Oñemoherakuãva: 07.08.2019
24.12.2014
Heiligabend im Paradies! Während zuhause noch alle mit dem Vorabend von Weihnachten befasst sind (mein Bruder postet ein super Foto vom Brandenburger Tor mit Tanne und Channukah-Leuchter) hab ich hier schon Heiligabend. Nun gibt es offenbar in Neuseeland nicht ansatzweise solch einen Hype um Weihnachtsdeko, wie z.B. in den USA und so sind die äußeren Reize hier nicht dazu angetan, unglaublich in Weihnachtsstimmung zu geraten. Ich setze meine SIM-Karte ins Handy, mit der ich auch telefonieren kann und rufe bei der Familie an und auch bei Sabine, die immer noch mit ihren Kartons kämpft. Da es draußen flott weht und außerdem Bindfäden regnet, habe ich es nicht eilig und freue mich, dass ich alles in den letzten Tagen so gemacht habe, wie ich es gemacht haben. Cape Reinga wäre weder heute noch gestern etwas gewesen, wovon man was gehabt hätte und der Strand wäre auch heute nichts. Um 12.00h verlasse ich mein Domizil und fahre 36km nach Norden zum Gumdiggers Park.
Die letzten 6km gehen über eine gravel road, die ziemlich dicke Steine hat und ich mir langsam Sorgen um die Autoreifen mache.
Vor rund 100 Jahren hat hier massenweise Kauri Gum gefördert. Was steckt dahinter? Hier liegen mindestens zwei Kauri-Wälder in dem sumpfigen Boden. Nachgewiesen sind Bäume von 45.000 Jahren und 100.000 Jahren Alter.
Oft liegen die Bäume in eine Richtung ausgerichtet, was den Verdacht auf einen plötzlichen Ausbruch eines Vulkans, eines Tsunamis oder eines Meteoriten-Einschlags zulässt. An anderer Stelle liegen die Stämme kreuz und quer und in verschiedener Tiefe. Hier meint man, dass die klimatischen Änderungen über zig tausend Jahre immer mal wieder zur Erhöhung des Meeresspiegels und somit auch des Grundwassers in diesen Sümpfen geführt hat und die großen Bäume einfach umgekippt sind, als der Boden zu weich wurde.
Kauri Bäume sondern Harz von der Rinde ab, das einfach um die Bäume herum auf den Boden fällt. Die Maori haben dies schon seit hunderten Jahren genutzt, unter anderem, um damit Tätowierungen durchzuführen.
Die Briten haben Mitte der 19. Jahrhunderts mal 4 Tonnen Kauri-Gum nach London per Schiff transportiert, um zu überlegen, was man damit machen könnte - und kamen zu dem Schluß, dass das wertloser Mist ist und kippten die 4 Tonnen in die Themse! Wenige Jahre später hat ein Engländer allerdings propagiert, dass das genialer Stoff ist, um Kutschen und Möbel zu lackieren - denn auch für Lacke kann man Kauri-Gum verwenden. Um die Jahrhundertwende rückten tausende Menschen an, um Kauri Gum zu gewinnen. Während es die Maori und Indonesier nicht so weit hatten, waren insbesondere tausende von Einwohner Dalmatiens damit befasst.
Was tat man also: Zunächst konnte man noch das Harz vom Boden aufsammeln, aber bald war klar: Das ist erledigt, nun müssen wir im Sumpf suchen. Mit langen Stangen und speziellen Spaten rückte man den versunkenen Riesen nun zu Leibe. Dies Stangen hatten vorne kleine Klingen, so dass man sehen konnte, was hängenblieb, wenn man sie wieder hoch zog: Kauri Gum oder irgendwas anderes. Das Gum blieb über tausende Jahre in und an den Bäumen, so dass man im günstigen Fall also in den Sumpf buddelte, um so einen Stamm freizulegen.
Im Gumdiggers Park sieht man unzählige teils mehrere Meter tiefe Löcher, in denen die Gum Digger nach den Stämmen gebuddelt haben. Dabei kam denen insbesondere das hohe Grundwasser immer in den Weg, weswegen mehrer Leute mit langen Gummistiefeln in den Löchern standen und andere mit Handpumpen die Löcher versuchten etwas trockener zu legen.
Die langen Gummistiefel waren damals aus Leder und man nannte sie Wellingtons. Später wurden sie zwar aus Gummi hergestellt, was ja rubber heißt - die Stiefel heißen aber bis heute gumboots und sind vielfach in Neuseeland auf dem Land noch als gängige Fußbekleidung zu sehen. Allerdings eben nicht mehr so lang, sondern so, wie man das auch bei uns kennt.
