Clara und Matze
Clara und Matze
vakantio.de/cum

Herbstlaub und Frühlingsblühen

発行済み: 29.08.2021

Unsere ersten Nächte in Adelaide verbrachten wir in einem günstigen nicht allzu schlecht gelegenen Airbnb. Ich guckte mir die Stadt an und genoss Streetart und entspanntes Bummeln, bevor ich wieder anfing, Essen auszuliefern. Matze musste morgens 7 Uhr los aber weil wir direkt vor dem Fenster eine laute Straße und eine grelle Straßenlaterne hatten, wachte ich immer schon um einiges früher auf. Nach 4 Tagen zogen wir in eine WG am südlichen Rand der Innenstadt, die sehr gute Lage und der Fakt dass die Mitbewohner vegetarisch/vegan waren hatten mich überzeugt. In den nächsten Wochen sollte ich mehr als einmal an meiner Entscheidung zweifeln, vor allem weil zwei Fensterstücke fehlten und es deshalb immer genauso kalt war wie draußen. Auch mit dem Putzen hatten es die Mitbewohner nicht so… Aber das Haus hatte unbestreitbar Charakter, echte unbarmherzig knarzende Holzdielen und wir hatten ein großzügiges Bett mit einer guten Matratze und einem coolen Retrosessel der an eine Weltraumkapsel erinnerte. Tagsüber fuhr ich Essen mit Menulog und außerdem Supermarktartikel zu Privathaushalten, Matze hatte sich eine Karte für den öffentlichen Nahverkehr besorgt. Die Nachfrage nach Lieferungen war nicht immer so groß wie ich es gern gehabt hätte aber ich lernte nebenbei die Stadt kennen und konnte mich jederzeit ausklinken und die sich nicht allzu oft blicken lassende Sonne genießen. Am Wochenende nach dem Einzug machten wir eine kleine Wanderung im Onkaparinga Nationalpark, wo wir einen Koala in nur 3 Meter Luftlinie entfernt erspähten und einer Deutschen mit ihrem australischen Ehemann begegneten. Von Ihnen wurde uns versichert, dass die Schlangen hier in der Gegend sich im Winter zur Ruhe legten. Eine gute Voraussetzung für unser Überleben, denn der Rest des Weges stellte sich als extrem überwuchert heraus doch wir schlugen uns tapfer durch und meisterten ihn schließlich. In der darauffolgenden Woche spielte ich zum ersten Mal “Pickleball” mit einer Gruppe mir bis dahin unbekannter Menschen, die Treffen werden über die App Meetup veranstaltet, inder verschiedene thematische Gruppen (z.B. Ladies 50plus, Adelaide Wanderer und Jogger oder Adelaide Singles) Treffen organisieren, die dazu gedacht sind, neue Leute kennenzulernen. Pickleball, das eine gut durchmischte Mischung aus Leuten zwischen 25 und 65 Jahren zu spielen schienen ist eine Mischung aus Tischtennis, Tennis und Federball, es wird mit einem unnachgiebigen Ball gespielt und die Schläger sind auch leichter als Tennisschläger.

