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Same same - but different

Ebipụtara: 25.10.2018

Sieben Wochen war ich nun den Sundarbans. Das letzte Mal habe ich mich hier vor mehr als vier Wochen gemeldet. Der richtige Zeitpunkt war einfach noch nicht gekommen, obwohl ich es mir ein paar Mal fest vorgenommen habe, an einem freien Tag etwas zu schreiben. Aber die Worte wollten nicht richtig fließen. Vielleicht muss ein Kapitel erst abgeschlossen sein, bevor ich darüber berichten kann. Das Kapitel Sundarbans und Kolkata ist nun abgeschlossen - zumindest vorübergehend. Nun sitze ich in meinem Hostel in Chennai, 1700 Kilometer und 30 Stunden von Kolkata entfernt, Mein Herz fühlt sich ein wenig schwer an, man kann es wohl Melancholie nennen. Einerseits bin ich gespannt und freue mich, auf das was vor mir liegt. Andererseits fiel mir der Abschied von der inzwischen sehr vertrauten Umgebung und all den lieben Menschen, die ich in mein Herz geschlossen habe, wieder nicht leicht. 

Die freundliche Familie, die im Zug ihr Abendessen mit mir geteilt hat, ohne zu fragen, als wäre es selbstverständlich, hat mir aber auch wieder bewusst gemacht, wie schön es sein kann, unterwegs zu sein.



In 30 Stunden kann man eine Menge Chai trinken.

Ich versuche mein Bestes, um die letzten Wochen auf der Insel Satjelia im Dorf Sukumari zusammenzufassen. Nachdem meine Schwester zurück nach Deutschland geflogen ist bin ich nach zwei Tagen in Kolkata wieder zurück ins Backpackers Eco Village gefahren. Von da aus habe ich mich ja dann auch schon hier gemeldet. Als ich an dem Tag am Flussufer saß, um den Bericht zu schreiben, bekam ich zwischendurch Besuch von ein paar Jungs aus dem Dorf, die mich ein wenig von der "Arbeit" abgelenkt haben.



Nach dem freien Tag ging dann aber auch für mich die Arbeit im Dorf wieder los. Es gab und gibt dort immer noch so viele Baustellen, so viele Dinge, die erledigt sein sollen, bevor im November die Hauptsaison beginnt und an manchen Tagen bis zu 150 Touristen gleichzeitig da sind. Zwei neu Häuser mit Schlafplätzen werden gebaut und ein großer Essensbereich, in dem viele Menschen gleichzeitig Platz haben sollen.

Das Grundgerüst aus Bambus und Beton wird von den Frauen mit Lehm verputzt

Wanddekoration in einem der neuen Häuser


Wenn ich irgendwann wiederkomme wird hier einiges ganz anders aussehen

Da dies Mal Rajesh, einer der drei Brüder und Betreiber des Eco Village die ganze Zeit vor Ort war, gab es für mich konkrete Aufgaben zu erledigen. Als ich im März für zwei Wochen da war, musste ich mir meine Arbeit meist selber suchen und habe einfach bei dem geholfen, was offensichtlich zu erledigen war. Die meiste Zeit war ich in den letzten Wochen mit Streichen von verschiedensten Dingen beschäftigt. Meist waren das Türen, Fensterrahmen und ähnliche Dinge aber es gab auch immer mal wieder etwas Abwechslung.

Wie zum Beispiel ein altes öffentliches Telefon, das plötzlich zu einem kleinen Stück Kunst wurde.

Nicht nur einmal habe ich Touristen gesehen, die mit dem Hörer am Ohr dort standen. 

Ein Stück Babus...

...das dann den Essensbereich ein wenig verschönert, dessen Fußboden die Frauen hier auf dem Bild zu reinigen versuchen. Da es nicht funktioniert hat, wurde dann kurzerhand ein Teppich ausgelegt und nach einem Tag war der Ort, der bei meiner Ankunft eine einzige Rumpelkammer war, plötzlich ein gemütliches Wohn- und Esszimmer. Ein Treffpunkt für Alle, wann immer man etwas Zeit hatte.


Auch das Pferd Lucy kam regelmäßig vorbei.

