Foillsichte: 29.01.2018
Seit Donnerstag bin ich nun endlich in Durban angekommen und nach etwas hin und her in den ersten Tagen habe ich mich jetzt langsam eingerichtet und etwas Zeit und Muße einen neuen Beitrag zu schreiben.
Als ich am Donnerstag Nachmittag am King Shaka International Airport ankam empfing mich das feuchte und heiße Klima von Durban. Glücklicherweise hatte ich mich vor meinem Flug dann doch noch entschieden, mich von jemandem aus der Uni für umgerechnet knapp 18€ vom Flughafen zu meiner Unterkunft bringen zu lassen. Ich hatte mich im Vorfeld nach langer Überlegung dazu entschieden, in einer Unterkunft on campus zu wohnen. Ein Fehler wie sich schnell herausstellte. Absteige beschreibt es zwar nicht ganz, aber in meinem, immerhin, Einzelzimmer waren fast alle Türen nicht ganz in Ordnung und es gab nichts. Vor allem nicht in der Küche. Alles hätte ich mir hier selber kaufen müssen. Sogar einen Kühlschrank. Zudem war das ganze Wohnheim schlicht etwas schäbig. Der wirklich ausschlaggebende Punkt für meine Entscheidung dort nicht länger zu bleiben war allerdings der Geräuschpegel den ganzen Tag bis tief in die Nacht hinein. Die Süd Afrikaner, insbesondere die Frauen, hier reden unfassbar laut und das sagt jemand, der selber häufig wegen seines recht lauten Organs ermahnt wird. Naja, mir war es jedenfalls deutlich zu viel. Am Abend als ich auf meinem Bett lag und ein Buch gelesen habe, klopfte es mit einem Mal an der Tür. Als ich die Tür aufmachte standen zwei Frauen vor meiner Tür. Eine in Bademantel, die andere in einem sehr schönen roten Kleid. Die Frau im Bademantel sagte mir, dass Chris (mein Kontakt vom International Office an der Uni) sie gebeten habe, mal nach meinem Zimmer und schon drückten sie sich an mir vorbei in mein Zimmer. Wie sich jeder vorstellen kann, war ich erst mal etwas überfordert mit der Situation. Aus Deutschland kennt man ja so ein Verhalten eher nicht, zudem war ich total fertig, da mir das feuchte Klima etwas zusetzte. Bis mein Kopf wirklich realisiert hat, dass da zwei völlig fremde in meinem Zimmer waren, saß die eine schon am Schreibtisch am Fenster und die andere auf dem einzigen Stuhl im Zimmer. Wir haben dann ein bisschen geschwätzt, was dann auch ganz nett war. Die Frau im Bademantel war genau der Typ laute und sehr lebhafte Afrikanerin, die ich schon vorher lautstark im Flur gehört hatte. Aber durchaus nett und recht witzig. Es ging so eine unfassbare Energie von ihr aus. Das war wirklich interessant mitanzusehen. Am nächsten Tag hat sie mich dann mit einer anderen in ihr Zimmer eingeladen und wir haben sehr viel gelacht und uns auch ganz gut unterhalten. An sich war mein zweiter Abend sehr schön, bis zu dem Punkt, als wir losgefahren sind um noch was zu Trinken zu kaufen mit der Abmachung, dass jeder 100 Rand dazu gibt und wir davon etwas besorgen. Das Ende vom Lied war dann, dass ich nicht nur Shisha Tabak und Kohle gekauft habe (obwohl ich ja nicht mahl rauche und das dort auch alle wussten) und einen Sixer Cider. Wie man sich denken kann, kam ich mir dabei dann doch etwas ausgenutzt vor. Das hat dann den weiteren Abend leider etwas getrübt und mich aber noch weiter in der Entscheidung gestärkt, in eine andere Unterkunft zu ziehen. Ansonsten war ich an meinem ersten richtigen Tag in Durban hauptsächlich damit beschäftigt mit einem sehr netten Mädchen vom International Office von einem Department zum anderen zu laufen, Leute zu suchen, die mir etwas über die angebotenen Kurse erzählen können, was ehrlich gesagt keiner konnte. Von 20 Leuten mit denen wir an diesem Tag geredet haben, konnten uns maximal 2 überhaupt eine sinnvolle Auskunft geben :D Aber, Thats Africa I guess. Im