Am 19. Juni nach getaner Arbeit machte ich mich auf den Weg nach Bowden, ein Stadtteil von Adelaide. Clara wartete schon auf mich, damit wir endlich loskonnten auf die Bushparty, auf die wir uns schon seit Ewigkeiten freuten. Es war gute 2 Stunden nördlich von Adelaide auf einer Farm und wir wollten möglichst noch vor der Dunkelheit ankommen um einen schönen Platz zu finden und unser Lager aufzuschlagen. Die Fahrt verlief reibungslos und wir schafften es rechtzeitig. Ein Platz war schnell gefunden und der Aufbau ging flink von der Hand. Wir hatten nette Nachbarn, einen Vater mit seinem Sohn und dessen besten Freund, Jan, einer der DJs, die am Abend spielten und Steve, sein Kumpel. Und eine Feuerstelle gab's auch. Der Abend verlief eher ruhig, wir tanzten ein wenig, tranken ein paar Bier und saßen die meiste Zeit am Feuer und lernten uns gegenseitig kennen. Clara kochte uns ein leckeres Abendessen. Die Nacht war bitterkalt und so mussten wir uns warmtanzen. Das fiel uns nicht schwer, denn Jan lieferte ein Hammer Set ab, möglicherweise die beste Performance der gesamten Party. Am nächsten Morgen gab es einen schönen Kaffee und wir gingen wieder ein bisschen Tanzen. Das Frühstück war reichhaltig und es gab sogar einen magischen Nachtisch und frisch gestärkt gingen wir auf eine kleine Wanderung mit Jan. Die Wanderung führte uns zum Murray River, der von zwei steilen Felswänden eingeschlossen über die Farm fließt. Zurück von unserer Wanderung machte jeder ein wenig sein eigenes Ding. Clara ging ein wenig tanzen und ich entspannte mit den anderen Jungs an unserem Lagerfeuer. Als es gegen Abend dann wieder kälter wurde starteten die Veranstalter ein riesiges Feuer, das nicht weit von der Tanzflächen aufgebaut worden war. Keiner war mehr tanzen, alle beobachteten das Spektakel und genossen die ungewohnte Wärme - oder eher Hitze. Mir wurde es irgendwann zu viel und auch das Feuer war nicht mehr ganz so spektakulär und so beschloss ich unser Campfeuer wieder in Schwung zu bringen um in gemütlicher Runde ohne die ganzen Leute entspannen zu können. Die Jungs, sichtlich begeistert das Feuer wieder in Gang zu sehen, gesellten sich nach und nach wieder dazu, aber gegen 10 Uhr Abends waren Clara und ich so fertig, dass wir uns verabschiedeten und ins Bett hüpften. Clara war um 2 schon wieder wach und tanzen, ich folgte ihr dann gegen 3 und wir tanzten bis um 6 oder so die Musik dann erstmal ausging für eine Weile. Wir legten uns nochmal hin für 3 Stündchen und dann ging es auch schon langsam ans zusammenpacken. Die anderen waren schon fast fertig, wir genossen einen Kaffee, Jan war noch in den ewigen Jagdgründen. Als wir gegen 12 aufbrachen, weckte ich ihn, wir verabschiedeten uns und fuhren dann nach Waikerie, den nächsten Ort auf dem Heimweg. Dort gab es 3 riesige Getreidesilos, die von 2 Künstlern angemalt worden waren und einen Woolworths, denn wir brauchten noch Essen für die kommende Woche. Ich arbeitete bei Jimmy, Clara lieferte Essen aus, nicht besonders spektakulär. Ein Highlight war für sie sicherlich ein Mädelsabend in einer Spielebar, in der sie sich mit zwei der Mitspielerinnen besonders gut verstand. Wir trafen uns eine Woche darauf als Dreipärchentruppe bei Emma und Sam, die eine eigene Wohnung hatten. Sogar mit einer Heizung und ohne kaputte Fenster. Die Beiden hatten sogar Knabbereien besorgt und extra für Matze und mich Tomatenchutney und Guacamole zu den Chips gemacht. Wir spielten nur 2 Spiele, die meiste Zeit quatschten wir und die Zeit raste dahin. Am Wochenende gingen wir ein wenig Wandern und gönnten uns am Sonntag einen lecker Glühwein in einem Winterdorf mit Eislaufbahn und allem drum und dran. Ganz witzig anzusehen, wie die Australier versuchten europäisches Winterfeeling nachzuahmen.

