Foillsichte: 23.12.2022
Córdoba (12.12-16.12)
Mit 1.58 Mio. Ew. ist Córdoba rund 10 Mal kleiner als Buenos Aires (und trotzdem ist )es die zweitgrösste Stadt des Landes). Da sich ein Grossteil der Geschäfte und Sehenswürdigkeiten (Kirchen/Museen/historisch-jesuitische Kolonialbauten…) im Stadtzentrum (rund um den Plaza San Martin) befinden, fällt einem die Orientierung relativ leicht (jedenfalls den Teil, der barrelotypisch zu Fuss erreicht werden kann). Córdoba gilt als Studentenstadt (es leben immerhin bis zu 150’000 Studenten hier!!). Währenddem sich die fleissigen Studi-Bienchen tagsüber im riesigen Campus im südlichen Stadtteil abmühen, geht‘s zur späteren Stunde in die Bezirke Nueva Córdoba und Güemes (nein nicht „Gmües“ :)), wo es zahlreiche Bars, Restaurants und Clubs gibt. Dass C. eine Studentenstadt ist, bekam ich übrigens sehr deutlich zu spüren als ich dort war. Wie es der Zufall wollte, war nämlich gerade Semesterende und etliche Studis (bzw. Absolventen) feierten ihren Studiumsabschluss. Offenbar scheint es hier Tradition zu sein, sich volllaufen zu lassen, mit einem ekligen Farb-Glitzergemisch bekleckert zu werden und hupend/kreischend auf Pick-Up Autos durch die Stadt zu cruisen (siehe Fotos). Ich war insgesamt 4 Nächte/ 5 Tage dort und habe mich dabei immer wieder mal dem klassischen Travelergroove hingegeben. Heisst: Check-in im Hostel, neue (im Schnitt ca. 5-15 Jahre jüngere) Leute kennenlernen, sich ein paar Drinks genehmigen, gemeinsames Abendessen (= Fastfood in irgendeiner Kneipe), sich weitere Drinks genehmigen (und WM schauen:)) und zum krönendem Abschluss ab in die Disse (ich eher weniger…). Ist wahrscheinlich nicht gerade die gesündeste Art zu leben, kann man aber sicher ab und zu mal machen (v.a. weil die ganze Stadt bzw. ganz Argentinien während der WM sowieso in einem Ausnahmezustand war/ist), wenn man denn auch bereit ist entsprechend den Preis dafür zu bezahlen. Mir wurde beispielsweise das Handy (aus dem Hosensack !) geklaut, weil ich es (in leicht intoxikiertem Zustand) für eine geniale Idee hielt, unter Tausenden jubelnder Argentinierfans (nach dem Halbfinalsieg) Fotos zu schiessen und Videos zu machen….Tja ich glaube, ich schiebe die Schuld einfach mal der FIFA in die Schuhe…;). Apropos Schuhe (and hello ADHS) ich habe mir in Córdoba endlich neue Schuhe gekauft, weil ich es zunehmend etwas ungemütlich/peinlich fand mit den verlöcherten Stinklatschen aufzukreuzen. Und auch die Haare wurden gestutzt (nach etwas mehr als 3 Mte), ich bin also quasi wieder wie neu :). Übrigens was das Handy anbelangt: Ich hatte glücklicherweise ein Ersatzhandy dabei und die meisten Daten wurden auf der Cloud gespeichert…Aber wieder zurück zu Córdoba (hello again ADHS)…Die Stadt ist wirklich sehenswert und es lohnt sich meiner Meinung nach ein paar Tage dort zu bleiben. Unter den zahlreichen Museen, Kirchen etc. wird mir vermutlich das Museum de la Memoria in Erinnerung bleiben (war ja klar:)). Auf eindrücklich-beklemmende Art und Weise wird einem aufgezeigt, was die argentinische Militärdiktatur angerichtet hat. Über Jahre hinweg wurden in diesen Gemäuer (vermeintliche) Staatsfeinde in Gewahrschaft genommen, gefoltert und (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) getötet. Bis heute fehlt von hunderten Inhaftierter (darunter auch viele Kinder) jegliche Spur. Um das Kapitel Córdoba nicht so traurig enden zu lassen, vielleicht zum Abschluss noch ein bisschen Heiterkeit aus der Rubrik Dummbeutel-Kaffeefahrten. Anders als in Salta war‘s aber genau genommen diesmal keine Kaffeefahrt…Währenddem ich in Córdoba war, habe ich (leider) einen kleinen Abstecher zum rund 120 Km entfernten La Cumbrecita (Gipfelchen) gemacht. Als ich mir vorgängig so die Bilder (ein Zwergen-Bergdörfchen, mit Chalets, die genau so gut im Wallis stehen könnten) anschaute, dachte ich mir irgendwie es könnte vielleicht noch spannend/lustig werden dorthin zu fahren. Fazit: Ein Muss für Freunde hoffnungslos überschilderter „Mikrowanderungen“, Fake-Seen, Pseudo-Chalets (mit sehr „authentischem“ deutschen/schweizer Food), Baby-Wasserfällen und mehrheitlich übergewichtiger Sandalenwanderer!!
