Foillsichte: 25.07.2019
I don't know where I'm goin'
But I sure know where I've been
Hanging on the promises in songs of yesterday[…]
Though I keep searchin' for an answer
I never seem to find what I'm lookin' for
Oh Lord, I pray you give me strength to carry on
'Cause I know what it means
To walk along the lonely street of dreams
And here I go again on my own
Goin' down the only road I've ever known
Like a drifter, I was born to walk alone
And I've made up my mind
I ain't wasting no more time
Whitesnake
Hallo meine lieben Leser, jetzt hat es leider wieder sehr lange gedauert, bis der nächste Eintrag erscheint. Ich bin ja froh, dass doch noch einige von euch ungeduldig darauf warten :-)
Von Prince George aus fuhr ich Richtung Osten und dann durch den Mount Robson Park in den Jasper Nationalpark. Ich muss schon zugeben, die Landschaft in den Rocky Mountains ist wirklich beeindruckend. Allerdings eher nicht bei schlechtem Wetter... Ich hab kein Problem damit, wenn es mal regnet und hatte auf meiner Reise bisher ja immer Glück mit dem Wetter gehabt, aber wer schon mal einen Wanderurlaub gemacht hat, der weiß wie besch… es ist, wenn die Wolken im Gebirge drinhängen und es tagelang nur schüttet. Genau das erwartete mich leider in Jasper. An meinem ersten Tag dort war es bewölkt und nieselte, über Nacht kühlte es auf 6 Grad ab und begann wie aus Eimern zu schütten. Die Wolken hingen so dicht drin, dass man die Berge rundherum gar nicht mehr sah. Laut Wetterbericht sollte es eine Woche lang so bleiben. Da ich keine Zeit und Lust hatte, die Zeit abzusitzen, beschloss ich aus den Rockies zu fliehen und fuhr Richtung Süden. Dabei kam ich am Wells Gray Park vorbei, den ich auf meiner eigentlich geplanten Route links liegen hätte lassen, was wirklich schade gewesen wäre, denn die Landschaft dort ist ebenfalls umwerfend. Dann ging es weiter durch die Okanagan Valley bis fast an die US-Grenze. Aus den kalten, nassen Rockies kam ich somit in eine heiße, trockene Gegend bis hin zur Osooyos-Halbwüste. Der Kontrast zwischen der sandigen, kahlen Vegetation und den Obstplantagen und Weinbergen entlang des Okanagan Lakes ist beeindruckend. Es gibt dort entlang der Straßen gefühlt alle 100 m einen Straßenstand, wo man frisches Obst kaufen kann oder dieses selber pflücken. Daneben gibt es auch ein paar Cannabis-Drive-Thru. Ja, die heißen wirklich so. Und ja, da kann man wirklich Cannabis kaufen. Als ich die erste Hütte mit einem Cannabis-Dealer davor sah, dachte ich, ich hätte mich verlesen! Aber der Cannabis-Konsum ist in Kanada im Großen und Ganzen tatsächlich legal.
In Okanagan Valley schaute ich mir ein paar Orte an, machte eine Zugfahrt mit einer historischen Dampfeisenbahn (Kettle Valley Steamtrain), besichtigte einen schönen, alten Schaufelraddampfer und besuchte ein Modelleisenbahnmuseum, in dem ich etwas Heimweh bekam, weil die Modelle von Märklin waren und somit war alles auf Deutsch beschriftet und die aufgebauten Landschaften meiner Heimat sehr ähnlich – es gab dort unter anderem sogar ein Oktoberfest und einen Circus Krone ;-)
Danach fuhr ich im Süden British Columbias weiter in den Osten nach Alberta und schaute mir da ein paar mehr oder weniger spannende Orte in den Badlands an. Die Landschaft dort ist weitestgehend eintönig. Es gibt zwar ein gutes Straßennetz (wobei man aufpassen muss, denn viele Straßen sind Gravel Roads und somit echt nicht schön zu befahren), und auch einige Ortschaften, aber die sind selten mehr als eine Ansammlung von ein paar Häusern. Einigermaßen interessant war Vulcan – ursprünglich nicht benannt nach dem Planeten aus Star Trek, aber um Touristen anzulocken, wurde die Stadt nach und nach star-trek-isiert. Zum Beispiel sieht das Visitor Center aus wie eine Raumstation und enthält ein kleines Museum mit Ausstellungsstücken aus den Filmen. Und die Straßennamensschilder und Zebrastreifen sind mit dem Enterprise-Logo versehen. Das Beste für mich: es gibt dort einen kostenlosen Campingplatz :-)
In Head-Smashed-In-Buffalo-Jump (ich brauchte einige Zeit, bis ich den Namen ohne zu stocken aussprechen konnte) lernte ich einiges über die Büffeljagd der Ureinwohner. Und in der Bar U Ranch – einem historischen Freilichtmuseum – erfuhr ich vieles über das Leben von Cowboys.