Meine letzte Woche bei Jimmy und unsere (vor)letzte geplante Woche in Adelaide brach an. Wir beendeten einige der größeren Projekte und räumten ein wenig auf, denn bald wollte er das Haus vermieten. Fertig waren wir zwar noch lange nicht, aber der Rest war auch alleine zu schaffen und ihm ging langsam das Geld aus. Am Samstag packten wir dann unseren Kram wieder alles ins Auto und verließen unsere zügige, kalte Wohnung und fuhren gen Süden, wo wir uns ein nettes Airbnb gebucht hatten. Der Besitzer war Australier, hatte eine deutsche Freundin und noch ein anderes Pärchen war dort, unser Alter, auch deutsch. Ganz witzig mit 5 Deutschen und nur einem Australier… little Germany. Wir blieben 2 Nächte dort, guckten uns tagsüber die Gegend und ein paar Brauer- und Winzereien an und wurden Abends sogar noch auf ein paar Weinchen und Snacks eingeladen. Morgens ging es dann in die Adelaide Hills, wo es einiges zu entdecken gibt. Viele kleine Ortschaften, nicht zuletzt Hahndorf, eine ehemalige Deutsche Siedlung, traumhafte Wanderungen und viel Wein und Bier prägen die Gegend. Wir hatten wieder ein Airbnb, gelegen im idyllischen Mount Barker, das Zentrum der Hills. Wir bleiben 4 Tage dort, so gut gefiel es uns. Die Besitzer waren super nett und - ganz wichtig für Clara - das Haus hatte eine Zentralklima/-heizung. Wir machten jeden Tag einen Ausflug in verschiedene Richtungen, am interessantesten war aber Hahndorf. Hier war alles in Tradition der Lutheraner aus dem ehemaligen Preußen gehalten, welche damals nach Australien ausgewandert waren. Sehr erfrischend mal etwas deutsches, aber nicht bayerisches zu sehen, es gab sogar einen Laden mit typischer Erzgebirgskunst. Wie auf dem Striezelmarkt. Wir wollten unseren Urlaub mit einer Wanderung auf den Mount Lofty, Adelaides höchster Erhebung, anschließen und ließen uns nicht von dem leichten Nieselregen und Temperaturen um die 10°C abschrecken. Auf dem Weg verzogen sich die Wolken allmählich und die Sonne schien und als wir an der Gipfelfahne ankamen waren wir auf einen Ausblick gefasst… Außer einer trübgrauen Wand gab es aber nichts zu sehen, wir waren komplett von Wolken umgeben und nach nur wenigen Minuten stürmte und regnete es. Nun ja, wenigstens gab es im überdachten Bereich vor den Toiletten ein paar Stühle auf denen wir es uns bequem machten bis das Schlimmste vorbei war. Auf dem Weg zurück ins Tal wagten wir einen Umweg über den Botanischen Garten, ich hatte die leise Hoffnung dass trotz der kühlen Tage bereits ein paar Knospen aufgesprungen waren. Und wir wurden nicht enttäuscht: viele der Magnolien und Rhododendren blühten in zahlreichen Farben und im beeindruckenden Kontrast dazu trugen einige der Europäischen Laubbäume noch ihr buntes Blättergewand. Am 9.7., dem Tag an dem wir von unserem kleinen Trip in den Süden und Osten um Adelaide zurückkehrten, kletterte die Temperatur unerwartet weit nach oben, wir nutzten die Gelegenheit für eine kleine Wanderung im Bel Air Nationalpark. Zwar fiel keiner der Wasserfälle, dafür brachen wir unseren Koalasichtrekord von 13 und erhöhten auf 15. Man könnte meinen nach so vielen Malen würde der Niedlichkeitsfaktor sinken, aber zumindest für mich kann davon keine Rede sein. Wir aßen unser hart erwandertes Schlemmerfrühstück auf einer kleinen veganen Imbismesse, ich gönnte mir einen Fischburger, mit Käsenudeln gefüllte Teigtaschen und als