Caroline aus der Schweiz, die für dreieinhalb Wochen zum Helfen da war mit Sonu - ein Abschiedsfoto

Spaß mit Tumpa, Shonda, Josna und Laura aus Kanada, die mit mir zwei Wochen im Dorf verbracht hat...

...und eines der beiden Eingangstore gestalten durfte. Mit Laura hatte ich eine Menge Spaß und ich hab sie nach ihrer Abreise oft vermisst.

Zwischenzeitlich hatte ich Lust, mal etwas anderes zu machen, als große Flächen mit weißer oder schwarzer Farbe zu bepinseln. Im neu eingerichteten Wohnzimmer war noch eine weiße Bambusstange unbemalt und Rajesh meinte, ich dürfe auch gerne mal etwas Kreatives machen. Ich fühle mich selber nicht als begabte Zeichnerin aber irgendwie hatte ich Lust, auch etwas Schönes dort zu hinterlassen. Also hab ich mich eines morgens getraut und die Bambusstange mit Blumen verziert.

Ist gar nicht sooo schlecht geworden, finde ich.

Und sie ist ein beliebter Platz zum Anlehnen. Inzwischen sieht sie schon ganz schön mitgenommen aus. Achja, die schwarzen Bambusbalken unter dem Strohdach habe ich auch gestrichen. Eigentlich sollte ich alle Balken dort streichen aber es kam dann, wie so oft, eine andere Aufgabe dazwischen. Es konnte mir auch keiner sagen, wie genau ich dort oben ran kommen sollte aber dafür hätte sich sicher irgendeine Lösung gefunden. 

Als Türen, Fenster und auch mein kleines Kunstwerk soweit fertig gestrichen waren sagte Rajesh eines Abends zu Caroline und mir: "Jetzt seid ihr bereit zum Boot streichen!" Okay klar, warum nicht, dachte ich mir. Da wusste ich noch nicht, dass vor dem Streichen erstmal die gefühlt 100 alten Farbschichten abgekratzt werden müssen. Richtig geeignetes Werkzeug gab es dafür nicht, auch keine funktionierende Schleifmaschine. 

Mit diesem schweren Metallteil ging es immerhin besser als mit Schleifpapier aber so richtig vorwärts gekommen sind wir trotzdem nicht. 

Die Aussicht vom Arbeitsplatz war großartig, das Arbeiten tagsüber in der prallen Sonne aber ziemlich ermüdend.

Und komischerweise hatten Caroline und ich manchmal das Gefühl, dass wir die Einzigen sind, die was tun.

Zum Glück wurde das Boot am nächsten Tag gebraucht, um in den Dschungel auf Safari zu fahren und wir konnten unsere Arbeit leider nicht fortsetzen. Dafür bekamen wir eine neue Aufgabe. Ein paar alte Stühle und eine Bank benötigten neue Sitzflächen und Rückenlehnen und zum Teil auch neue Farbe. Noch nie gemacht aber learning by doing funktioniert ja meist ganz gut. Und so wurden aus unbrauchbaren Stühlen Möbel fast wie neu.



Ich gebe zu, Caroline ist die Meisterin im Stühle reparieren. Ich war quasi nur ihre Assistentin, weil das mit vier Händen deutlich einfacher geht als mit zwei. Dieser Junge, der ab und zu vorbei kam, hat dann auch mal meine Aufgabe überommen.




Getestet und für gut befunden: "Khub bhalo"  - sehr gut in Bengali

An einem Tag, während wir an der Bank gearbeitet haben, kam ein Mann, der die Kokosnüsse von den Palmen geerntet hat. Wie gut für uns, dass wir gerade in der Nähe waren.



Zwischendurch gab es immer auch mal wieder die Gelegenheit, bei anderen Dingen zu helfen. Zum Fischen wurde ich immer wieder gerufen



Dieses Mal war es ein richtig guter Fang...

... ein 5kg schwerer Fisch


An einem anderen Tag musste unbedingt ein Zaun repariert werden und es gab nicht genügend Leute zum helfen. Also wurden Caroline und ich gebeten, zuzufassen. Erstmal musste das Netz von einem alten Zaun entfernt werden. Dazu ging es mitten rein in den Schlamm.

