प्रकाशित: 11.03.2017
Heutiges Thema: Unsere erste Fünf-Tages-Wanderung!!
Der Hollyford track ist ein Wanderpfad mitten durchs Fjordland im Südwesten. Um so nah wie möglich heranzukommen, fahren wir nach Te Anau, eine kleine Stadt, von der aus viele Touren und Wanderungen in das Fjordland starten. Te Anau selbst liegt auch schon an einem großen See:
++++ Te Anau +++++
Noch ein mal im Nationalpark schlafen, bevor wir uns am Tag darauf auf die erste Mehrtageswanderung in Neuseeland machen!
Die Straße bis zum Hollyford Track ist eine Sackgasse. Aber eine Schöne :)
+++++++ Hollyford Track +++++++
Insegsamt 60 Kilometer werden wir in den nächsten fünf Tagen laufen: Auf der Karte betrachtet laufen wir von unten ("Hollyford roadend") bis zur "Martins Bay Hut" oben an der Küste.
Essen, Kochzeug, Schlafsack, Isomatten nahmen wir alles mit. Es gibt auf dem Weg zwar Hütten, aber wir ahnten vorher nicht, dass wir die Hütten meistens für uns ganz alleine haben würden.
In die Höhe ging der Track nicht besonders - zum Glück (maximal 160 m über NN).
Warum er stellenweise trotzdem ganz schön anstrengend war, erfahrt ihr noch.. ;)
+++ Erster Tag, 20 km +++
(Hollyford Roadend --> Lake Alabaster Hut)
Am ersten Tag übergingen wir die erste Hütte und liefen gleich weiter bis zur Lake Alabaster Hütte. Das Terrain war flach und sehr einfach zu begehen, daher wollten wir gleich ein paar km mehr machen als wir für die nächsten Tage eingeplant haben.
Der Weg führte in diesem ersten Abschnitt an einer wunderschönen Kulisse entlang:
Der Wald ist der für Neuseeland typische "temperierte Regenwald", der so gut wie nie unter Frost leidet, aber auch jetzt im Sommer keine sehr warmen Temperaturen ertagen muss.
Immer wieder bestaunt haben wir die schneebedeckten Bergspitzen am Horizont, die im starken Kontrast zu dem Regenwald stehen.
Das ist eine gemütliche Brücke! Ungemütliche kommen später..
Am Ende der etwa 20 flachen Kilometer sind wir, obwohl das Terrain wirklich einfach war, ganz schön fertig und froh, die erste Hütte am Alabaster See erreicht zu haben. Wir sind das Tragen so schwerer Rucksäcke auf die Dauer nicht gewohnt... deshalb machen sich die Füße schon am Ende von Tag 1 bemerkbar ;)
Wir sind ganz für uns alleine.
Küche & Aufenthaltsraum
Ein Blick in das Gästebuch...
...bestätigt, was wir längst wissen: Man muss mit fiesen, kleinen, bissigen, unerträglichen Sandflies rechnen. Sandfly heißt übersetzt "Sandfliege", aber obwohl wir auch winzig kleine Fliegen vom Strand an der Ostsee kennen, könnt ihr versichert sein, dass ihr solche Biester noch NIE erlebt habt!
"Napalm the sandflies!"
"Nach einem Tag in der Hütte haben wir uns verbarrikadiert, wegen der teuflischen Sandflies! WIr haben Angst, die Hütte JEMALS zu verlassen."
"Wir brauchen irgendwas, um die sandflies zu töten - Schrotflinten!"
Ihre Bisse (sie beißen, statt zu stechen) hinterlassen juckende Stellen, die kleiner sind als Mückenstiche aber 10 mal unerträglicher. Das hat schon Thomas Cook festgestellt, als er auf seiner Entdeckungstour in Neuseeland landete - und es wird sogar im Mythos der Maori davon gesprochen, dass die Gottheit "Tu-te-raki-whanoa" Sandflies eigens dazu erschaffen hat, um die Fjorde der Südinsel weniger attraktiv zu machen - aus Angst, die Menschen könnten dort nie wieder weg wollen und nur staunend herumstehen.
Danke! Sehr wirksam!
(Zum Glück gibt's heute "Off" und "Bushman" und andere Insektensprays, die ziemlich gut gegen die kleinen Scheißer helfen.)
Sandflies attackieren ürbigens mit Vorliebe während der Dämmerung und auch mitten am Tag (nachts werden sie dann von den Mücken abgelöst, sodass man auch wirklich keine ruhige Minute hat), und sie sind trotz ihrer Winzigkeit ernst zu nehmen:
Hat sich so ein Biest mal festgebissen, hilft kein Schütteln und Pusten - am besten gleich zerquetschen, dann empfindet man wenigstens eine kleine Genugtuung.
So, genug davon - durchatmen.