Nachtisch die vermutlich süßesten Muffins meines Lebens. Auch Matze war mit seiner Auswahl zufrieden. Da wir gern noch ein bisschen was von Adelaide zu zweit erleben wollten, hatten wir uns nochmal für ein paar Tage ein Airbnb genommen, es war nicht schlecht aber wie viele Häuser in Adelaide ziemlich schlecht isoliert und unsere Gastgeber, eine pakistanische Familie, war nicht gerade sauber aber sonst nett. Am nächsten Mittag saß ich zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit auf einem Pferderücken, ich hatte mir in einer Reitschule auf dem Land eine Stunde gebucht. Obwohl mein "Tarentino" auf mich wie ein durch und durch entspannter Zeitgenosse wirkte, achtete ich auf meinen Sitz und blieb wachsam, die Vergangenheit hatte es mich gelehrt. Das Wetter hielt tapfer durch bis ich wieder im Auto saß, dann ließ es sich komplett gehen. Wir verließen das trübe Draußen und testeten das Angebot einer lokalen Brennerei und Brauerei, vor allem letzte Lokalität ließ Matzes Herz höher schlagen, der Brauer war vor Ort und mit Bieren wie einem Creme Brulee musste er sich nicht verstecken. Abends tranken wir noch ein Weinchen bei Jan und kochten. Am Mittwoch besuchten wir die "Pirate Life Brewery" die in Australien ziemlich bekannt ist, wir hatten daher keine zu großen Erwartungen was die Vielfalt an Spazialbieren anging. Jedoch wurden wir gleich sehr offen und persönlich angesprochen und bekamen von der Zapflady, die die Freundin einer der sechs (!) Brauer war, eine Privatführung durch die Brauerei. Wir entschiedeb uns nach ein paar Kostproben für das Dark Belgian Trippel, ein unglaublich geschmacksintensives und gehaltvolles Bier. Zu unserer Fassungslosigkeit bekamen wir nicht nur diese Getränke geschenkt, sondern noch zwei weitere Sechserpack zum Mitnehmen. Angesichts so viel Großzügigkeit fühlt man sich ja, als hätte man Geburtstag! Später trafen wir uns mit Amy, Bailey, Emma und Sam zum Quizabend in der "Little Bang Brewery", in der ich schonmal zu einer Comedynacht via Meetup war. Wir gaben ein gutes Team ab, Sam hatte ein grandioses Allgemeinwissen und konnte die meisten Fragen quasi allein beantworten, doch bei einigen spezielleren Fragen konnten wir Anderen uns auch einbringen. Ich bin immer noch ausgesprochen stolz darüber, dass ich es als Nichtenglischsprachler schaffte, drei Länder mit der Endung -lia zu finden (probiert es doch auch mal!). Am Donnerstag checkten wir dann aus dem AirBnb aus und Matze hatte mit Jimmy vereinbart, dass wir noch ein bis zwei Nächte in dem kleinen Haus, an dem Matze die letzten Wochen mitgearbeitet hatte, zu schlafen. Ein Bett gab es noch nicht, aber die aufblasbare Matratze wirkte nicht unkomfortabel. Wir starteten den Versuch, am Schiffsfriedhof zu paddeln, bei dem man häufig Delfine sichten konnte. Da Jimmy nur ein Boot besaß, dass er uns ausleihen konnte, schickte ich erstmal Matze zum Testlauf. Aber dunkle Wolken ballten sich über dem Meer zusammen und bald schon traten wir den Rückzug an. Die Schlechtwetterfront richtete sich häuslich ein und die Temperaturen sanken auf ungemütliche 10 Grad, aber das war nicht unsere größte Sorge. Melbourne (im Nachbarbundesstaat Victoria) verzeichnete mal wieder neue Coronafälle, was unsere Reisepläne zum zweiten Mal über den Haufen warf. Was nun? Ich wollte nicht in ein Lockdown fahren und auch nicht die nächsten Wochen rumgammeln und