Hier sind gerade sehr viele Männer aus dem Dorf dabei, die Uferböschung wieder mit Lehm aufzuschichten. Das ist unbedingt notwendig, um das Salzwasser aus dem Fluss fernzuhalten, da es sonst die Böden für den Reis- und Gemüseanbau zestören würde, so wie es 2009 durch den Zyklon Ayla geschehen ist. In jeder Monsunzeit verlieret der Deich an Höhe und Stabilität. Da es zu lange dauert, um auf Hilfe der Regierung zu warten, treffen sich möglichst viele Menschen, um diese Arbeit gemeinsam zu erledigen.

Ich stapfe dort hinten links durch den Matsch, um das Netz zu holen, mit dem wir den Zaun an einer anderen Stelle erneuern sollen. Leider bin ich auf dem Rückweg durch irgendwas sehr scharfes gelaufen und hatte plötzlich eine lange Schnittwunde unterm Fuß, die die weitere Arbeit in den nächsten zwei Tagen etwas erschwert hat. Und mein geliebtes Barfußlaufen - ich hatte für etwa fünf Wochen weder Schuhe noch Flip Flops an - musste ich zwischenzeitlich aufgeben. 

Manchmal, wenn ich zum Sonnenuntergang am Flussufer saß, dachte ich, dass all die Arbeit an diesem Deich wohl manchmal sehr frustrierend sein kann und auch ein Wettlauf gegen die Zeit und vor allem die Natur ist. Durch Bodenerosion brechen hier ständig Teile vom Land weg, was die Insel langsam oder stetig kleiner werden lässt. Als ich das erste Mal hier war sah mein Platz am Ufer noch ganz anders aus. Und allein in den sieben Wochen hier konnte ich fast täglich eine Veränderung sehen.



Wie lange der Mann wohl noch von diesem Platz aus fischen kann?

...durch die viele Arbeit und den Alltag, der sich dadurch ziemlich schnell eingestellt hat, vergingen die Tage und Wochen wie im Flug. Ich hatte zwischendurch oft überhaupt kein Zeitgefühl und war immer erschrocken, wenn mir bewusst wurde, dass schon wieder eine Woche vergangen ist.

Allerdings habe ich auch nicht nur gearbeitet. Ich konnte mir immer mal wieder Zeit nehmen, einen der Tourguides zum Dorfspaziergang mit anschließender Bootsfahrt zu begleiten. Dabei haben sich immer wieder ein paar schöne Fotomotive gefunden:




Ich wünschte ich wäre zur Reisernte im November wieder hier.

Die kleinen Ziegen sind gerade zwei Tage alt




Diese Frau wird versuchen, ein paar Fische aus dem Regenwasserteich, der an der Stelle eher eine große Pfütze ist, zu angeln.

Die Sonnenuntergänge sind vom Boot aus besonders schön.

Immer mal wieder, wenn ich freie Zeit hatte und mit offenen Augen durchs Eco Village gelaufen bin, habe so viel Schönes in der Natur entdeckt. Je länger ich dort war, desto mehr habe ich allerdings auch gemerkt, wie ich mich an all das Besondere gewöhne, wie es selbstverständlich wurde. Und dann habe ich mich gefragt, wie sehr den Menschen, die hier leben und arbeiten eigentlich noch bewusst ist, von wieviele kleinen und größeren Wundern sie täglich umgeben sind. 









Foto: Manjit (Thank you!!!)

Ich gebe zu, dass ich mich mit dieser Spinne in meinem Badezimmer erstmal anfreunden musste. Ich habe noch nie so eine große Spinne gesehen und vor einem Jahr wäre ich vermutlich schreiend rausgerannt und hätte nachts nicht geschlafen. Aber inzwischen weiß ich: die Spinne macht ihr Buisness, ich mache meins. Solange ich sie in ruhe lasse, lässt sie mich in Ruhe und sie hat wenig Interesse daran, in mein Bett zu kommen, wovor ich immer am meisten Angst habe. 

