प्रकाशित: 29.10.2018
Tag 68 | 28.10.2018 | Paynesville
Hallo ihr Lieben!
Ganz schön müde quälten Julian und ich uns an diesem Sonntag Morgen aus dem Bett. Die Sonne strahlte bereits am Himmel und wir freuten uns schon auf einen warmen Frühlingstag. Nachdem wir ein paar organisatorische Dinge erledigt hatten, machten wir uns auf in die Innenstadt von Lake Entrance. Ein über 4000 Quadratkilometer großes System von Binnengewässern zieht sich in Form zusammenhängender Seen und Flüsse durch die Region Gippsland in Südaustralien. Der einzige schmale Zugang zum offenen Meer bildet eine Schneise in Lake Entrance und war namensgebend für den idyllischen Fischerort.
Am Ufer des Sees parkten wir unseren Liu und gingen an der malerischen Promenade entlang, vorbei an weißen Bootssteegen und Schilfbänken. Unser Ziel war ein Bootsverleih, da wir uns ein Motorboot mieten wollten. Gesagt, getan: Nach einer kurzen Anweisung legten wir mit einem kleinen blauen Motorboot laut knatternd vom Bootssteg ab. Das für maximal 6 Personen ausgelegte Boot hatte ein weißes halbrundes Vorderdach und hölzerne Sitzbänke an den Seiten. Geschickt fuhr Julian das Boot vom Steg auf den schmalen Arm des Sees hinaus. Der Fahrwind peitsche uns die kühle Luft ins Gesicht als wir an den leitenden Bojen vorbei in Richtung des offenen Sees fuhren. Da es eine Vielzahl an seichten Stellen im Wasser gab, dienten die Bojen als Orientierungshilfe. Das bewaldete Festland zu unseren Seiten ergab durch sein sattes Grün einen tollen Kontrast zum blauen Wasser. Pelikane saßen in Gruppen an kleinen Sandbuchten am Ufer oder kreisten in der Ferne am Himmel. Es waren viele Boote unterschiedlicher Größe auf dem See unterwegs, die Passagiere winkten uns bei jeder Begegnung gut gelaunt zu.
Mittig im See fahrend, kam mir am Steuer das Wasser plötzlich verdächtig niedrig vor. Kaum hatte ich Juli darauf aufmerksam gemacht, knatterte die kleine Schiffsschraube laut und der Bug scharrte im Sand. Das Boot bewegte sich nur noch mühselig Schritt für Schritt vorwärts und steckte schließlich ganz fest. Julian behielt im Gegensatz zu mir natürlich einen kühlen Kopf, stellte mit Vollgas den Rückwärtsgang ein und lenkte unser Gefährt gekonnt von der Sandbank. Wir hatten gerade noch einmal Glück gehabt, dass wir das Boot nicht aus dem. Wasser schieben mussten! Weiter ging die wilde Fahrt also. In der Ferne erkannten wir unzählige Wasservögel im Wasser schwimmend. Als wir uns näherten, erkannten wir die vielen schwarzen Schwäne, die auf dem. Wasser ihre Bahnen zogen. Mit kleiner Geschwindigkeit tuckerten wir nahe an ihnen vorbei und machten im selben Zug kehrt, da die Hälfte der Zeit bereits um war. Mit der Sonne im Gesicht und ordentlich Gegenwind, der vom offenen Meer kam, fuhren wir zurück zur Anlegestelle.
Wieder im Auto ging es los zu unserer zweiten Etappe des heutigen Tages: Eine halbe Stunde mit dem Auto entfernt lag Paynesville, ein ebenfalls an dem großen Binnengewässer gelegener Ort. Eine Passagier- und Autofähre setzt zwanzigminütig zur unmittelbar gegenüberliegenden Raymond Island ab. Diese ist für ihre besonders große Koala-Population bekannt. Abgeschieden vom Festland können sie sich hier ungestört fortpflanzen und finden auf den unzähligen Eukalyptusbäumen ausreichend Nahrung. Julian und ich hatten immernoch keine Koalas in freier Wildbahn gesehen und heute sollte es endlich so weit sein!
Wir setzten mit der Fähre über auf das Eiland und begannen voller Vorfreude den 2 km langen Koala-Walk. Zunächst führte der Weg durch ein Wohngebiet, in dem viele Eukalyptusbäume, jedoch keine Koalas zu sehen waren. Etwas angespannt setzten wir unseren Weg fort, wollten wir doch heute nicht wieder enttäuscht werden. Plötzlich zeigte Julian auf einen der Bäume und lief strahlend unter den großen Baum. Eine Koalmutter saß schlafend in einer tiefen Astgabel, ein kleines Baby fest um ihren Bauch geschlungen. Wir konnten das Köpfchen des kleinen 'Joey' gut erkennen und waren ganz aus dem Häuschen über die flauschigen verschlafenen kleinen Beuteltiere. Wieder gut gelaunt ging es mit neuem Enthusiasmus weiter, wo wenige Bäume später der nächste Koala gähnend wartete. Ein großer, etwas älterer und strubbeliger Koala saß über uns auf seinem Ast und blickte durch seine winzigen Äuglein zu uns. Nach wenigen Sekunden machte auch er natürlich die Augen zu, kringelte sich zusammen und schlief sogleich ein. Der Weg führte schließlich durch ein Waldstück und wir ließen unsere Blicke suchend durch die Bäume schweifen. Das 'Poo' am Boden verriet ihre gut versteckten Plätzchen im Eukalyptus. Nun sahen wir einen Koala nach dem anderen, alleine oder gar zu zweit im Geäst sitzen. Fressend, schlafend, grunzend, gähnend oder mit Jungen am Beutel ließen sie sich durch Nichts und Niemanden aus der Ruhe bringen. Jedes Exemplar zog uns aufs Neue wieder in seinen Bann und wir beobachteten die Tiere lange mit dem Kopf im Nacken. Auch wenn es schwerfiel, rissen wir uns los und nahmen die Fähre zurück nach Paynesville.
In einem einladenden, direkt neben der Fähre gelegene Café setzten wir uns an einen Tisch mit Blick auf das Wasser und bestellten zwei Cappuccini. Im Minutentakt fuhren kleine und größere Segelboote aus dem Hafen und auf den See hinaus. Dick eingepackt wegen des kalten Windes genossen wir unseren Kaffee in der Nachmittagssonne mit Blick auf den schönen Hafen und unterhielten uns über Gott und die Welt.
Nach einer guten halben Stunde liefen wir zurück zum Auto. Wir hatten noch circa eine Stunde Fahrt bis zu unserem Stellplatz vor uns. Auf dem Weg vorbei an zahlreichen Kuhweiden sah Julian zu meiner großen Freude einen Schnabeligel am Fahrbahnrand. Wir stiegen aus um uns den kleinen Kerl anzusehen, der jedoch nicht allzu begeistert von unserer Idee war. Er grub sich nach und nach in der staubigen Erde ein, bis nur noch seine Stacheln zu sehen waren, die ihn im Gras gut tarnten. Wir schossen noch ein paar Fotos bevor es weiter ging.
Ein kostenloser Parkplatz direkt am Wasser gelegen im historischen Örtchen Port Albers wartete auf uns. Liu stand am Rand des Wassers und Julian und ich genossen das Ende eines schönen Tages beim Abendessen und Spielen mit Blick auf den kleinen Hafen.
J und J 💙