Die Aussicht aus der Hütte:
Keine zehn Meter von unserer Hütte entfernt liegt der Alabaster See. Schön flach und nicht zu kalt, also perfekt zum Waschen und Baden :) Man muss sich natürlich trotzdem beeilen, wegen der gottverdammten Sandflies. Die lieben Gewässer wie diese. Und wenn man erstmal deren Aufmerksamkeit gewonnen hat, ist man binnen Minuten über und über von schwarzen, bissigen Punkten übersät.
Wir wissen jetzt auch, wie diese Hirsche beim nächtlichen Grasfressen klingen:
Mpf-mpf-mpf-SCHMATZ. Unglaublich laut!! Vor allem, wenn die zum Abendessen auserkorene Grasfläche keine drei Meter vom offenen Fenster zweier zu schlafen versuchender Wanderer entfernt liegt.
+++ Zweiter Tag, 15 km +++
(Lake Alabaster Hut --> Demon Trail Hut)
Wie oben stehendes Schild besagt: Zieht eure Hosen hoch, schnürt die Stiefel fest, ab jetzt wird's heftig und anstrengend, hier darf keine Memme weitergehen! Okay, ganz korrekt übersetzt ist das nicht, aber ihr versteht die Nachricht: Ab hier wird es ungemütlicher. Schluss, aus, vorbei mit dem netten Trampelpfad. Jetzt wisst ihr gleich, wieso man hier Wanderschuhe braucht.
Aber erstmal: Schöne Aussicht :)
Fantail - kleiner Vogel, großer Schwanz! (Fan = Fächer, Tail = Schwanz)
Jau... der Pfad ist definitiv nicht mehr spazier-freudig :)
Na ja, anfangs geht's erstmal sachte zu. Wie hier zu sehen: Guter Trampelpfad, nix zu meckern.
Jetzt tauchen die etwas unbequemeren "Three Wire Bridges" (Drei-Draht-Brücken) auf. Solange sie so nah über dem Boden schweben, stellen sie aber für uns kein Problem dar..
Manchmal wird aus dem Pfad allmählich ein steiniges, klumpiges Vergnügen - und das ist dann trotz der wenigen Kilometer doch ganz anstrengend für Füße und Knöchel.
...Aber die Aussicht ist es wert :)
Manches Mal muss man ein Hindernis überwinden... oder unterwinden. Bis die Ranger hier her gekommen sind, um umgestürtzte Bäume und Erdrutsche zu beseitigen, kann es eine Weile dauern.
Hier liegen noch GANZE Bäume im Wasser :D
Und der Pfad kann auch mal fast nicht mehr existent sein... Da bieten die Bäume guten Halt.
An diesem Tag geht die Strecke neben dem langgezogenen Lake McKerrow los, an dessen östlichem Ufer wir die nächsten 30 km entlanglaufen werden.
Dieser See ist zum Baden deutlich zu kalt... Autsch!
Auch in der Demon Trail Hut sind wir wieder ganz alleine. Welch Luxus!
So sieht es vor der Hütte aus:
+++ Dritter Tag, 10 km +++
(Demon Trail Hut --> Hokuri Hut)
Die letzte Hütte hieß "Demon trail hut". Und ja, demon heißt DÄMON. So ist der nächste Abschnitt benannt, den wir am dritten Tag hinter uns bringen müssen.... und das mit geschundenen Füßen - vor allem Hannes hat schon Probleme beim Gehen, weil er sich den rechten Knöchel etwas überdehnt hat. Anette freut sich insgeheim, dass wir dadurch so langsam gehen müssen ;) (GOTT sein dank)
(Seht ihr das verbogene Geländer? Ist uns erst hinterher beim Fotos Betrachten aufgefallen. An den Dellen sind bestimmt umgestürzte Bäume schuld..?)
Sieht vermutlich gar nicht so dämonisch aus auf dem Foto: Aber der "Pfad" wird hier zum felsigen, glitschigen, nassen Untergrund, bei dem jeder Schritt unsere volle Aufmerksamkeit verlangt. Einen noch schlimmer verletzten Knöchel können wir hier draußen ohne Handy Empfang wirklich nicht gebrauchen.
So ein Erdrutsch, der sämtliche im Weg stehenden Bäume umgeworfen hat, flößt einem schon Respekt ein:
Aber kein Grund zur Sorge, liebe Mamas! Selbst hier wird der richtigeWeg immer mit einem gut sichtbaren, orangen Pfeil markiert (siehe Baumstamm über Hannes Kopf). Und ohne ein wenig Abenteuer wäre das Ganze doch halb so schön :)
Nicht so schön fanden wir im Moment der Überquerung diese Drei-Draht-Brücke: Für jemanden mit Höhenangst (Anette) ein guter Anlass, um sich bei jedem Schritt mit einem "alles ist gut, alles ist gut, alles ist gut" Mut zuzusprechen:
Danach wieder sicherer Wald. Puh.
...und bestenfalls kleine (oder gut umgehbare, ausgeschilderte) Hindernisse.