Abends ging es ab und zu in die "Dorf Bar", um selbst gebrauten Reiswein - "Hariya", zu trinken. Allein die Reaktionen der Touristen, die zum ersten Mal hier waren und die Trinkgefäße sahen, war es wert mitzukommen. Aber ehrlich gesagt mag ich inzwischen auch den Geschmack dieses Gebräus aus fermentiertem Reis und verschiedenen Blättern der Mangroven, die getrocknet und dann in Form einer Tablette unter den Reis gemischt werden. Wenn es nicht bewölkt ist, kann man das Getränk unter freiem Himmel mit Millionen von Sternen genießen. Die Bar ist auch keine Bar sondern das Haus einer fünfköpfigen Familie, die hier unter einfachsten Bedingungen und noch immer ohne Strom lebt. In fast jedem Haushalt wird Hariya hergestellt und nach einem Tag harter Arbeit trifft man sich, um gemeinsam zu trinken.
Der wöchentliche Hahnenkampf, bei dem ich im Februar schon war, findet nach Ende der Monsunzeit auch wieder statt. Und auch wenn ich es weiterhin für eine barbarische Sitte halte, hat es mich doch ein paar Mal dorthin verschlagen. Zum einen, um das Ereignis den anderen Voluntären nicht vorzuenthalten, zum anderen, um auch noch mal andere Gesichter zu sehen als die derjenigen, die im Eco Village arbeiten.







Und Hündin Lucky kam hier auch gern vorbei.


Wiedersehensfreude...

Okay, ich habe beim letzten Mal angekündigt, dass es eine Geschichte zu diesem Hund gibt. Ich erzähle sie, versuche es aber kurz zu machen. Dieser Hund ist als Welpe irgendwann vor das Auto der Backpackers gelaufen, als es auf dem Weg nach Kolkata war. Damit sie nicht von einem anderen Auto überfahren wird, wurde sie kurzerhand mitgenommen und lebte erstmal ein paar Monate in Kolkata im Büro. Im März, als ich auch gerade im Eco Village war, brachte Manjit sie dann mit dorthin - es sollte ihr neues zu Hause werden. Und ich hab mich direkt in sie verliebt. Leider ist Lucky nicht besonders gut erzogen und für die Leute hier doch nur ein Hund von der Straße. In der letzten Zeit hat sie sich mit einer Gang von anderen Hunden zusammengetan. Gemeinsam jagen sie Ziegen, was die Bauern überhaupt nicht witzig finden und das bedeutet auch Ärger für das Eco Village. Deswegen wurde beschlossen, Lucky auf einer anderen Insel auszusetzen. Als ich nach drei Tagen in Kolkata zurück kam, war sie tatsächlich nicht mehr da und ich war ziemlich traurig. Aber plötzlich nach weiteren zwei Tagen stand sie klitschnass vor mir. Sie war den ganzen Weg von der anderen Insel zurück geschwommen. Was für ein mutiges Tier! Ob sie nun bleiben kann, weiß ich nicht. Ich hoffe es für sie. Am liebsten würde ich sie mit nach Deutschland bringen aber das ist alles eine eher komplizierte, langwierige und wahrscheinlich teure Angelegenheit für die man mindestens vier Monate vor der Ausreise alles organisieren muss. Das war also die Hunde-Geschichte.

Ich hatte Glück, dass ich genau im richtigen Zeitraum in Sukumali war. Denn Mitte September fand dort das größte Festival der Insel statt; zu Ehren der Schlangengöttin Maa Mansha, die in Bengalen besonders verehrt wird. Sie soll die Menschen vor allem davor bewahren von einer dier vielen Giftschlangen gebissen zu werden, was bei der Arbeit im Reisfeld nicht ungewöhnlich ist. Die Backpackers haben dem Dorf vor einiger Zeit einen Tempel gestiftet, um den herum nun einmal im Jahr für mindestens sieben Tage Ausnahmezustand herrscht. In dieser Woche war alles anders. Jeden Abend gab es Programm, täglich kamen mehr Menschen ins Eco Village. Freunde und Familie der Backpackers Brüder, großartige Musiker und Künstler, die alle einen Teil dazu beigetragen haben, diese Tage zu etwas ganz besonderem zu machen. 

Die sonst eher ruhige Dorfstraße direkt hinter dem Eco Village verwandelte sich in eine kleine Partymeile mit großem Festzelt. Der Tempel war wunderschön geschmückt.



Eine Gallerie der typischen Götterfiguren aus Lehm und Stroh wurde aufgebaut und am letzten Tag des Festivals im Fluss versenkt.