Jimmys Gastfreundschaft überstrapazieren. Nach einigen Minuten Hin und Her fand ich ein Jobangebot für Kartoffelpackungsmitarbeiter. Es würde sicherlich nicht der erfüllendste Job sein, aber eine gute Geldquelle für die nächsten 3-4 Wochen, in denen wir die Lage in Victoria beobachten konnten. Ich fand sogar ein Zimmer, dass für so eine kurze Zeit zur Verfügung stand und organisierte eine Besichtigung für den Sonntag. Es lag wesentlich weiter im Norden des Zentrums als mir spontan lieb war, war jedoch günstig und nur 10 Fahrtminuten von meinem neuen Arbeitsort und eine knappe halbe Stunde von Matzes. Am Samstag ging ich morgens trotz des trüben Wetters eine Runde in Jimmys Wohngegend spazieren und stieß dabei zufällig auf einen kleinen Markt, wo ich ein sehr nettes Gespräch mit einem schottisch stämmigen Mutter-Tochter-Gespann anfing. Alex, die Mutter, bat mir sogar an ein paar Tage bei ihnen zu verbringen, als sie von unserer Situation hörte, ich wollte aber erstmal die Hausbesichtigung abwarten. Alex gab mir ihre Nummer, ihre Freundlichkeit rührte mich und gab mir neuen Schwung. Die Besichtigung lief dann gut, Cynthia, die afrikanische Wurzeln hatte, redete wie ein Wasserfall aber die Wohnung sah sauber und geschmackvoll eingerichtete aus, gehörte ihr aber die meiste Zeit würde sie bei dem Vater ihres Kindes und wohl bald wieder Partner verbringen. Am Sonntag trafen wir uns mit einer gut durchmischten Gruppe zum Wandern, es war schön sich mit verschiedenen Leuten unterhalten zu können und das Wetter hatte deutlich bessere Laune als die letzten drei Tage. Wir freuten uns über die friedlich grasenden Wallabies, aus einigen Beuteln sah man kleine Köpfchen herausgucken. Der Frühling stand vor der Tür... Nachmittags bezogen wir unser neues Heim und am nächsten Morgen stürzten wir und voller Tatendrang wieder ins Arbeitsleben. Der Kartoffelauslesejob dauerte am ersten Tag nicht so lange wie Matzes Arbeitstag, was etwas ungünstig war, weil es von dort aus keinen öffentlichen Nahverkehr gab und Matze das Auto hatte. Ich fand zum Glück ein paar Kollegen, die mich mitnahmen. Nach den ersten drei Tagen kam es selten zu diesem Szenario, weil meistens gut was zu tun war, besonders schlimm gestalteten sich die Freitage, wo ich an meinem längsten Tag 15 Stunden arbeitete. Meist verging die Zeit wenigstens schnell und mein Gehirn kam nicht dazu, sinnlose Gedanken zu wälzen. Gleich am Dienstag hatte es einen Coronafall in unserem Bundesstaat gegeben und es wurde ein einwöchentlicher Lockdown angeordnet. Wir waren froh, dass wir beide trotzdem Geld verdienen konnten, so verging die Woche recht flott. Als es dann wieder erlaubt war, luden wir Jan zu uns zum Spieleabend und Essen ein, es war schön sich mal ohne seine 2 etwas streitlustigen Kinder und ihre laute Playstation unterhalten zu können. Er hatte Rummikub dabei, was ich seit Ewigkeiten nicht gespielt hatte. Auf Arbeit herrschte zu viel Lärm und Stress um nebenbei mal eine Konversation führen zu können. Ich war die einzige Deutsche, ansonsten gab es 3 Italiener, 3 Franzosen, 3 Chinesen, 2 Inder, einige weitere Ostasiaten. Von den Chefs waren auch nur die Hälfte Australier, manchmal gab es deshalb Kommunikationsschwierigkeiten, nicht selten kam es vor, dass man an ein Fließband gestellt wurde, ohne überhaupt eine klare Ansage zu bekommen, was die Auslesekriterien oder der erwünschte