Diterbitake: 20.11.2020
Seit Anfang Oktober sind wir bei Maguite und Ernie in Pelham, Ontario. Jetzt beginnt ein ganz neues Abenteuer für uns zwei als Workawayer.
In den ersten zwei Tagen wohnten wir noch mit unseren "Vorgängern" Abbie und Ryan zusammen. Die Beiden kommen aus England und haben die letzten sechs Wochen auf der Farm gelebt und gearbeitet. Sie zeigen uns die unterschiedlichen Aufgaben und erklären uns alles.
Die Farm ist ein 10 Acres großes Grundstück. Das sind zirka 40.469 Quadratmeter. Die Farm besteht aus einem großen, richtig schönen Haus. Die Außenfassade ist mit Holzschindeln bedeckt, sodass das Haus den Namen Armadillo zu deutsch Gürteltier hat. Typisch für amerikanische Häuser: Man gelangt durch die Garage in das Haupthaus. Das gefällt mir sehr gut. Die Garage ist ausgestattet mit einem extra Kühlschrank und einem extra Gefrierschrank, denn wir kochen immer mindestens für fünf Leute, wenn Maguite und Ernie nicht in Toronto sind. Außerdem hängen und stehen hier jede Menge alter Jacken und Gummistiefel, die man für die Arbeit oder für die Spaziergänge anziehen kann. Auch typisch in amerikanischen Häusern sind die Wintergärten oder sunrooms auf englisch. Hier hat Maguite so viele Pflanzen und der Raum hat viele große Fenster, sodass es im Sommer hier schon mal richtig heiß werden kann. Außerdem wohnen hier die beiden Hunde Zephyr und Charlie.
Das Haus ist auf der einen Seite von einem großflächigen Zaun umgeben, damit die beiden Hunde raus können, ohne an der Leine zu sein. Außerdem steht in der eingezäunten Fläche unser Wohnwagen, den wir zu einer Hälfte bewohnen. Auf der anderen Seite wohnt Elvis. Der größte Teil des Grundstückes ist aber ein Wald mit kleinen Bächen und Wasserläufen.
Der Nachbar hat auch einen Hund, der jedoch aggressiv und ein Beißer ist. Deshalb müssen wir immer aufpassen, wenn wir mit den Hunden außerhalb des eingezäunten Gartens sind.
Die Hunde sind beides Mädchen und sie verstehen sich sehr gut. Zephyr ist Maguites Hund und sie lebt hier schon seit sie das Haus vor fünf Jahren gekauft haben. Charlie ist erst seit den letzten Monaten hier. Eigentlich ist sie der Hund von Maguites Tochter. Da die Tochter jedoch von Las Vegas nach Toronto gezogen ist und deren Haus mitten in der Stadt liegt, wohnt Charlie jetzt hier auf der Farm im Hundeparadies.
Und wie im Paradies gibt es hier etwas verbotenes für Charlie! Charlie ist eine kleine, etwas rundliche Beagle-Dame, die für ihr Leben gerne isst. Sie darf nicht in das Wohnhaus, weil sie dann immer Zephyrs Futternapf leer isst. Zephyr ist ein Mischling, in dem auf jeden Fall ein ein Windhund oder Greyhound drin ist. Sie teilt sich ihre Futterportion immer auf und isst eine Hälfte abends und den Rest am nächsten Morgen. Gefüttert wird sie in der - für Charlie verbotenen - Küche. Wenn Charlie sich beobachtet fühlt, dann bleibt sie immer vor der Türe zum Wohnhaus stehen, wedelt mit dem Schwanz und freut sich, wenn man zu ihr geht und sie streichelt. Aber wenn sie sich unbeobachtet fühlt und die Türe zum Wohnhaus nicht verschlossen ist, dann nutzt sie die Gunst der Stunde und macht einen schnellen Abstecher zu Zephyrs Futternapf.