Laufe des Vormittags stellte sich dabei noch heraus, dass die beiden Kurse für die ich bereits akzeptiert worden war, in diesem Semester gar nicht angeboten wurden. Ich musste mir also nicht, wie vorher erwartet, zwei weitere Kurse suchen, sondern insgesamt vier. Um drei Uhr waren wir damit fertig. Danach habe ich mir eine Unterkunft off campus angeschaut, mit der ich schon vor meinem Abflug eine Zeit lang in Kontakt war, die aber aus verschiedenen Gründen erst mal etwas unattraktiv war. Nach meiner ersten Nacht in der on campus Residence war ich aber beim Anblick der schönen und gut ausgestatteten Häuser mehr als willig, über all dies hinweg zu sehen. Jetzt sitze ich hier an meinem Schreibtisch und fühle mich sehr wohl 😊 Ich habe auch schon drei meiner insgesamt 9 Mitbewohner kennengelernt. Alles Afrikaner, allerdings eine Weiße, eine Schwarze und eine Inderin. Mit der Inderin teile ich mir das Zimmer. Sie ist wirklich nett und irgendwie echt süß. Sie hat vorhin Wäsche in die Waschmaschine getan und nach einer Weile ist sie aufgestanden und hat sich etwas verwirrt die Maschine angesehen. Auf meine Frage hin, was denn los wäre meinte sie, ob die Wäsche nicht langsam mal nass genug sei und wo sie denn den Spülgang einschaltet. Etwas später wurde sie wieder nervös, weil sie sich wunderte, dass die Wäsche noch nicht fertig sei. Da lief sie ca. eine Stunde. Es hat sich herausgestellt, dass sie bisher noch nie selber Wäsche gewaschen hatte und die Maschine bei ihnen zu Hause auch etwas anders ist, als die neue hier. Ich hab ihr dann erklärt, wie die Waschmaschine funktioniert :D
Ansonsten war ich heute (29.01.) mit den beiden anderen Kommilitonen meiner Uni aus Deutschland und Chris, dem Typ vom Int. Office, verabredet. Debora und Nino mussten das gleiche machen, wie ich am Freitag. Glücklicherweise ging es bei ihnen deutlich schneller, da bei beiden die meisten Kurse auch laut Handbook tatsächlich angeboten wurden. Nach dem Mittagessen sind wir dann ins Apartheits-Museum nach Durban gefahren, was sehr interessant war. Es gab dort noch eine Sonderausstellung zum Thema HIV/AIDS und sexuelle Gewalt in Süd Afrika. Eine sehr interessante aber auch sehr traurige Geschichte. Jeder vierte Mann hier war schon mal an einem sexuellen Übergriff beteiligt, die meisten davon bereits im Teenageralter. Ich weiß leider nicht mehr den genauen Prozentsatz an Frauen, die schon mal einen solchen Übergriff erlebt haben, aber auch dieser ist unfassbar hoch. Auch hier sind besonders Kinder und Teenager betroffen. Beim Thema HIV zeigte die Ausstellung zumindest einen Hoffnungsschimmer. Zwar ist Süd Afrika noch immer das Land mit der höchsten HIV/AIDS Rate auf der ganzen Welt, aber die Zahl ist sinkend und vor allem wird das Thema zunehmend weniger Tabuisiert. Trotzdem, es ist furchtbar. Besonders getroffen hat mich in der restlichen Ausstellung vor allem, dass die Abschaffung der Apartheit gerade mal 23 Jahre zurück liegt. Das war erst nach meiner Geburt. Es ist erstaunlich, wie sehr sich das Land seither entwickelt hat. Besonders hier an der Uni ist das zu spüren. Zwar laufen hier überwiegend Schwarze rum, aber die Weißen hier sind gut in die Gesellschaft integriert und haben überwiegend mit den anderen Schwarzen Studenten zu tun. Nach meiner recht negativen Weißer gegenüber Schwarzer in Namibia, bin ich mit recht gemischten Gefühlen nach Süd Afrika gekommen. Meine Befürchtungen haben sich aber bisher als ziemlich unbegründet herausgestellt. Ich hoffe das ändert sich auch nicht.
Alles in allem hatte ich ein paar sehr nervenaufreibende aber auch sehr interessante und schöne Tage hier in Durban. Ich freue mich auf viele weitere Erfahrungen hier.
Gute Nacht <3