प्रकाशित: 19.11.2019
14.11.2019
Heute Morgen klingelte schon wieder um 6:30 Uhr der Wecker. Während Jonas sich per E-Mail mit seiner Krankenkasse auseinandersetzte, holte ich Brötchen. Die gab es für mich dann mit Bananen, die wir auf dem Markt geholt hatten und Jonas machte die Marmelade leer. Somit hatten wir keine überflüssigen Lebensmittel, die wir während der Wanderung zwischenlagern mussten. Yay! :D
Als wir zu unserem Touranbieter kamen, sahen wir, dass sich noch eine dritte Person für den Trek gemeldet hatte
Wir erhielten noch einen Sommerschlafsack (nachts ist es hier generell deutlich kälter als tagsüber) und eine Iso-Matte und dann ging es ab in den Van. Unser Tourguide ist Peng, ein 26-jähriger Laote, der schon immer in Luang Namtha wohnt. Zusammen mit ihm fuhren wir auf einen Local Market. Anders als in den Läden oder dem Night Market hier, werden dort wirklich fast alle möglichen Lebensmittel angeboten. Neben den Klassikern wie Obst und Gemüse, das teilweise aber auch exotisch ist und das man wahrscheinlich in keinem deutschen Supermarkt auf Anhieb findet, gab es vor allem auch eine „Fleich-Ecke“, die naja...eine „Erfahrung“ war :p
Dort gab es Tierfüße (Ochse) und ganz viele andere verschiedene Tierarten, inklusive der Körperteile, die wir als Deutsche eher nicht anrühren würden. In ein paar Schwimmbecken schwammen außerdem Fische, die bei Nachfrage mit einem Sieb gefangen und dann lebendig in eine Plastiktüte gepackt wurden. Für mich (und ich glaube auch für Jonas und sogar Lennard, der auf dem Land aufgewachsen ist und Schlachtungen beigewohnt hat), war das ganze etwas befremdlich, vor allem der Geruch nach Blut…
Aber ja. Andere Kulturen haben andere Lebensmittel und andere Essgewohnheiten. Auf diese Art war es also spannend, dass wir dort waren! :) Peng hatte uns 15 Minuten gegeben, um den Markt zu erkunden, während er selbst die Vorräte für die Wanderung besorgen würde. Nachdem wir die Fleischecke gesehen hatten, war ich schon ein bisschen nervös aber es stellte sich heraus, dass die Einkäufe gar nicht so exotisch wurden :D Tomaten, grüne Bohnen, Eier, Orangen, Fisch, Fleisch, Reis und sogar ein paar Snacks (Cookies und Schokoladenbonbons)
Nach dem Einkauf fuhren wir dann ca. eine Stunde durch den Nationalpark, bis wir an dem Dorf Palang ankamen, das unser Startpunkt sein würde. Hier wohnen die Bewohner in Holzhütten und führen ein einfaches Leben, scheinen sich aber durch die regelmäßigen Besuche beim Anblick von Europäern nicht unwohl zu fühlen ;-)
Wir durften ein paar Minuten durch das Dorf streifen, sahen kleine Ferkel, Welpen, Küken und joah. Es war echt cool, so ein Dorf zu sehen und zu wissen, dass die Menschen hier tatsächlich immer noch so wohnen :)
Für die Wanderung erhielt jeder noch zwei 1,5-Liter Flaschen Wasser und ein Teil der Einkäufe wurde ebenfalls auf uns drei verteilt. Somit wurden die Rucksäcke noch einmal etwas voller und vor allem bei Jonas war Kreativität gefragt, da er Kalle nicht mitgenommen hatte, sondern den kleinen Rucksack (in Kalle mussten wir alle Sachen packen, die wir im Office lagern durften und nicht mit auf den Trek sollten ;-) ).
Alle möglichen Straps ausgenutzt ging es dann mit unserem zusätzlichen Local Guide namens Kong los in den Dschungel. Wie alt Kong ist, konnten wir nicht einschätzen aber es schien uns unhöflich zu fragen. Er könnte so alt sein wie wir oder schon 40 oder 50. Schwer zu sagen^^ Auf jeden Fall trug er neben ein paar Kochutensilien in einem Korb aus Bambus die 13kg Reis :O Für einen kleinen, sehr dünnen Mann eine große Last. Außerdem ist seine linke Hand verkümmert und er hinkt ein wenig.