Und sie weiß, dass das verboten ist: Hört sie nämlich jemanden sich nähern, dann rennt sie so schnell sie kann zurück in den Wintergarten. Im Leben habe ich noch nie ein kleines Dickerchen so schnell rennen gesehen. Mit ihren großen braunen Augen schaut sie uns dann entschuldigend an. Aber lange böse kann ich ihr nicht sein. Beim letzten Mal war sie nicht erfolgreich bei ihrem geheimen Futternapf-Abstecher: Ich saß im Esszimmer, das direkt an der Küche liegt, und hörte das leise Klimpern der Hundemarke am Halsband. Als ich mich umdrehte um durch den Türrahmen zu schauen, sah ich sie... nur wenige Millimeter bevor sie die Nase in Zephyrs Napf halten konnte. Ein ermahnendes "Charlie!" ließ sie zusammenfahren und zurück laufen und ich rief ihr nur nach: "Jahaa! Heute nicht! Du kleines Schalentier!" Das ist Julian und mein Spitzname für Charlie. Manchmal sagen wir "Schale" und manchmal sagen wir "Schalentier". Ich weiß, dass das nicht die komplett richtige Übersetzung von Charlie ist. ;-)
Außerdem wohnen hier noch zwei Katzen. Christmas ist eine schwarze Katze, die Maguite gehört, gerne raus geht und eine richtige Freigängerkatze ist. Da sie schon ein bisschen älter ist, ist sie sehr lieb und nicht mehr so kratzbürstig. Die andere Katze heißt Murphy und ist weiß orange. Sie gehörte vorher auch Maguites Tochter und ist wie Charlie hier eingezogen. Manchmal, wenn man sie streichelt, dann fängt sie an einen leicht zu beißen. Meist sind es nur Liebesbisse und sie tun nicht weh. Manchmal geht es aber auch wild her mit ihr. Doch während ich hier am Tisch sitze und schreibe, liegt sie neben mit auf dem Stuhl und schläft.
Julian und ich haben tägliche Aufgaben, die wir erfüllen, und wir bekommen Projekte.
Zu den täglichen Aufgaben gehören: Morgens mit den Hunden spazieren gehen, die Hunde und Katzen zu füttern, das Katzenklo sauber machen, die Spülmaschine aus- und einräumen, Wäsche waschen, Pflanzen gießen, das Haus fegen und das Abendessen planen. Meist geht Julian morgens mit den Hunden raus. Wenn es sehr schlechtes Wetter oder zu kalt ist, dann geht Charlie nicht raus. Letztens wollte ich mal mit den beiden morgens loslaufen. Es war Reif auf der Wiese und Charlie machte nach jedem kleinen Schritt einen Schritt wieder zurück zum Haus. Ich weiß bis jetzt nicht, ob sie nicht mit mir gehen wollte, weil sie eigentlich an Julian gewöhnt sind oder weil es ihr zu kalt war.
Nach den Hausarbeiten entscheiden wir, was wir als Projekt starten, je nach dem wie das Wetter ist. Wenn es sonnig und trocken ist, dann erledigen wir meistens draußen etwas. Wenn es regnerisch oder zu stürmisch ist, dann suchen wir uns eine Aufgabe im Haus.
Draußen sammeln wir im Wald altes Holz und alte heruntergefallene Äste auf, bilden kleine Feuerscheite und verbrennen sie dann. Dabei legen wir auch neue Wanderwege durch den Wald an, sodass wir neue Wege für unsere täglichen Hundespaziergänge haben. Außerdem versuchen wir so viele Dornenbüsche wie möglich auszureißen oder klein zu schneiden, weil sie im nächsten Frühling sonst unsere Wanderwege wieder zuwuchern.
