Жарыяланган: 07.11.2017
Die LGBTI-Community in Australien kämpft zurzeit. Nach etlichen Jahrzehnten Kampf und Dank dem unermüdlichen Einsatz einiger Politiker im Deutschen Bundesrat und Bundestag gibt es die „Ehe für alle" seid diesem Sommer nun auch in Deutschland. Diese Aussage soll an dieser Stelle allerdings nicht bedeuten, dass meiner Meinung nach damit alle politischen und gesellschaftlichen Probleme der LGBTI-Community in Deutschland vom Tisch sind. Ganz im Gegenteil, es gibt noch viel zu tun. Ebenso in Australien. Denn dort hat die rechtskonservative und populistische Regierung die „Marriage Equality" zum Volksentscheid gemacht. Generell keine schlechte Sache. Die Iren haben damals auch mit einer überwältigend Mehrheit für die Marriage Equality gestimmt. Ich benutze dieses Wort an dieser Stelle lieber als „Ehe für alle". Die Sinngemäßheit der englischen Beschreibung finde ich passender und treffender als die deutsche. Hört sich auf Deutsch übersetzt aber einfach blöd an. Auch in Australien zeichnet sich eine große Mehrheit ab, die für die Marriage Equality stimmen wird. Allerdings ist das Ergebnis für die Politik nicht bindend. Man nutzt dieses gelegndlich als Stimmungsbarometer. Im Vorfeld haben konservative Organisationen und Kirchen dazu aufgerufen gegen die Marriage Equality zu stimmen. Und zwar nicht nur über die sozialen Medien, sondern auch durch Plakate in den Städten, Flugblätter, Flugzeugbanner usw. und sofort. Dies hört sich an dieser Stelle nach einem Alptraum an. Ist es für die LGBTI-Community auch. Viele fühlen sich vorgeführt, andere befürchten, dass sie jenachdem zwangsgeoutet werden. Trotzdem wird gekämpft. Die großen Städte wie Brisbane oder Sydney sprechen sich ganz klar für die Marriage Equality aus. In ganz Sydney sind von der Stadtverwaltung Regenbogenflaggen gehisst worden. Große Unternehmen, wie zum Beispiel ein namenhafter Erfrischungsgetränkehersteller bekennen Farbe sowie Restaurants und die Einwohner.
Das Problem liegt hier auch nicht in den großen Städten Australiens, sondern wie ich erfuhr in den Kuhdörfern. Kleine Nester des Rechts-konervatismuses, die anscheinend über eine mächtige Stimmgewalt verfügen. Zudem verschwinden die Briefwahlunterlagen. Entweder werden diese nicht abgeschickt oder gehen auf „mysteriöse Art und Weise” verloren und müssen neu angefordert werden. Erschreckend! Liebes Deutschland, ich mahne zur Vorsicht.
Trotz des Schattens der dort gefühlt über der LGBTI-Community hängt, gibt es mehr als genügend Licht. Das LGBTI-Leben pulsiert in Sydney. Es wird geschwebt und geschritten. Immer gut gekleidet, business (hier merkt man den britischen Einfluss, auch wenn einige Herren Hochwasser in den Anzugshosen hatten) als auch casual. Für sowas hat die Mutti ja einen Blick. Genauso wie für die „weiße Tennissocken in Sandalen Attentäter/innen. Versteckt wird sich nicht. Ganz im Gegenteil. Und all das wird mit der Mentalität der Aussies, alles „easy" untermalt. Also vom Lebensgefühl ist auch hier alles „Nice and Easy"! Das günstigste Bier in der Stadt gibt es übrigens im Stonewall In. 4,50 AU$ für einen Pint und auch eine gemütliche Atmosphäre für ein Bierchen sowie die gesamte Palette des Regenbogens. Auch habe ich in keinerlei Hinsicht irgendein abwertendes Verhalten irgendeines Australiers mir gegenüber erfahren. Da waren es eher die deutschen Milchbubies, die sich ihrer Worte wahrscheinlich noch nicht einmal bewusst waren. Ja, ich gestehe: was Teile von denen anbelangt habe ich den Kaffee echt auf.
An dieser Stelle noch für alle, die jetzt anmerken, dass ich ein Land vergessen habe. Ich habe Neuseeland nicht vergessen. Es verhält sich nur so, dass Neuseeland an manchen Stellen ein wenig verschlafen wirkt. Und so ist es dort auch mit der LGBTI-Community. Verschlafen und irgendwie nichts los. Was nicht bedeutet, dass dort keine große Akzeptanz von Seiten der Bevölkerung vorhanden sei. Die waren alle super nett.
In diesem Sinne: Ich drücke der australischen LGBTI-Community ganz doll die Daumen, dass mit dem Spießrutenlauf bald Schluss ist.
Have Fun and Be Proud!
Euer/e Jan/Mutti