Hatte man Klumpen dieses Harzes gewonnen, musste es mehrfach gereinigt werden, um es von unerwünschten Bestandteilen zu befreien. Es wurde oft durch mehrere Siebe gepresst, bis es rein war. Also ein sehr mühsamer Prozess. Dennoch ist Kauri Gum nicht so wertvoll wie Bernstein, wenngleich es nach der Verarbeitung zu Dekorationsgegenständen recht ähnlich aussieht.
Schön im Gumdiggers Park sind auch die Kauris, die man hier sehen kann. Nicht die, die ich im Waipoua Forest oder im Trounson Kauri Forest gesehen habe, sondern hier sind es ganz junge, frisch gepflanzte Kauris und ich bin völlig erstaunt, wie die aussehen.
Ich weiß ja, dass die in jungen Jahren (bis zum Alter von etwa 100 Jahren) Zweige am Stamm ausbilden. Die jungen Kauris, die hier stehen, sind 10 bzw. 20 Jahre alt und als Kauris gar nicht zu erkennen, wenn man nicht ein Schild lesen könnte, das das erklärt. Ganz viele sichelförmige Blätter hat so ein junger Kauri an ziemlich vielen Ästen. Er ist vielleicht 8 Meter hoch, aber die Stamm-Dicke ist die einer jungen Birke. Da muss er aber noch was tun in den nächsten 1000 Jahren! Naja, irgendwann in 80 Jahren gucken die dann über das Blätterdach des Urwalds und dann schmeißen die jungen 100jährigen Kauris ihre Äste unten ab und bilden ihre Äste nur noch an der Krone.
Der Wald besteht aus Manuka und Hanuka-Bäumen, erkennbar an ihren schwarzen schmalen Stämmen, die auch nur an der Krone belaubt sind.
Die Manuka Bäume sind Ursprung des begehrten Manuka-Honigs, der antibiotische Wirkung hat. Ich hab den schon in Läden gesehen und man muss auf die Qualität achten. Auf den Etiketten steht z.B. 5, 11 oder 40 - das ist die diesem Honig zugeschriebene antibiotische Wirkung. Sie geht bis 70. Probiert habe ich den Honig noch nicht. Er soll einen sehr intensiven und nicht süßen Geschmack haben. Sollte man ihn nach Hause mitnehmen wollen, darf es nicht mehr als 200 g sein. Alles darüber heißt, dass man Handel betreiben will, was zur Versteuerung/Verzollung führt.
Ich bin gut 90min dort im Gumdiggers Park, in dem auch große Kauri-Stämme liegen, deren Rinde nahezu verbrannt aussieht, was entsteht, wenn der Stamm aus dem Sumpf kommt und an der Luft liegt. Darunter ist schönes Holz mit einem wundervollen Rotton.
Auf dem Rückweg nach Kaitaia mache ich noch einen Abstecher an eine Stelle des 90-Mile-Beach, aber der Regen der letzten Stunden ist immer noch im Sand und in der Luft und weder die Sicht noch die Sandbeschaffenheit sind schön. Also wieder ins Auto und ab zu einer Art Kunstausstellung für Kauri-Holz. Ich spare mir aber den Eintritt und gucke mir nur die Treppe an, die man in einen 45.000 Jahre alten Kauri-Stamm geschlagen hat. Man muß eben immer bedenken, dass diese versunkenen Kauri-Bäume eher Abfall-Holz sind und man sie erst in den letzten paar Jahren für die Herstellung von Schalen, Schüsseln und vereinzelt auch Tischen o.ä. genutzt hat. Also geht man hier mit diesem prähistorischen Holz nicht ehrfurchtsvoll sondern völlig entspannt um. Es liegt ja eh rum - sozusagen so ist die Idee.
Ich bin um 17.00h wieder in Kaitaia, finde bei Pack 'n Save zwei Sorten Kartoffelsalat - denn das darf ja am Heiligabend nicht fehlen und fahre zurück nach Ahipara, mache mir mein opulentes Mahl zurecht, zünde zwei Teelichter an und es ist Weihnachten!
Bis nach 21.00h bin ich wieder mit dem Download meiner Bilder und der Komplettierung des Tagebuchs beschäftigt und dann ist Feierabend. Noch die Sachen packen, denn morgen gehts weiter. Da meine Vermieter hier morgen schon um 9.30h ein Champagne Breakfast veranstalten, will ich vorher weg sein. Ist eh gut, hier früh los zu kommen, da ich noch nicht weiß, wie weit ich fahre. Hängt etwas vom Wetter ab.
Tageskilometer: 90km