Hinter dem Wald liegt eine Baumfarm. Hier werden die unterschiedlichsten Arten von Bäume und Sträucher herangezogen, bis sie verkauft werden. In dieser Baumfarm gehen wir immer spazieren, damit die Hunde ausgelastet sind. Zephyr darf dabei von der Leine und wie es einem Windhund gebührt, rast sie im Affentempo durch die Baumreihen. Charlie darf nicht von der Leine. Wenn sie einmal eine Fährte aufgenommen hat, dann kann man sie leider nicht mehr zurück rufen. Außerdem stoppt sie dann auch nicht mehr und läuft einfach durch die dornigsten und dichtesten Gebüsche! Manchmal laufen Rehe oder andere Wildtiere durch den Wald und die Baumfarm. Wenn Charlie dann eine Fährte aufnimmt, ist sie nicht mehr zu stoppen. Sie zieht so stark an der Leine, dass sie zu japsen anfängt. Einmal ist Julian mit ihr weitergegangen und ist ihrer Spur gefolgt. Nach einigen Metern musste er Charlie aber stoppen, weil sie mitten umgeben von stacheligen Dornen waren. Und weil Charlie so klein ist und sich nicht mehr so gut daraus befreien konnte, hat Julian sie ein paar Meter getragen. Zephyr läuft meistens in der Nähe herum. Aber es kann auch passieren, dass man nach einem Spaziergang nur mit Charlie nach Hause kommt. Am Gartenzaun ist eine Glocke, die wir läuten, damit Zephyr hört, dass wir zu Hause angekommen sind. Meistens ist sie nach ein paar Minuten ebenfalls zurück. Trotzdem fühlt es sich jedes Mal komisch an, wenn man Zephyr längere Zeit nicht gesehen hat.
Ein weiteres Projekt war ein Hausnummernschild zu basteln, weil die Paketdienste immer die Häuser verwechseln. Dabei habe ich das alte Schild benutzt, das zu versteckt an einem Baum hing: Ich habe es neu angemalt und an einem besser sichtbaren Platz an eine Tanne gehangen, die direkt an der Straßengabelung steht. Kaum, dass das Schild hing, kam ein sehr stürmischer Tag und viele Bäume sind im Wald umgestürzt. Zu unserer totalen Überraschung ist auch die große Tanne mit meinem Schild umgefallen, obwohl sie sehr stabil und nicht trocken war. Danach hat jeder gesagt, dass es natürlich nur an dem Schild gelegen haben konnte, dass der Wind den Baum zum Umsturz gebracht hat.
Daraus entstand dann das nächste Projekt: Julian und Elvis haben den Baum am nächsten Tag klein gesägt und von der Straße geschafft. Am Ende habe ich noch ein bisschen beim Fegen geholfen. Aus dem Tannengrün habe ich wiederum einige weihnachtliche Gestecke gemacht.
Wir haben die Gärten winterfest gemacht, alle Pflanzen zurück geschnitten, die Wasseranschlüsse abgestellt, die Wasserschläuche geleert und weggeräumt. Außerdem haben wir das Poolhaus geschmückt.
Als die ersten Herbstblätter gefallen sind, haben wir mit dem Laubbläser angeworfen und die Blätter vom eingezäunten Garten entfernt. Da wir es mindestens dreimal machen mussten, bevor alle Blätter heruntergefallen sind, habe ich auch einmal den Laubbläser benutzt. Da ich es zuvor bei Julian gesehen habe und es nach einer Menge Spaß aussah, war ich bei der zweiten Runde direkt überzeugt es auszuprobieren. Aber nach einer Stunde - und das Grundstück war immer noch nicht blätterfrei - habe ich entnervt aufgegeben. Es ist doch anstrengender und zeitintensiver als ich angenommen habe. Den Rest haben wir dann auf den nächsten Tag verlegt. Ein paar Tage später haben wir vor dem Haus die Wiese "entblättert". Da vor dem Haus ein roter japanischer Ahorn steht, waren die Farben der Blätter so schön, dass ich viele Fotos gemacht habe.
An regnerischen Tagen habe ich für Maguite eine Exceltabelle für die Schweinefarm angefertigt. Ernie, Ernies Cousin Bob und Elvis haben eine Schweinefarm gegründet, weil Elvis sich mit der Prosciutto-Produktion und Schweinehaltung auskennt.
Er startete vor einem Jahr selbst als Workawayer mit seiner Freundin Lisa. Deren eigentlicher Plan war es, eine Weltreise zumachen und am Ende in Schweden oder Norwegen ein Haus zu kaufen und dort ein neues Leben zu starten. Die beiden kommen aus Kroatien und als seine Freundin überraschend zurück nach Kroatien musste, weil ihr Vater krank war, blieb Elvis in Kanada. Als seine Freundin feststellte, dass sie schwanger war, entschied sie sich, das Kind in Kroatien zu bekommen. Elvis ist im Moment dabei eine Arbeitserlaubnis und eine Aufenthaltsgenehmigung für Kanada zu bekommen, damit seine Freundin und sein Sohn nach Kanada kommen dürfen und sie hier ihr Leben aufbauen können.
