michi entdeckt die welt
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Ein Essay über den Klau meines Handys

પ્રકાશિત: 06.04.2017

Nach langer Pause jetzt wieder ein öffentliches Lebenszeichen. Die Pause war vor allem meinem Perfektionismus geschuldet. Ich wollte unbedingt alles vollständig aufschreiben, natürlich chronologisch korrekt usw. Jetzt also ein neuer Plan: Ich schreibe, was jetzt gerade aktuell ist und werde von den vergangenen Wochen in Santiago schubweise Post über einzelne Sachen im nachhinein hochladen.


Der zweite Grund war aber ein weniger schöner: Mein Handy wurde geklaut. Tatsächlich. Ich hatte den ganzen Monat in Santiago so gut aufgepasst, mich aber wohl schon zu sehr Zuhause und sicher gefühlt, als ich dann vorletzten Donnerstag, 30. März, mit meinem großen Rucksack bepackt (und wie immer mit Zeitdruck) auf die Metro wartete. Abends um 7 hatte ich natürlich die Rush Hour erwischt und die Metro war total voll. Und wenn ich voll sage, meine ich auch voll. Kein Millimeter Platz war da und mit meinem Gepäck hatte ich keine Chance, aber eben auch nicht mehr viel Zeit bis mein Bus in den Süden ging. Ich stand viele Metros lang wartend und betend, dass doch irgendwie durch Zauberhand ein Platz frei werden würde. Da rief mir plötzlich jemand etwas zu und als ich aufschaute sah ich, dass mir ein junger Mann winkte, der mir tatsächlich so viel Platz gemacht hatte, dass ich mich mit meinem Rucksack gerade so in eine Ecke quetschen konnte. 

Ich war so unendlich froh, als ich endlich in Richtung Busterminal fuhr, doch als ich später weiter nach Hinten gelassen wurde, wo ich an der Wand angenehmer stehen konnte, merkte ich, dass meine (sonst immer wohlbehütete) Bauchtasche offen war und mein Geldbeutel und mein Handy fehlten. Ich konnte es überhaupt nicht fassen. Das durfte mir doch jetzt nicht passieren! Der fehlende Geldbeutel war nicht so tragisch. Zwar blöd und schade um das Geld aber Gottseidank hatte ich meinen Ausweis und meine Kreditkarte, die ich sonst oft drin hatte, vor meiner Abreise rausgenommen. Aber das Handy schmerzte. Und zwar heftig. Ich kam mir so verraten und bloßgestellt vor und unendlich alleine unter den ganzen Menschen in der Metro, die mir nun alle als Diebe und Verräter vorkamen. Und ich war so unendlich wütend auf mich selbst, denn ich hab gespürt, dass etwas komisch war. Der Mann konnte mir nicht in die Augen schauen und hat mein dankbares Strahlen überhaupt nicht erwidert, was ja doch untypisch ist, wenn man jemandem so einen Gefallen tut. Auch die Frau neben ihm war total angespannt und das hat mich einfach irritiert und ich hab mich so eingequetscht mit meinem Rucksack so unwohl und störend gefühlt, dass ich nicht die Hand an meiner Bauchtasche gelassen hab, wie sonst IMMER in der Metro. Und eigentlich hab ich auch bisschen gemerkt, dass der Typ irgendwas am rumnesteln war, aber (wie schon 10 mal gesagt) es war so voll und so eng und in meinen Kopf wollte die Möglichkeit einfach nicht hinein, dass jemand, der mir so nett Platz macht, etwas Böses im Schilde führen könnte. Ich hatte mich gedanklich auf alles Mögliche vorbereitet; überfallen zu werden, bedroht, abgelenkt, heimlich ausgeraubt, aber nicht auf so eine Situation.