Das erste Stück des Treks ging dann steil bergauf direkt in den Wald und nach den ersten Minuten, in denen mich Peng, Kong und Lennard bereits abgehängt hatten (Jonas hätte schneller laufen können natürlich aber er blieb netterweise bei mir
Zum Glück wussten wir wohl beide schon von Anfang an, dass dieser Moment kommen würde und so konnten wir das ganze gut zusammen durchstehen ;-) Wir machten alle halbe Stunde oder so eine kurze „Trink-“ Pause, in denen Peng auch immer etwas über den Nationalpark erklärte. Das war zum Einen meine Möglichkeit zum Durchatmen und zum anderen auch eine nette Ablenkung, die meine Laune dann recht schnell deutlich verbesserte :D
Der Nam Ha Nationalpark ist seit 1999 unter dem Schutz der Regierung. Er umfasst eine große Fläche an Wald (bzw. Dschungel) und neben den Pflanzen wie vor allem Bambus und Bananenbäumen sind dort auch diverse Tiere beheimatet. Peng erzählte, dass sie an verschiedenen Orten Kameras aufgestellt hatten, die 2-3 Monate die Umgebung filmten, um Tiere zu zählen. Es gibt neben Wildschweinen und Rotwild wohl auch noch ein paar Elefanten und sogar Tiger! In dem Teil, in dem wir wandern würden, würden wir diese aber nicht sehen – was logisch ist. Diese Tiere sind ja von Natur aus eher nicht an Menschen interessiert ;-)
Außerdem erfuhren wir, dass die ganzen kleinen Dörfer, die jetzt im Gebiet des Nationalparks liegen, auf einmal ein Problem hatten. Die Bewohner waren oft jagen gegangen aber in einem Nationalpark ist das verboten. Um ihnen Alternativen zu bieten, gibt es nun Tourismus-Projekte, wie eben diese Wanderungen oder Homestays, damit die Dorfbewohner neben ihrer Landwirtschaft auch Geld verdienen können.
Was wir ganz cool fanden, war, das Peng sich die Zeit nahm, die ganzen Zusammenhänge zu erklären und nicht nur „hier ist der Baum X, hier das Insekt Y“ und fertig ;-)
Nach dem ersten großen Anstieg, wurden wir mit einem netten Ausblick belohnt, den wir die nächsten Tage noch öfter sehen würden – grüne Hügel mit Bäumen bis zur Spitze, soweit das Auge reicht :)
Unsere erste Mahlzeit war dann das Lunch, das an einer Stelle eingenommen wurde, an der mithilfe eines Bambusrohrs ein kleiner „Wasserhahn“ zur Verfügung steht. Gegessen wurde traditionell auf dem Boden. Dazu schlug Peng ein paar Bananenbaumblätter (die sind riiiiesig) ab, und nutzte sie als Unterlage für unsere guten Gaben ;-)
Es gab Fisch und zwei Gemüsegerichte, die in drei Haufen in der Mitte serviert wurden. Dazu erhielt jeder eine handvoll Sticky Rice. Sticky Rice ist Reis, der mit Zucker gekocht wird und der, wie der Name sagt, sehr klebrig ist, sodass man ihn super als Stücke essen kann. Bevor wir aber anfangen durften zu essen, nahm Kong ein Stück Reis und tippte damit alle Gerichte einmal an und warf den Reis dann in die Bäume. Die Dorfbewohner machen das bei jeder Mahlzeit im Dschungel. „For good luck“, erklärte Peng.
Das Essen schmeckte wunderbar (auch wenn es natürlich alles kalt war) und obwohl wir keine Fans sind, fanden Jonas und ich auch den Fisch sehr lecker (außer dass man aufpassen musste, weil natürlich noch Gräten drin waren^^)!
Nach dem Lunch wurde die Strecke ein wenig „freundlicher“. Es ging immer noch bergauf und bergab im Wechsel, war also anstrengend aber irgendwann kamen wir dann (endlich :p) an unserem Schlafplatz an.
Zuvor kamen wir jedoch an eine kleine Bambushütte, die die Dorfbewohner in der Regenzeit nutzen, wenn sie im Dschungel unterwegs sind. Die Distanzen zwischen den Dörfern bzw. von Dorf zum Reisfeld z.B. sind riesig. Dorfbewohner schaffen die Strecken oft in 2-3 Stunden, die für uns einen ganzen Tagesmarsch ausmachen. Peng erzählte, dass vor allem die Frauen mega stark seien und da hatten wir keine Zweifel, wenn man das Gewicht von so einem Reissack und die Begebenheit der Strecke betrachtet.
Naja. In dieser Hütte trafen wir zwei dieser Dorfbewohner, die dort in einer selbstgebastelten Bambusrohr-Pfeife (a.k.a. Bong) ihre Zeit genossen ;-) Lennard traute sich, das ganze zu probieren aber es war wohl sehr stark.
Wie Peng später erklärte, waren die beiden wohl da, um Opium zu konsumieren. Opium wurde in der Region früher legal angebaut ist aber nun illegal. Einige Dörfer haben immer noch Probleme mit dem Opium bzw. den Konsequenzen des Konsums. Viel mehr wollte Peng aber dann auch nicht erzählen, bzw. vielleicht weiß er es auch einfach nicht genau...
Der Schlafplatz war eine kleine Lichtung, die Peng kurzerhand mit seiner Machete noch ein bisschen größer machte :D Es gab dort nichts außer Bäume und somit war es an uns, noch einen Unterschlupf zu bauen :) Voll spannend!!