Einige Male hat Julian mit auf der Schweinefarm geholfen: Es musste ein großer Zaun gebildet werden, damit die Schweine mehrere Wiesen haben. Ich habe die Schweinefarm auch einen Tag besucht. Das besondere ist, dass die Schweine ein richtiges Leben haben mit Wiese und Wald und frischer Luft und Auslauf. Es ist eine große Herde, die mit allen möglichen Farben und Größen daher kommt. Der Eber heißt Babe und ist ein richtiger Riese. Als wir über die Wiese gehen, um die Fläche abzulaufen, damit ich Julians Zaun-Arbeit bestaunen kann, laufen ein paar der Schweine interessiert zu uns. Auch Babe kommt zu uns. Als ich ihn das erste Mal sehe, wird mir schon ein bisschen anders! Er ist so groß und schwer und ein bisschen angsteinflößend... Da Schweine nicht besonders gut gucken können und ihre Artgenossen und Menschen eher über ihren Geruch "erkennen", kommt Babe sehr nahe. Ich versuche gebührenden Abstand zu halten. Aber es passiert nichts. Außerdem ist auch noch Lilly mit uns auf der Wiese. Sie ist die Hündin von Bob und richtig süß. Da sie ein Hund aus der Tiernotrettung ist, mochte sie am Anfang keine Männer. Sie hatte solche Angst, dass sie Männer auch mal beißt! Aber mittlerweile ist sie lieb geworden und sie sieht einfach richtig süß aus.
Abends kochen wir immer für alle. Am Anfang waren wir ein bisschen aufgeregt, weil wir für so viele kochen müssen. Aber nachdem wir uns eine Liste mit Gerichten überlegt haben, gelingt uns das sehr gut. Das Kochen macht richtig Spaß und wir haben einige Sachen ausprobiert, die wir wahrscheinlich nur für uns zwei nicht gekauft und zubereitet hätten. So gab es beispielsweise Rippchen vom Grill, die Julian sechs Stunden gegrillt hat. Wir haben Schweinebraten mit Speck ummantelt im Ofen zubereitet. Es gab gefüllte Spitzpaprika aus dem eigenen Garten oder selbst panierte Schnitzel, wie meine Mu sie immer macht. Weil ich keinen Klopfer hatte, habe ich die Schnitzel mit einer Pfanne platt geklopft. Ich habe einige Kuchen gebacken und habe den Teig per Hand gerührt, weil ich am Anfang keinen Mixer hatte. Das hat überraschenderweise gut geklappt. Und ich habe selbstgemachten Spätzleteig zubereitet. Die Spätzle sind nicht so dünn, wie die gekauften, aber sehr lecker.
Für Weihnachten habe ich einen Salzteig gemacht und "Plätzchen" gebacken. Diejenigen, die Salzteig kennen, wissen, dass man den Teig nicht essen kann, weil er sehr hart wird, um die "Plätzchen" als Anhänger und Dekoration zu nutzen. Danach habe ich die Ornamente lackiert und bemalt. Einige habe ich mit den Namen der Familie beschriftet. Diese Anhänger hängen jetzt an einem langen Band am Türrahmen.