Überall waren kleine Stände mit Streetfood aufgebaut. Hier Jalebi - ich liebe es. Jeden Abend nach drei dieser Teile aus purem Zucker habe ich geschworen, dass ich am nächsten Tag die Finger davon lasse. Aber am nächsten Abend war das wieder vergessen, sobald jemand mir eine Tüte mit dem frisch fritierten, heißen Gebäck vor die Nase gehalten hat. Wer die Film "Lion" gesehen hat, kann sich vielleicht an die Szene erinnern, wie die zwei Brüder mit großen Augen vor einem Stand mit Jalebi stehen. Daran musste ich oft denken in diesen Tagen.

Das hier ist ein mobiles Tattoo Studio. Der junge Mann im pinken Shirt wurde gerade frisch tatoowiert. Ich habe leider zu spät auf den Auslöser gedrückt. Und NEIN, ich habe kein neues Tattoo.

Es hat viel geregnet in diesen Tagen und oft stand das Zelt mit der Bühne unter Wasser. Die Jungs hier kehren das Wasser mit Besen raus, damit die Menschenmengen abends wieder das Programm im sitzen genießen können.

Und da waren viele Menschen, die das tun wollten, ist dieses Festival doch ein Highlight des Jahres.

Wir natürlich auch.








Es gab live Musik, Theater und Tanzvorführungen.
Chai auf der Bühne für die Musiker
Freunde der Backpackers spielen indische Rockmusik - richtig gut!
Man achte bitte auf die Mikros, die von der Decke hängen.
Backstage

Es gab so viele lustige, schöne, spannende und interessante Momente in dieser Woche, die sich in verschiedenen Situationen mit verschiedenen Menschen begeben haben. Ich merke, dass es nicht möglich ist, diese hier wiederzugeben. Ich kann aber versichern, dass es eine unglaublich tolle und intensive Woche war und ich bin dankbar, dass ich die Zeit dort miterleben durfte und das mit vielen tollen Menschen.

Hier hab ich mich, nachdem ich erstmal eine Stunde zugeschaut habe, mal an einer etwas anderen Arbeit probiert. Die Tage während des Festivals waren für mich her entspannt und ich konnte meine anderen Aufgaben für eine zeitlang liegen lassen. 
Generell waren alle in diesen Tagen etwas entspannter. Und es war immer mal Zeit für besondere Dinge.


Ich bekam zum Beispiel mein erstes Mehndi - ein typisch indisches Henna Tattoo, was zu besonderen Anlässen getragen wird.
Und ich durfte jemandem ein Mehndi verpassen. Bei so einer kleinen Zappelhand war das gar nicht so einfach. Aber Depanita hat es gefallen.

Und sie durfte dann Jogdish Da auch eins auf die Hand malen, worauf sie unfassbar stolz war.

Depanita ist meine ganz spezielle Freundin geworden. Sie ist die Tochter von Bimala, eine der jungen Frauen, die hier arbeitet und die ich sehr ins Herz geschlossen habe. Depanita war am Anfang so schüchtern. Evelyn und ich haben alles versucht, um sie mal zum lächeln zu bringen. Zum Schluss haben wir sogar überlegt, sie mit Süßigkeiten zu bestechen. Haben wir aber nicht gemacht. Und dann plötzlich,an einem Abend während des Festivals - ich war auf dem Heimweg - hielt Depanita meine Hand auf dem Weg nach Hause, durch die vielen Menschen hindurch. Sie hatte den kleinen Sohn von Tumpa an der Hand und gemeinsam sind wir dann den Weg zurück gelaufen, ihre Mütter irgendwo hinter uns. Seitdem war das Eis gebrochen und ich habe Depanita von einer ganz anderen Seite kennengelernt. Überhaupt nicht mehr schüchtern und zurückhaltend, sondern ständig plappernd, lachend und auch gerne mal ein bisschen frech.
Ich hatte immer das Gefühl, dass sie es genießt, wenn ich Quatsch mit ihr mache. Hatte doch ihre Mutter wenig Zeit neben der vielen Arbeit.