Ihr glaubt nicht, wie sehr sich unsere Füße über diesen Anblick gefreut haben:
Diesmal teilen wir uns die Hütte mit einem anderen Pärchen. Aber die haben nicht geschnarcht, also alles prima :)
+++ Vierter Tag, 15 km ++++
(Hokuri Hut --> Martins Bay Hut)
Wie wir uns auf diesen Abschnitt gefreut haben!! Den Demon trail hinter uns, mussten wir ab jetzt nur noch mehr oder weniger flach und vor allem ohne grobe, fiese Steine vorankommen. Einen großen Teil der Strecke liefen wir direkt am See entlang:
Hmm. Dieses Flüsschen müssen wir überqueren. Nur wie?
Wir suchten stromaufwärts eine Weile nach einer Möglichkeit, trockenen Fußes auf die andere Seite zu gelangen...
Bis wir irgendwann aufgegeben haben.
Na ja, ist auch mal eine Erfahrung!
Weiter geht's nassen Fußes...
(Schmatz, schmatz, schmatz.)Ein Stückchen weiter kamen wir an den Überresten von Jamestown vorbei. Diese Siedlung sollte einer der größten Häfen an der neuseeländischen Westküste werden, um die Pelze und anderen Jagderzeugnisse von hier direkt nach Australien verschiffen zu können.
Bis zu 150 Familien hatte das Dörfchen wohl in den 1870ern. Allerdings war die Siedlung sehr abgelegen und nachdem das Schiff, das die ersten Siedler brachte, gleich auf Grund lief, trauten sich die Kapitäne nicht mehr in die Gegend. Nach ca. 15 Jahren zogen auch die hartgesottensden Siedler wieder davon und heute ist dies alles, was von Jamestown übrig ist:
Weiter geht's, immer am See entlang...
...dann noch ein Stückchen durch den Wald
...über eine große Grasfläche (ganz schöne Landschaftsveränderung für uns)
nochmal durch Wald...
Und dann sind wir schon fast am Meer. Hier wächst der Wald ganz ulkig aus dem Sand heraus:
Yay! An der Küste angekommen :)
Ganz da hinten rechts liegt unsere Hütte. Die letzten Meter!
Das stellt für uns kein Hindernis mehr dar. Unsere Füße sind für heute eh schon nass.
Angekommen!
Diesmal sind wir auf der Hütte nicht allein: Ein anderer Deutscher (Andre - ohne Apostroph), kein Schnarcher, wird uns sogar mit seinem Rat, den Strand aufzusuchen, einen Gefallen tun, weil es da angeblich Robben (und Pinguine) gibt....
Und wir haben Glück! Röbbchen waren tatsächlich eine ganze Menge da, und man konnte sogar recht nahe an sie ran :)
Irgendwie sieht das Baby gar nicht so süß aus wie die Erwachsenen. Na ja, aus der Bären-Schnute wird der Kleine sicher noch rauswachsen.
So ein gemeinsames Abendessen hat auch was Schönes! Andre spendiert "Thai Chicken Curry" (ganz schön scharf), und wir steuern Reis und (ziemlich langweiliges) Trockengemüse bei...
+++ Fünfter Tag +++
(Martins Bay Hut --> Martins Bay Lodge)
Guten Morgen, verschlafener Hannes :)
Guten Morgen, schöner Frühnebel!
Guten Morgen, Flip-Flops-anstelle-von-nassen-Wanderschuhen!
Guten Morgen, Sandfly Bisse!
Guten Morgen, Gräser!
Guten Morgen, Gandalf!
Wir haben schrecklich gute Laune!! Merkt ihr das?
Wollt ihr wissen, warum??
Weil auf uns das HIGHLIGHT der Wanderung, ja vielleicht sogar der ganzen Neuseeland Reise wartet!
Vielmehr warten WIR, und das Highlight kommt zu uns:
Tadaaa :) Wir fliegen mit diesem Dreisitzer zurück (sonst hätten wir den ganzen Weg zurück wandern müssen, wir sind ja nicht bekloppt!). Besser noch, wir fliegen DURCH die Fjordlandschaft des wunderschönen - weltbekannten, möchten wir sagen - Milford Sound hindurch!
Anette sitzt vorn, aber den Lenker und die Knöpfe lässt sie brav in Frieden.
Hinten hat Hannes mehr Platz für all die Bein-Zentimeter, die er mitbringt. Das hat der Pilot wohl direkt gesehen, deshalb hat der ihn ohne Nachfrage nach hinten geordert.
Es dauerte erschreckend kurz, dann waren wir schon hoch in der Luft:
Das war ein soooo tolles Gefühl :) Ganz ruhig (obwohl der Propeller und der Motor natürlich laut sind) und mit einer Aussicht, die man sonst nicht hat. Wir fliegen ziemlich niedrig, sodass die Berge und der Wald gut zu sehen sind.