Oñemoherakuãva: 24.10.2018
Wir ließen also die Himalaya-Berge hinter uns und machten uns auf nach Delhi, Indien.
Wie gewohnt stürzten wir uns gleich mitten ins Getummel und erkundeten zunächst Old Delhi mit einer Free Walking Tour.
Hier leben, wie auch schon in anderen Ländern, die wir auf unserer Reise besichtigt haben, die Religionen friedlich nebeneinander und wir durften einige der Tempel davon besichtigen...
...und hatten auch die ersten Begegnungen mit den heiligen Kühen...
...als auch unsere ersten kulinarischen Fehltritte :D
Der Guide fragte uns auch mehrmals, wie wir Delhi wahrnahmen. Wir antworteten darauf höflich mit „It’s nice but different.“. Insgeheim sehnten wir uns aber oft, geplagt vom Lärmpegel, den Tuktuk-Fahrern und den Gerüchen, nach der Ruhe und der frischen Luft in den Himalaya-Bergen.
Nach der Tour erhaschten wir noch einen Blick auf unser erstes Fort...
...und eine kleine grüne Lunge in New Delhi.
Am nächsten Tag machten wir uns dann mit dem Zug nach Agra auf, wo wir am Nachmittag noch die Stadt ein wenig erkundeten...
...das Red Fort besuchten...
...und die ersten Blicke auf das begehrteste Ziel in Agra und das wohl berühmteste Wahrzeichen Indiens, den Taj Mahal, erhaschten.
Um einerseits den großen Menschenmassen (ca. 10.000 BesucherInnen pro Tag), als auch die Mittagshitze zu umgehen, maschierten wir am nächsten Tag von unserem Hostel um 5 Uhr 30 morgens los zum Taj Mahal. Obwohl wir schon einige imposante Monumente auf unserer Reise gesehen und besichtigt haben und sich doch die religiösen Stätten oft ähneln, ist dieses Monument wohl mit nichts zu vergleichen.
Der Legende nach waren über 20.000 Arbeiter an diesem Bauprojekt beteiligt, das im 16. Jh. errichtet wurde und 17 Jahre zur Fertigstellung benötigte. Großmogul Shah Jahan errichtete den Palast in memorium an seine Frau und da er nicht wollte, dass je ein vergleichbares Monument errichtet wird, hackte er allen Arbeitern beide Arme ab. Bleibt fraglich, ob die Liebeserklärung wirklich so groß war, denn man erzählte uns, dass er 7 Tage nach dem Tod seiner Frau schon die nächste heiratete. Man sagt auch, er wollte ein Ebenbild in schwarz bauen, doch dies verhinderte sein Sohn und dieser verbannte ihn dann auch in das Red Fort, das wir tags zuvor besichtigten. Andere Zeiten, andere Sitten.
Gerade in Agra ist der Kontrast zwischen grandiosen Bauwerken als auch Reichtum und der Alltäglichkeit des Lebens eines Großteils der Bevölkerung enorm. Kaum ist der Taj Mahal aus dem Blickfeld, geht man durch vermüllte Straßen mit offener Kanalisation, wo gleichsam Kühe und Schweine sich Leckerbissen aus den Abfällen der Menschen suchen.
Da uns viele rieten in Indien mit dem Zug zu reisen und die erste Fahrt nach Agra reibungslos verließ, versuchten wir erneut unser Glück mit einem frühen Zug um 6:30 Uhr nach Jaipur. Mit verschlafenen Augen betraten wir nach einer Tuktuk-Fahrt die Bahnhofshalle, um festzustellen, dass unser Zug erst um 8:30 eintreffen würde. Wir verließen den Bahnhof auf der Suche nach etwas Essbarem, als uns ein Tuktuk-Fahrer mit lachendem Gesicht sagte: „You are going to Jaipur? The train is going to be more late, like ten or eleven.“ Und Recht hatte er! Über Live-Tracking, konnten wir verfolgen, wie aus einer zweistündigen Verspätung fünf Stunden Verspätung wurden.