Am Abend nach unseren gemeinsamen Essen setzen wir uns meistens mit Elvis zusammen und schauen Netflix Filme und Serien. So haben wir schon einige Serienmarathons mit Lucifer und Haus des Geldes hinter uns. Meist liegt Murphy in unserer Nähe und manchmal besucht uns auch Christmas, indem sie auf die Lehne von der Couch springt. Dabei macht sie ein kleines Miau-Geräusch, sodass wir uns bei den ersten Malen richtig erschrocken haben. Sie legt sich dann auf die Lehne und lässt sich von uns streicheln. Die letzten Male habe ich mich getraut, Murphy auf den Arm zu nehmen und runter zu tragen, um sie auf meinem Schoß zu streichel. Dabei miaut sie ein bisschen wehleidig, weil sie wohl nicht 100 Prozent begeistert ist. Danach hüpft sie vom Schoß, um sich im sicheren Abstand mit vorwurfsvollem Blick das Fell zu putzen. Ganz selten gesellt sich auch Zephyr zu uns und rollt sich zu einem kleinen Kringel auf der Couch zusammen. Ich habe das Gefühl, dass Julian zum richtigen Hunde- und Katzen-Flüsterer geworden ist.
Wenn wir frei haben, dann unternehmen wir auch mal etwas. So sind wir in der letzten Zeit erneut nach Niagara-on-the-lake gefahren, um uns das Städtchen anzugucken und ein bisschen zu bummeln. Die Innenstadt hat mir wirklich sehr gut gefallen und es gibt hier so viele kleine Geschäfte, die es zu entdecken gilt.
Außerdem haben wir ein Outlet besucht. Hier haben wir im Lindt-Store für 30 kanadische Dollar 100 Lindtkugeln gekauft haben. Die Kugeln haben wir als Präsent auf den Esstisch gestellt und sie sind weg gegangen, wie warme Semmeln.
Als wir ein Wochenende frei hatten, sind wir nach Toronto gefahren. Über der Firma von Ernie gibt es ein nicht ganz so kleines Apartment, das wir nutzen dürfen. Also haben wir das Wochenende genutzt, um Toronto anzuschauen. Mit dem Bus und der Metro sind wir in die Innenstadt gefahren und haben uns unteranderem das Royal Ontario Museum angeguckt. Als ich die Tickets vor gebucht habe, habe ich nicht nur die normale Ausstellung, sondern auch die Sonderausstellung mit dem Thema Mumien gebucht.
An dem darauf folgenden Tag wurde Julians Geduld auf eine ziemlich harte Probe gestellt! Das Museum ist eines der größten Museen Nordamerikas und hat über (!!) sechs Millionen Exponate. Wir haben Dinosaurier gesehen, Sammlungen über die Geschichte und Kultur Kanadas, Ägyptens, Südamerikas, Afrikas und Europas bestaunt und einige Museumsstücke zur Kunst, Altertumskunde und Wissenschaft gesehen. Besonders hat mir auch die Ausstellung mit den Minerale gefallen. Ich habe schon seit langer Zeit nicht mehr so viele unterschiedliche Arten und Formen von Minerale gesehen. Außerdem hat mich die Ausstellung mit den unterschiedlichen Arten und Farben von Diamanten und Edelsteinen überrascht. Und danach kam noch die spezielle Ausstellung zum Thema Mumien... Dabei bekommt man sehr detaillierte Einblicke in sechs verschiedene Leben von sechs Mumien. Mit Hilfe eines CT-Scans kann man auf Bildschirmen 3D-Bilder von den Mumien sehen. Dabei werden die Grabbeigaben gezeigt und deren Bedeutung erklärt. Oft liegen Amulette bei den Mumien, die die Mumie beschützen sollte.
Nach drei Stunden sind wir fertig im Museum. Julian ist ein bisschen motzig! Er ist sich sicher: Von den sechs Millionen Ausstellungsstücken sind mindestens vier Millionen Vasen und Skulpturen von Köpfen.
Da Julian ein bisschen schneller durch die Ausstellungen gelaufen ist, kommt er zu mir zurück und zieht mich an einigen Glaskästen vorbei: "Hier! Vasen, Vasen, Vasen, Köpfe, Köpfe... Los komm. Das hatten wir doch jetzt schon hundert Mal!"
