Foillsichte: 12.06.2017
100,6 km
Schnitt 17.7km/h
Wechselnde Winde, langer Abschnitt Rückenwind
Vormittags wolkig mit leichtem und starkem Regen (vermieden), ab mittags überwiegend sonnig.
Die erste Nacht war hell und laut. Hell war zu erwarten, Sonnenuntergang ist hier um halb elf und danach wird es nicht wirklich dunkel. Trotz Wald und Wolken. Laut waren va die Vögel nachdem der Straßenlärm bald abgenommen hatte. Aber es war ein schöner Lärm. Überall zwitscherte und tirillierte es. So gegen 4 kam ein weiteres Geräusch hinzu. Regentropfen. Im Halbschlaf bekam ich mit dass es recht heftig runterprasselte. Deswegen drehte ich nicht wieder zur Seite und dachte dass es heute nicht so früh losgehen muss. Als ich richtig wach war und der Regen in einen starken Nieselregen übergegangen war wollte ich los. Ich rief leise Matthias Namen und er war auch schon wach und wollte aufbrechen. Dabei war es erst 6:30. Das packen und frühstücken lief erfreulich schnell (der Regen trieb uns beim packen an und Frühstück fiel aus). Die ersten 30km ging es über eine nervend gerade breite Straße. Sie war zwar gut befahren, aber (und das fiel uns generell auf) die Schweden machten einen erfreulich weiten Bogen um uns. Ärgerlich war, dass wir genau nach Westen, teils sogar nach Südwesten fuhren. Meinem Ziel kam ich so nicht näher. Der erste Ort war Storvreta. Als wir in den Ort einfuhren, wälzte sich von Westen eine dunkelgraue Wolkenfront heran, die genau in dem Moment ihren Regen über uns entlud, als wir einen Laden fanden. Als wir mit einkaufen fertig waren (das dauerte ein bisschen, weil Matthias wollte, dass einer bei den Rädern blieb, wir also hintereinander gingen und es irgendein Kaffeebechernachschubproblem gab) hatte der Regen schon so gut wie aufgehört und an unserem Frühstücksplatz (ein hässlicher Parkplatz) kam die Sonne heraus (und schon war er gar nicht mehr hässlich). Nach einem sehr kurzen Frühstück das auch noch zum Zelt trockenen genutzt wurde radelten wir weiter. Endlich führte uns der Weg wieder nach norden und da der Wind immer noch aus südlichen Richtungen wehte ging es viel leichter. Die Straßen führten uns durch schöne, waldreiche aber auch landwirtschaftlich geprägte Landschaft, immer mit den typischen schwedischen rot-weißen Holzhäusern bis nach Björklinge. Für ein paar Sekunden sahen wir einen See mit Sandstrand. Als wir an einem Badeplatzsymbol vorbeikamen entschieden wir spontan eine Erfrischung zu wagen. Es handelte sich um einen großen badeplatz mit sandstrand, Park, Grillstellen und Kiosk, aber ausser uns war niemand da. Klamotten runter, Badehose an und mit einem Hecht in das herrliche Nass. Wir schwammen bis zu einer badeinsel, dann weiter bis zu einer sprungturminsel, hüpften ein paar mal rein und dann ging es wieder zurück. Insgesamt dauerte die Aktion keine Stunde war aber das Highlight des Tages.
Nach Björklinge mussten wir wieder auf eine der größeren Landstraßen fahren, aber sie hatte einen breiten Seitenstreifen auf dem wir nebeneinander fahren konnten. Mit dem immer stärker werdenden Rückenwind spulten wir die km nur so runter.
Bei einer schönen alten Kirche mit seltsam breitem, freistehendem Turm bogen wir nach links ab, hatten halben Gegenwind und eine kleine ungeteerte Straße. Als diese wieder auf eine größere Straße führte, kamen wir genau in eine Baustelle. Auf voller Breite wurde ein neuer Belag aufgetragen. Wir fuhren auf dem frischen Teer bis hinter die Teermaschine und hielten an. Matthias machte mich darauf aufmerksam, dass ich im Teer eine Spur hinterlassen hatte und da merkte ich dass ich mit meinem schweren Rad ganz langsam in den Teer sank. So schnell wie möglich ging ich in den kies neben der Straße (ganz so schlimm war es aber nicht, da die walze hinter uns fuhr). Als wir die Teermaschine überholt hatten lagen 7km fast jungfräuliche, autofreie Straße vor uns (und fest war sie auch). Das rollte!
Mittlerweile waren wir mit wenigen Stunden Unterbrechung seit 9 Stunden auf den Rädern und in Söderfors knackten wir die 100km. In dem Ort blieben wir, obwohl erst 17:00 war auf einem schönen Campingplatz am See.
Morgen früh werden sich unsere Wege trennen. Matthias wird ins Landesinnere aufbrechen, da er am Sonntag wieder zurück fliegt. Ich werde erst mal bis Gävle fahren und dann den Tag an der Küste nach norden. Aber ich hab etwas Schiss vor morgen. 80 % Regenwahrscheinlichkeit, der Wind dreht vob Süd auf Nord und nimmt stark zu (Spitzengeschwindigkeiten von über 50kmh). Ich will möglichst früh los, da soll es zwar mehr regnen, aber der Wind frischt erst ab Vormittags stark auf (laut vorhersage)
Die Fahrt mit Matthias war ein echter Gewinn. Das unterhalten während der Fahrt wird mir sicher fehlen (va bei dem Wetter morgen brauch ich jede Motivation). Wir waren ziemlich auf einer Wellenlänge und ich hätte mir gut vorstellen können noch ein paar Tage mit ihm zu fahren. Aber ich wollte die Tour alleine machen, also gewöhn dich langsam dran.
Noch ein paar Worte zur Natur. Ich hatte ja sehr auf Walderdbeeren gehofft. Ich hab immer noch den Geschmack unserer walderdbeerenmarmelade unserer ersten Schwedentour auf der Zunge. Aber hier ist die Natur lang nicht so weit wie bei uns. Die Kastanien blühen, der Flieder blüht, der Löwenzahn ist gerade verblüht, in den Gärten wächst Rhabarber und die walderdbeeren haben immer noch ihre weißen Blüten. Mir sind die vielen Vögel und sehr viele Weinbergschnecken aufgefallen, ansonsten recht wenige Tiere (ist aber auch sehr landwirtschaftlich).
Mit dem Kopter bin ich noch nicht geflogen. War mir zu windig heute.
Eins noch. Heute musste ich mit Entsetzen feststellen dass ich etwas wichtiges vergessen habe, was ich gleich morgen nachkaufen muss. Zuhause beim packen hatte eine kleine Diskussion über die Anzahl der Unterhosen. Jetzt hab ich gar keinen Ersatz dabei. Morgen gibt's frische - versprochen 😉