Trotz aller Mühseligkeiten erreichten Jaipur, „the pink city“, die erste mit Stadtplanung erbaute Stadt Indiens. Die breiten Straßen und teilweise vorhandenen Gehwege, machten die Erkundung der Stadt um vieles angenehmer als in Delhi oder Agra.
Das Highlight des Tages war aber das etwas außerhalb gelegene Amber-Fort, das wie die meisten der Forts in dieser Region von der muslimischen Herrscher-Dynastie der Mughals erbaut wurde.
Wunderschön an einem Berghügel gelegen, erkundeten wir die vielen verwinkelten Gänge des Forts.
Wir nutzten die Tage dort für die Wanderung zu zwei Aussichtspunkten und genossen sonst die Ruhe, bevor wir uns wieder auf den Weg zurück nach Delhi machten.
Für unsere Zugreise nach Delhi am nächsten Tag waren wir immer noch auf der Warteliste für reservierte Plätze. Doch alle versicherten uns, dass viele Reisende in letzter Sekunde ihr Ticket stornieren und wir sicher einen Platz im Zug bekommen werden. Da dies beim ersten Mal auch so eingetroffen war, gingen wir beruhigt schlafen und machten uns um 5 Uhr morgens mit einem viel zu verschlafenen Taxifahrer auf den Weg zum Bahnhof. Dort angekommen, mussten wir leider feststellen, dass wir immer noch auf der Warteliste waren und als wir versuchten trotzdem in den Zug einzusteigen, konnten wir auch mit unseren zuckersüßen blauen Augen den Schaffner nicht davon überzeugen, uns auf die Reise nach Delhi mitzunehmen. Er vertröstete uns damit, das Ticket am Schalter umzutauschen. Was er uns aber wissentlich oder unwissentlich verschwieg, war das kleine Detail, dass man das Ticket lediglich 30 Minuten vor Abfahrt stornieren konnte. Am Ende traten wir nach einer etwas emotional behafteten Diskussion mit der Stationsaufsicht resignierend die Reise nach Delhi mit dem Bus an. Rückblickend würden wir „Indian Railways“ nicht so selbstbewusst weiterempfehlen, wie es uns empfohlen wurde :D
Am letzten Tag in Delhi unternahmen wir eine Tour durch eine Slum-Region im Norden von Delhi, welche seit 1947 besteht und mittlerweile 75.000 Menschen beherbergt. Durch unseren Tour-Guide, seine Erklärungen und Gesprächen mit BewohnerInnen bekamen wir einen kleinen Einblick in das Leben dieser Menschen. Trotz ihrer oft verheerenden Wohnsituation und obwohl wir meist quasi durch ihr Wohnzimmer spazierten, waren die Menschen sehr freundlich.
Die Organisation versucht durch die Einnahmen aus der Tour eine Schule für die dort lebenden Kinder aufzubauen. Nach der Tour wurden wir von unserem Guide dazu eingeladen ihm mit der Unterrichtseinheit am Abend mit den Kindern zu helfen. Trotz ihrer vermeintlichen Perspektivenlosigkeit waren die Kinder herzerwärmernd und wissbegierig und wir hatten einen riesen Spaß.
So schön die Erfahrung, so sehr hat es uns wieder einmal gezeigt, welch unbeschwerte Kindheit wir genießen durften und wie viele Möglichkeiten uns das Leben bietet.
Nach einem abschließenden Abendessen verabschiedete sich Indien bei Lisa noch einmal sehr intensiv mit einem traditionellen „Delhi Belly“. (Für nähere Informationen, einfach mal googeln 😊)
„India? Hate it or love it!“
Wir zählen uns jetzt nicht zu den größten Fans Indiens, aber die 10 Tage waren auf jeden Fall eine interessante Erfahrung mit vielen Hochs und Tiefs. Aber ob wir so schnell wieder kommen, ist eine andere Frage. 😉
Mittlerweile sind wir in Sri Lanka angekommen und warten auf spontane Gäste von zu Hause. Wer das ist – für diejenigen, die es noch nicht wissen -, erfahrt ihr in unserem nächsten Beitrag. Wir freuen uns auf jeden Fall schon sehr!
Bis bald
Lisa und Matthias