacier Point" noch in Angriff nehmen oder es bleiben lassen. Wir entschlossen uns hoch zu fahren und hofften auf ein Einsehen des Wettergottes. Schon auf halbem Weg hätte man wieder umdrehen sollen, denn es schüttete ohne Ende. Wir fuhren weiter bis hoch. Leider wurden wir für unsere Hartnäckigkeit nicht belohnt. Regen, Regen, Regen und Nebel bzw Wolken ohne Ende. So war leider nur zu erahnen, welche unglaubliche Aussicht sich uns hier sonst geboten hätte. Besonders für Anja tat es mir sehr leid, da sie sich vom Yosemite soviel versprochen hatte. Nun ja, so ging es auf den Heimweg. In 2 Stunden sollten wir trocken in unserer Lodge sitzen. Denkste! Unsere Heimfahrtstrecke war wegen Überflutung geschlossen. Wir mussten einen zusätzlichen 1 1/2 stündigen Umweg in Kauf nehmen. Das war der i-Punkt auf einen enttäuschenden Tag. Um 21.30 Uhr In der Lodge angekommen, machten wir uns zur Entschädigung eine Riesenportion Rüherei mit Bacon und beschlossen nach dem 3. Bier, dass wir uns das so nicht gefallen lassen und nochmal hier herkommen müssen. Mit diesem Vorhaben ging es zur Nachtruhe, welche etwas angenehmer verlief, wie die Nacht zuvor. Vielleicht auch wegen dem 4. Bier 😉

Am nächsten Morgen verließen wir den Yosemite nach einem kleinen Frühstück in Richtung San Francisco. 

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