Am nächsten Tag war der 31.Oktober 2020: Halloween! Elvis und Bob haben Familie und Freunde eingeladen, um Bobs Geburtstag und um Elvis einjähriges Jubiläum in Kanada nach zu feiern. Elvis hat ein Schwein in einem drehenden Grill zubereitet und in einem Kocher, der von beiden Seiten mit heißer Kohle umgeben ist. Außerdem wurden einige Salate und warme Bohnen zum Essen gereicht. In einem riesigen alten Kessel brannte ein Lagerfeuer, um alle zu wärmen, da die ganze Feier draußen stattfand. Als es später kälter wurde, hat Elvis in einer Schubkarre einige Schaufeln heiße Glut gepackt, damit die zweite Gruppe, die keinen Platz ums große Feuer bekommen hatte, nicht frieren müssen. Das Besondere an dem Abend war, dass es einen Vollmond gab, der Blue Moon genannt wird. So nennt man es, wenn ein zweites Mal im selben Monat ein Vollmond zu sehen ist! Am Ende der Party fahre ich Julian und Elvis nach Hause und wir sind natürlich die Letzten, die die Party verlassen.
Seit einer Woche ist die Schwiegermutter von Maguites und Ernies Tochter Olivia bei uns. Beth kommt aus Las Vegas und möchte die Familie besuchen. Da die Tochter von Maguite und Ernie und der Sohn von Beth einen kleinen Sohn haben, bleibt sie für vierzehn Tage hier auf der Farm zur Quarantäne bevor sie ihren Enkel sehen kann. Diese Woche ist Thanksgiving in den USA, während in Kanada schon Anfang Oktober Thanksgiving gefeiert wurde. Trotzdem möchte Beth diese Woche ein großes Thanksgiving-Essen für die Familie veranstalten. Julian und ich dürfen dann mithelfen. Und so werden wir auch noch ein Thanksgiving-Fest miterleben. Es wird gefüllten Truthahn mit grünen Bohnen und Kartoffelpürree und zum Nachtisch einen (von mir gebackenen) Kuchen und eine (gekaufte) Pie geben.
Vor ein paar Tagen, bevor es angefangen hat richtig zu schneien, war es relativ warm für die Jahreszeit. Daher haben wir die Gunst der Stunde ergriffen und sind am späten Nachmittag - kurz bevor die Sonne untergegangen ist - zu den Niagarafällen gefahren. Sobald es dunkel wird, werden die Wasserfälle angestrahlt, sodass sie in unterschiedlichen Farben erstrahlen. Außerdem ist die Umgebung jetzt weihnachtlich dekoriert. Und so haben wir einen schönen Spaziergang mit vielen Fotos gemacht. Mein absolutes Highlight war, als die Horseshoefalls in den Farben der kanadischen Flagge angestrahlt wurden. Die Lampen oder Strahler sind dabei gegenüber von den Wasserfällen. Manchmal sind die Farben nicht so stark. Der Grund dafür ist, dass die Strahler dann eher den Wasserdunst anstrahlt und einfärbt, als die Wasserfälle an sich. Wir waren richtig begeistert von den unterschiedlichen Farben und hatten den perfekten Platz, an dem wir zur gleichen Zeit links die American Falls und rechts die Horseshoefalls sehen konnten. Nach diesem besonderen Ausflug sind wir das erste Mal bei Wendys essen gewesen. Es ist eine Burgerkette, die sehr bekannt in Kanada und den USA ist. Das Besondere ist, dass das Fleisch immer frisch zubereitet und nicht tiefgefroren wird. Das war auf jeden Fall ein leckerer Abschluss unseres Ausfluges.
Als es den ersten Tag richtig geschneit hat, waren wir schon ein bisschen aus dem Häuschen. Der Schnee ist leider nur ein paar Tage liegen geblieben. Aber es war sehr schön die Schneeflocken fallen zu sehen.
Jetzt sind sieben Wochen um und wir haben die Zeit hier richtig genossen. Insgesamt wollten wir acht Wochen - bis Ende November - bleiben. Da Maguite und Ernie uns gefragt haben, ob wir bis Ende Januar bleiben wollen, haben wir erst unter Vorbehalt zugesagt.
Jetzt werden wir aber wahrscheinlich nur zwei weitere Wochen hier verbringen, bevor wir uns zu unserem letzten Abenteuer aufmachen.
Wenn alles nach unserem Plan klappt, werden wir vielleicht warme und sonnige Weihnachten und Neujahr haben, bevor wir uns zurück nach Deutschland aufmachen...