Danach wagte ich einen zweiten Versuch die Rockies zu erkunden – diesmal vom Süden her – hauptsächlich, weil ich den Canada Day in Canmore verbringen wollte. Der 1. Juli ist der kanadische Nationalfeiertag und erinnert an die Bildung Kanadas durch den British North America Act am 1.7.1867. Das ganze Land ist da im Ausnahmezustand und viele Orte veranstalten Feierlichkeiten mit Paraden, Konzerten, Zeremonien, Feuerwerken,… In Canmore begann das Fest mit einem kostenlosen Pancake-Breakfast im Park, um 12 Uhr gab es eine (wirklich schöne) Parade quer durch die Stadt und danach eine Aufführung von ein paar Marching Bands mit Showtanzgruppen – das Ganze mit der Bergkulisse im Hintergrund war wirklich schön. Ansonsten gab es einen Kunsthandwerkmarkt und es fanden Konzerte von Jazz- und Rock-Coverbands und Line Dance-Aufführungen statt. Den Abschluss bildete ein Feuerwerk in der Nacht.
Vor Canmore hatte ich mir den Peter Lougheed Park angeschaut und danach hetzte ich in zwei Tagen durch den Banff Nationalpark und fuhr den Icefield Parkway entlang. Warum hetzte ich? Weil ich nur zwei Tage mit schönem Wetter hatte (danach sollte es wieder regnen) und ich so viele Sehenswürdigkeiten wie möglich abklappern wollte. Am zweiten Tag wollte ich zur Lake Louise, aber so weit kam ich gar nicht, denn als ich hinfuhr, hatten sie die Straßen gesperrt, weil die Parkplätze komplett überfüllt waren. Es gibt dort zwar auch Shuttle Busse, aber auch die waren heillos überfüllt. Also warf ich meine Plan um und fuhr schon gleich den Icefields Parkway entlang, wo es zwar an den Sehenswürdigkeiten ebenfalls vor Touristen wimmelte, aber ich kam wenigstens überall hin und konnte Fotos machen. Danach floh ich dann wieder mal aus den Rockies, diesmal Richtung Osten nach Rocky Mountain House. Ja, diesmal floh ich nicht nur vorm Wetter, sondern auch vor den Touristen. Also, wenn ich ehrlich bin, bin ich von den zwei Nationalparks (Jasper und Banff) etwas enttäuscht. Ja, die Landschaft ist weitestgehend wirklich beeindruckend. Aber ich hab in Kanada überall Landschaften gesehen, die mir den Mund haben offen stehen lassen – meistens da, wo ich es am wenigsten erwartet hätte. Die Parks sind definitiv überlaufen und die Campingplätze dort waren die hässlichsten, auf denen ich je war – da bevorzuge ich sogar einsame Campgrounds irgendwo im Wald, wo es nur ein paar Plumsklos gibt und sonst nichts. Diese Meinung ist natürlich nur meiner persönlichen Erfahrung geschuldet und ich will hier nichts schlecht reden. Man kann da sicher einen tollen Wanderurlaub verbringen, aber das war nicht mein Ziel (und mit der hohen Dichte an Grizzlybären hätte ich mich auch nicht getraut, alleine zu wandern). Wobei ich zum Wandern auf jeden Fall den Mount Robson Park oder Peter Lougheed Park vorziehen würde. Da ist es genauso schön und es ist nicht ganz so überlaufen.
Ach ja, eine Sache noch zur Tierwelt: Allgemein wird in Kanada, besonders in den Provinz-und Nationalparks, auf den Straßen immer vor Wildlife gewarnt, also wahlweise Hirsche, Elche, Bären oder auch Dickhornschafe, die die Fahrbahn kreuzen. Das kommt durchaus vor. Ich hab einige solche Tiere über die Fahrbahn laufen sehen bzw. die Fahrbahn versperren, wie die Dickhornschafe (siehe Fotos). Wobei aber keiner vor den selbstmordgefährdeten Vögeln oder den Adrenalinjunkie-Eichhörnchen warnt! Wegen deren riskanten Flug-bzw. Straßenüberquerungsmanövern hab ich bisher am öftesten bremsen müssen. Wovor man mit den Schildern wohl aber eigentlich auch indirekt warnen will, sind die grundlosen Staus, die sich immer wieder bilden, besonders in den Nationalparks, wo viele Autos auf der Straße unterwegs sind. Anfangs war ich noch genervt bzw. erschrocken, wenn ich vor mir eine Autoansammlung mit Warnblinkern sah, weil ich dachte, es hätte einen Unfall gegeben. Aber wenn man dann näher kommt und auf der Straße keinen Grund sieht, der den Stau erklären könnte, sollte man sich den Straßenrand genauer anschauen. Wahlweise kann man auch die Autos genauer anschauen und wenn man heruntergelassene Fenster und gezückte Fotoapparate sieht, dann weiß man Bescheid bzw. auch in welcher Richtung man suchen muss. Und dann entdeckt man sicher irgendwo eben einen Elch, Grizzly- oder Schwarzbären. Wenn die Leute aussteigen, ist es ein Elch, wenn nicht, mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Bär ;-) Dann bleibt man also auch stehen, macht ebenfalls den Warnblinker an und zückt den Fotoapparat.