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TAG 18 - Turbulente Zeiten

Dɛn dɔn pablish am: 21.07.2016

17.07.2016


Aufwachen Hasilein – sind die ersten Worte, die ich in sehr gesäuselter Art und Weise heute vernehme. Logischerweise stellt sich mir, noch bevor ich die Augen öffne die Frage, was sie angestellt hat. Wer Gudi kennt weiß, dass solch ein Liebesgeplänkel nicht allzu schnell ihr Sprachorgan zu verlassen pflegt. In diesem Fall aber, scheint es wirklich nur eine nett gemeinte Art des Aufweckens gewesen zu sein, was mich nicht daran hindert, den gesamten kommenden Tag wie Sherlok auf der Suche nach etwaigen Geständnissen ihrerseits zu sein.

Unsere Tagesplanung gestaltet sich genauso, wie jene des letzten Tages aufgehört hat – also im bestenfalls 2. Gang (damit meine ich, dass wir zurückgeschaltet haben - eigentlich ist diese Redewendung ja schwachsinnig, da unser Lebensstil an diesem Tag so ganz und gar nicht kraftvoll ist – der 2. Gang in der Regel aber schon).

Was ich damit meine, wir planen unseren Tag bis zur ersehnten 18. Stunde des Tages – dem Eintreffen unseres Flughafentaxis – wie folgt: Lokalsuche mit gutem Café, danach Einkehr in unser Internet und stromfähiges Lokal (dort verweilen bis ca. 16h), danach in ein billiges Lokal zum Essen und ab zum Flughafen. Manch einer würde diese Tagesgestaltung in einer so aufregenden Stadt wie Kathmandu als vergeudete Zeit beschimpfen, wir sehen es eher als Auftanken und zur Ruhe kommen, um kommenden Aufgaben wieder gewachsen zu sein. Den Plan, eine kulturell bedeutende Stadt kurz außerhalb von Kathmandu zu besuchen verwerfen wir, ob der hohen Kosten und der durchaus realistischen Chance, im Stau unsrem Flug nachzuwinken, relativ bald.

Ja was gibt es also zu unserem Tag zu sagen. Ich bestelle zum Frühstück sabbernd „I want to have that one she got - that over there“ was sich al sein unglaublich tolles Egg Benedict herausstellt – eine Portion meiner Größenvorstellung noch dazu – ich bin entzückt. Ansonsten verläuft der Tag wenig aufregend. Wir recherchieren allesmögliche zu unserem Sumatra Trip – was nicht so leicht ist, da Gudis Geburtstag auf diesen Termin fällt, ich aber an den Strand surfen will.[1]

Wir trinken Café, Tee, Cola und das ganze rauf und runter. Zwischendurch traue ich mich, was ich schon seit langem vorhabe: Um vergleichsweise lächerlich wenige Scheinchen lasse ich einen mir unbekannten Mann an meine Kehle – und das mit einem verdammt scharfen Rasiermesser. Glücklicherweise macht er seine Sache gewissenhaft und wirklich ausgezeichnet. Um Himmels Willen, ist das angenehm. Da der Mann meine Begeisterung offensichtlich bemerkt, steigert er sich in seine Berufung noch mehr hinein und schneidet mir nicht nur den Bart, sondern auch Nackenhaare (ja ich besitze dort Haare – Reiner Kälteschutz versteht sich), z.T. Kopfhaar und sogar die Augenbrauen. Nach ca. 20 min Arbeit, einer Kopfmassage und einem finalen, ungebetenen einrenken meines Genicks taumle ich, teils benommen durch die hervorragende Dienstleistung, teils etwas durcheinander da mir ein Fremder gerade fast das Genick gebrochen hat, nach draußen.

Zum Mittag/Abendessen sind wir in unserem super netten billig Lokal von vorgestern. Natürlich lerne ich nicht aus meinen Fehlern und bestelle mir nochmals Chilli Paneer – dieser scharfe Käse. Der wahre Spaß daran ist aber, dass Gudi kosten will – und dabei halb verfällt. Sie zeigt wirklich alle klassischen Anzeichen von „zu scharfem Essen“: übermäßiger Flüssigkeitsausscheidung über die Haut, hecheln, keuchen, in den Ohren bohren!!??!!

Am Abend werden wir total nett von unserem ehemaligen Guide Harry überrascht, der uns verabschiedet und uns Beiden einen roten Schal als Zeichen des Abschieds umhängt. Ich bin total stolz auf den Schal, da er für mich Zeichen dafür ist, dass wir uns tatsächlich mit Inländern anfreunden konnten. Demonstrativ trage ich ihn am Flughafen, um den anderen Touristen zu beweisen, dass wir die authentischsten Besucher sind. Blöderweise bemerke ich recht bald, dass der gesamte Flughafen aussieht wie eine spanische Kleinstadt, da fast jeder so ein Tuch trägt. Traurig verabschiede ich mich von meiner Traumvorstellung.

Als wir die Maschine sehen, mit der wir Richtung Kuala Lumpur fliegen sollen, erwacht eine Traumvorstellung in uns. In dieser kommen bequeme Sitze, gratis Essen und Trinken , Bildschirme vor uns etc. vor. Der äußere Schein des Flugzeugs lässt auch durchaus auf solche Bedingungen hoffen, da ich selten solch eine große und geräumige Maschine gesehen habe.

Die Realität sieht anders aus: Zusammengepferchte Sitze, arktische Temperaturen und von unterhaltsamem Rahmenprogramm will ich erst gar nicht sprechen. Dieses ist nämlich nicht durch einen Bildschirm, sondern durch die Bazareröffnung der Flugbegleiterinnen (welche alle aussehen, wie asiatische Draqqueens – ich kann damit gut leben, Gudi weniger) definiert. Statt uns schlafen zu lassen kommen sie mit Essenswagen – was uns Hoffnung schöpfen lässt. Der Inhalt dieser ist allerdings nur käuflich erwerblich, genauso wie Decken, die meine Wenigkeit dringend bräuchte (da FlipFlops und Badehose wahrscheinlich eine bedingt praktische Flugbekleidung sind).

Es kommt wie es kommen muss, irgendwann in der Nacht wache ich auf und verspüre Kopfschmerzen und eine ziemliche Niedergeschlagenheit. Danke Air Asia – du ∑¥₽!Xxʘȸ!!! Fluglinie. Nach einer gefühlten Ewigkeit endet ein arktischer und auch sonst sehr unruhiger Flug endlich in Kuala Lumpur.


[1] Wer einen nicen Surfspot in Sumatra kennt, der gut erreichbar von Medan ist nur raus mit den Infos ich freu mich über jede message.



Ansa