Sie sind zuckersüß, haben es aber auch faustdick hinter den Ohren.
Ihre Mütter, Tumpa (neben mir) und Bimala (hinter mir), nachdem sie mir mal wieder die Nägel lackiert haben.
Ein besonders großes Highlight für mich während meiner Zeit im Eco Village war der Nachmittag, an dem ich das erste Mal einen Sari anziehen durfte. Ich hatte bisher kein besonders großes Interesse daran und es gab auch keine richtige Gelegenheit. Ich wollte auch nicht einfach in ein Geschäft gehen und einen Sari anziehen und ihn dann doch nicht kaufen. Denn wann hat man in Deutschland die Gelegenheit, so ein besonderes Kleidungsstück zu tragen?
Bimala fragte mich aber immer wieder ob sie mir mal einen mitbringen soll, damit wir dann Fotos zusammen machen können. Das wollte ich auf jeden Fall und genau an dem Tag, an dem ich die anstrengende Arbeit hatte, das Boot zu streichen, kam Depanita nachmittags angelaufen und hat mich zur Küche gerufen. Da wartete ihre Mutter mi dem Sari. Sie musste mir natürlich helfen ihn anzuziehen. Draußen standen dann alle, die gerade in der Nähe waren neugierig herum, es gab eine lange Fotosession und für die nächsten zwei Tage war das Gesprächsthema Nummer eins im Eco Village und ich musste allen immer wieder die Bilder zeigen. Ich gebe aber auch zu, dass ich mir ganz gut gefalle im Sari, was ich vorher nie gedacht hätte. 


Bis ich dieses Foto gesehen habe, war ich mir nicht über unseren Größenunterschied bewusst.
Vielen Dank für dieses tolle Erlebnis. Vielleicht bekomme ich ja beim nächsten Mal die Gelegenheit, einen Tag lang im Sari zu arbeiten, so wie es die Frauen hier tun. Ich stelle mir das ganz schön schwierig vor.

So vergingen die Tage und Wochen manchmal mehr, manchmal weniger ereignisreich aber insgesamt extrem schnell. In den letzten Tagen habe ich mich entschieden, das Angebot von Rajesh anzunehmen und noch einmal (kostenfrei, als Dankeschön für die Arbeit) mit in den richtigen Dschungel zu fahren. Einen Tiger habe ich auch dieses Mal nicht gesehen aber trotzdem war es ein schöner Ausflug.





Immerhin einen kleinen Tiger haben wir getroffen.
Und eine sehr giftige Schlange aus sehr geringer Distanz.




Der beste Platz auf dem Boot - leider ist Sonnenbrand unvermeidlich
Ich werde die Sonnenuntergänge über den Mangroven vermissen.

Als Caroline und ich von der Tour zurückkamen, wussten wir noch nicht, dass dies unser letzter Abend sein würde. Eigentlich wollten wir gemeinsam am übernachsten Morgen abreisen. Da aber kein Platz im Auto frei war, mussten wir spontan einen Tag früher nach Kolkata zurück. Ich bin froh, dass wir an diesem letzten Abend noch ein paar Abschiedsbilder gemacht haben.
Deben - der beste Koch überhaupt
Gita
Bimala mit ihrem wunderschönsten Lächeln, dass sie auf Fotos überhaupt nicht gern zeigt.
Lieber schaut sie so Ernst wie hier mit Gita und Shonda.


Ajay - der dritte der drei Backpackers Brüder. Er war während meines ganzen Aufenthaltes auch hier im Dorf und hat mir die ein oder andere langweilige Minute mit einer seiner vielen Geschichten vertrieben.

Ein erstes und letztes Foto mit Rajesh Baba - das Eco Village ist sein Herz, seine gesamte Leidenschaft steckt in diesem Ort und das kann man deutlich sehen und fühlen. Ich bin ihm sehr dankbar, dass ich so viel Zeit hier verbringen durfte, dass er mir Aufgaben anvertraut hat, ohne zu wissen, ob ich das kann. Und besonders dankbar bin ich dafür, zu wissen, dass ich jederzeit wieder herzlich willkommen bin. 
Der Abend, von dem ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass es vorerst der letzte sein würde, war nochmal ganz besonders. Es war schon relativ spät, ich war von der langen Bootstour in den Dschungel ziemlich müde und wollte eigentlich gerade ins Bett gehen, als mir Rajesh mit ein paar Mädels aus dem Dorf über den Weg lief und mich fragte, ob ich mit zum Festival komme. Denn am 15.Oktober startete die Durga Puja, ein Festival, das besonders in Kolkata sehr große gefeiert wird. Dazu später aber mehr. Diesmal war der Weg nicht so kurz wie zum Maa Mansha Festival, also fuhren wir mit dem Elektro Tuk Tuk über die Insel und besuchten ein paar der Orte, an denen gefeiert wurde. Es war ähnlich wie das letzte Festival: viele Stände, ein paar festlich geschmückte Tempel und Musik, Tanz und Theater.