Normalerweise hab ich auch immer alle Adressen und Telefonnummern meiner Aufenthaltsorte nochmal in mein Heftlein geschrieben. Doch diesmal nicht. Ich war einfach schon so daheim und wenn ich von Ehingen nach Berlin jemanden besuchen fahr, denk ich ja auch nicht daran, die Adresse irgendwo außerhalb meines Handys nochmal aufzuschreiben^^

Zum Glück hatte ich sie aber vorher meinen Eltern geschickt und mein Busticket gedruckt, sodass ich mich bei den Sicherheitsbeamten am Terminal hilflos in die richtige Richtung durchfragen konnte. Im Bus durfte ich das Handy meiner Nebensitzerin benutzen (mich wie ein Häuflein Elend fühlend). Ich hab zwar wohlweisslich eine Liste aller wichtigen Handynummern und Adressen aus Deutschland und der Schweiz mitgenommen, aber die war im Rucksack im Bauch des Busses. Also schrieb ich in Facebook einer Freundin, von der ich ausging, dass sie die Nachrichten direkt auf ihr Handy bekommt und auch liest (danke Sveni!! :*  ) ob sie meinen Vater (dessen nicht-Whatsapp-Nummer ich als einzige Nummer auswendig wusste) bitte anrufen kann (zu deutscher Zeit war es schon Nachts um 1..), dass er mir in Facebook die Adresse von dem Hostel schreibt, wo ich für die nächsten zwei Wochen arbeiten würde.


Er hörte zum Glück seine Mailbox rechtzeitig ab, sodass ich nach 11stündiger Busfahrt mit den wichtigsten Infos im Gepäck in Puerto Montt stand. Die Morgensonne schien, die Wellen des Meeres spülten direkt neben dem Terminal an die Felsen, ich ärgerte mich, kein Foto machen zu können aber die Luft und die Schönheit der Natur taten echt gut. Am Informationsschalter fragte ich, mit welcher Kompanie ich nach Castro komme und das wohl groß genug sei, um dort ein Handy zu kaufen. Der junge Mann dort gab mir Auskunft und war wirklich rührend betroffen von meiner Handy - Geschichte, entschuldigte sich quasi dafür und unterhielt sich noch eine ganze Weile in vorbildlich langsamen Spanisch mit mir, was echt gut tat! Bis jetzt hatte ich zwar Hilfe, aber keine Anteilnahme bekommen.


Dann kaufte ich mein Ticket bis Castro und verbrachte die weiteren 4 Stunden Busfahrt in unruhigem Schlaf. Die Sitze hier in den Bussen sind echt mega luxuriös und auch in der Nacht hatte ich immer wieder etwas schlafen können. Ich war so unendlich froh um meinen Mp3-Player, den ich vor meiner Reise gekauft und in langwieriger Konvertiertungs - Arbeit mit Hörbüchern und Musik beladen hatte. So konnte ich mich während der Fahrt von den anderen Gefühlen ablenken und die vertrauten Lieder verschafften mir ein bisschen Geborgenheit. Trotz den Ärgernissen mit dem Handy wusste ich zu schätzen, dass ich doch eigentlich gut vorbereitet war; ich hatte mir extra für die Reise eine Armbanduhr gekauft (ich trage sonst nie Uhren..), damit ich nicht so viel mit dem Handy rumfuchteln muss. Jetzt war ich gottfroh darum, auf die Uhr schauen zu können, ohne dauernd jemand fragen zu müssen. Außerdem hatte ich noch am Mittwoch in Santiago zumindest einige Bilder in meine Dropbox geladen (was ich davor ewig aufgeschoben hatte) und einige an andere Leute verschickt, sodass wenigstens die Wichtigsten noch da sind. 


In Castro auf der Insel Chiloé  fragte ich mich dann zur Adresse meines Hostels durch. In Zeiten von GoogleMaps kaum zu glauben, aber es funktioniert! :D

Ich war ja so froh als ich nach 17 Stunden unterwegs sein den Namen La Minga Hostel auf der Türe erblickte!


જવાબ આપો (3)

Alessandro
Herzlichen Glückwunsch zum Handyklau! Das erinnert mich an die Begebenheit, als Du vor sechs Jahren mit dem Motorrad aus der Kurve geschliddert bist und Deine Wunden geleckt hättest, wenn Du beigekommen wärst.. Da ging es Dir doch ähnlich, oder? Seither ist (deshlab?) nichts mehr passiert. Das wünsche ich Dir für die restlcihen paar Tage auf dem Kontinent auch! Dein Papalessandro

Michi
Haha ja wenn es denn wenigstens eine Kurve gewesen wäre... :D Bauschutt auf gerader Strecke hat gereicht...

Alessandro
... zeigt wieder, wie die übermittelten Infobausteine durch den eigenen Wahrnehumgs- und Erfahrungsfilter geschleust werden. Gut, dass wir darüber "geredet" haben ;-)

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