Sich etwas überflüssig fühlend, schauten wir Peng dabei zu, wie er die „richtigen“ Bambusrohre aussuchte, die wir als Baumaterial nutzen könnten. Dann wurde Stück für Stück eine Art Hütte gebaut, die dann mit Bambusstreifen, die Kong schnitzte oder mit kleinen lianen-artigen Pflanzen befestigt wurde. Als letztes kamen dann die riesigen Bananenbaumblätter sowohl aufs Dach als auch in den Unterschlupf selbst als Unterlage. Fertig!
Das ganze dauerte vielleicht knapp eine Stunde und die letzten Handgriffe waren erst in der Dunkelheit fertig aber wir hatten ja alle Taschenlampen :)
Peng und Kong würden übrigens einfach unter freiem Himmel schlafen, was dazu führte, dass ich mich kurz schlecht fühlte aber sie versicherten uns, das sei in Ordnung so…
Abendessen wurde dann „Dinner in the Dark“ ;-) Es war echt interessant zu beobachten, wie Kong und Peng einfach alles aus der Natur nahmen, um zu kochen! (außer einem Topf – den hatte Kong den ganzen Tag schon mitgeschleppt). Kong konnte aus Blättern Löffel falten und Peng nutzte die Hohlheit des Bambus aus, um es mit Essen zu füllen. Anschließend wird das Bambusrohr vorsichtig auf einem selbstgebauten Holzgestell über dem Lagerfeuer positioniert und dann heißt es Warten^^
Kochen auf diese Weise ist zeitaufwändig aber eben für uns als „Dschungel-Neulinge“ eben auch super spannend :) Es gab zum einen Tomaten, die mit ein bisschen Zucker gekocht wurden und dann noch eine Suppe mit einem Gemüse/Früchte/Pflanzen-Mix. Dazu gab es wieder Reis (es gibt IMMER Reis ;-) Frühstück, Mittag, Abend egal) und zum Abschluss gab es dann sogar noch einen Cookie für jeden! Perfekt für Jonas und mich^^ :p
Nach dem Abendessen saßen wir dann noch zu fünft am Lagerfeuer und Peng erzählte uns ein bisschen was über den Buddhismus und seine eigene Geschichte und joah. Sein Englisch ist ziemlich gut, um solche Konversationen zu führen und auch nach Meinungen und Ansichten zu fragen.
Wir erfuhren unter anderem, dass er verheiratet ist und seine Frau im 3. Monat schwanger ist :) Peng selbst ist mit seiner Mutter und seinen Geschwistern in der Nähe des Flughafens aufgewachsen und wohnt auch jetzt mit seiner Frau dort. Sein Vater ist früh gestorben, sodass seine Mutter die Kinder besonders in ihrer Eigenständigkeit gefördert hat :)
Nach der Schule (die hier 12 Jahre dauert), ist er als Novize in einen buddhistischen Tempel gegangen. Die Ausbildung dort hat ihm schon sehr gefallen und erklärt sein Interesse an der Religion aber da er noch zwei jüngere Geschwister hat, die er finanziell unterstützen wollte bzw. einfach seiner Mutter helfen wollte, ist er zurück nach Hause gekommen und hat Tourismus studiert.
Anschließend hat er erst bei einem anderen Touranbieter hier gearbeitet, ist aber dann zu „The Hiker“ gewechselt und fühlt sich dort sehr wohl :) Es war schon fast süß, wie sehr er seine Agentur in den Himmel lobt und dass sie große Pläne haben zu expandieren und dass sie hier in der Gegend nun auf Platz 1 seien^^
Kurz vorm Schlafengehen fragten wir ihn dann noch nach Gruselgeschichten und er erzählte uns ein paar Legenden, die sich die Dorfbewohner erzählen, um Kinder davon abzuhalten, alleine in den Dschungel zu gehen :D Als Gegenpart erzählten wir ihm das Märchen von Rotkäppchen :D :D
Irgendwann (ich habe die ganze Zeit über kein einziges Mal auf die Uhr geschaut) gingen wir dann schlafen – allerdings hatte sich eine Horde Ameisen auf unseren Bananenblättern und Iso-Matten breitgemacht, die Lennard dann mit seinem Anti-Brumm stoppen wollte. Wie sich herausstellte, funktioniert dies wie ein Pestizid, sodass die ganzen Ameisen dann leider alle starben :(
Insektenfrei huschten wir dann in unsere Schlafsäcke und fragten uns, wie die erste Nacht im Freien wohl sein würde. Man hörte ein paar Grillen und den Bach in der Nähe aber ansonsten war es erstaunlich ruhig!
Der erste Tag war also geschafft und auch wenn ich mich am Anfang etwas schwer getan hatte, waren wir beide froh über so einen tollen Einstieg, gespannt, was die nächsten Tage so bringen würden :)