Oñemoherakuãva: 10.09.2021
Das Gegenstück zu BallinStadt ist sicher vielen von euch deutlich bekannter. Ich meine Ellis Island, die Einwandererinsel vor New York. Zwischen 1892 und 1954 kamen hier über 12 Millionen Einwanderer in die USA. Sie wurden auf Ellis Island begutachtet, aussortiert oder weiter ins Land gelassen.
BallinStadt dagegen liegt quasi am anderen Ende der Welt und hier in Hamburg begann für viele Auswanderer ihre lange Reise über den Atlantik. Dass das Geschäft mit den vielen Emigranten lukrativ ist, hatte auch Albert Ballin, der Generaldirektor der HAPAG, verstanden. Hamburg galt spätestens ab Mitte des 19. Jahrhunderts als das „Tor zur Welt“. Zum Teil kamen viele tausend (Ost-)Europäer pro Woche, nach zum Teil beschwerlicher Reise, in die Hansestadt. Diese mehrheitlich armen Menschen waren nicht besonders gern gesehen in der Stadt. Sie galten als fremd, der deutschen Sprache nicht mächtig, oft sehr religiös und waren wegen all dem recht unbeliebt.
Albert Ballin war erfahren im Auswanderergeschäft und wurde deshalb von der HAPAG angeheuert. Er war ab 1899 deren Generaldirektor und machte die HAPAG zur größten Schifffahrtslinie der Welt. Gerade das Geschäft mit den Schiffspassagen für die Auswanderer war überaus einträglich. Dafür musste Ballin eine Lösung finden, die Emigranten nach Hamburg zu lotsen, aber die einheimische Bevölkerung nicht gegen sich aufzubringen. So baute er 1901 auf der Elbinsel Veddel Massenunterkünfte.
Sie waren äußerst beliebt bei den hier Untergebrachten. Es war in BallinStadt sauber, es gab gutes Essen und Schlafplätze für jeden. Besonders interessant fand ich, dass jeder Ankömmling hier in BallinStadt erstmal ein Wannenbad bekam. Auch an Unterhaltung für die Erwachsenen und Spielplätze für die Kinder wurde gedacht. Im Grunde wurden viele der Auswanderer hier erst wieder aufgepäppelt und auf die Überfahrt vorbereitet.
Da die HAPAG von den USA abgelehnte Einreisewillige auf eigene Kosten wieder zurückbringen musste, taten sie natürlich alles, um das zu verhindern. Zum Teil gab es in BallinStadt auch Quarantäne, um Krankheitsausbrüche zu verhindern.
Und um Streitereien zwischen Mitgliedern verschiedener Glaubensrichtungen zu verhindern, gab es eine Synagoge und eine Kirche für die beiden christlichen Konfessionen.
Bezahlen mussten natürlich alle für ihre Überfahrt. Wer zu wenig Geld dafür hatte, konnte sich die Passage auch vorschießen lassen. Diese Emigranten wurden dann gleich nach Ankunft in den USA ihrem Geldgeber übergeben und mussten nun alles wieder abarbeiten.
Die Auswandererhallen der BallinStadt waren unterschiedlich stark belegt. Im Jahr 1913 kam es dann zu einer absoluten Höchstmarke von 170.000 Emigranten im Jahr. Durch den Ersten Weltkrieg kam es dann zu einem Stopp und BallinStadt wurde Quartier der Kriegsmarine.
Ab 1918 wurden wieder Auswanderer hier untergebracht. Albert Ballin war zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits tot. Er nahm sich am 09.11.1918, kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges (am 11. 11.1918), das Leben. Er hatte bis zum Schluss versucht, Schäden von Deutschland durch den verlorenen Krieg abzuwenden. Obwohl zunächst Monarchist, war er Gegner der Aufrüstung und des Krieges. Er forderte letztendlich sogar die Abdankung. Und natürlich kann eine Schifffahrtsgesellschaft wie die HAPAG nur in Friedenszeiten wirklich erfolgreich arbeiten.
BallinStadt wurde 1939 in seinem Zweck völlig aufgegeben. Die Hallen wurden nach und nach alle abgerissen.
Für das Museum wurden dann seit 2007 einige Hallen wieder aufgebaut und heißen nun in ihrer Gesamtheit "BallinStadt - Auswandererwelt Hamburg". Aber erzählt wird hier nicht nur die Geschichte der eigentlichen BallinStadt, sondern auch die der Emigration in weiteren Epochen bis in die heutige Zeit hinein. Dabei wird die ganze Welt betrachtet und es wird intensiv der Frage nachgegangen, warum Menschen überhaupt ihre Heimat verlassen.
Das Museum richtet sich übrigens an die ganze Familie und ist gerade für Kinder und Jugendliche interessant und meiner Meinung nach auch wichtig!