Mendoza (115’000 EW)
17.12-21.12
Nachdem ich mich bis anhin vorwiegend im östlichen Argentinien bewegt habe (ausser Cordoba), kam ich, mit der im Westen liegenden Stadt Mendoza (nach einer 9-10 stündigen Busfahrt auf einer über 680 km langen Strecke), ziemlich nahe an die chilenische Grenze (nach argentinischem Massstab). Mendoza ist eigentlich eine Wüstenstadt, aber aufgrund eines ausgeklügelten Bewässerungssystems sieht man davon nicht wirklich viel. Im Gegenteil, es ist überall schön grün, mit Bäumen gesäumten Strassen und so :). Eigentliche Sehenswürdigkeiten gibt‘s nicht wirklich, trotzdem lässt es sich hier (dank den zahlreichen (Wine-)Bars, Cafés, Restaurants und Einkaufsläden) problemlos ein paar Tage gut aushalten. Aber ganz ehrlich, wer braucht schon Sehenswürdigkeiten, wenn es rund um Mendoza zahlreiche Möglichkeiten gibt hervorragenden Wein zu degustieren. Jeder der schon einmal einen Malbec (= sehr alte Rotweinsorte aus dem Vizeweltmeisterland :), mit der weltweit grössten Anbaufläche/Produktion in Argentinien) getrunken hat, wird vermutlich schon einmal vom Ort Mendoza gehört haben (Falls nicht, wäre doch jetzt eine gute Gelegenheit sich eine Flasche für Weihnachten zu besorgen, damit ihr auch sicher genügend Zeit habt ausgiebig die Etikette zu studieren ;)). Obschon alle immer nur vom Malbec sprechen, werden natürlich auch noch zahlreiche andere Weinsorten (z.B. Merlot, Cabarnet Sauvignon etc.) angebaut…. Natürlich liess ich es mir während meines Aufenthalts in Mendoza nicht entgehen und buchte eine (ehrlich gesagt nicht ganz billige, dafür aber sehr gut organisierte) Wein-Degutour in „Lujan de Cuyo“ (ca. 30 Min. von Mendoza entfernt). Wir waren eine wenig bunt gemischte 10er Truppe (90% Amis) und haben insgesamt vier verschiedene (eher traditionelle) Bodegas (Weinkellereien) besucht und dabei reichlich (!!) Wein degustiert. Der (wirklich sehr empfehlenswerte) Tourveranstalter heisst übrigens „Trout and Wine“ (danke für die Provision), nur falls jemand nächstens gerade plant nach Mendoza zu gehen. Gewisse Weingebiete (z.B. Maipu) könnte man übrigens auch problemlos auf eigene Faust (bzw. Fuss) mit dem Velo erkunden (ist vermutlich auch ein bisschen billiger:)). Wer genug oft und tief ins Glas geschaut hat, kann die umliegende, unglaublich beeindruckende Bergwelt in den Anden erkunden oder irgendein Outdoorabenteuer (z.B. Rafting) in Anspruch nehmen. Ich habe mich für einen Tagesausflug zum „Cerro Aconcagua“, dem (mit 6958 m) höchsten Berg Südamerikas, entschieden. Der Berg ist bei Bergsteiger/Alpinisten/Lebensmüden äusserst beliebt, da die Besteigung angeblich vergleichsweise leicht sei. Für alle Nicht-Messners: leicht bedeutet hier, dass man je nach Wetterlage zwischen 15-20 Tagen braucht um den Gipfel zu erreichen (das bei teilweise äusserst starken, unangenehmen Winden und Temperaturen von bis zu -30 Grad !!). Ich habe es gerade mal bis zum ersten Base-Camp (ca. 10 Kilometer vom Parkeintritt entfernt) geschafft, war aber trotzdem schon fast ein bisschen stolz auf mich:).
Hmmm da war doch noch irgendwie was…Ah ja genau, Argentinien ist zwischenzeitlich wieder einmal Weltmeister geworden und ich durfte es hautnah miterleben!! Ich gönne den Titel den Argentinier wirklich von ganzen Herzen!! Ich weiss, dass es dem Land nicht allzu gut geht und Fussball bedeutet die Welt für die Argentinier. VAMOS ARGENTINA!!!
Nach einer äusserst erholsamen 18-stündigen Busfahrt (durch wunderbarste Landschaften) bin ich nun seit gestern in Bariloche, wo ich die Feiertage mit Wandern, Biken, Schokoladeessen (ist bekannt für gute Schoggi), Biertrinken (ist auch bekannt für gute Biere) und Wellnessen verbringen werde.
Ich wünsche euch allen frohe Festtage!!
PS: ich werde mich irgendwann wieder im 2023 melden….