Qualitätsgrad waren. Manchmal verging eine halbe Stunde in der man kaum etwas zu tun hatte, dann lief die Maschine auf Hochtouren ohne Unterbrechung stundenlang und man konnte unmöglich alle schlechten Kartoffeln herausfischen. Am Anfang deprimierten mich solche Phasen ziemlich und ich machte mich selber verrückt, mit der Zeit sah ich ein, dass der menschliche Körper nun mal Grenzen hat. Matze hatte einen zweiten, etwas größeren Heizkörper von Ian bekommen, sodass wir es uns echt gemütlich machen konnten, so ganz leger mit Pullover statt Jacke und dicke Decke. Die Isolierung der meisten Häuser hier in Australien ist eine komplette Katastrophe, man denkt nur an die warmen Sommer, Fugen werden nicht abgedichtet und meist gibt es Spalten unter allen Türen, sogar der Haustür. Von Doppeltverglasung haben die Meisten noch nichts gehört. Nichtsdestotrotz, wir fühlten uns sehr wohl in unserem temporären Zuhause und verbrachten viele faule Abende nach oft langen Arbeitstagen auf dem großen bequemen Sofa. An einem freien Wochentag traf ich mich mit Alex aus Schottland zum Kaffeetrinken, obwohl sie schon einiges älter war als ich, konnten wir uns super unterhalten, sie und ihr Mann bildeten eine nicht allzu unbekannte Band, die vor Coronazeiten quer durch Australien tourte. Das "unstete" Reiseleben liebte sie daher genauso wie ich und konnte meine Abneigung gegen den Gedanken, den Rest meines Lebens den gleichen Job zu haben, voll und ganz verstehen. Während diverser künstlerischer Pausen hatte sie sich mit allen möglichen Gelegenheitsjob über Wasser gehalten. An unserem vorerst letzten Wochenende in Adelaide verbrachten wir einen netten Lagerfeuerabend bei Amy und Bailey im Garten, Sam und Emma waren auch da. Ich hatte sie ins Herz geschlossen und der Gedanke, sich nun verabschieden zu müssen, machte mich ein wenig melancholisch. Wir bestellten Pizza, tranken und erzählten Anekdoten. Außerdem planten wir, mit Emma und Sam im Sommer einen Trip nach Kangaroo Island zu machen. Matze und ich übernachteten im Haus, es war ein ziemlich weiter Fahrtweg zu uns nach Hause und so konnten wir am nächsten Morgen nochmal eine nette Wanderung durch den nur wenige Minuten entfernten Nationalpark machen. Der Fluss, der sich diesen entlangschlängelte, hatte durch den Regen der letzten Tage deutlich mehr Wasser als sonst, wir mussten Umwege gehen und schließlich hindurchwaten, um wieder auf die andere Seite zu gelangen, es gab keine Brücke. Es war der wärmste Tag seit langem und so ließ sich das Beißen des eiskalten Wassers ganz gut ertragen. Da unser Dachzelt seine guten Tage nun entgültig hinter sich hatte, kauften wir das gleiche Model, nur wenige Male benutzt über Facebook. Da Matze noch ein paar Sachen aus dem alten Zelt verwerten wollte, fuhren wir dann also den Rest des Tages mit zwei Zelten auf dem Dach herum, wofür wir einige irritierte Blicke ernteten. Zum Glück begegneten wir keinem Polizeiauto. Wir trafen uns mit Jan zu einem Abschiedsessen in einem veganen Restaurant, das Menü hatte eine so große Vielfalt an Optionen, dass ich mich echt ärgerte, dass wir es nicht schon einmal eher dorthin geschafft hatten. Alles was wir bestellten, schmeckte grandios und auch Jan wirkte ausgesprochen zufrieden. Die letzte Runde Rummikub gewann ich, damit war der Tag perfekt- zumindest für mich

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