Seifenblasen - nicht nur was für Kinder.

Das schönste an diesem Abend war allerdings die Fahrt über Insel. Es war irgendwie eine besondere Nacht. Es begann in den letzten Tagen schon deutlich kühler zu werden. Die Luft war frisch und klar und der Mond war einfach wunderschön, besonders wie er sich in den Regenwasserbecken neben den Häusern spiegelte. Die Reisfelder lagen im Nebel und es war unfassbar still an den Orten wo nicht gefeiert wurde. Eine tolle letzte Nacht, die ich mir sicher immer wieder ins Gedächtnis rufen werde, wenn ich in einer der hektischen und stickigen Städte bin und die Natur vermisse.

Am Donnerstag, dem 18.Oktober hieß es dann erstmal endgültig Abschied nehmen und auf nach Kolkata. Dort wollte ich mir unbedingt noch ein paar Momente der Durga Puja ansehen. Es ist eines der größten Festivals in Kolkata, das zu Ehren der Göttin Durgha stattfindet. Mit dieser bin ich zu Beginn meiner Reise schon mal in Berührung gekommen, als mir ein alter Mann in den Bergen von Uttarakhand eine Mala und ein Durga-Mantra gab. Schon damals wusste ich, dass ich im Oktober wohl in Kolkata sein werde und ich wollte unbedingt das Festival miterleben. In den letzte Tagen vor meiner Abreise aus den Sundarbans überkamen micht allerdings Zweifel, da ich doch etwas Sorge vor den Menschenmassen hatte, die in der Stadt sein würden. Ich dachte, dass es vielleicht doch nicht unbedingt sein muss, das mitzuerleben. Doch jetzt im Nachhinein bin ich froh, dass mich die ungeplant frühere Abreise quasi dazu gezwungen hat. 
Schon auf dem Weg aus den Sundarbans nach Kolkata konnte ich aus dem Auto heraus einige der temporären Tempel bestaunen, die extra für das Festival aufgebaut werden.
Die Straßen waren voll und wir erreichten Kolkata erst am späten Abend. Ein Hotelzimmer hatte ich erst für zwei Tage später reserviert, da alles aufgrund des Festivals ausgebucht war. Zum Glück konnte ich die ersten beiden Nächte in der leer stehenden Wohnung von Rajesh übernachten, die sich direkt hinter dem Büro der Backpackers befindet. Als ich am nächsten Nachmittag dort vorbei kam sagte mir Mowgli, der dritte der Backpackers Brüder, dass er gleich mit einer Gruppe Touristen eine Motorrad Tour machen würde, um sich ein paar der Pandels, so heißen die temporären Tempel, anzuschauen. Spontan fragte ich, ob zufällig noch ein Motorrad und ein Fahrer frei sind und ich hatte Glück. So kam ich in den Genuss, einige der kunstvollen Tempel bewundern zu können, die ich allein wahrscheinlich nur schwer gefunden hätte. Und auch die Tour auf einer Royal Enfield durch das wuselige Kolkata war ein Erlebnis. Angst und schweißnasse Hände aufgrund des rasanten Fahrstils wechselten sich ab mit Begeisterung  und einem breiten Grinsen im Gesicht aufgrund der Freude über dieses spontane Abenteuer, zu dem ich wahrscheinlich vor einer Weile eher nein gesagt hätte. 


Als ich Ende August mit meiner Schwester in Kalkuta war und gesehen haben, wie die Bambusgerüste für die Pandels aufgebaut werden, hatte ich überhaupt keine Vorstellung davon, was für Kunstwerke daraus entstehen würden. Und all das nur für einen Zeitraum von etwa zehn Tagen.


Alle Pandels haben eine Art Motto, das mal mehr, mal weniger leicht zu erraten ist. 



Allen gemeinsam sind aber die im inneren aufgestellten Abbil

Zaa